Was darf man bei gallenbeschwerden nicht essen

Nein, Diät würde Claudia D. es nicht nennen. "Aber wenn ich die Wahl zwischen einer Donauwelle und einem Obstkuchen habe, ist die Entscheidung klar", erklärt die Mittfünfzigerin. "Ich passe einfach nur auf, was mir guttut." Dazu gehört für sie auch Fahrradfahren und überhaupt viel Bewegung. Sie hat ihren Lebensstil angepasst und lebt seither gut mit den Gallensteinen. Diese gelten heute als Volksleiden.

15 bis 20 Prozent der Deutschen sind betroffen, ab 70 sogar jeder Zweite, Frauen deutlich häufiger als Männer. Aber die meisten wissen es gar nicht, denn längst nicht bei jedem bereiten die Klumpen Probleme, nur einer von vier leidet darunter.

Wie Gallensteine entstehen

Zwar spielt auch die Veranlagung eine Rolle, aber Zwillingsstudien legen nahe: Zu 75 Prozent ist die Lebensweise schuld an den unerwünschten Brocken. Eine Kost, die die Steine wieder auflöst, gibt es nicht, aber Ernährungstipps für die Vorbeugung und die Begleittherapie sehr wohl.

"Übergewicht und zu wenig Bewegung", nennt Frank Lammert als Hauptauslöser für Gallensteine. Der Medizinprofessor aus Homburg an der Saar hat täglich mit Steinpatienten zu tun. Er weiß: Überflüssige Kilos kurbeln die Cholesterinfreisetzung in der Leber an. Und Cholesterin ist der Stoff, aus dem 90 Prozent der Gallensteine sind. Der Körper will es loswerden und tut das über die Galle. Diese wird kontinuierlich in der Leber gebildet und in der Gallenblase konzentriert und gespeichert.

Trotz Gallensteinen: Kein Radikalverzicht

Normalerweise halten Gallensalze und Lezithin den Fettstoff in seiner wässrigen Umgebung in Lösung. Flutet aber zu viel Cholesterin an, schafft das System das nicht mehr, und es bilden sich feine Kristalle.

Also nichts wie runter mit den Kilos? "Bitte keine Radikaldiät", mahnt Lammert, "auch beim zu schnellen Abnehmen fällt vermehrt Cholesterin an." Wichtig in jedem Fall: keine Mahlzeiten auslassen. "Und keinesfalls Fett zu stark reduzieren", rät Lammert. Der Nährstoff reizt nämlich die Gallenblase, sodass sie ihren bitteren Saft in den Zwölffingerdarm entleert, um dort die Fettverdauung anzustoßen. Dabei werden auch Gallegrieß und kleinste Bröckchen aus dem Speicher gepumpt, ehe sie zu echten Steinen heranwachsen. "Regelmäßiges Essen ist wie eine Selbsttoilette für das Organ."

Mehr Vollkorn, weniger Süßes

Aber nicht nur zu viel Energie insgesamt, auch eine kohlenhydratlastige, faserarme Kost ist ungünstig. Wer also um Vollkorn und Gemüse einen Bogen macht, aber bei Softdrinks, Kuchen und Weißbrot kräftig zulangt, riskiert die Kristallbrocken im Bauch.

Daniela Kluthe-Neis, Ernährungstherapeutin aus Ulm, erkennt Gallenstein-Kandidaten oft am Blutbild: Bei erhöhten Zucker- und Fettwerten fragt sie stets nach Bauchbeschwerden und liegt nicht selten richtig.

Gesund und abwechslungsreich essen

Sind die lästigen Gebilde einmal da, lassen sie sich auch durch noch so gesundes Essen nicht auflösen. "Sich ausgewogen zu ernähren lohnt sich aber immer", erläutert der Münchner Ernährungsmediziner Professor Johannes Wechsler. "Davon profitieren auch Diabetiker, Kardiologen empfehlen es zum Schutz von Herz und Kreislauf." Und Gallensteine sind oft nicht das einzige Leiden. Ausgewogen heißt für ihn: dreimal am Tag Gemüse oder Obst, je zweimal die Woche Fleisch und Fisch und dreimal vegetarisch, mit Oliven- oder Rapsöl kochen und auf Vollkorn umsteigen.

Auch Kluthe-Neis empfiehlt keine "Gallendiät" mit Ge- und Verboten: "Solange sie regelmäßig essen und nicht zunehmen, können die Leute essen, was ihnen bekommt." Viele vertragen Hülsenfrüchte, Geräuchertes, Kaffee, Alkohol und gekochte Eier schlecht. Die Expertin hat einen Tipp: Flohsamenschalen können helfen, das Cholesterin zu senken. Viele Klienten profitieren von bewusstem Essen: Weniger Völlegefühl und Oberbauchschmerzen nach dem Essen, auch die Übelkeit lässt nach.

Heilpflanzen gegen Gallensteine

Auf diese Probleme wird auch Dietmar Sommer von der Stadt-Apotheke Walldorf oft angesprochen. Seine Gegenfrage: Haben Sie Gallensteine? Dann sollte der Arzt entscheiden, ob Königsartischocke, Gelbwurz und Löwenzahn geeignete Mittel sind. "Ich empfehle zur Beruhigung Anis, Kümmel, Fenchel, Wermut und Enzian, etwa als Tee."

