Wo lebt der Strauß in freier Wildbahn?

Der Afrikanische Strauß (Struthio camelus) gehört zur Gattung "Strauße" und zur Familie der Strauße. Der Strauß ist nicht nur der größte Vogel der Welt, sondern auch eines der schnellsten Landtiere. Er kann zwar nicht fliegen, aber mit bis zu 75 km/h besonders schnell laufen. Seine zwei Zehen verfügen über bis zu 10 cm lange Krallen.

Eierlegender Rekordsprinter: Dieser Vogel kann zwar nicht fliegen, aber er bricht sonst viele Rekorde. Der Strauß legt die größten Eier der Welt. Und die schwersten. Sie wiegen 1,5 Kilogramm. Zum Vergleich: Unser Frühstücksei wiegt ungefähr 70 Gramm. Und: Niemand kann so schnell rennen, wie der Strauß!

Safari in Mecklenburg – hört sich schräg an, ist es auch. Denn dort lebt der südamerikanische Laufvogel Nandu in freier Wildbahn. Wer sich im Herbst auf Pirsch begibt, wird ihn sicher antreffen.

Veröffentlicht am 13.10.2015 | Lesedauer: 8 Minuten

Von Stefan Weißenborn

Südamerikanische Nandus breiten sich aus

Ende der 90er-Jahre entflohen drei Nandu-Pärchen aus einem Gehege. Inzwischen sind daraus 150 geworden. Über die gute Anpassungsfähigkeit der straußenartigen Vögeln freut sich aber längst nicht jeder.

Quelle: N24

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„Klar können die Kinder mitkommen“, sagt Hermann Kielhorn, Funktionshose, weißes Haar, netter Gesichtsausdruck. Er selbst hat Enkel. Also werden die Kindersitze samt der beiden Burschen von einem ins andere Auto geschafft. Gesa, Herrn Kielhorns Dackeldame, springt noch schnell in den Fußraum von Kielhorns Geländewagen. „Gegen einen Nandu würde sie den Kürzeren ziehen“, sagt der Jäger und dreht den Zündschlüssel.

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Ein paar Hundert Meter geht es über die Landstraße, dann fährt Herr Kielhorn rechts über die durchgezogene Seitenmarkierung. Wir hoppeln weiter über ein abgemähtes Rapsfeld, das sich wie ein geschwungener Flokatiteppich ausbreitet.

In der Entfernung sind zwei dunkle Punkte auszumachen. Der Jäger zückt den Feldstecher und senkt ihn gleich wieder. „Das sind nur Kraniche.“ Als hätten die Vögel die gering schätzenden Worte gehört, steigen sie in die Luft und fliegen davon.

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Wir aber wollen die flugunfähigen Gewöhnlichen Nandus (Rhea americana) sehen auf dieser selbst organisierten Safari. Mit Hermann Kielhorn haben wir uns verabredet, weil er den Laufvögeln fast täglich begegnet und weiß, wo sie brüten, umherwandern und überhaupt so stecken könnten.

Eine skurrile Erfolgsgeschichte

In seinem Revier im nordwestlichen Mecklenburg unweit der Ostsee leben die eigentlich im südlichen Amerika heimischen Tiere dank eines evolutionsbiologisch nicht eingeplanten Zwischenfalls in freier Wildbahn. Ein Erfolgsmodell ist der Nandu ohnehin, die ältesten Nandufossilien stammen aus dem Tertiär und sind etwa 40 Millionen Jahre alt.

Quelle: Infografik Die Welt

Und nicht nur das: Das Amt für das Biospährenreservat Schaalsee, in dessen Gebiet sie sich derzeit bevorzugt vermehren, hat die Vögel in Mecklenburg gar „als heimische, wild lebende Art eingestuft, da sie sich seit mehr als zehn Jahren erfolgreich im Freiland reproduziert“.

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Die skurrile Erfolgsgeschichte der Verwandten von Vogel Strauß und Emu in Mecklenburg begann 1999. Damals und in den Folgejahren brachen aus Privathaltung in dem Ort Groß Grönau zwischen Lübeck und Ratzeburger See westlich des Grenzflusses Wakenitz in Schleswig-Holstein einige Tiere aus. Anfangs nahm man an, die subtropische Gegenden gewöhnten langbeinigen Kreaturen würden die Winter in Norddeutschland auf Dauer nicht überstehen, doch es kam anders.

