Die judenbuche bedeutung der buche

Das Dorf B. galt f�r die hochm�tigste, schlauste und k�hnste Gemeinde des ganzen F�rstentums. Seine Lage inmitten tiefer und stolzer Waldeinsamkeit mochte schon fr�h den angeborenen Starrsinn der Gem�ter n�hren; die N�he des Flusses, der in die See m�ndete und bedeckte Fahrzeuge trug, gro� genug, um Schiffbauholz bequem und sicher au�er Landes zu f�hren, trug sehr dazu bei, die nat�rliche K�hnheit der Holzfrevler zu ermutigen, und der Umstand, dass alles umher von F�rstern wimmelte, konnte hier nur aufregend wirken, da bei den h�ufig vorkommenden Scharm�tzeln der Vorteil meist auf Seiten der Bauern blieb.(S.4,Zeile 29 - S.5 Zeile 1)

Das Dorf B., das, so schlecht gebaut und rauchig es sein mag, doch das Auge jedes Reisenden fesselt durch die �beraus malerische Sch�nheit seiner Lage in der gr�nen Waldschlucht eines bedeutenden und geschichtlich merkw�rdigen Gebirges (S. 3, Zeile 18- 22)

Jetzt nahten die beiden sich der Stelle des Teutoburger Waldes, wo das Brederholz den Abhang des Gebirges niedersteigt und einen sehr dunkeln Grund ausf�llt (S. 14, Zeile 6- 8) 

Es kam ihm vor, als ob alles sich bewegte und die B�ume in den einzelnen Mondstrahlen bald zusammen, bald voneinander schwankten. Baumwurzeln und schl�pfrige Stellen, wo sich das Regenwasser gesammelt, machten seinen Schritt unsicher; er war einige Male nahe daran, zu fallen. Jetzt schien sich in einiger Entfernung das Dunkel zu brechen, und bald traten beide in eine ziemlich gro�e Lichtung. Der Mond schien klar herein und zeigte, dass hier noch vor kurzem die Axt unbarmherzig gew�tet hatte. �berall ragten Baumst�mpfe hervor, manche mehrere Fu� �ber der Erde, wie sie gerade in der Eile am bequemsten zu durchschneiden gewesen waren; die verp�nte Arbeit musste unversehens unterbrochen worden sein, denn eine Buche lag quer �ber dem Pfad, in vollem Laube, ihre Zweige hoch �ber sich streckend und im Nachtwinde mit den noch frischen Bl�ttern zitternd. Simon blieb einen Moment stehen und betrachtete den gef�llten Stamm mit Aufmerksamkeit. In der Mitte der Lichtung stand eine alte Eiche, mehr breit als hoch; ein blasser Strahl, der durch die Zweige auf ihren Stamm fiel, zeigte, dass er hohl sei, was ihn wahrscheinlich von der allgemeinen Zerst�rung gesch�tzt hatte.(S.15, Zeile 1- 23)
Auch habe die D�rre der Jahreszeit und der mit Fichtennadeln bestreute Boden keine Fu�stapfen unterscheiden lassen, obgleich der Grund ringsumher wie festgestampft war. Da man nun �berlegt, dass es zu nichts n�tzen k�nne, den Oberf�rster zu erwarten, sei man rasch der andern Seite des Waldes zugeschritten, in der Hoffnung, vielleicht noch einen Blick von den Frevlern zu erhaschen. Hier habe sich einem von ihnen beim Ausgange des Waldes die Flaschenschnur in Brombeerranken verstrickt, und als er umgeschaut, habe er etwas im Gestr�pp blitzen sehen; es war die Gurtschnalle des Oberf�rsters, den man nun hinter den Ranken liegend fand, grad ausgestreckt, die rechte Hand um den Flintenlauf geklemmt, die andere geballt und die Stirn von einer Axt gespalten (S.29, Z. 24- 37)

Diese letzten Worte wurden unter dem Schirme einer weiten Buche gesprochen, die den Eingang der Schlucht �berw�lbte. Es war jetzt ganz finster; das erste Mondviertel stand am Himmel, aber seine schwachen Schimmer dienten nur dazu, den Gegenst�nden, die sie zuweilen durch eine L�cke der Zweige ber�hrten (S. 14, Z. 27- 33)

