Welche meteorologische singularität beginnt jedes jahr ende juli

Schafskälte bezeichnet einen Kälteeinbruch meist Mitte Juni

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Wenn Schafe im Juni frieren – dann herrscht die Schafskälte. Der Name für dieses Wetterphänomen entstand, weil die Schafe zu dieser Zeit meist schon geschoren sind. Er bezeichnet einen Kälteeinbruch in Mitteleuropa, der zum Absinken der Temperatur um 5 bis 10 Grad Celsius führt. Der Kälteschock ist für die nunmehr fast „nackten“ Tiere nicht nur unangenehm, sondern birgt für sie auch gesundheitliche Gefahren. Deshalb werden Mutterschafe und Lämmer heute erst gegen Ende Juni geschoren.

Schafskälte durch unterschiedliche Erwärmung

Mit derSchafskälte ist zwischen dem 4. und 20. Juni zu rechnen. Das sind die Tage um den 11. Juni herum, der als Schlüsseldatum gilt. Die Kältephase konterkariert oftmals eine schon sommerliche Periode, die im Mai voranging.

Meteorologisch gesehen ist die Ursache der Schafskälte die unterschiedliche Erwärmung von Landmassen und dem Meerwasser. Das Land erwärmt sich bei zunehmender Sonneneinstrahlung schneller und ist im Juni bereits recht warm. Wasser dagegen heizt sich nur langsam auf, deshalb ist das Meer zu dieser Zeit noch relativ kühl. Der Temperaturunterschied bewirkt ein Gefälle im Luftdruck.

Schafskälte ist eine "meteorologische Singularität"

Als Folge entsteht über Mitteleuropa einTiefdruckgebiet, das polare Kaltluft aus westlichen bis nordwestlichen Richtungen heranführt. Die Meteorologen nennen diese Wettererscheinung eine „meteorologische Singularität“, weil sie von der normalen Wetterlage erheblich abweicht und meist zur gleichen Zeit im Jahr stattfindet.

Oft gehen mit der Schafskälte auch wechselhaftes Wetter und häufiger Regen einher. Am stärksten sind Alpenregionen und Hochlagen von dem Kälteeinbruch betroffen, darunter das Salzburger Land, Tirol oder Kärnten. Dort häufig ist sogar mit starken Schneefällen zu rechnen.

Die Wetterlage stellt sich in der Regel sehr zuverlässig ein. Meteorologen ermittelten eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 89 Prozent.

Wiederkehrende Wetterphänomene

Neben der Schafskälte gibt es weitere Wetterphänomene, die zu den meteorologischen Singularitäten zählen. Dazu gehören die Eisheiligen und die Hundstage. Die Eisheiligen sind Gedenktage für die „Wetterheiligen“ Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia von Rom („kalte Sophie“), die Bischöfe oder Märtyrer waren und im 4. oder 5. Jahrhundert lebten. Wetterheilige werden angerufen, um gutes Wetter für den Landbau zu erbitten oder eine Hungersnot abzuwenden.

Eisheilige bringen kalte Polarluft nach Mitteleuropa

Dunkle Wolken über einem Rapsfeld: Die Eisheiligen bringen im Mai kalte Polarluft nach Mitteleuropa.

(dpa)

Kalendarisch gelten als Eisheilige die Tage vom 11. bis zum 15. Mai. Meteorologisch stehen sie für Wetterlagen, bei denen im ansonsten schon recht warmen Mai kalte Polarluft nach Mitteleuropa fließt. Bei klarem Himmel kann die Abstrahlung der im Boden gespeicherten Wärme in den Nächten dann Bodenfrost hervorrufen. Erst mit Ablauf der kalten Sophie setzt wieder mildes Frühlingswetter ein. „Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist“, besagt eine Bauernregel. Für die Landwirte war das wichtig, denn Bodenfrost kann Saaten vernichten. Gesät werden durfte also erst nach der kalten Sophie.

Ursache des Wetterumschwungs ist wiederum die Temperaturdifferenz zwischen Festland und Ozean, die Tiefdruckgebiete entstehen lässt. Sie schaufeln die kalten Luftströmungen, die dem Frühlingswetter für ein paar Tage den Garaus machen, von Norden her nach Deutschland.