Herr Kielhorn dreht wieder am Lenkrad und wendet. Wir lassen das Stoppelfeld hinter uns und rollen bald auf einem asphaltierten Weg durch den Niendorfer Ortsteil Törpt. Der Jäger hat seinen Kopf leicht nach vorn geschoben, als habe er Witterung aufgenommen. Doch kein Tier kommt in Sicht, daran ändern auch die wiederholten Nachfragen aus den Kindersitzen nichts.

Zeit also für ein wenig Jägerlatein: „Ein Jagdkollege behauptet“, Kielhorn spitzt die Lippen und fährt mit ironischem Unterton fort, „ein Nandu habe sich einmal im Stacheldraht verfangen. Er habe ihn erlösen müssen.“ Ein perfekter Vorwand, sich ein Steak in die Pfanne zu hauen.

Zum Essen lieber Dachs als Nandu

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Eine naheliegende Idee, denn Nandus sehen dem Lieferanten des delikaten Straußenfleisches verblüffend ähnlich, nur sind sie mit einer Körpergröße bis zur Scheiteloberkante von bis zu 1,70 Meter kleiner. „Es müsste tatsächlich wie Strauß schmecken“, mutmaßt Kielhorn.

Doch sprechen mehrere Argumente dagegen, es dem Waidmannskollegen gleichzutun und die Flinte anzusetzen. Laut Bundesnaturschutzgesetz stehen sie unter besonderem Schutz. Sie dürfen weder gefangen noch gejagt werden. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen verbietet den internationalen Handel.

Die bis zu 1,70 Meter großen Tiere dürfen nicht gejagt werden

Quelle: picture alliance / dpa

Und außerdem wäre allein das Ausnehmen des Tieres Kielhorn zu viel Plackerei. „Sie wissen ja, wie es schon stinkt, wenn man ein Huhn ausnimmt – beim Nandu hätten Sie eine Schubkarre voller Eingeweide.“ Er kenne auch jemanden, der sich schon einmal ein Nanduei, typischerweise knapp 600 Gramm schwer und 13 mal 9 Zentimeter groß, zubereitet habe. „Das muss ein Omelett gegeben haben!“ Erlaubt sei aber auch das nicht.

Kielhorn lacht. Wenn er selbst einmal etwas exotischer kocht, dann ist es Dachs. Sogar seine Frau überzeugte der Duft, der einmal aus der Küche strömte. Sie kam, überwand sich und probierte.

„Da!“, kommt es von hinten im Auto. Den Weg kreuzen urplötzlich zwei Vögel in Hühnergröße, wie geschrumpfte Straußen sehen sie aus, einer von ihnen ist weiß, Albinos gibt es häufig unter den Nandus.

Hinter dem Gebüsch tauchen zwei weitere, ausgewachsene Tiere auf, die Hälse geschwungen wie die einer Teekanne, darunter runde Körper mit hängenden, gräulichen Federn bedeckt, getragen von zwei sehnigen Beinen. „Hähne und Küken, ich wusste, dass wir welche treffen“, triumphiert Kielhorn und nimmt die Fährte auf, diesmal über Weizenstoppeln, die unterm Reifenprofil lustige Geräusche machen.

Einzigartig in Europa

Vor allem im Herbst, wenn die Kulturen gemäht sind und weder Weizenhalme noch Maispflanzen den Tieren mehr Schutz bieten, herrschen beste Beobachtungsbedingungen. Wer die Landstraßen rund um Niendorf südlich der Stadt Schönberg am besten mit einem aufmerksamen Beifahrer entlangkurvt, sollte sich auf Begegnungen der andern Art gefasst machen.

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Auch rund um den Schaalsee und in Richtung Osten bis nach Gadebusch stehen die Beobachtungschancen gut. Nach ihrem Ausbruch überquerten die Pioniere, vielleicht ein halbes Dutzend Vögel, die Wakenitz.

Im Herbst lassen sich Nandus besonders gut beobachten. Albinos, wie hier einer zu sehen ist, kommen häufiger vor

Quelle: Stefan Weißenborn

Mittlerweile liegt die Population laut der letzten offiziellen Zählung im März 2015 bei 91 Alt- und 31 Jungvögel. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Schwerin verbreitet sich der Nandu langsam ostwärts. Bereits in der Nähe des Schweriner Sees wurden schon Tiere gesichtet. Nirgendwo sonst in Europa leben die Laufvögel vom anderen Kontinent in freier Wildbahn.

Die bis zu 25 Kilogramm schweren Flugunfähigen, die allenfalls auf der Flucht mit den Flügeln flattern, sind in Südamerika weitverbreitet. Sie bevölkern Brasilien, Uruguay, Paraguay und Argentinien. Am wohlsten fühlen sie sich in den Grassteppengebieten, den Pampas, oder offenen Chaco-Landschaften.

Natürliche Feinde gibt es kaum

Offenbar auch die Kulturlandschaft gemäßigter Breiten ist für den Nandu kein Problem. Natürliche Feinde behindern ihn bei seiner langsamen Ausbreitung im fremden Land kaum. Vereinzelt fressen Wildschweine die Gelege. Oder bei viel Schnee, wenn die Futtersuche schwerfällt, dezimiert sich der Bestand, wie zum Beispiel im Winter 2009/2010.

„Aber ein Fuchs zum Beispiel könnte sich kein Küken holen.“ Zu kräftig seien die beschützenden Altvögel. Offenbar fügt sich der Nandu in die Natur Mecklenburgs ein, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Ihn stört nicht, dass er keinem Tapir oder Lama mehr begegnet, keinem Pampashirschen oder Alpaka. Dagegen hat Kielhorn den Laufvogel schon in der Nähe von friedlich äsenden Rehen picken sehen.

Füchse können sich nicht einfach ein Nandu-Küken schnappen, denn die werden gut von den Altvögeln beschützt

Quelle: picture alliance / ZB

Allerdings vertilgen die Küken Unmengen eiweißreicher Nahrung, Grashüpfer und Eidechsen etwa. „Davon gibt es ja kaum noch welche“, sagt Kielhorn. Er sieht an dieser Stelle außerdem Nahrungskonkurrenz zum Kranich, doch von Verdrängung könne noch keine Rede sein.

Nur ein Landwirt hat sich einmal beklagt, der gierige Laufvogel habe ihm die Rapsernte vermiest. Im Landwirtschaftsministerium heißt es aber nur: „Ein Schaden von wirtschaftlicher Bedeutung ist dem Nandu nicht nachzuweisen.“

Vielmehr habe Minister Till Backhaus schon einmal darüber sinniert, das touristische Potenzial des Nandus auszuloten. Doch bislang gibt es niemanden, der kommerzielle Touren zu den Vögeln regelmäßig anbietet.

Schnell noch ein Ei gelegt

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Jäger Kielhorn hat seinen Geländewagen mitten aufs Feld manövriert, er stellt den Motor aus. Die Safariteilnehmer steigen aus. Nur Dackeldame Gesa muss drinbleiben. Vor ihnen liegt wellige Kulturlandschaft, das Tal des Flüsschens Maurine. Hier und da wird sie von Baumreihen unterbrochen, in der Senke wächst Schilf. In der Luft liegt ein Zirpen, ein Grashüpfer springt eine Etappe weiter.

Weiter unten in der Senke stolzieren die Nandus, die beiden Hähne und ihre – wir zählen durch – acht Küken. In großem Bogen läuft Kielhorn um das Grüppchen Flattertiere herum und verschwindet hinter einer der Landschaftswellen. Er möchte die Vögel für ein schönes Erinnerungsfoto in unsere Richtung scheuchen.

Nandu-Eier sind durchschnittlich knapp 600 Gramm schwer

Quelle: Stefan Weißenborn

Doch der Plan geht schief. Die Nandus türmen in Richtung Schilf, kommen uns nicht näher. Immerhin werden wir Zeuge, wie bizarr die Tiere in Eile aussehen. Sie bewegen dabei nur die Beine. Ihr Körper schiebt sich ohne jegliche Auf- oder Abwärtsbewegung mit stolz aufgerichtetem Hals wie an einer gespannten Schnur vorwärts. Ein trötendes Geräusch durchbricht die Stille, der gewöhnliche Ruf des Nandus klingt wie der eines Pfaus, nur tiefer und mächtiger.

Wenn die Hähne während der Paarungszeit rufen, weiß man auch, woher ihr Name kommt: Wie „nan-du“ hört sich der Ruf dann an. Dass das Grüppchen auf dem Stoppelfeld Distanz zu den Menschen hält, hat einen Grund: Bei den Nandus gehen ausschließlich die Hähne in Elternzeit. „Sie brüten und ziehen den Nachwuchs auf“, sagt Kielhorn.

Und sie sind für den Bau des Geleges zuständig, in Mecklenburg an den Rändern der Felder. Sie scharren eine Mulde aus, säubern sie von Laub und Ästen und führen die Hennen dorthin, nachdem sie sie umtanzend bezirzt haben. Denn nach wie vor legen die weiblichen Nandus die Eier, und das selbst in höchster Not.

Einmal sei eine Henne von einem Auto angefahren worden. „Das Letzte, was sie tat, sie legte noch ein Ei in den Straßengraben“, erzählt Kielhorn auf dem Weg Richtung Ratzeburger See, wo er weitere Tiere vermutet.

„Ist das nicht geil?“

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In der Entfernung glitzert die Sonne auf dem See. „Oder ist das Quatsch, was du hier machst, Kielhorn?“ Der Jäger rätselt, ob der Weg lohnt. Doch dann sind sie plötzlich wieder da. Auf einem abgemähten Weizenfeld hinter einem schneeweißen Haufen Düngekalk picken vier Hennen Körner.

Bis auf vielleicht zehn Meter lassen die Laufvögel die menschlichen Beobachter an sich ran. Eine Henne dreht den Kopf wie den Hebel eines Wasserhahns und sucht Blickkontakt mit dunkelbraunen Augen, die dem mit wie elektrisiert abstehenden Haaren bestückten Kopf wie Linsen aufsitzen. Dann hält sie staksend Distanz.

Am Straßenrand hält ein Auto. Eine Frau mit Kamera springt raus und ruft: „Ist das nicht geil?“ Sie setzt den Apparat an und fängt wild an zu knipsen. „So nah habe ich sie lang nicht gesehen.“

Auf dem Rückweg zu Herrn Kielhorns Jagdhütte resümieren wir: 21 Küken, zwei Hähnen und vier Hennen sind wir innerhalb von gut zwei Stunden begegnet. Unsere Strichliste für Reh, Hirsch, Fuchs und Wildschwein: ein blankes Blatt.

Wo lebt der Vogel Strauß heute noch in freier Wildbahn?

Strauße in der Wildnis. Der Strauß ist ein flugunfähiger Laufvogel. In freier Wildbahn bewohnt er hauptsächlich die afrikanische Steppe in Südafrika und Namibia. Er kann eine Größe von 2,5 - 3 m Kopfhöhe erreichen und ist somit der größte Vogel der Erde.

Wo lebt der Strauß?

Strauße kommen natürlich in den Savannen und der Sahelzone Afrikas vor, sowohl nördlich als auch südlich der äquatorialen Waldzone. Es sind fünf Unterarten bekannt: S. c.

Wie lebt der Strauß?

Strauße treten in lockeren Verbänden auf und sind zumeist tagaktiv. Sie ernähren sich überwiegend von Pflanzennahrung. Die Fortpflanzung erfolgt zu Beginn der Regenzeit. Hennen und Hähne paaren sich häufig mit mehreren Partnern.

Wie viel kostet ein Strauß?

Allerdings variiert der Preis nach Anlass. Aus dem Grund haben wir für dich als Anhaltspunkt Blumenstrauß-Preise für verschiedene Anlässe: Geburtstag: 30 - 50 € Hochzeit: 50 - 60 €

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