Es war im Juli 1756 fr�h um drei; der Mond stand klar am Himmel, aber sein Glanz fing an zu ermatten, und im Osten zeigte sich bereits ein schmaler gelber Streif, der den Horizont bes�umte und den Eingang einer engen Talschlucht wie mit einem Goldbande schloss (Seite 22, Zeile 13- 17) 

Es fing bereits stark zu d�mmern an; die V�gel begannen leise zu zwitschern, und der Tau stieg f�hlbar aus dem Grunde. Friedrich war an dem Stamm hinabgeglitten und starrte, die Arme �ber den Kopf geschlungen, in das leise einschleichende Morgenrot. Pl�tzlich fuhr er auf: �ber sein Gesicht fuhr ein Blitz, er horchte einige Sekunden mit vorgebeugtem Oberleib wie ein Jagdhund, dem die Luft Witterung zutr�gt. Dann schob er schnell zwei Finger in den Mund und pfiff gellend und anhaltend. - "Fidel, du verfluchtes Tier!" (S. 23, Z. 3- 12)

//www.lpb.bwue.de/aktuell/bis/1_01/wald03.htm

Die Eltern

In dem abgelegenen Dorf B. nimmt man es in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit der Gerechtigkeit nicht so genau. Die Gutsherren herrschen nach Gutdünken, und die Menschen aus dem Volk schlagen sich so durch. Um die Gesetze kümmert sich niemand; Holzdiebstahl im Wald ist eine Art Volkssport, an dem sich sogar der Bürgermeister beteiligt. In diesem Ort lebt Hermann Mergel. Er ist ein Trinker. Anfangs ist er seinem Laster nur am Wochenende verfallen, deshalb hat er auch keine Schwierigkeiten, eine Ehefrau zu finden. Allerdings nur bis zum folgenden Wochenende: Am Sonntag nach der Hochzeit flüchtet seine Frau zurück in ihr Elternhaus. Hermann bleibt nun einige Jahre allein. Sein Haushalt verkommt immer mehr. Doch eines Tages findet sich wieder eine Frau für ihn: Margreth Semmler, die im Dorf recht angesehen ist und als junges Mädchen einmal sehr hübsch war. Nun hat sie die 40 überschritten, sieht aber immer noch gut aus. Ausgerechnet Margreth will ihn nun heiraten. Sie ist überzeugt, dass sie Hermann schon in den Griff bekommen wird.

Der Tod des Vaters

Eine Zeit lang scheint es gut zu gehen, aber bald trinkt Hermann wieder häufiger und wird gewalttätig. 1738, im zweiten Jahr der Ehe, bekommt Margreth einen Sohn, der Friedrich genannt wird. Hermann Mergel liebt sein Kind sehr und benimmt sich von nun an etwas zivilisierter. Als Friedrich neun Jahre alt ist, geht sein Vater eines Tages zu einer Hochzeit. Gegen Abend setzt ein heftiger Schneesturm ein. Margreth rechnet damit, dass ihr Mann sich wieder so sehr betrinkt, dass er erst am nächsten Tag heimkommen wird. Deshalb wartet sie nicht auf ihn, sondern legt sich mit ihrem Sohn schlafen. Der Sturm tobt um das Haus, und Friedrich fürchtet sich. Er glaubt, jemand würde an die Tür klopfen, aber Margreth beruhigt ihn: Das seien nur die Balken des alten Holzhauses, die im Sturm ächzen. Friedrich schläft ein. Als er tief in der Nacht wieder wach wird, hört er die Mutter beten. Der Sturm tobt noch immer. Wieder vernimmt Friedrich ein Klopfen an der Tür und Stimmen. Erneut will ihm die Mutter nicht glauben, aber dann bemerkt sie es auch: Jemand ruft nach ihr. Einige Männer haben den Vater tot im Wald gefunden, im Brederholz.

