Max frisch wenn das theater eingeht

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Max Frischs Leben als Schriftsteller
2.1 Erste Versuche als Schriftsteller
2.2 Die zweite Phase des Schreibens
2.3 Der Durchbruch zum bekannten Schriftsteller
2.4 Die literarischen Tagebücher Frischs

3 Von der Idee zum Buch: Wie sind die Werke von Max Frisch entstanden?
3.1 Orte des Schreibens und woher bekam er seine Ideen?
3.2 Schreibgewohnheiten
3.3 Gründe für das Schreiben
3.4 Lesegewohnheiten
3.5 Stimmen zu Max Frisch

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In meiner Hausarbeit möchte ich mich mit dem Schreiben bei Max Frisch auseinandersetzen. Zunächst einmal werde ich darstellen, wann Frisch mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit begonnen hat und in welche Phasen sich sein literarisches Schaffen einteilen lässt. Außerdem werde ich kurz auf seine beiden Tagebücher, die in der Wissenschaft oft als literarische Tagebücher bezeichnet werden, eingehen.. Des weiteren versuche ich dann mit Hilfe seiner Tagebücher herauszufinden, woher er seine Ideen bekam, was das Schreiben für ihn bedeutete und welche Schreib- und Lesegewohnheiten er hatte. Am Ende werde ich die Arbeitsergebnisse noch einmal kurz zusammenfassen.

2 Max Frischs Leben als Schriftsteller

2.1 Erste Versuche als Schriftsteller

Max Rudolf Frisch wurde am 15. Mai 1911 in Zürich als Sohn eines Architekten geboren.[1] Während seiner Jugendzeit scheint er kein besonders großes Interesse an Literatur gehabt zu haben, wie aus seinem Tagebuch hervorgeht, in dem es heißt: „Ich weiß nicht, warum ich von allen Kameraden der einzige war, der nie einen Karl May las, eigentlich auch keine anderen Bücher; außer Don Quixote und Onkel Toms Hütte, die mir unsäglich gefielen, aber genügten. Was mich unersättlicher begeisterte, war Fußball und später Theater.“[2] Mit seiner Begeisterung für das Theater fingen auch Frischs schriftstellerischen Tätigkeiten an, denn nach dem Besuch von Schillers Räubern schrieb er erste eigene Stücke. Eins davon, welches den Titel „Stahl“ trug, schickte er 1927 an das Deutsche Theater in Berlin, doch Max Reinhardt sandte es ihm wieder zurück.[3] Dennoch gab er nicht auf und bis zu seiner Matura schrieb er noch andere Schauspiele, mit denen er allerdings ebenso wenig Erfolg hatte.[4] Auch von seiner Familie bekam er keine Unterstützung, denn der Vater, der aus einfachen Verhältnissen stammte, wollte, dass seine Söhne studieren und Akademiker werden.[5] Nur aus diesem Grund schloss der junge Frisch die Schule mit dem Abitur ab und nahm 1930 ein Studium der Germanistik in Zürich auf, welches ihm aber scheinbar nicht besonders gut gefiel, weil er dort nicht lernte, wie man Schriftsteller wird.[6] Einen ersten kleinen Erfolg konnte er im Mai 1931 verbuchen, als in der Neuen Zürcher Zeitung ein Bericht über eine Theaterkunst-Ausstellung, die er der Zeitung zugeschickt hatte, abgedruckt wurde.[7] Ein Jahr später starb der Vater und Frisch musste sein Studium abbrechen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Der Abbruch des Studiums stellt zugleich den Beginn seiner journalistischen Arbeit dar, denn Frisch war nun als freier Journalist für die Neue Zürcher Zeitung, die Frankfurter Zeitung und die Kölnische Zeitung tätig.[8] Seine Themen waren vielfältig und er schrieb über das, „ was man mir zuwies: Umzüge, Vorträge über Buddha, Feuerwerke, Kabarett siebenten Ranges, Feuersbrünste, Wettschwimmen, Frühling im Zoo; nur Krematorien habe ich abgelehnt.“[9] Als Reporter war er sehr viel unterwegs und reiste in verschiedene Länder, wo er neue Eindrücke sammelte und diese auf dem Papier festhielt. 1934 erschien in der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart sein erster Roman mit dem Titel „Jürg Reinhart. Eine sommerliche Schicksalsfahrt.“ Bereits in diesem Roman ist Frischs literarische Arbeitsweise zu erkennen, denn vieles in seinen Werken konnte der Leser schon vorher in Zeitungsartikeln finden. Besonders auch in seinen Tagebüchern sammelte er Ideen, die er dann später in seinen Büchern wieder aufgriff.[10] Im Jahre 1935 unternahm er seine erste Reise nach Deutschland, wo er mit dem Nationalsozialismus konfrontiert wurde. Seine Eindrücke schildert er in einem Tagebuch, welches den Namen „Kleines Tagebuch einer deutschen Reise“ trägt und in drei Folgen in der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlicht wurde.[11] Vorläufig verdiente Frisch mit dem Schreiben allerdings noch nicht seinen vollständigen Lebensunterhalt. Er machte sich wohl viele Gedanken darüber, was er von seinem Leben erwartete und war somit empfänglich für Ratschläge und Aufforderungen von anderen. 1936 schriebe er sich an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich ein, um Architektur zu studieren, wozu ihm seine damalige Freundin geraten hatte, die der Meinung war, dass er einen richtigen Beruf haben müsse. [12] Trotz seiner Wandlung gab er das Schreiben noch nicht vollständig auf und 1937 erschien seine Erzählung „Antwort aus der Stille. Eine Erzählung aus den Bergen“ in der Deutschen Verlags-Anstalt. Dieses Buch sollte eigentlich sein letztes literarisches Werk werden, denn kurz darauf fasste er den Entschluss, mit dem Schreiben ganz aufzuhören. Um einen Abschluss zu finden, „wurde alles Geschriebene zusammengeschnürt, inbegriffen die Tagebücher, und alles dem Feuer übergeben. Ich musste zweimal in den Wald hinaufgehen, so viele Bündel gab es, und es war, ich erinnere mich, ein regnerischer Tag, wo das Feuer immer wieder in der Nässe erstickte, ich brauchte eine ganze Schachtel voll Streichhölzer, bis ich mit dem Gefühl der Erleichterung, auch der Leere weitergehen konnte. Das heimliche Gelübde, nicht mehr zu schreiben, wurde zwei Jahre lang nicht ernstlich verletzt (...).“[13]

