Die meisten Neueinsteiger in die Imkerei fangen mit drei oder zumindest zwei Völkern an. Natürlich kann auch ein Volk gehalten werden, denn das Volk an sich, also der Bien, ist autark. Problematisch wird es jedoch, wenn mit diesem einen Volk etwas nicht stimmt: plötzliche Weisellosigkeit, die Tendenz zum Kümmerling, Bienenkrankheiten, die eine Sanierung erfordern usw. Show Wenn in dieser Situation nun nur ein Volk zur Verfügung steht, ist der Austausch von z.B. Waben, Bienen oder beidem nur sehr schwer zu organisieren. In der Regel muss dann auf einen Imkerkollegen zurückgegriffen werden, was oft Kosten und einen zeitlichen Aufwand erfordert und im schlechtesten Fall sogar Krankheiten übertragen kann. Daher hört man oft von Imkern den Satz “Ein Volk ist kein Volk”. Die Lösung zu mehr Völkern bieten die Bienen selbst, denn wir müssen kaum etwas dafür tun, ausser etwas Geduld aufbringen. Es gibt verschiedene Wege, seine Völker zu erweitern. Wir beschreiben hier die Ablegerbildung über eigene Brutwaben, den sogenannten Brutableger. Für den Ableger benötigt ihr lediglich ein starkes Volk und einen Ablegerkasten, den ihr kaufen, oder ganz schnell selber zusammenbauen könnt - hier findet ihr eine Materialliste und Anleitung! Bevor es losgeht müssen ein paar Rahmenbedingungen stimmen: es ist dauerhaft über 10°C oder besser wärmer, ihr habt ein starkes Volk mit ausreichend Brut in allen Stadien und einen Platz für das neue Volk. Eine weitere Beute sollte zu diesem Zeitpunkt zumindest schon bestellt oder im Eigenbau sein. Es gibt verschiedene Ansätze, wie man einen Ableger bildet. Die Methode, mit der wir - und anscheinend auch die Bienen - sich am wohlsten fühlen, beschreiben wir nun. Und so geht’s...
Natürlich gibt es nun Fragen, die ihr gerne im Forum stellen könnt (die Antwort kommt schnell). Aber hier das Wichtigste vorweg:
Der Ableger ist gemacht und wir müssen einfach warten. Ab dem Zeitpunkt der Trennung vom übrigen Volk passiert jedoch Faszinierendes! Man hört oft, das eine Brutwabe ein Volk erzeugt. Theoretisch ist das richtig, wir machen unsere Ableger jedoch immer mit zwei Brutwaben und damit mit mehr Bienen und mehr “Ausgangsmaterial”. Uns leuchtet nicht ein - außer aus recht egoistischen Gründen - warum man ein komplettes Volk auseinandernehmen und mit einem “Minimalstart” arbeiten sollte. Die Bienen des Ablegers merken innerhalb der nächsten zwei Stunden, dass keine Königin im Volk ist, das Volk also weisellos ist. Hören kann man das durch ein aufgeregtes, hohes Summen im Ablegerkasten. Bienen verfügen jedoch über eine ausgeklügelte Überlebensstrategie: sie machen sich einfach eine neue Königin! Ein paar der gestifteten Zellen werden einfach in sogenannte Nachschaffungszellen verwandelt. Die Bienen versorgen in den Nachschaffungszellen die Stifte/Maden mit Gelee Royal - dem Stoff aus dem die Königinnen gemacht werden, und ziehen sich so eine neue Königin heran. Regel: 3-5-8 Ab dem Zeitpunkt der Entnahme gilt die einfache Regel “3-5-8 und die Königin ist gemacht”. Das bedeutet
Es gibt nun zwei Möglichkeiten: entweder lasse ich die Bienen für die nächsten ca. 24-30 Tage in Frieden und überlasse der Natur ihren Lauf, oder ich sehe nach 8 Tagen nach und entferne alle Nachschaffungszellen bis auf 1 oder 2 Stück. Vorteil der letzteren Methode ist, dass ich sicher weiß, dass die Bienen Nachschaffungszellen angelegt haben. Und was passiert, wenn ich aus Versehen die Königin in den Ablegerkasten gesetzt habe? Nun starten die Bienen im Spendervolk das Notprogramm und legen Nachschaffungszellen an. Indizien dafür sind entspannte Bienen und keine Nachschaffungszellen im Ablegerkasten. Befinden sich mehrere Nachschaffungszellen im Volk, kann man beim in der Phase des Schlüpfens das sogenannte “Tüten” und “Tröten” hören. Die erstgeschlüpfte Königin gibt mit dem Tüten ein Signal, auf das die anderen Königinnen mit einem Tröten antworten. Die Königin weiß nun, wo die Konkurrentinnen sich befinden und sticht diese ab. Aus unserer Sicht brutal, für die Bienen aber überlebenswichtig: eine Königin hält das noch kleine Volk zusammen, mehrere würden es zerreißen. 16 Tage nach der Ablegerbildung ist die Königin also geschlüpft und wird nach ca. 6 Tagen auf ihren Begattungsflug gehen. Nach erfolgreichem Begattungsflug wird sie nach ca. weiteren 6-8 Tagen die ersten Stifte setzen. Nach frühestens 24 Tagen, d.h. wenn alle Brut geschlüpft ist, kann eine Varroabehandlung durchgeführt werden, denn nun kann man die Varroamilben effektiv bekämpfen - sie können sich schließlich nicht in verdeckelten Zellen verstecken. Wir geben dem Ableger immer mind. 35 Tage Zeit, bis wir ihn in die eigentliche Beute umziehen. Nun gilt es, durch die Gabe von Brutwaben das Volk aufzubauen und auf eine Volksstärke zu bringen, die für den Winter passt. Auch ein Ableger kann im ersten Jahr durchaus eine gute Honigleistung bringen, doch das ist, wie immer bei BienenWerk, nicht der Hauptfokus. Wann Ableger umsetzen?Sobald die Königin begattet ist, wird der Ableger schnell wachsen und kann Mitte Juli in eine große Beute umgesetzt werden.
Wie lange Ableger in Kellerhaft?Der Ablegerkasten wandert nun in den Keller oder an einen schattigen Platz und wird mind. 24 Stunden nicht geöffnet, Stichwort “Kellerhaft”. Nach 6 Stunden den Ablegerkasten nur so weit öffnen, dass mit einer Sprühflasche etwas Wasser in den Kasten gesprüht werden kann.
Wie oft Ableger bilden?Bildet man ihn früh im Jahr (Anfang Mai), reicht eine Brutwabe aus. Besser sind zwei oder drei. Je später im Jahr man Ableger bildet, umso mehr Brutwaben brauchen sie, um auf den Herbst zu einem überwinterungsfähigen Volk heranzuwachsen.
Wann Ableger zurück zum Stand?Nach 21 Tagen sollte der Ableger aus einer Weisel- bzw. Nachschaffungszelle eine neue Königin nachgeschafft haben. Der Ableger kann an den alten Standort zurückgeholt werden.
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