8 jähriges Kind will nicht zum Vater

Bei Trennungen kommt es immer wieder vor, dass die Kinder keinen Kontakt mehr zur Mami oder zum Papi wollen. Ab zwölf oder dreizehn Jahren können auch Behörden und Gerichte nicht mehr viel bewirken.

Die Eltern als Papierfiguren: Ein Kind braucht für eine gesunde Entwicklung eine Beziehung zu beiden Elternteilen. (Bild: fotolia)

Die Trennung ist vollzogen, das Besuchsrecht geregelt. Und dann will Dennis (Name geändert) seinen Vater nicht mehr sehen, jedes zweite Wochenende gibt es Theater. Sie könne ihren Sohn nicht zwingen, sagt die Mutter. Sie hetzt ihn gegen mich auf, vermutet der Vater.

Der Streit eskaliert, Kesb und Gerichte werden eingeschaltet, manchmal landen Vater, Mutter, Kind beim Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst (KJPD). Bei Scheidungs- oder Trennungskonflikten passiere es relativ häufig, dass Kinder nicht mehr zu einem Elternteil wollen, sagt Dieter Stösser, leitender Arzt der KJPD-Tagesklinik und der Fachstelle Gutachten und Jugendforensik in Münsterlingen. «Ohne dass offensichtliche Gründe erkennbar sind.» Wenn weder Gewalt noch Missbrauch im Spiel ist, sei es meist eine vorübergehende Phase.

Total verkachelt

Es gibt aber auch Fälle, da verweigern Kinder dem Vater oder der Mutter strikt und dauernd den Kontakt. Etwas mehr als fünf Mal im Jahr ist Stösser als Gutachter mit solchen Situationen konfrontiert. «Das ist immer sehr tragisch.» Monika Egli-Alge, Psychologin und Leiterin des Forensischen Instituts Ostschweiz, spricht von etwa einem Dutzend Gutachten jährlich, in denen es darum geht, dass Kinder nicht mehr zu Vater oder Mutter wollen. «Wenn sie zu uns kommen, ist die Situation meist schon total verkachelt», sagt Monika Egli-Alge.

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Denn, selbst wenn die Eltern sich nicht mehr riechen können: grundsätzlich das Beste für das Kind ist eine Beziehung zu beiden Eltern. «Wer einen Elternteil aus seinem Leben ausklammert, der lehnt damit einen Teil von sich selber ab», sagt Stösser. Eine gesunde Entwicklung fördere das nicht.

Hinter der Verweigerung der Kinder stehe meist ein Loyalitätskonflikt. Die Eltern sind heillos zerstritten, machen sich gegenseitig schlecht, erwarten vielleicht sogar, dass das Kind sie dabei unterstützt. «Der ausgegrenzte Elternteil muss dabei gar nicht der aggressivere oder inadequat vorgehende Part sein», stellt Stösser klar. Das Kind solidarisiere sich meist mit demjenigen, bei dem es lebt. Meistens ist das die Mutter. Der Vater bleibt auf der Strecke und ist verletzt. Die meisten Männer ziehen sich resigniert zurück. Manche würden in ihrer Ohnmacht und Verzweiflung sehr ungeschickt reagieren. Indem sie etwa vor der Wohnung von Mutter und Kind Radau machen, anklagende Briefe schreiben. Dies bringe selten etwas Positives in Gang oder das Kind zurück. Im Gegenteil. «Wir coachen die Eltern, damit sie unterscheiden zwischen ihren Problemen als Paar und ihren Pflichten als Eltern», sagt Christian Jordi, Präsident der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) in Kreuzlingen. Dass Kinder ihre Eltern partout nicht mehr sehen wollen, komme zum Glück selten vor.

Kindesrecht vor Elternrecht

Wenn es hart auf hart kommt, ist für Jordi aber klar: «Wir stellen das Kindesrecht vor das Elternrecht.» Sobald das Kind urteilsfähig sei, also ab 15 Jahren sei es ohnehin sehr schwierig, etwas zu bewirken. «Wenn ein Kind sich ernsthaft weigert und älter als zwölf ist, kann man von Seiten der Gerichte oder Behörden fast nichts mehr machen», bestätigt auch Susanne Pfeiffer-Munz, die Gerichtsschreiberin von Kreuzlingen. Bevor aufgegeben wird, versuche man zwar, mit begleitetem Besuchsrecht oder Gesprächen die Situation zu retten. Doch: «Die Hilfsangebote nützen letztlich nur etwas, wenn die Betroffenen mitmachen wollen.»

Die Ursachen für die Verweigerungshaltung des Kindes liessen sich oft nicht fassen. «Wir wissen manchmal nicht, ob der eine Elternteil wirklich so schlimme Fehler gemacht hat oder ob der andere das Kind bewusst oder unbewusst beeinflusst.»

Manchmal machtlos

Besonders zu schaffen macht Susanne Pfeiffer-Munz: «Dass man machtlos ist und die Lösung, welche vernünftig, sinnvoll und für das Kind das Beste wäre, mitunter einfach nicht treffen kann.»

Es lässt sich auch nicht alles lösen. «Wie in einer Beziehung muss man manchmal auch das eigene Kind loslassen», sagt Monika Egli-Alge. Und ihm damit die Chance geben, irgendwann, frei von Schuldgefühlen zurück- zukehren.

Was tun wenn mein Kind nicht zum Vater will?

Das Jugendamt versucht dann zwischen den Eltern und dem Kind zu vermitteln und eine Lösung herbeizuführen. Wenn das Verhalten des Ex-Partners ausschlaggebend dafür ist, dass das Kind seinen Vater oder seine Mutter nicht mehr sehen will, dann kann eine Mediation helfen, eine Lösung herbeizuführen.

Ist es normal wenn die Kinder nicht zum Papa wollen?

Sie erklärt: "Wenn Kinder nicht zu einem Elternteil wollen, gibt es dafür nicht immer einen konkreten Grund. Die Kinder haben in solchen Situationen oft einen Loyalitätskonflikt und meinen zu spüren, dass es beispielsweise von der Mutter nicht gewünscht ist, wenn sie zum Vater gehen.

Wann kann ein Kind selbst entscheiden ob es zum Vater will?

Kinder ab 12 Jahren dürfen selbst darüber entscheiden, ob sie Umgang mit dem anderen Elternteil haben möchten oder nicht. Verweigern Sie den Umgang, haben Sie hier keine Handhabe. Vor Vollendung des 12. Lebensjahres sieht das anders aus und das Umgangsrecht bleibt bestehen.

Kann ein Kind zum Umgang mit dem Vater gezwungen werden?

Man darf ein Kind nicht zum Umgang zwingen, wenn es diesem ablehnend entgegensteht. Dies stellt eine Missachtung des Kindeswillens dar und bedeutet letztendlich eine Kindeswohlgefährdung. Möchte ein Kind keinen Kontakt zum anderen Elternteil, muss jedoch hinterfragt werden, warum dies so ist.

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