Der Sohn eines Gespensts

Im Dorf fangen die Leute an zu munkeln, dass im Brederholz der Geist von Hermann Mergel umgehe. Einige Dorfbewohner wollen ihn in der Nacht dort singen gehört oder sein Gesicht zwischen den Zweigen gesehen haben. Auch Friedrich kommen die Gerüchte zu Ohren, und er leidet sehr darunter. Ein paar Mal prügelt er sich mit den anderen Kindern, weil sie über seinen Vater reden. Schließlich zieht er sich immer mehr von ihnen zurück, wird verschlossen und verträumt. Er verbringt seine Zeit mit Viehhüten und geht an ganz abgelegene Weideplätze, um allein zu sein. Eines Tages – Friedrich ist inzwischen zwölf Jahre alt – bekommt Margreth Besuch von ihrem Bruder Simon, einem hässlichen und etwas unheimlichen Junggesellen. Seit ihrer Hochzeit mit Hermann hat sich Simon nicht mehr um seine Schwester gekümmert. Nun fragt er vor allem nach Friedrich. Nach einer Weile erfährt Margreth auch den Grund: Der Junge soll von nun an die meiste Zeit bei Simon leben, für ihn arbeiten und später sein Erbe sein. Margreth zögert, sie möchte ihren Sohn nicht hergeben. Außerdem fällt Simons Erbe sowieso an Friedrich. Doch schließlich gibt sie nach. Als Friedrich nach Hause kommt, nimmt ihn der fremde Onkel gleich mit. Inzwischen ist es Nacht geworden. Die beiden gehen in der Dunkelheit durch den Wald. Ihr Weg führt sie durch das Brederholz, und Simon kann es nicht lassen, Friedrich auf die Stelle aufmerksam zu machen, wo die Leiche seines Vaters gefunden wurde.

Das fremde Kind

Am nächsten Abend wartet Margreth sehnsüchtig auf ihren Sohn. Plötzlich sieht sie ihn am Küchenherd stehen. Doch als sie ihn anspricht, reagiert der Junge völlig verängstigt und kann kaum sprechen. Da erkennt sie, dass es gar nicht Friedrich ist. Vor ihr steht ein fremder Junge, der ihm sehr ähnlich sieht. Erschrocken ruft sie nach ihrem Sohn. Da kommt Friedrich aus dem Schlafzimmer, in der Hand eine selbst gebastelte Geige, die er dem Jungen schenkt. Die Mutter will wissen, wer der Fremde ist. Friedrich erklärt es ihr: Der Junge hat keinen Vater, weshalb er Johannes Niemand heißt. Er lebt als Schweinehirt bei Simon. Als Johannes gehen will, bietet Friedrich ihm ein Stück Brot an. Margreth mutmaßt, dass der Junge bei Simon noch Abendbrot bekommen wird, aber Johannes verneint. Simon lässt ihn für sich arbeiten, sorgt aber sonst nicht für ihn. Margreth gerät ins Grübeln: Johannes sieht Friedrich so ähnlich. Ist Simon womöglich der Vater des Jungen und beutet ihn aus? Sie ahnt, dass es ein Fehler war, ihren Sohn dem Onkel zu überlassen. Friedrich selbst allerdings ist stolz auf sich: Er hat zum ersten Mal Geld verdient. Am Montag soll er wieder für Simon arbeiten. Margreth möchte ihn am liebsten bei sich behalten, lässt ihn dann aber doch gehen, denn sie hat das Geld bitter nötig.