Trotz guter Ernährung und lindernder Heilpflanzen bleiben Fälle, in denen der Chirurg ranmuss. Gallensteine gibt es von stecknadelkopf- bis walnussgroß. Viele ruhen in der Gallenblase, und man spürt sie kaum. Aber ein Stein in der kritischen Größe ist mitunter recht mobil. Zieht sich nach einer üppigen, fetten Mahlzeit das Gallenreservoir kräftig zusammen, wird auch der Brocken Richtung Gang gepumpt, verstopft diesen und ruft die gefürchtete Kolik hervor: starke Schmerzen im rechten Oberbauch, die in Schulter und Rücken ausstrahlen können, Übelkeit bis hin zum Erbrechen, und das über Stunden.

Bei Kolik ist die Operation ein Muss

Für Lammert ist jede Kolik ein Warnsignal. Denn sie zeigt Steine an, die noch Schlimmeres anrichten können. Gerät einer in den Gallengang, kann er eine Entzündung oder weitere Koliken auslösen. Und wenn ein Stein sich vor die Öffnung der Bauchspeicheldrüse legt, die mit dem Gallengang in den Darm mündet, droht das Organ sich durch den Sekretrückstau zu entzünden. "Das kann lebensgefährlich werden", weiß Lammert. Die typische Gallenkolik ist für ihn daher immer ein Grund, die Steine operativ zu entfernen, meist samt Gallenblase.

"Die meisten leben gut ohne das Organ", weiß Wechsler. Denn der Gallensaft ist weiterhin verfügbar, wenn auch in kleineren Mengen. "Wer Schweinebraten auch ohne Fettrand mag, auch sonst moderat fett und schön regelmäßig isst und auf Unverträglichkeiten achtet, wird aber keine Probleme haben."

Ernährung bei Gallensteinen: 5 Fragen, 5 Antworten

1. Muss ich mit Gallensteinen Diät halten?

Die frühere reizarme "Gallenschonkost" ist passé. Essen ist dennoch wichtig: ausgewogen auf der Basis von Vollkornprodukten und Gemüse, aber möglichst wenig Süßes. Zudem gilt: Normalgewicht halten oder durch langsames Abnehmen erreichen. Stets in Bewegung bleiben.

2. Darf ich noch Nüsse essen?

Ja, bitte gern! In Studien entwickelten Nussesser seltener Gallensteine. Eine Handvoll am Tag scheint eine wirksame Menge zu sein. Erklärungsansatz von Forschern: Wer Nüsse mag, isst insgesamt gesünder und neigt weniger zu Übergewicht.

3. Muss ich auf Alkohol verzichten?

Achtung, Steinträger: Alkohol gilt als Reizstoff mit Kolikpotenzial, noch mehr, wenn das Bier kalt ist. Auch wegen der anderen negativen Wirkungen gilt: Je weniger Alkohol, desto besser.

4. Kann ich bedenkenlos Kaffee trinken?

Vieles spricht dafür, dass etwa drei Tassen Kaffee am Tag zur Vorbeugung von Gallensteinen beitragen können. Wer allerdings Steine hat, die klein genug sind, um im System zu wandern: Vorsicht – Kaffee kann auch eine Kolik auslösen.

5. Welche Fette darf ich essen?

Es gibt Hinweise, dass pflanzliche Öle mit vielen einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren vor Gallensteinen schützen könnten. Gute Noten bekommen etwa Oliven-, Raps- und Nussöle.

Welche Lebensmittel sind nicht gut für die Galle?

Auch blähungsfördernde Gemüsesorten wie Kohl, Schwarzwurzeln, Hülsenfrüchte, Zwiebeln und Knoblauch sollten bei Gallenerkrankungen vermieden werden. Gegen Blähungen helfen Gewürze und Samen wie Kümmel, Fenchel, Anis und Liebstöckel.

Welche Lebensmittel lösen gallenkolik aus?

Fettreiche Ernährung kann auch die Beschwerden bei bestehenden Gallensteinen fördern: Wer Gallensteine oder sonstige Gallenblasenprobleme hat, verträgt oft fettreiche Mahlzeiten und in Fett gebratene Speisen nicht gut. Sie sind ebenso wie geröstete Speisen mögliche Auslöser von Gallenkoliken.

Ist Kaffee schlecht für die Galle?

Anscheinend ist es genetisch vorbestimmt, wer Kaffeefan wird – und damit eine gesündere Galle hat. Wer täglich mehr als sechs Tassen Kaffee trinkt, senkt sein Risiko, ein symptomatisches Gallensteinleiden zu entwickeln, um 23 %. Das haben dänische Forscher nun herausgefunden.

Welches Obst und Gemüse bei Gallensteinen?

Lieber die Finger lassen sollten Sie bei Gallenproblemen von Weintrauben, Pflaumen, Johannisbeeren, Nüssen und getrocknetem Obst. Gemüse ist fast alles erlaubt. Den Verzehr von Hülsenfrüchten, Zwiebeln, Sauerkraut, Radieschen, Rettich, Paprika und verschiedenen Kohlsorten sollten Sie einschränken.

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