Was bedeutet A bis G bei TV?

Neue Energielabel

EU verschärft Effizienzklassen: Jetzt sehen alle Fernseher schlecht aus!

28.02.2021, 10:00 Uhr

Reinhard Otter

Das Energielabel zeigt mit Buchstaben von A bis G, wie viel Strom TVs und Monitore ­verbrauchen. Jetzt rutschen mit neuen Grenzwerten fast alle in den roten Bereich.

Die bunten Aufkleber kennt so ziemlich jeder: Seit gut 20 Jahren kennzeichnen sogenannte Energielabel im Handel alle erdenklichen Elektrogeräte von der Glühbirne bis zum Kühlschrank. Auch auf Fernsehern und Monitoren sind die von der EU vorgeschriebenen Etiketten zu finden, im Laden genauso wie in den Beschreibungen der Online-Shops. Auf dem Energielabel verrät eine Einstufung von A bis G, wie sparsam die Produkte mit dem Strom haushalten. Weil Elektrogeräte im Laufe der Jahre immer sparsamer wurden, erweiterte die EU die Klassen um Pluszeichen: A+, A++ und so weiter ergänzten die Skala nach oben, während am anderen Ende kaum noch Produkte die tiefroten Klassen F und G belegen. Das ändert sich nun grundlegend. Und für manche Geräte droht sogar ein Verkaufsstopp.

Was ist neu bei den Energielabels?

Ab dem 1. März 2021 gibt es neue Energielabels. Die sehen den alten ähnlich, enthalten aber Zusatzinformationen. So weist das neue Label für Fernseher und Monitore mit erweitertem Farb- und Kontrast­umfang (HDR, High Dynamic Range) neben dem normalen Stromverbrauch auch den Verbrauch bei HDR-Wiedergabe aus. Am wichtigsten sind ­jedoch die neuen Verbrauchsgrenzen für die Klassen A bis G. Es bleibt auch bei den bisherigen Buchstaben. Die Erweiterung um A+, A++ und so fort entfallen aber. Nur die sparsamsten Geräte ­einer Produktkategorie bekommen künftig das A-Label. Ein Kühlschrank etwa der heutigen Energieklasse A+ dagegen landet nun in der Klasse C oder D. Werden die Geräte einer Kategorie im Lauf der Jahre sparsamer und erreichen vermehrt die Klassen A oder B, will die EU die Einstufung erneut überarbeiten.

Der Stromverbrauch von Fernsehern hängt stark von den Bildeinstellungen ab. In den von COMPUTER BILD für korrekte Filmwiedergabe empfohlenen Einstellungen liegt der Verbrauch oft unter den Norm-Angaben.

Neue Energielabel: Was heißt das für Fernseher?

Während Kühlschränke bisher fast nur noch mit dem Label A oder besser zu haben waren, reichen die aktuellen Einstufungen von Fernsehern von A+ für sehr sparsame LCD-Modelle über Effizienzklasse C für kontraststarke Top-Fernseher bis hin zu D für einige 8K-TVs. Durch drastisch verschärfte Grenzwerte verschieben sich nun die Einstufungen um gleich mehrere Klassen nach unten. Damit will die EU-Kommission ein Signal für noch sparsamere Technologien setzen. COMPUTER BILD hat die Label-Einstufungen einmal anhand ­aktueller Geräte der beliebten 55-Zoll-Klasse verglichen.

Das EU-Energielabel soll sparsame von weniger effizienten Geräten unterscheidbar machen. Ab März 2021 landen die meisten Fernseher im roten statt bisher im grünen Bereich – bei unverändertem Verbrauch.

Auffällig viele Fernseher in dieser Größe verbrauchen laut Datenblatt rund 110 Watt. Aus gutem Grund: Damit kamen sie bislang gerade noch in die Effizienzklasse A. Um diese Grenze einzuhalten, stellen einige Hersteller ab Werk einen Sparmodus mit reduzierter Helligkeit ein. In optimierter Bildeinstellung kann der Verbrauch ­etwa 30 Prozent höher liegen – das entsprach der bisherigen Klasse B. Mit den neuen Energielabeln rutschen Fernseher mit gleichem Verbrauch in die Effizienzklasse G. Es gelten allerdings gleichzeitig auch neue Messbedingungen, so dass alte und neue Einstufungen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Es zeichnet sich aber ab, dass günstige LCD-TVs und -Monitore gerade die neue Klasse F erreichen können, höherwertige Geräte dagegen in der Klasse G landen. Tückisch: Mindestens während der Übergangsphase bis zum 18. März werden beide Label-Generationen gleichzeitig im Handel und in Online-Shops zu finden sein. Dann sieht ein sparsames Produkt mit neuem F-Label neben einem mit altem A-Aufkleber ziemlich schlecht aus.