Die Holzdiebe

Friedrich lebt nun die meiste Zeit beim Onkel. Er ist selbstbewusst geworden und verdient gut, gibt aber den Großteil des Geldes für neue Kleider aus. Als fleißiger, gut aussehender junger Mann wird er im Dorf geachtet. Ab und zu zieht er immer noch als Hütejunge in den Wald, obwohl er mit seinen inzwischen 18 Jahren dafür eigentlich schon zu alt ist. Der Holzdiebstahl, bisher allgemein als Kavaliersdelikt angesehen, nimmt auf einmal bedrohlich zu. Eine Bande treibt ihr Unwesen: Sie haut nachts Bäume um und transportiert sie weg. Die Diebe werden „Blaukittel“ genannt, doch keiner weiß, wer sie sind. Obwohl die Förster nachts Wachen aufstellen, sind die Übeltäter nicht zu fassen. Eines Morgens ist Friedrich wieder mit den Kühen im Wald. Es ist noch dunkel, kurz vor Sonnenaufgang. Ein Stück entfernt hört er Geräusche wie von Holzfällern. Plötzlich steht Oberförster Brandis mit einigen seiner Gehilfen vor ihm. Sie sind auf der Suche nach den Blaukitteln. Brandis beschuldigt Friedrich, in die Diebstähle verwickelt zu sein. Aber dieser weist alle Anschuldigungen von sich. Die anderen sind inzwischen weitergegangen, und Brandis weiß nicht wohin; da schickt Friedrich ihn in die falsche Richtung.

Der Mord

Als Friedrich um die Mittagszeit zu seiner Mutter kommt, erzählt er ihr von der Auseinandersetzung mit Brandis, er klagt über Kopfschmerzen und legt sich ins Bett. Einige Stunden später kommt der Amtsschreiber zu Margreth und bittet um etwas zu trinken. Dabei erzählt er ihr, dass man Brandis tot im Wald gefunden hat – ermordet von den Blaukitteln. Vorsichtig fragt er nach, wann Friedrich nach Hause gekommen ist, worauf Margreth den Amtsschreiber hinauswirft. Da taucht Johannes auf und sagt, Friedrich solle sofort zum Onkel kommen. Der lehnt erst ab, er fühlt sich zu krank. Doch dann steht er doch auf und geht mit Johannes. Weil der Gutsherr nicht da ist, führt der Amtsschreiberdie Ermittlungen durch und befragt die Zeugen. Die Forstbeamten berichten, wie sie in jener Nacht mit Brandis unterwegs waren und im Wald Geräusche hörten, die offenbar von Holzfällern kamen. Während der Oberförster noch mit Friedrich gesprochen hatte, waren sie ohne ihn weitergegangen und hatten bemerkt, dass die Blaukittel etwa 20 Bäume gefällt und abtransportiert hatten, ohne weitere Spuren zu hinterlassen. Auf dem Rückweg hatten die Forstbeamten Brandis tot im Gebüsch gefunden, erschlagen mit einer Axt. Nun wird Friedrich befragt, aber ergebnislos: Einige Zeugen bestätigen, dass er schon gegen vier Uhr morgens aus dem Wald zurückkam – zu früh, um Brandis gefolgt sein und ihn ermordet haben zu können. Schließlich wird die Untersuchung ohne Ergebnis abgeschlossen. Die Blaukittel tauchen danach nicht mehr auf.

Die Hochzeit

Am Sonntag steht Friedrich in aller Frühe auf, er will zur Beichte. Da trifft er auf Onkel Simon, der ihn darauf hinweist, dass man bei der Beichte nicht seinen Nächsten beschuldigen dürfe. Friedrich fragt den Onkel, wo seine Axt sei. Simon redet sich heraus und schickt ihn weg: Er solle ruhig das Sakrament entweihen und mit seiner Beichte seinen Onkel ins Elend stürzen. Darauf bleibt Friedrich zu Hause. In der folgenden Zeit wird er noch großspuriger und unberechenbarer. Ob man ihm trauen kann, weiß keiner mehr so recht. Eines Tages im Herbst 1760 – Friedrich ist inzwischen 22 Jahre alt – findet im Dorf ein großes Hochzeitsfest statt. Friedrich feiert mit und ist der wildeste Tänzer. Da bricht ein Aufruhr los: Johannes hat ein Stück Butter stehlen wollen, ist aber entdeckt worden, weil die Butter geschmolzen und ihm durch die Kleider gelaufen ist. Friedrich ohrfeigt ihn und jagt ihn fort. Dann zieht er seine silberne Taschenuhr, um die anderen zu beeindrucken. Doch da taucht plötzlich der Jude Aaron auf und verlangt von Friedrich das Geld für die Uhr, die dieser noch nicht bezahlt hat. Die Dorfbewohner amüsieren sich köstlich, Friedrich verschwindet kleinlaut.

Der Spuk im Brederholz

Als am Abend Herr von S., der Gutsbesitzer, von der Hochzeit nach Hause kommt, findet er seine Dienerschaft in heller Aufregung: Zwei seiner Knechte haben in der Dunkelheit im Brederholz einen Schlag und einen Schrei gehört – der Geist von Hermann Mergel geht offenbar wieder um. Der Gutsherr ärgert sich über diesen Unfug. Drei Tage später tobt nachts ein fürchterliches Unwetter, alle im Schloss sind auf den Beinen. Da stürzt Aarons Frau herein: Ihr Mann ist ermordet worden. Vor drei Tagen war er aufgebrochen, um Geld von seinen Schuldnern einzutreiben. Weil er nicht zurückkam, hat sie sich auf die Suche nach ihm gemacht. Im Wald hat sie seine Leiche gefunden, im Brederholz unter einer großen Buche. Nun ist dem Gutsherrn klar, worauf die vermeintliche Geistererscheinung im Wald zurückzuführen ist. Da er auf der Hochzeit die Szene zwischen Friedrich und Aaron selbst miterlebt hat, erscheint ihm Friedrich nun dringend tatverdächtig. Er zieht mit einigen Schützen los, um ihn zu verhaften. Sie umstellen Margreths Haus, finden Friedrich aber nicht, er ist anscheinend gerade geflohen. Margreth wirkt während der Untersuchung wie versteinert.

Der Kauf der Judenbuche

Nicht nur Friedrich ist verschwunden, sondern auch Johannes. Die Juden des Dorfes sind sehr beunruhigt über die Tat und helfen tatkräftig mit, den Mörder zu finden, aber ohne Erfolg. Schließlich wird der Fall zu den Akten gelegt. Nun bitten die Juden den Gutsherrn, dass sie die große Buche kaufen dürfen, unter der Aaron ermordet wurde, sodass sie keiner fällen darf. Der Gutsherr lässt sich darauf ein. Eines Abends ziehen die Juden gemeinsam zur Buche, und am nächsten Tag ist in den Stamm eine hebräische Inschrift eingeritzt. Etwa ein halbes Jahr nach dem Mord erzählt der Gutsherr seinem Amtsschreiber, er hätte vom Gericht in P. einen Brief erhalten, in dem stand, dass ein Unbekannter den Mord an einem Juden namens Aaron gestanden hätte. Dieser hätte aber leider nicht mehr befragt werden können, da er sich in seiner Zelle erhängt hätte. Also sei Friedrich vielleicht doch nicht der Täter. Er bleibt aber verschollen, seine Mutter verliert darüber den Verstand und stirbt schließlich.

Der Fremde

28 Jahre nach dem Mord an Aaron, am 24. Dezember 1788, taucht auf einmal ein Fremder im Dorf auf. Er ist völlig erschöpft und wirkt etwas verwirrt. Schließlich gibt er sich als Johannes zu erkennen, der viele Jahre in der Türkei in Gefangenschaft war und nun zurückgekehrt ist. Der Gutsherr, inzwischen ein alter Mann, interessiert sich für den Fall und lässt ihn ins Schloss bringen. Johannes erzählt, wie Friedrich vor 28 Jahren in der Nacht zu ihm kam und ihm sagte, dass sie fliehen müssten, wegen zwielichtiger Holzgeschäfte, in die er und Simon verwickelt wären. Sie schlugen sich durch bis Freiburg, ließen sich dort vom österreichischen Militär anwerben und zogen gegen die Türken in den Krieg. Johannes geriet in Gefangenschaft und musste viele Jahre schwere Arbeit leisten, ehe ihm die Flucht gelang. Was aus Friedrich geworden ist, weiß er nicht. Johannes bleibt im Dorf und erledigt Botengänge für den Gutsherrn. Aber er geht nicht durch das Brederholz, lieber macht er einen weiten Umweg. Weil er auch sonst einen verstörten Eindruck macht, fürchtet man, er könnte den Verstand verlieren.

Die Sühne

Eines Tages im September ist Johannes verschwunden. Der Gutsherr fürchtet, er sei irgendwo gestürzt und könne nicht wieder aufstehen, deshalb lässt er überall nach ihm suchen, aber ohne Erfolg. Etwa zwei Wochen später ist Förster Brandis, der Sohn des Ermordeten, im Brederholz unterwegs. Es ist warm, und er möchte sich ausruhen, deshalb setzt er sich unter die Judenbuche in den Schatten. Dabei steigt ihm ein unerträglicher Gestank in die Nase. Er glaubt erst, es wären Pilze, bis er über sich im Baum jemanden hängen sieht. Es ist Johannes. Der Gutsherr ist dabei, als die Leiche weggenommen wird, und erkennt eine Narbe an dem Toten. Deshalb ist er sich sicher: Der Mann, der an der Judenbuche seinen Tod gefunden hat, war nicht Johannes, sondern Friedrich Mergel. Die Inschrift an dem Baum lautet übrigens: „Wenn du dich diesem Ort näherst, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast.“

Die Feudalgesellschaft im 18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert war Deutschland noch von der Ständegesellschaft geprägt: Das Land gehörte adligen Gutsherren, die es an leibeigene Bauern zur Bewirtschaftung weitergaben. Die Gutsherren wiederum waren anderen, höheren Adligen unterstellt und mussten ihnen Dienste leisten. Dieses feudale System stammte noch aus der Zeit der Germanen, bildete sich im Mittelalter weiter aus und blieb in seinen Grundzügen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts bestehen. Die Bauern mussten den Gutsherren Abgaben leisten. Sie waren an den ihnen zugeteilten Grundbesitz gebunden und durften ihn nicht verlassen. Lange Zeit besaß der Gutsherr auch das Recht, darüber zu entscheiden, wen seine Leibeigenen heiraten durften. Im Gegenzug war der Gutsherr verpflichtet, die Bauern zu schützen und ihnen in Notzeiten beizustehen. Der Gutsherr hatte auch die Gerichtsbarkeit über seine Leibeigenen und durfte sie bestrafen. Nur die Stadtbewohner unterstanden dieser Gerichtsbarkeit nicht. Während die Adligen im Wohlstand lebten, war das einfache Volk sehr arm und wurde oft von Seuchen und Hungersnöten heimgesucht. Im Zuge der Französischen Revolution wurde auch in Deutschland die Leibeigenschaft Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts nach und nach aufgehoben. In Westfalen gab es ab 1808 keine Leibeigenen mehr. Der Adel blieb jedoch weiterhin privilegiert; erst in der Weimarer Republik wurden 1919 alle Adelsprivilegien aufgehoben.

Entstehung

Der Erzählung Die Judenbuche liegt ein realer Mordfall zugrunde: Im Jahr 1783 erschlug der Knecht Hermann Georg Winckelhan einen Juden, der ihn wegen nicht bezahlter Schulden vor Gericht gebracht hatte. Winckelhan floh, geriet in algerische Gefangenschaft und kam erst 25 Jahre nach der Tat zurück in sein Heimatdorf. Weil er in der Sklaverei genug gelitten hatte, blieb er straffrei. Er erhängte sich aber bald darauf an der Stelle, an der der Mord geschehen war: an einer Buche, in der die Juden des Ortes nach der Tat einen Rachespruch eingeritzt hatten. Werner Adolph von Haxthausen, Annette von Droste-Hülshoffs Großvater, hatte als Gutsherr des Dorfes seinerzeit die Ermittlungen geleitet. 1818 veröffentlichte dessen Sohn August Franz von Haxthausen, der Onkel der Dichterin, einen Text mit dem Titel Geschichte eines Algierer Sklaven, den er auf Basis der Gerichtsakten verfasst hatte. Annette von Droste-Hülshoff kannte die Geschichte des Judenmörders schon als Kind.

Von 1837 bis 1841 arbeitete sie an der Erzählung. Zu den historischen Fakten erfand sie eine Vorgeschichte, die die Entwicklung der Hauptfigur zum Mörder darstellt. Außerdem verlegte sie den Mord vor auf das Jahr 1760. Das gab ihr die Möglichkeit, die Handlung 1789, im Jahr der Französischen Revolution, abzuschließen – ein Hinweis darauf, dass sich nach diesem Datum die Zeiten grundlegend geändert hatten. Viele Orte der Handlung lassen sich wiedererkennen. Die Geschichte spielt in der Gegend von Paderborn. Das Dorf B. entspricht dem Ort Bellersen, das Brederholz ist ein Waldgebiet zwischen Bellersen und Bredenborn. Auch der Holzfrevel der Dorfbewohner hat ein historisches Vorbild: Die Bewohner von Bredenborn beanspruchten die Rechte an dem Waldgebiet, ebenso wie die Freiherren von Haxthausen. Aus diesem Grund gab es dort immer wieder Auseinandersetzungen.

Literarisch war Droste-Hülshoff möglicherweise von Friedrich Schillers Erzählung Der Verbrecher aus verlorener Ehre beeinflusst, in der ein Mann unter widrigen Lebensumständen zum Mörder wird. Das Motiv der Narbe, an der der Mörder wiedererkannt wird, erinnert an Homers Odyssee: Auch Odysseus wird an einer Narbe erkannt, als er nach Jahren heimkehrt. Eigentlich sollte Die Judenbuche Teil eines größeren Werks über Westfalen sein, das Droste-Hülshoff aber nie fertigstellte.

Wirkungsgeschichte

Die Judenbuche ist der einzige Prosatext von Annette von Droste-Hülshoff, der nicht Fragment geblieben ist. Im Frühjahr 1842 erschien die Erzählung in 16 Teilen im Morgenblatt für gebildete Leser. Die Erzählung traf den Zeitgeschmack jedoch nicht und fand bei den Lesern keine große Resonanz. In der Folge wurde sie zu Lebzeiten der Dichterin nicht mehr abgedruckt. Die Kritik bemängelte die scheinbare Zusammenhanglosigkeit und Unklarheit der Handlung. Theodor Fontane urteilte: „Das Maß der Kunst oder gar der Technik ist nicht hervorragend.“ 1876 nahm Paul Heyse Die Judenbuche auf Anraten seines Freundes Theodor Storm in seine Sammlung Deutscher Novellenschatz auf. Das brachte der Geschichte den Durchbruch. Die spätere Kritik bewertete die Uneindeutigkeit des Textes nicht mehr als literarische Schwäche, sondern als ein bewusstes Stilmittel. Annette von Droste-Hülshoff wurde so zur Vorläuferin moderner Schriftsteller wie Franz Kafka. Inzwischen ist die Novelle in zahlreiche Sprachen übersetzt worden, ihre Autorin zählt zu den wichtigsten Stimmen der deutschen Literatur.

Was bedeutet Brederholz?

In das Waldstück zwischen den Dörfern Bellersen und Bredenborn hat Annette von Droste-Hülshoff in der Novelle Die Judenbuche den Tatort gelegt. In der Geschichte wird es ›Brederholz‹ genannt, in der Realität heißt es ›Masterholz‹.

Wer hat den Förster Brandis umgebracht?

Seines Rufs im Dorf wegen wird er bewundert und gefürchtet. Als Förster Brandis erschlagen wird, gilt Friedrich als Hauptverdächtiger.

Warum ist die judenbuche Biedermeier?

Als es in der Gesellschaft politische Spannungen und Streben nach Freiheit und Einheit gab, hat es in der Literatur eher zur Harmonisierung geführt. Biedermeier steht für eine kleinbürgerliche Kultur der Häuslichkeit und der Betonung des Privaten. Das häusliche Glück in den eigenen vier Wänden steht im Vordergrund.

Warum ist die judenbuche eine Novelle?

„Die Judenbuche“ von Annette von Droste-Hülshoff von 1842 ist eine Novelle, die nach einer wahren Begebenheit die Geschichte eines Judenmörders erzählt, der nach dem Mord eine langjährige Flucht und ein Leben in Gefangenschaft auf sich nimmt, um letztendlich unter falscher Identität doch in seine Heimat zurück- ...

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