Schmerzen in der Kniekehle sind häufig und die Ursachen sind sehr unterschiedlich. Was kann hinter den Beschwerden stecken?
- Wie wird die Diagnose gestellt?
- 1. Bakerzyste (Aussackung der hinteren Kapsel)
- 2. Ganglien (Sehnenscheidenaussackungen)
- 3. Enthesiopatien(Sehnenentzündungen)
- 4. Arthrose
- 5. Knieinstabilität (vorderer oder hinterer Kreuzbandriss)
- 6. Muskelfaserrisse
- 7. Tumore (Knochen und Weichgewebe)
- 8. Abszess
- 9. Gefäßchirurgische Ursachen
Wie wird die Diagnose gestellt?
Auch wenn die folgende Liste der Ursachen sehr lang erscheint, ist sie trotzdem nicht voll umfassend.
Wichtig zu wissen ist, dass hinter Kniekehlenbeschwerden nicht nur eine banale Muskelzerrung steht, sondern eine ganze Bandbreite an Veränderungen mit zum Teil schwerwiegenden Konsequenzen. Es ist deshalb wichtig, die Beschwerden bei länger anhaltendem Schmerz fachärztlich abklären zu lassen.
Wenn sich die Kniekehlenschmerzen nach zwei bis fünf Tagen nicht beruhigen, sollte der Facharzt aufgesucht werden. Am besten zuerst der
Orthopäde.
Er wird anhand der Beschwerde-Entstehung und der klinischen Untersuchung eine Arbeitsdiagnose stellen. Die Therapie kann in seltenen Fällen im Anschluss eingeleitet werden. Bestehen aber noch Zweifel an der Diagnose, sollten weiterführende Untersuchungen eingeleitet werden.
Anhand von Ultraschall lassen sich gut Raumforderungen in der Kniekehle darstellen. Auch Thrombosen können so ausgeschlossen werden. Der Orthopäde kann bei der Thrombose aber nur orientierend tätig sein.
In der Regel wird er noch ein Röntgenbild anfertigen, sodass z.B. eine Arthrose oder Knochentumoren ausgeschlossen werden können.
Eine MRT-Untersuchung ist insofern wichtig, da sie nicht nur die beste Darstellung der Situation vor Ort ermöglicht, sondern auch die Ursachen einer Bakerzyste wie z.B. Meniskusläsion, Arthrose oder Knieinstabilität darstellen kann. Auch die Gewebebeschaffenheit der ein oder anderen Raumforderung kann so besser eingegrenzt werden.
Wie die Bandbreite der Ursachen schon zeigt, ist eine Selbstabklärung durch den Patienten sehr schwierig. Daher die Empfehlung, den Arzt umgehend aufzusuchen, auch wenn ungefährliche Veränderungen häufig sind.
Die Behandlung der Kniekehlenschmerzen hängen im Wesentlichen von der Ursache ab.
1. Bakerzyste (Aussackung der hinteren Kapsel)
Klinisch entstehen Bakerzysten nicht plötzlich, sondern treten abhängig von der Ursache verzögert auf. Die häufigsten Ursachen sind akute oder degenerative Meniskusläsionen. Die Therpie-Option ist hier in der Regel die Gelenkspiegelung, um die Ursache zu beheben. Die Erfolgsrate ist hier sehr gut.
Arthrosen sind die häufigsten Ursachen für eine Bakerzyste. Hier entscheidet das Stadium der Arthrose über die Therapieform. Das Spektrum reicht von der konservativen Behandlung bis zur Prothese. Die Prothese beseitigt in jedem Fall die Ursache der Bakerzyste. Die Bakerzyste sollte nur dann von der Kniekehle entfernt werden, wenn eine Meniskusläsion und eine Arthrose ausgeschlossen werden können. Die Rückfallrate beträgt hier fünf bis zehn Prozent, je nach Darstellung.
Bei der Bakerzystenpunktion wird Flüssigkeit durch eine Spritze abgezogen. Sie hat nur einen vorrübergehenden Effekt und ist nicht zu empfehlen.