Frühe Full-HD-Plasmas waren mit 400 Watt bei gut 100 Zentimetern Bildschirmdiagonale keine Kostverächter, der Panasonic TX-42PZ80E (im Bild) schluckte um 400 Watt.

Was sagen die Hersteller?

Über weiteres Einsparpotenzial gehen die Meinungen der Hersteller auseinander. Die Experten von LG sind der Ansicht, dass bei LCD-Bildschirmen in den letzten 20 Jahren alle Optimierungsmöglichkeiten ausgeschöpft wurden. "Nach jedem Technologiesprung hat sich das Einsparpotenzial verringert", heißt es aus Korea. Bei der TV-Marke Philips ist man optimistischer. Danny Tack, Director Product Strategy & Planning, sagt: "LCD kann eine bessere Effizienz erzielen, indem die Lichtausbeute der Backlight-LEDs steigt. Außerdem verbessern wir Jahr für Jahr die Effi­zienz des LCD-Farbfilters, um weniger Kosten für die Hintergrundbeleuchtung oder weniger Energieverbrauch zu ermöglichen. Zukünftig kann die Mini-LED-Technik guten Kontrast mit ­geringem Energieverbrauch verbinden." Mini-LED bedeutet, dass Tausende winziger LEDs den LCD-Bildschirm durchleuchten statt weniger LEDs im Rand. Konkrete Watt-Werte dazu hat Tack allerdings nicht parat. LG sieht mehr Optimierungspotenzial bei neueren Display-Typen: "OLED-Fernseher könnten langfristig ein höheres Potenzial haben, benötigen aber wesentlich mehr Zeit für die Forschung und die ­Verbesserung der Produktions­prozesse, als die Verordnung ­zulässt." Zu konkreten Einsparmöglichkeiten schweigen die Hersteller. "Die EU hat übermäßig strenge Effizienzvorgaben verabschiedet, die die Eigenschaften aktueller Produkte ­sowie die Präferenz der Verbraucher für eine verbesserte Bildqualität nicht vollständig ­berücksichtigten", sagen die Vertreter von LG. Halb so wild, wiegeln EU-­Vertreter ab. "Das Grundprinzip ist, dass die beiden obersten Klassen bei ­Inkrafttreten der Verordnung praktisch leer sein sollten, da es um einen sich schnell ent­wickelnden Technologiesektor geht. Damit wird ­sichergestellt, dass die beiden Klassen A und B in den nächsten zehn Jahren nicht überfüllt werden", schreibt die dafür ­zuständige Ab­teilung der EU-­Kommission in einer Stellungnahme.

Günstige LCD-Fernseher liegen bei rund 1 Meter Bilddiagonale weit unter 100 Watt (im Bild ein Samsung GU43TU8079 mit 69 Watt), selbst die beliebten 55-Zöller brauchen nur wenig mehr als 100 Watt.

Gibt es eine Obergrenze?

Neben dem Energielabel erlässt die EU sogenannte Ökodesign-Richtlinien. Die legen unter anderem Höchstgrenzen für den Energieverbrauch fest. Daneben machen sie auch Vorgaben zu Recycling, Verpackung und weiteren Aspekten der nachhaltigen Produktgestaltung. Durch immer weiter verschärfte Ökodesign-Richtlinien sind bereits Produkte vom Markt verschwunden. Das traf etwa Glühbirnen, weil sie die Effizienzvorgaben nicht erreichten. Eine solche Ökodesign-Richt­linie gibt es auch für TV-Geräte und Monitore: Ab März 2021 verbietet die EU HD- und UHD-Fernseher mit zu hohem Stromverbrauch. Der darf nur wenig oberhalb der Grenze zur neuen Klasse G liegen. 27-Zoll-Monitore müssen demnach unter rund 26 Watt bleiben, 55-Zoll-TVs unter 89 Watt. Ab März 2023 wird diese Regelung nochmals verschärft, dann darf auch der Verbrauch von Geräten mit 8K-Auflösung nur noch knapp über diesen Grenzen liegen.

Der Vergleich der Verbrauchsobergrenzen für alte und neue Energie-Einstufungen zeigt: Ab 2021 tragen die meisten Fernseher eine rote anstelle einer grünen Verbrauchskennzeichnung – obwohl sie keine Stromfresser sind. Ab 2023 müssen Fernseher der Verbrauchsklasse G vom Markt verschwinden.

