Immer mehr Hundebesitzer machen sich mit Recht Gedanken darüber: Wie viel Beschäftigung braucht mein Hund, um glücklich und ausgeglichen zu sein?
Während der Trend vor ein paar Jahren deutlich in Richtung „Viel hilft viel“ ging, heißt es nun zunehmend: „Achtung Überbeschäftigung!“ Welches Maß und welche Aktivität sind also für meinen speziellen Vierbeiner „richtig“ und passend?
In einem 12-seitigen Artikel der Sonderausgabe „Beschäftigung & Spiel“ des Bookazins SitzPlatzFuß (Erscheinungsdatuum: Mai 2015) gehen wir der Sache auf den Grund.
Wie viel Beschäftigung brauchen Hunde überhaupt – und wie viel Ruhe?
Hunde sind so verschieden. Jede Rasse hat ihre besonderen Bedürfnisse. Jede Altersgruppe ebenfalls. Trotzdem können Sie sich eine Faustregel merken, die hilfreich für den Alltag ist. Experten sagen:
Ein Durchschnittshund braucht ca. 2 Stunden Bewegung und Beschäftigung am Tag.
Was Sie darin einrechnen können: Alles, was Abwechslung vom Alltagstrott bringt. Zum Beispiel: Spaziergänge, Ausflüge in neue Umgebungen, Besuch bekommen und Besuche machen, gemeinsames Spiel, Training, Hundesport usw.
Sie sehen schon: Das ist handhabbar – und an manchen Tagen schon durch den Job als Familienhund abgedeckt!
Was vielen Menschen nicht bewusst ist: Genau so wichtig, wie dem Hund Beschäftigung zu bieten ist es, ihm zu Ruhe und Entspannung zu verhelfen.
Hunde haben ein viel höheres Schlafbedürfnis als wir Menschen: 15,16 oder sogar 18 bis 20 Stunden pro Tag sind nicht ungewöhnlich.
Faustregel: Hunde sollten vormittags und nachmittags ein paar Stunden schlafen. Auch und ganz besonders die „Workaholics“ unter den Hunden brauchen das, um glücklich und ausgeglichen zu sein!!! Wenn Ihr Hund Schwierigkeiten hat, zur Ruhe zu kommen, kann es hilfreich sein, ihn in ein ruhiges Zimmer zu bringen – oder sogar in eine spezielle Hundebox, wenn er sie vorher als Ort der Entspannung lieben gelernt hat.
Das Basisprogramm: Hobbies, die alle Hunde teilen
So unterschiedlich unsere Hunde auch sind: Sie gehören alle der gleichen Spezies an – der Säugetierart „Hund“. Damit gibt es eine ganze Reihe von Hobbies, die alle Hunde miteinander teilen und die zu einem Basis-Beschäftigungsprogramm einfach dazu gehören. Um herauszufinden, was allen Hunden Spaß macht und ihnen gut tut, hilft folgender Merksatz:
Hunde sind soziale territoriale Beutegreifer.
Typisch Beutegreifer!
- Ideen für einfache Suchspiele, die das Aufstöbern von Essbarem und Jagdbeute nachahmen, können Sie bei SPASS-MIT-HUND zum Beispiel hier nachlesen – oder in unserem Schnüffelbuch.
- Anregungen, wie Sie das Futter so überreichen oder einpacken können, dass Ihr Hund reißen, nagen, kauen und schlecken muss, um daran zu kommen, finden Sie bei SPASS-MIT-HUND zum Beispiel hier – oder in unserem KauSpielSpaß-Buch.
Hobbies territorial
- Machen Sie mit Ihrem Hund regelmäßig kleine Ausflüge in neue Umgebungen, und lassen Sie ihn auch auf den gewohnten Wegen ausgiebig „die Hundezeitung lesen“! Mehr mehr darüber wissen will, liest bei SPASS-MIT-HUND zum Beispiel hier nach.
