Am ende des winters sind alle geimpft genesen oder gestorben

Corona:Am Ende des Winters ist jeder geimpft, genesen - oder gestorben. Stimmt das?

23. November 2021, 18:00 Uhr

Lesezeit: 3 min

Die Lage auf den deutschen Intensivstationen ist angespannt.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Sagt zumindest Jens Spahn. Ganz so einfach ist es nicht, zeigen konkrete Berechnungen - und doch ist an der Aussage etwas dran.

Von Felix Hütten

Man kann es so oder so sehen: Ist es gut und richtig, wenn der noch amtierende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) deutliche Worte findet für die Misere, in der sich Deutschland derzeit befindet? Oder ist ein Angstappell vor versammelter Hauptstadtpresse genau der falsche Weg? Spahn jedenfalls sagte am Montag in Berlin, dass aufgrund der extrem hohen Rate an Neuinfektionen wahrscheinlich am Ende dieses Winters jeder in Deutschland lebende Mensch geimpft, genesen oder gestorben sein wird. Kann das stimmen?

SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:

Corona

"Wir werden die Wiesn bitterböse bereuen"

Medizin

Wieso die Schilddrüse oft unnötig behandelt wird

Entertainment

"Was wir an Unsicherheit und Komplexen haben, kann ein krasser Motor sein"

Psychologie

"Vergiftete Komplimente sind nicht immer leicht erkennbar"

Literatur

"Liebe beruht meistens auf etwas anderem als Leidenschaft"

Deutschland Spahn über Corona-Lage

„Am Ende dieses Winters ist jeder in Deutschland geimpft, genesen oder gestorben“

Veröffentlicht am 22.11.2021 | Lesedauer: 4 Minuten

Jens Spahn informiert über Impfpläne mit Biontech und Moderna

Am Wochenende hatte der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn für Kritik gesorgt, weil Bestellmengen für Biontech deckelt werden. Wie genau die weiteren Impfpläne mit Biontech und Moderna aussehen, darüber informiert Spahn.

Quelle: WELT

Autoplay

Jens Spahn bemüht sich, Vorbehalte gegen den Impfstoff von Moderna zu zerstreuen. Laut dem Gesundheitsminister stehen bis Ende Dezember genug Dosen von Moderna und Biontech für Auffrischimpfungen bereit. „Wir halten nichts zurück“, betonte er.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist sich sicher, dass am Ende dieses Winters wahrscheinlich jeder in Deutschland „geimpft, genesen oder gestorben“ sein wird. Mit Blick auf die hochansteckende Delta-Variante rate er daher dringend nochmals zur Impfung, sagte Spahn in Berlin.

Spahn zeigte sich erfreut, dass die deutsche Impfkampagne wieder hochfährt. Viele hätten sich dazu entschieden, eine Auffrischimpfung zu machen, sagte er.

Die Deutschen wählen laut Spahn momentan am häufigsten den Impfstoff des deutschen Herstellers Biontech. Allein Anfang der Woche sollen sechs Millionen Dosen ausgeliefert werden, um die Versorgung in Deutschland zu sichern. Das müsse erst mal verimpft werden, so der Gesundheitsminister.

Lesen Sie auch

Spahn betonte: „Moderna ist ein guter, sicherer und sehr wirksamer Impfstoff.“ Leider sei der Eindruck entstanden, man würde nur deshalb auf das Impfpräparat verweisen, da es sonst zu Engpässen kommen könnte. Das sei zwar ein Aspekt, aber entscheidend sei, dass sich das Biontech-Lager „so schnell leert, dass wir ab der nächsten Woche vorübergehend nicht mehr als zwei bis drei Millionen Dosen pro Woche zur Verfügung stellen können“.

„Wer die Chance hat, sich und andere mit einem der beiden Impfstoffe zu schützen, der sollte es auch tun“, so Spahn weiter. Auch der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts Klaus Cichutek erinnerte auf der Pressekonferenz daran, dass beide Präparate für die Auffrischimpfung zugelassen und äquivalent seien. Moderna werde derzeit allerdings für Menschen ab 30 Jahren empfohlen, so Cichutek.

Anzeige

Antigen Selbsttests & FFP2-Masken online kaufen!

Mehr Sicherheit und bessere Risikoeinschätzung durch schnelle Selbsttests und Zubehör.

Genug Impfstoff vorhanden, sagt Spahn

„Alles, was wir haben, wird natürlich ausgeliefert. Wir halten nichts zurück“, betonte Spahn. Bis Jahresende stehen demnach 24 Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffes zur Verfügung. Wenn wie geplant bis dahin 25 bis 30 Millionen Impfungen erfolgen, könne ein Großteil auch mit dem deutschen Präparat getätigt werden. Dazu kommt noch Moderna: 16 Millionen Dosen stünden davon für die Booster-Impfung jetzt schon in den Lagern bereit, so Spahn, bis Jahresende seien es bis zu 26 Millionen. Mit den insgesamt 50 Millionen Dosen gebe es also genug für alle anstehenden Impfungen.

Außerdem gab Spahn zu, dass die Deckelung der Lieferungen von den Biontech-Impfstoffen an deutsche Arztpraxen dort für Probleme sorgt. „Mir ist sehr bewusst, dass diese kurzfristige Umstellung für viele engagierte Helferinnen und Helfer vor Ort, in den Arztpraxen und den Impfzentren, viel zusätzlichen Aufwand und auch Stress bedeutet“, sagte er. „Geplante Prozesse und Abläufe müssen umgestellt werden und sie müssen Überzeugungsarbeit leisten. Das weiß ich und das bedaure ich auch.“

Lesen Sie auch

Spahns Ministerium hatte am Freitag angekündigt, dass die Höchstabgabemenge von Biontech-Impfstoff auf 30 Impfdosen pro Woche pro Arzt oder Ärztin beschränkt werden soll. Auch für Impfzentren gibt es eine Deckelung. Dem Schreiben zufolge fragen die Impfenden weitaus mehr von dem Biontech/Pfizer-Produkt nach als von dem Corona-Impfstoff des Konkurrenten Moderna.

Kinderimpfstoffe

Zum Impfstoff für Kinder sagte Spahn: Die Europäische Union erhalte die Lieferung etwa am 20. Dezember. Die Zulassung des Kinderimpfstoffes soll noch bis zum Ende der Woche erfolgen. Allerdings brauche man hier einen anderen Vorlauf als beim eingespielten System der Impfstoffe auf dem Markt, so der Minister.

„Dann werden wir auf einen Schlag 2,4 Millionen Dosen für Fünf- bis Elfjährige bekommen.“ Damit werde ein großer Teil der Nachfrage schon bedient. Anfang 2022 erwartet die Bundesregierung weitere Lieferungen.

Kommt die Impfpflicht?

Zudem sagte Spahn, dass eine Impfpflicht die vierte Corona-Welle aus seiner Sicht nicht brechen werde. Stattdessen müssten jetzt Kontakte reduziert und die Booster-Impfungen durchgeführt werden. Der Staat müsse entschieden handeln, so Spahn, und regeln, was dringlich anstehe. Nichtsdestotrotz sieht er eine moralische, solidarische Verpflichtung sich impfen zu lassen.

Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung der Berliner Charité, warnte vor einer „fünften, sechsten, siebten Welle“, wenn sich Erwachsene nun nicht impfen lassen. „Das kann wirklich niemand wollen“, sagte der Immunologe. „Alle müssen sich impfen.“ Eine Infektion mit dem Virus sei keine Alternative.

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte