Wie wirkt sich eine Hormontherapie auf die Fruchtbarkeit aus?

Letzte Bearbeitung am 1. September 2020 | Verfasst von

Beinahe jedes siebte Paar ist von unerfülltem Kinderwunsch betroffen, in Deutschland sind dies rund 1,5 Millionen Paare. Darunter finden sich auch viele Paare, die bereits Kinder haben. Die Ursachen für eine Unfruchtbarkeit liegen etwa zu einem Drittel bei der Frau, zu einem Drittel beim Mann und zu einem weiteren Drittel bei beiden Partnern.

Inhalt:

  • Fruchtbarkeitshormone
  • Zyklus der Frau und hormoneller Regelkreis
  • Ursachen von hormonellen Fruchtbarkeitsstörungen
  • Ziele und Ablauf der hormonellen Stimulation im Rahmen der künstlichen Befruchtung
  • Gonadotropine zur Hormontherapie bei unerfülltem Kinderwunsch
  • Chancen und Risiken der Hormontherapie

Insbesondere bei der Frau spielt das Lebensalter eine große Rolle für die Fruchtbarkeit. Ab 35 Jahren sinkt die Chance auf eine Schwangerschaft bereits deutlich. Bei etwa 30 bis 40 Prozent der Frauen ist die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch eine hormonelle Störung.

Eine Hormontherapie kann in vielen Fällen die Chance auf ein Baby erhöhen. Sie fördert die Eizellreifung sowie die Auslösung des Eisprungs. Die Behandlung kann sowohl eine natürliche Schwangerschaft als auch eine künstliche Befruchtung unterstützen.

Die Patientin spritzt sich dabei täglich Hormone, die die Eizellreifung stimulieren. Hierbei sind die richtige individuelle Dosierung und ärztliche Kontrollen notwendig, um die Reifung der Eizellen zu monitorieren und gleichzeitig Nebenwirkungen und Risiken zu minimieren.

Fruchtbarkeitshormone

Die für die Fruchtbarkeit relevanten Sexualhormone der Frau sind Östrogen, Progesteron, das follikelstimulierende Hormon (FSH), das luteinisierende Hormon (LH) sowie das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonatropin).

Zyklus der Frau und hormoneller Regelkreis

Der Hormonhaushalt der Frau schwankt im Verlauf des Monatszyklus.

Zu Beginn des Zyklus sind die Werte von Östrogen, Progesteron, FSH und LH in einem regelrecht verlaufenden Menstruationszyklus niedrig. Zu diesem Zeitpunkt können die Basis-Hormonwerte der Frau bestimmt werden.

Das follikelstimulierende Hormon (FSH) stimuliert in der ersten Hälfte des Zyklus, in der sogenannten Follikelphase, das Wachstum des Eibläschens (Follikel) im Eierstock sowie die Ausreifung der Eizelle. Mit zunehmender Größe der heranreifenden Eizelle wird vom Follikel im Eierstock Östrogen gebildet. Die Gebärmutterschleimhaut wächst und bereitet sich auf eine mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle vor.

In der Mitte des Monatszyklus bei maximaler Größe des Follikels ist der Östrogenspiegel auf seinem höchsten Stand. Die Östrogene stimulieren die Hirnanhangsdrüse. Es kommt zu einem steilen Anstieg des Hormons LH. LH wiederum löst die Ovulation, also den Eisprung aus.

Nach dem Eisprung bildet das Eibläschen das so genannte Gelbkörperhormon Progesteron. Progesteron stabilisiert jetzt die Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung.

Wenn zur Ovulation die Eizelle nicht durch den Samen des Mannes befruchtet wird, so sinkt der Hormonspiegel von Östrogen und Progesteron im Verlauf der Lutealphase wieder ab. Die vorbereitete Gebärmutterschleimhaut wird wieder abgestoßen und es kommt zur Monatsblutung. Die Periodenblutung der Frau dauert meistens 3-7 Tage.

Bei unerfülltem Kinderwunsch wird als Basisuntersuchung eine Untersuchung der Hormone zu verschiedenen Zeitpunkten im Zyklus durchgeführt. Dies kann bei hormonellen Störungen häufig einen Hinweis darauf geben, warum es mit dem Wunschkind bislang nicht geklappt hat.

Ursachen von hormonellen Fruchtbarkeitsstörungen

Wenn die Monatsblutung ausbleibt oder der Zyklus unregelmäßig ist, dann kann das auf eine Störung der Eizellreifung, einen fehlenden Eisprung oder eine zu kurze Lutealphase hinweisen. Zyklusunregelmäßigkeiten sollten deshalb bei unerfülltem Kinderwunsch medizinisch untersucht werden.