Langanhaltende Schmerzen in Knie sollten von einem Orthopäden untersucht werden. (© monkeybusinessimages - iStock)
2. Ganglien (Sehnenscheidenaussackungen)Ganglien sind Aussackungen der Sehnenscheide. Sie können unterschiedliche Ausmaße annehmen und dementsprechend sind die Beschwerden. In der Regel ist der Beschwerdebeginn schleichend, Sport kann ihn jedoch beschleunigen.
Auf dem Ultraschall ist die Raumforderung eher oberhalb des Gelenkspalts des Kniegelenks und an der Außenseite des Knies zu beobachten. Sie ist mit einer galertartigen Flüssigkeit versehen. Die Operation ist die einzige sinnvolle Maßnahme bei entsprechender Größe.
3. Enthesiopatien (Sehnenentzündungen)
Enthesiopatien sind häufig nach dem Sport zu beobachten. Joggen und regelmäßger Sport führen häufig zu Entzündungsreaktionen oberhalb des Wadenbeinköpfchens an der Knie-Außenseite. Als Behandlungsmöglichkeiten empfehlen sich vor allem Salbenverbände und Schmerz- bzw. entzündungshemmende Mittel. Krankengymnastik ist hier ebenfalls sinnvoll. In der Regel bessern sich die Symptome nach sechs Wochen.
4.
Arthrose
Arthrose ist nicht nur die Ursache für Bakerzysten, sondern kann auch Schmerzursache sein, gerade im fortgeschrittenen Stadium. Als Therapie der Wahl empfiehlt sich ein stadienabhängiges Vorgehen vom Schmerzmittel bis zur Prothese. Die Erfolgsrate ist hier sehr gut.
5. Knieinstabilität (vorderer oder hinterer Kreuzbandriss)
Bei der Knieinstabilität kommt es in der Regel zu Kniebewegungen, die nicht geführt sind und somit Schmerzen in der Kniekehle verursachen. Bei der entsprechenden Indikation bzw. dem Tragen einer Schiene abhängig vom Ausmaß der Instabilität ist die Kreuzbandplastik die Therapie der Wahl.
6. Muskelfaserrisse
Ähnlich wie Enthesiopathien entstehen Muskelfaserrisse durch sportliche Aktivität. Häufig ist der M. bizeps femoris in Teilen betroffen. In der Regel reicht die konservative Therapie mit Salben und Krankengymnastik. Operationen werden nur bei funktionellen Ausfällen angesetzt. Abhängig vom Ausmaß des Risses ist der Erfolg mittelmäßig bis gut.
7. Tumore (Knochen und Weichgewebe)
Tumore können unterschiedlich beschaffen sein: gutartig und bösartig bzw. aus Knochen-, Weichteil- oder Knorpelgewebe. Das ist eine sehr seltene Ursache und gehört in die Hand eines Tumorzentrums. Die Erfolgsraten sind unterschiedlich und abhängig vom Tumortyp.
8. Infekte & Abszesse
Gerade nach Operationen oder Injektionen kann es zu einem Kniegelenksinfekt kommen. Er fängt mit Schmerzen in der Kniekehle an, bevor die typischen Veränderungen wie Schwellungen und Rötungen auftreten. Die Behandlung ist aufwendig. In der Regel geht sie mit einer Operation und langen Antibiotika-Einnahmen einher. Die Erfolgsraten sind abhängig vom Ausmaß des Infekts gut bis schlecht.
9. Gefäßchirurgische Ursachen
Gefäßchirurgische Veränderungen der Venen und Arterien sind keine orthopädische Domäne und sollen deshalb auch nicht weiter erläutert werden. Lediglich so viel sei gesagt: Der Orthopäde kann die groben Veränderungen des Gefäßsystems bereits im Ultraschall erkennen und entsprechend überweisen.
Gerade nach Operationen und orthopädischen Eingriffen bzw. bei Risikofaktoren für eine Thrombose, wie die Einnahme der Pille, Rauchen oder Ruhigstellung, sollte an die Thrombose gedacht werden. Bei entsprechenden Befunden sollte sie auch ein Gefäßspezialist abklären.
Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.
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