4. Oktober 2012 | Gesichtspflege, Haut Die einen schwören auf eine Lotion, während andere lieber zur Creme greifen. In der Körper- und Hautpflege sind mittlerweile unterschiedliche
Produktgruppen anzutreffen, die je nach gewünschter Wirkung und auch unter Berücksichtigung des jeweiligen Hauttypen gezielte Verwendung finden. Grundsätzliche Unterscheidungsmerkmale sind durch das Mischungsverhältnis von Wasser und Öl, und damit durch die Konsistenz (fest, streichfähig, flüssig) gegeben. Der ursprüngliche Begriff „Salbe“ wurde für „wasserfreie“ und in der Anwendung „halbfeste“ Substanzen verwendet. Mittlerweile sind unter dieser Bezeichnung aber auch
Wasser-in-Öl-Kombinationen anzutreffen. Grundlage von Salben sind meistens Vaseline oder fetthaltige Stoffe. Der Begriff Salbe wird auch traditionell häufiger bei Arzneimitteln verwendet. Bei diesen Produkten überwiegt der ölige Anteil in der Emulsion, einer Mischung von Wasser und Öl (W/O-Emulsion). Ist es allerdings umgekehrt, also der Wasseranteil der Mischung höher, handelt es sich eher um eine Öl-in-Wasser-Emulsion – oft auch als O/W-Emulsion bezeichnet. Cremes gibt es heute als O/W und als
W/O-Emulsionen. Ein neuerer Typus bei den Kosmetikprodukten sind Mehrfachemulsionen. Dabei handelt es sich um mindestens zwei ineinander verschachtelte Emulsionen. So sind z.B. bei W/O/W-Emulsionen mikrofeine Wassertröpfchen stabil in die Öltröpfchen eingelagert, die wiederum im Wasser feinst verteilt sind. Durch dieses Prinzip werden besondere Wirkverfahren möglich: Während die äußere Wasserphase eine kurzfristige Feuchtigkeitswirkung bietet, die Ölphase intensiv pflegt und vor
Feuchtigkeitsverlust schützt, bewirken die mikrofeinen inneren Wasserpartikel eine langfristige Feuchtigkeitsversorgung (Depot-Effekt). Sogenannte „Nanoemulsionen“ sind in der Natur weit verbreitet, etwa in Milch. In kosmetischen Mitteln sind sie makroskopische Zubereitungen, die Öl- und Wassertröpfchen enthalten, um den Gehalt an pflegenden Ölen zu erhöhen und dabei gleichzeitig die Transparenz und Leichtigkeit der Rezeptur zu erhalten.Creme, Salbe, Paste … Was macht da den Unterschied?
Mit der Bezeichnung Lotion werden kosmetische Mittel angeboten, die in der Regel einen hohen Wasseranteil enthalten und sich gut auftragen lassen. Für diese Produktgruppe wird häufig wegen der flüssigen Konsistenz der Begriff „Milch“ verwendet. Das wiederum trifft für Pasten keineswegs zu. Pasten verfügen in der Regel über einen hohen Bestandteil an festen Stoffen, deshalb sind sie auch nicht fließfähig, sondern eher streichfest.
Sowohl in Salben als auch in Cremes und Lotionen sind sogenannte Emulgatoren erforderlich, um die Mischung von Wasser- und Fettanteilen dauerhaft aufrechtzuerhalten. Denn naturgemäß können Fette und Wasser sich kaum oder nur sehr schwer vermischen. Emulgatoren besitzen ein Ende, das Wasser anzieht, und einen Teil, der Fett anzieht. Auf diese Weise halten sie die unterschiedlichen Flüssigkeiten in einer feinst verteilten Mischung. Der bekannteste Emulgator ist das Lecithin aus dem Ei.
Quelle: haut.de
Die Begriffe Creme und Salbe sind aus pharmazeutischer Sicht keine Synonyme und sollten von Ärzten und Apothekern differenziert verwendet werden. Das empfiehlt die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in einer Pressemeldung. Beide Medikamente zur Anwendung auf der Haut bezeichneten definierte Grundlagen mit unterschiedlichen Eigenschaften. «Werden die Begriffe nicht einheitlich verwendet, sind Missverständnisse unvermeidlich», sagt Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer und Vorsitzender der DAC/NRF-Kommission.
Cremes sind Grundlagen aus Öl und Wasser mit unterschiedlichen Eigenschaften. Wasserbasierte Cremes werden als Öl-in-Wasser-Cremes beziehungsweise O/W-Cremes bezeichnet, fettbasierte hingegen als Wasser-in-Öl-Cremes oder W/O-Cremes. Die Eigenschaften der verschiedenen Arzneigrundlagen unterscheiden sich: Eine O/W-Creme ist kühlend, eine W/O-Creme nicht. Salben enthalten nach pharmazeutischer Definition kein Wasser, können aber je nach Zusammensetzung Wasser aufnehmen.
Alle Grundlagen hätten auch ohne Wirkstoffzusatz eine Eigenwirkung auf Hauterkrankungen und sollten deshalb nicht getauscht werden, heißt es in der Pressemeldung weiter. Der Arzt wähle die Grundlage deshalb nach dem individuellen Hautzustand des Patienten aus.
Rolf Daniels, Professor für Pharmazeutische Technologie in Tübingen und Mitglied der DAC/NRF-Kommission, beschreibt die praktische Bedeutung: «Wenn der Arzt eine akut entzündliche Hautpartie behandeln will, wird er in der Regel eine wasserreiche, kühlende Creme verordnen. Aber Creme ist nicht gleich Creme. Zum Beispiel handelt es sich beim Fertigarzneimittel ‹Volon A Creme› um eine kühlende O/W-Creme. Das Fertigarzneimittel ‹TriamCreme Lichtenstein› ist hingegen eine W/O-Creme und damit weniger geeignet für akut entzündliche Hautpartien.» Diese beiden Medikamente sollten daher im Rahmen eines Rabattvertrags nicht ausgetauscht werden, obwohl sie den gleichen Wirkstoff enthalten und beide als Cremes bezeichnet werden, so Daniels. Dank der Expertise des Apothekers könne hier die Arzneimitteltherapiesicherheit gewährleistet werden. (ke)
31.03.2015 l PZ
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