- Geben Sie Ihrem Vierbeiner bewusst Gelegenheit, interessante „Mitbringsel“ (z.B. Kartons oder andere Verpackungen Ihrer Einkäufe; Kleidungsstücke, die in Berührung mit anderen Tieren gekommen sind, usw.) zu erkunden.
Hobbies sozial
- Nahe beim Menschen sein, vielleicht sogar im direkten Körperkontakt (wenn es beiden gefällt, darf das auch auf dem Sofa sein!), Streicheln, gemeinsames Spiel – oder einfach nur „dabei sein“: das klingt unspektakulär, macht Hunde aber sehr glücklich. Können Sie Ihrem Hund in Ihrem Alltag vielleicht noch„mehr“ davon bieten?
- Hunde brauchen und genießen Freundschaften zu anderen Hunden. Besonders wertvoll – und oft viel besser als wildes Spiel – ist gemeinsames Spaziergehen!
Und noch mehr? Besondere Hobbies für meinen Hund
Das Basisprogramm wird Ihnen mit ziemlicher Sicherheit bereits einen zufriedenen Alltagsbegleiter bescheren. Wenn Sie darüber hinaus noch überlegen, an welchen weiteren Hobbies Ihr individueller Vierbeiner wohl Spaß hätte, dann könnte Ihnen ein Blick in ein Rassehandbuch helfen. All unsere Hunde wurden für einen bestimmten „Verwendungszweck“ gezüchtet. Auch, wenn nicht automatisch alle Retriever das Apportieren lieben, es nicht jeden Neufundländer ins Wasser zieht und nicht alle Hütehunde hüten wollen: Oft macht es Vertreter der verschiedenen Rassen (oder ihrer Mischungen) sehr glücklich, ihre züchterisch gesteigerten Fähigkeiten und Talente ausleben zu dürfen.
Listen Sie auf, welche besonderen Fähigkeiten, Talente und Vorlieben der Rasse Ihres Hundes (oder denen, die bei Ihrem Hund mitgemischt haben) in der Rassebeschreibung zugeschrieben werden – zunächst einmal unabhängig davon, ob sie für Ihren Hund zutreffen oder nicht. Dann gehen Sie die Liste noch einmal durch: Werden rassespezifische Talente und Vorlieben genannt, von denen Sie sich vorstellen könnten, dass sie auch Ihrem Hund Glücksmomente verschaffen, die Sie Ihrem Hund bislang aber noch nie als „Hobby“ angeboten haben (Beispiel: ein rassetypisch als „Sichtjäger“ bezeichneter Hund könnte sich über Suchspiele mit den Augen freuen) oder schlichtweg nicht als vollwertiges Hobby betrachtet haben (Beispiel: vielleicht liebt Ihr in der Rassebeschreibung als „Gesellschaftshund“ bezeichneter Vierbeiner es tatsächlich, auf dem Schoß selbst fremder Menschen zu sitzen und sich streicheln zu lassen)? Dann überlegen und testen Sie, ob Ihr Hund vom Ausüben dieses Hobbies profitieren würde und Sie ihm „mehr“ davon bieten könnten.
Achtung!
Wenn es sich bei dem besonderen „Talent“ Ihres Hunde um ein im Alltag eher unerwünschtes Verhalten handelt (übermäßiges Jagen, Hüten, Territorialverhalten) und Ihr Hund bislang noch keine Anzeichen gezeigt hat, es ausüben zu wollen, dann überlegen Sie sich, ob Sie es wirklich„wecken“ möchten. Anders sieht die Sache aus, wenn die Veranlagung bereits da ist: Wenn Ihr Hund beispielsweise bereits einen starken Jagdtrieb zeigt, dann müssen Sie ihm eine erlaubte Abwandlung des Jagens anbieten – ansonsten wird er sich ein (meist unerwünschtes) Ventil suchen oder er wird krank.