Die alten Bauernregeln beziehen sich auf den Julianischen Kalender. Durch die Gregorianischen Kalenderreform von 1582 verschoben sich aber die Daten. Deshalb ereignen sich die Kälteeinbrüche aktuell um über eine Woche später, also erst um den 20. Mai. Die Namenstage der Heiligen behielten ihren alten Platz im Kalender aber bei.

Hundstage bescheren Hitze

Nicht Kälte, sondern Hitze bescheren uns die Hundstage. So werden die heißen Tage in der Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August genannt, es herrscht also Hochsommer. Mit Hunden haben sie jedoch nichts zu tun. Der Name wird vielmehr vom Sternbild Großer Hund (Canis Major) abgeleitet, dessen Hauptstern der helle Sirius ist.

Die Hundstage waren bereits im alten Ägypten bekannt, weil Sirius Mitte Juli an den Morgenhimmel zurückkehrte. Bis dahin stand er mit der Sonne am Taghimmel und war folglich nicht sichtbar.

Seine Wiederkehr kündigte das alljährliche Sommerhochwasser des Nils an, das den Feldern Schlamm und damit Fruchtbarkeit bescherte. Von da an währt es rund einen Monat, bis das Sternbild vollständig erscheint, was die Dauer der Hundstage erklärt. Heute taucht Sirius erst Ende August am Morgenhimmel auf. Astronomisch gesehen dürften die Hundstage somit erst zu diesem Zeitpunkt beginnen.

Siebenschläfertag geht auf Heiligenlegende zurück

Der Siebenschläfertag wurde nicht nach dem gleichnamigen Tier benannt, sondern nach einer Heiligenlegende.

(dpa)

Im Bauernkalender spielt auch der 27. Juni eine wichtige Rolle. Es ist der Siebenschläfertag, auf den sich viele Bauernregeln beziehen. Allerdings hat er nichts mit dem Siebenschläfer zu tun, der ein putziges Nagetier ist. Vielmehr geht der Name auf eine Heiligenlegende zurück. Ihr zufolge versteckten sich sieben junge Christen in einer Höhle bei Ephesus, um der Verfolgung durch den römischen Kaiser Decius zu entgehen. Sie wurden jedoch entdeckt und bei lebendigem Leib eingemauert.

Der Legende nach starben sie aber nicht, sondern schliefen 195 Jahre lang. Am 27. Juni 446 wurden sie zufällig entdeckt, wachten auf und bezeugten ihren Glauben. Kurz darauf starben sie dann wirklich. Auch der Islam kennt eine Version dieser Geschichte.

Die Bauernregeln spielen indes auf alte Wetterbeobachtungen an. Eine lautet: „Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen lang so bleiben mag“. Tatsächlich zeigen Statistiken, dass sich die Wetterlage Ende Juni bis Anfang Juli meist für einige Zeit stabilisiert.

Entscheidend dafür, ob dabei schönes oder schlechtes Wetter eintritt, ist die Lage des Strahlstroms (Jetstreams). Dieses Starkwindband zieht sich in acht bis zwölf Kilometern Höhe um die Erde. Liegt es weit nördlich, lenkt es Tiefdruckgebiete in Richtung Nordeuropa ab. Dann dominieren Hochdruckgebiete das Wetter im südlichen Mitteleuropa, und es wird trocken und warm. Verläuft der Strahlstrom jedoch weiter im Süden, können Tiefs über Mitteleuropa hinwegziehen, die anhaltenden Regen bringen.

Für Norddeutschland mit seinem eher maritimen Klima gilt diese Regel jedoch nicht. Herrscht dort kühle Nordmeerluft vor, wogegen im Süden wärmere Luftmassen zufließen, sind heftige Wetterkapriolen die Folge, und es drohen Unwetter.

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Welche meteorologische Singularität beginnt Ende Juli?

Mitteleuropäische Singularitäten.

Warum sagt man Schafskälte?

Der Name Schafskälte leitet sich von Schafen ab, die traditionell zu Beginn des Frühsommers geschoren werden. Besonders im Bergland, wo auf den Almen um diese Jahreszeit auch noch einmal Schnee fallen kann, leiden die Tiere besonders unter der Kälte.

Wie lange dauert die Schafskälte an?

Das Zeitfenster dieses kühlen Witterungsabschnitts erstreckt sich zwischen dem 4. und 20. Juni. Mit dem kalendarischen Sommeranfang endet damit die Zeit der Schafskälte.

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