2.2 Die zweite Phase des Schreibens

Lange hielt der junge Mann seinen Entschluss allerdings nicht durch, denn nachdem er im Jahre 1939 den Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis bekommen hatte, fing er während des Zweiten Weltkrieges, in dem er als Kanonier tätig war, damit an, wieder ein Tagebuch zu führen.[14] Er bekam dafür sogar die offizielle Erlaubnis seines Vorgesetzten und durfte jeden Tag für eine Stunde auf einer Schreibmaschine schreiben. Sein Tagebuch „Aus dem Taschenbuch eines Soldaten“ wurde im selben Jahr in einer Zeitschrift abgedruckt und erschien 1940 als Buch, wobei es den Titel „Blätter aus dem Brotsack“ erhielt. Zu seinem Schreibstil ist an dieser Stelle zu sagen, dass er nicht nach möglichst literarischer Prosa strebte, sondern an seine bereits in Zeitungen erschienenen Reiseberichte anknüpfte.[15] Obwohl Frisch nun wieder viel schrieb, machte er 1940 sein Diplom als Architekt und arbeitete in der Zeit, in der er keinen Kriegsdienst hatte, als Angestellter. Die Schriftstellerei sollte aber nicht darunter leiden, denn 1943 entstanden der Roman „J’adore ce qui me brule oder Die Schwierigen“ sowie die Erzählung „Bin oder Die Reise nach Peking“.[16] Gegen Ende des Krieges schrieb er Drehbücher für das Theater, darunter waren die Stücke „Santa Cruz. Eine Romanze“ und „Nun singen sie wieder“.[17]