Allerdings kann es bei vielen Frauen im gebärfähigen Alter auch mal ohne Eisprung zu einer Blutung kommen. Insbesondere bei ganz jungen Frauen mit den ersten Monatsblutungen und bei Frauen die in die Wechseljahre kommen, kann der Eisprung ausbleiben.

Die Ursachen von hormonellen Störungen und einem unregelmäßigen Monatszyklus können vielfältig sein.
Eine Ursache eines hormonellen Ungleichgewichts kann eine Überproduktion des Hormons Prolaktin (Hyperprolaktinämie) sein. Prolaktin ist verantwortlich für die Milchbildung nach der Geburt und kann bei zu hohen Spiegeln die Ovulation unterdrücken. Bei Frauen mit Kinderwunsch kann ein zu hoher Prolaktinspiegel den Zyklus, den Eisprung und somit die Fruchtbarkeit beeinflussen.

Eine starke Gewichtszunahme oder -abnahme, Leistungssport oder starker Stress können sich ungünstig auf den Hormonhaushalt auswirken und sind häufig eine Ursache für einen (temporär) fehlenden Eisprung.

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Bei einem Teil der Frauen mit hormonellen Störungen des Monatszyklus liegt ein sogenanntes Polycystisches Ovar Syndrom (PCOS) zu Grunde. Je nach Studie sind ca. 8 – 15% aller Frauen hiervon betroffen. Das PCOS äußert sich durch einen fehlenden oder unregelmäßigen Zyklus, Eierstöcke, die mit vielen kleinen Follikelzysten besetzt sind und eine sogenannte Hyperandrogenämie. Dies bedeutet vermehrte männliche Geschlechtshormone im Blut. Zudem kann es zu einer unreinen Haut, vermehrtem Haarausfall und einer vermehrten Körperbehaarung führen. Häufig liegen nicht alle Symptome vor.

Auch hier gibt es gute Möglichkeiten, bei diesen Patientinnen mit einer angepassten Hormongabe das PCOS zu berücksichtigen, und eine Kinderwunschbehandlung mit ähnlichen Erfolgsaussichten wie bei nicht betroffenen Patientinnen durchzuführen.

Ziele und Ablauf der hormonellen Stimulation im Rahmen der künstlichen Befruchtung

Die Hormontherapie kann in vielen Fällen die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen.

Für die Ausreifung der Eizellen werden Clomifen und Gonadotropine eingesetzt. Anders als bei Clomifen kommt es bei der Behandlung mit Gonadotropinen zu einer direkten Stimulation.

Nach einer ca. 9 – 14 tägigen täglichen Verabreichung von Gondadotropinen sind einige Eizellen soweit herangereift, dass die Ovulation am Folgetag eingeleitet wird. Die Auslösung des Eisprungs erfolgt durch weitere Hormonpräparate, wie z.B. humanes Choriongonadotropin (hCG).

Jetzt sind die Eizellen reif genug, um die Eizellentnahme zum richtigen Zeitpunkt durchzuführen.

Die Stimulation mit Gonadotropinen erhöht die Erfolgschancen deutlich, da nicht nur eine Eizelle, sondern mehrere Eizellen gewonnen und durch die folgende Follikelpunktion gewonnen werden können.

Die entnommenen Eizellen werden im Anschluss im Labor befruchtet. Dafür stehen zwei Verfahren zur Verfügung. Im Rahmen einer IVF (In Vitro Fertilisation) werden die Eizellen mit mehreren Spermien im Reagenzglas zusammen gebracht, die selbständig und ohne weitere Hilfe die Eizellen befruchten. Bei der ICSI (Intra-Cytoplasmatische-Spermien-Injektion) wird ein einzelnes Spermium in die reife Eizelle injiziert.

Gonadotropine zur Hormontherapie bei unerfülltem Kinderwunsch

Gonadotropine sind Sexualhormone des Hypophysenvorderlappens, welcher den größeren Teil der Hirnanhangdrüse darstellt. Sie steuern das Wachstum der Geschlechtsdrüsen und stimulieren auch die Funktion der Eierstöcke (Ovarien).

Bei einer Hormontherapie kommen das follikelstimulierende Hormon (FSH), das luteinisierende Hormon (LH) und hMG (humanes Menopausengonadotropin, auch als Menotropin bekannt) zum Einsatz. hMG enthält neben FSH und LH zudem auch das Schwangerschaftshormon humanes Choriongonadotropin (hCG).