Was heißt das für HDR & 8K?

HDR beansprucht durch die größere Maximalhelligkeit zwar mehr Energie, die Ökodesign-Richtlinie betrifft aber nur den Verbrauch bei der Wiedergabe von Standard-Videos (SDR, Standard Dynamic Range). Die Hersteller können sich also damit retten, dass sie die Werkseinstellung dafür entsprechend drosseln, während die Fernseher in anderen Modi und in HDR wie gewünscht aufdrehen dürfen. Dramatisch sieht es dagegen für 8K-TVs aus. Je mehr Pixel sich auf einem Bildschirm drängen, umso mehr Zwischenräume oder Rahmen um die einzelnen Pixel schlucken Licht. Mit der Auflösung wächst also auch der Energieverbrauch. Bislang sind 8K-Fernseher noch von der Ökodesign-Richtlinie ausgenommen, ab 2023 gilt die aber auch für die. Aktuelle 75-Zöller liegen bei 270 Watt und mehr – und damit mindestens 60 Prozent über der kommenden Obergrenze. Dass Nachfolger mit so viel weniger Strom auskommen, ist kaum zu erwarten. Laut LG müssten 8K-TVs aus heutiger Sicht ab März 2023 "vollständig vom Markt genommen werden, weil sie aufgrund ihrer hohen ­Pixeldichte und komplexeren Elektronik die Energieeffizienzziele nicht erreichen würden".

Das neue Energielabel für Fernseher ähnelt dem bisherigen, nennt aber zusätzlich den HDR-Stromverbrauch – und setzt sehr viel strengere Grenzwerte an.

Wie viel lässt sich sparen?

Bei aller Aufregung um die harten Einstufungen: Für den Verbraucher ist und bleibt Fernsehen energietechnisch ein eher günstiges Vergnügen. Die jährlichen Stromkosten aktueller 55-Zoll-Fernseher summieren sich je nach Modell und Bildeinstellungen auf 40 bis 65 ­Euro – wenn sie täglich vier Stunden in Betrieb sind. Das Sparpotenzial ist entsprechend gering. Selbst mit einem Gerät der neuen Klasse C (maximal 43 Watt) ließen sich diese Kosten auf allenfalls 21 Euro pro Jahr drücken. In der sparsamsten Klasse A (maximal 26 Watt) wären es noch 12 Euro, doch ­deren Aussicht auf Realisierung zweifeln Experten auf mittlere Sicht an.

Bei kleineren Monitoren mit ihrem geringeren Verbrauch ist das Einsparpotenzial noch niedriger. Es geht also beim Sparpotenzial der neuen Effizienzklassen nicht um riesige Summen, wohl aber um die Frage, mit welcher Technologie sich die Physik noch etwas weiter austricksen lässt: Eine Bildhelligkeit von TV-typischen 300 Candela pro Quadratmeter (qm) auf einer Bildschirmfläche von 0,8 Quadratmetern (140 Zentimeter Bilddiagonale) mit weniger als 30 Watt zu erzielen – das schafft bislang nicht mal eine reinweiß strahlende LED-Flächenleuchte.

Was bedeutet beim Fernseher A bis G?

Was die Energieeffizienzklassen bedeuten Auf Basis einer EU-Richtlinie wurden die Geräte zunächst mit den sieben Buchstaben A bis G gekennzeichnet, wobei Energieeffizienzklasse A für die sparsamsten Geräte stand und Energieeffizienzklasse G für die Geräte mit dem höchsten Stromverbrauch.

Warum haben alle Fernseher Energieklasse G?

Denn die Messmethoden, die zur Ermittlung des Jahres-Stromverbrauchs herangezogen wurden, sind absolut nicht mehr alltagstauglich. Viele Elektrogeräte fressen daher mehr Strom im Jahr als angegeben. Die neuen EU-Energielabel bringen hier eine deutliche Verbesserung.

Welche Energieeffizienzklasse sollte ein TV haben?

Alle Fernsehgeräte, die wir empfehlen, erfüllen folgende Kriterien:.
Energieeffizienzklasse F oder besser (EEI <0,9).
der Stromverbrauch im SDR-Modus beträgt maximal 70 kWh/1000 Stunden – unabhängig von der Bildschirmdiagonale..

Ist Energieklasse G gut?

Die Energieklasse G ist die niedrigste Einstufung von älteren Gebäuden (Heizwärmebedarf >160 kWh/m²). Laut gesetzlicher Regelung, muss bei einem Verkauf oder Vermietung auch für solche Gebäude ein Energieausweis vorgelegt werden.

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