2.3 Der Durchbruch zum bekannten Schriftsteller

In seiner Studie „Max Frischs Tagebücher“ spricht de Vin von einem „literarischen Durchbruch“ Max Frischs ab 1946. Ich habe diesen Ausdruck übernommen, weil Frisch seit dieser Zeit literarisch überaus aktiv war und viele Werke herausgebracht hat, die auch in andere Sprachen übersetzt und dadurch weltweit bekannt wurden. Einen besonderen Stellenwert nimmt sein erstes Tagebuch, welches in den Jahren von 1946 bis 1949 entstand und 1950 erstmals erschien, ein. Es handelt sich hierbei nicht um ein typisches Tagebuch, in welchem ausschließlich subjektive Erfahrungen und Erlebnisse enthalten sind, sondern in der Forschung taucht immer wieder der Begriff „literarisches Tagebuch“ auf. Darauf werde ich später noch genauer eingehen.

Ab 1946 unternahm Frisch viele Reisen, zuerst fuhr er in das vom Krieg zerstörte Deutschland und besichtigte zum Beispiel die Städte Frankfurt, München, Nürnberg und Würzburg.[18] Was er dort sah, muss ihn sehr bewegt und mitgenommen haben, denn de Vin spricht davon, dass die Eindrücke, die Frisch in Deutschland gewonnen hat, zu einem deutlichen Einschnitt zwischen dem, was er vorher geschrieben hat und was seit diesem Zeitpunkt von ihm geschrieben wurde, geführt hätten. Er zitiert den Autor, um seine These zu unterstützen: „Nach einer ersten Reise durch das zerstörte Deutschland, deren Eindruck niederdrückend war und den Boden auch unter den eignen Füßen erschütterte, entstand ein drittes, ein etwas gewagtes Bühnenstück: Die Chinesische Mauer, eine Farce (...)“[19] Das am 10.10.1946 im Zürcher Schauspielhaus uraufgeführte Stück sorgte für viele Diskussionen, denn in ihm geht Frisch auf die Gefahr der Atombombe ein, er griff also ein zu dieser Zeit aktuelles Thema auf.[20] Neben Deutschland bereiste er auch noch viele italienische Städte sowie 1947 Polen. Während des Reisens widmete er sich seinem Tagebuch, ein erster Teil erschien 1947 unter dem Titel „Tagebuch mit Marion“.[21] Ebenfalls in diesem Jahr lernte er Bertolt Brecht in der Wohnung des Dramaturgen Kurt Hirschfeld kennen. Dieses Zusammentreffen der beiden war sehr bedeutsam für Frisch, die Gespräche mit dem 13 Jahre älteren Brecht inspirierten ihn und die beiden hatten regelmäßig Kontakt zueinander. Ihre Gesprächsthemen müssen vielfältig gewesen sein, denn der Marxist Brecht kannte sich besonders im dramaturgischen und politischen Bereich aus, Frisch dagegen konnte mit seinem architektonischen Wissen beeindrucken.[22] Das Jahr 1947 war ein wichtiges Jahr für Max Frisch, denn er lernte nicht nur Bertolt Brecht, sondern auch den deutschen Verleger Peter Suhrkamp kennen, der großes Interesse an Frischs Werken zeigte.[23] Am 1. Juli 1950 gründete Suhrkamp seinen eigenen Verlag und seitdem erschienen alle Bücher Frischs dort, das erste war das „Tagebuch 1946-1949“.[24] Darüber hinaus schloss Frisch sein 1946 begonnenes Stück „Graf Öderland. Ein Spiel in zehn Bildern“ ab, welches im Februar des folgenden Jahres uraufgeführt wurde, jedoch keinen Erfolg hatte. Später überarbeitete er es aber noch einmal zusammen mit dem Regisseur, was für ihn ein „begeisterndes Erlebnis“ war.[25] Ein Stipendium der Rockefeller-Stiftung ermöglichte ihm einen einjährigen Aufenthalt in Amerika. Dort besuchte er unter anderem New York, San Francisco und Mexiko und schrieb während seiner Reise das Theaterstück „Don Juan oder die Liebe zur Geometrie“.[26] Im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ war die Rede von einem Roman mit vielen autobiographischen Zügen[27], gemeint ist „Stiller“, der aber vorläufig zugunsten von Don Juan beiseite gelegt und erst später wieder aufgegriffen wurde. In einem Brief an Peter Suhrkamp äußert er sich dazu mit den Worten: „Viel Arbeit an dem Roman, ich packe heute zweihundert sauber geschriebene Seiten zusammen im Bewußtsein, daß sie nicht stehen bleiben.“[28] Er war sich also zu dem Zeitpunkt schon im Klaren darüber, dass er das Buch nicht fertig bekommen würde, aber weil er auf Grund des Stipendiums einem gewissen Druck ausgesetzt war, versuchte er sich an einer neuen Arbeit. Wie diese entstanden ist, wird deutlich an der Aussage „Ich hatte einen Roman geschrieben, der war gescheitert. Durch meine kleinbürgerliche Herkunft hatte ich ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Herrn Rockefeller. Ein Jahr war ich dort und hatte nichts fertigbekommen. So meinte ich, noch etwas tun zu müssen. Und ich habe dann in sechs Wochen den ‚Don Juan’ geschrieben, ohne in die Bibliothek zu gehen. Einfach nach dem Hörensagen.“[29] Die Arbeit am „Stiller“ griff er später aber wieder auf, mit ihm entstand sein erster Roman, der sehr erfolgreich wurde und 1954 im Herbstprogramm von Suhrkamp erschien.[30] Sogar Hermann Hesse konnte er überzeugen, dieser äußerte sich über den Roman mit den Worten: „Den Stiller (...) vergisst man nicht wieder, er ist keine Romanfigur, sondern ein Individuum, ein in jedem Zug erlebter und überzeugender Charakter (...) wir empfinden seine Nöte und seine beinah tödliche Problematik auch als über-individuell, als typisch, als stellvertretend für Zahllose.“[31] Frischs „Stiller“ erlangte großen Erfolg im Ausland , de Vin spricht davon, dass sich der Schriftsteller nach diesem Durchbruch zu den „Zürcher Persönlichkeiten“ habe zählen können.[32]