Gonadotropine werden aus unterschiedlichen Quellen gewonnen:

  • Menotropin als humanes Menopausengonadotropin (hMG) ist ein hochgereinigtes, urinäres Präparat natürlichen Ursprungs.
  • FSH und LH können auch biotechnologisch (rekombinant) hergestellt werden. Es werden dazu entweder tierische Zellen (z.B. Follitropin alfa und Follitropin beta) herangezogen oder aber Zellen menschlichen Ursprungs (z.B. Follitropin delta, humanes rFSH).

Die Frage nach den Auswirkungen der verschiedenen Herstellungsverfahren auf die Hormontherapie ist nicht einfach zu beantworten und auch unter Experten strittig. Doch eines scheint klar: Die Ähnlichkeit zwischen dem körpereigenem Hormon, das der Körper jeder Frau auf natürlichem Weg bildet, und zugeführtem Hormon dürfte bei einer Herstellung in menschlichen Zellen größer sein.

Chancen und Risiken der Hormontherapie

Die Erfolgschancen einer Hormonbehandlung sind stark abhängig von der individuellen Vorgeschichte einer Frau sowie von ihrem biologischen Lebensalter.

Chancen

Eine reine Hormonbehandlung ohne künstliche Befruchtung kann die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen. Eizellreifung und Auslösung des Eisprungs werden positiv unterstützt.

Bei einer künstlichen Befruchtung sind die Chancen auf eine Schwangerschaft bei gleicher Ausgangslage höher. Laut IVF-Register betrug im Jahr 2015 die Schwangerschaftsrate nach Durchführung einer IVF oder ICSI pro Embryo Transfer durchschnittlich etwa 32%. Die Schwangerschaftsraten durch Reproduktionsmedizin liegen damit leicht über dem natürlichen Zyklus, hier liegt diese bei ca. 20-25%.

Risiken

Mit der Einnahme von Hormonpräparaten bei unerfülltem Kinderwunsch kann es zu Beschwerden wie vorübergehenden depressiven Verstimmungen, Kopfschmerzen und Hitzewallungen kommen.

Wenn die Eierstöcke bei der Hormonbehandlung einer zu starken Stimulation ausgesetzt werden, entstehen übermäßig viele Eibläschen. Dabei kann es zum sogenannten Überstimulationssyndrom kommen. Die Hormonspiegel steigen stark an und es kommt zu Flüssigkeitsansammlung im Bauch und seltener in den Lungen. Dieses potenziell sehr bedrohliche Syndrom tritt heutzutage viel seltener auf als früher, da die individuelle Dosis besser bestimmt werden kann und es regelmäßige, engmaschige Kontrolluntersuchungen gibt.

Eine Hormontherapie für eine natürliche Befruchtung kann bei einem niedergelassenen Frauenarzt oder in einem Kinderwunschzentrum durchgeführt werden. Eine hormonelle Stimulation für eine künstliche Befruchtung kann nur in einem Kinderwunschzentrum durchgeführt werden. Der Frauenarzt kann Empfehlungen geben.

Wie schnell schwanger nach Hormontherapie?

Durch eine gezielte Stimulation der Eierstöcke normalisiert sich der Zyklus wieder. Bei einem nun regelmäßigen Eisprung tritt meistens in wenigen Monaten auf natürliche Weise eine Schwangerschaft ein.

Welche Hormone für Fruchtbarkeit?

FSH - Follikelstimulierendes Hormon FSH wird von der Hormonzentrale (Hirnanhangsdrüse) im Gehirn ausgeschüttet und steuert die Funktionen der Geschlechtsorgane. Ihre Bestimmung im Blut ist bei Frauen für die Eizellreifung und bei Männern für die Produktion der Spermien (Spermiogenese) wichtig.

Welches Hormon fehlt wenn man nicht schwanger wird?

Hormonelle Störungen als Ursache der weiblichen Unfruchtbarkeit betreffen in vielen Fällen die Geschlechtshormone wie etwa Östrogen, Prolaktin, Gonadotropin und das Gelbkörperhormon Progesteron. Beispielsweise weisen Frauen mit starkem Übergewicht (Adipositas) oft erhöhte Blutspiegel für Testosteron und Östrogen auf.

Was wird bei einer Hormontherapie gemacht?

Ziel der Stimulation ist, dass die Eierstöcke mehrere Eibläschen gleichzeitig bilden. Haben die Eibläschen die bestmögliche Größe erreicht, löst die Ärztin oder der Arzt mit einer Hormongabe den Eisprung aus. Etwa 36 Stunden später erfolgt in örtlicher Betäubung oder einer Kurznarkose die Eizell-Entnahme.

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