[...]

[1] de Vin, Daniel: Max Frischs Tagebücher. Studie über „Blätter aus dem Brotsack“ (1940), „Tagebuch 1946-1949“ (1950) und „Tagebuch 1966-1971“ (1972) im Rahmen des bisherigen Gesamtwerks (1932-1975). Köln u. Wien: Böhlau-Verlag. 1977. S. 18 (im Folgenden zitiert als: de Vin, Max Frischs Tagebücher).

[2] Frisch, Max: Tagebuch 1946-1949. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. 1991. S. 320 (im Folgenden zitiert als: Frisch, Tagebuch 1946-1949).

[3] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 19.

[4] Frisch, Tagebuch 1946-1949, S. 321-322.

[5] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 18. Ebenso in: Frisch, Tagebücher 1946-1949, S. 320.

[6] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 19-20.

[7] Hage, Volker: Max Frisch. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH. 1983. S. 20 (im Folgenden zitiert als: Hage, Max Frisch).

[8] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 21.

[9] Frisch, Tagebuch 1946-1949, S. 323.

[10] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 22.

[11] de Vin: Max Frischs Tagebücher, S. 24.

[12] Frisch, Tagebuch 1946-1949, S. 324.

[13] Frisch, Tagebuch, S. 324-325.

[14] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 29.

[15] Hage, Max Frisch, S. 31-32.

[16] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 30-31.

[17] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 32.

[18] Hage, Max Frisch, S. 43.

[19] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 38.

[20] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 38.

[21] Hage, Max Frisch, S. 43.

[22] Hage, Max Frisch, S. 46-27.

[23] Hage, Max Frisch, S. 48.

[24] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 42.

[25] Frisch, Max: Zu Graf Öderland. In: Bolliger, Luis, Walter Obschlager u.a. (Hrsg.): jetzt: max frisch. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. 2001. S. 64.

[26] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 43-44.

[27] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 43.

[28] Hage, Max Frisch, S. 53.

[29] Hage, Max Frisch, S. 53.

[30] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 44.

[31] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 45.

[32] de Vin, Max Frischs Tagebücher, S. 46.

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