Französische revolution sturm auf die bastille

Die Französische Revolution ist eine der bedeutendsten sozialen Umbrüche der Geschichte. Im Jahr 1856 sichtete der französische Soziologe Alexis de Tocqueville die sogenannten Beschwerdehefte – darin sammelten verschiedene soziale Schichten Frankreichs im Vorfeld der Einberufung der Generalstände Beschwerden und Anweisungen an ihre Vertreter. Diese Versammlung sollte schon bald die Herrschaft Ludwigs XVI. aushebeln, was schließlich die Revolution zur Folge hatte. Was Tocqueville in den Beschwerdeheften entdeckte, erschreckte ihn.

»Wenn ich dann alle diese einzelnen Wünsche zusammenfasse, nehme ich mit einem gewissen Schauder wahr, dass man nichts Geringeres fordert als die gleichzeitige und systematische Abschaffung aller im Lande bestehenden Gesetze und Gebräuche; ich sehe auf der Stelle, dass es sich um eine der ungeheuersten und gefährlichsten Revolutionen handeln soll, welche die Welt jemals gesehen hat.«

Die revolutionären Entwicklungen begannen mit einer offenen Rebellion im Sommer 1789, im Rahmen derer auch der Sturm auf die Bastille am 14. Juli stattfand. Bald darauf stürzten die Rebellierenden die absolutistische monarchische Herrschaft Ludwigs des XVI., beraubten den Adel seiner angestammten Macht und schränkten den politischen Einfluss der katholischen Kirche ein.

Diese dramatische Neuordnung der französischen Gesellschaft setzte einen Kreislauf von revolutionärem Vorstoß und reaktionärem Rückschlag in Gang. Die Besitzendenwaren nicht bereit, sich ihre enormen Privilegien tatenlos nehmen zu lassen. Sie versuchten, alle von der Revolution angestoßenen Veränderungen rückgängig zu machen und die alten gesellschaftlichen Hierarchien wiederherzustellen. Die Revolutionäre hingegen arbeiteten daran, eine Gesellschaft nach egalitären Idealen zu schaffen.

Dieses unbeständige Wechselspiel erleichterte Napoleon den Aufstieg, der durch Krieg und Imperialismuseinen bonapartistischen Staat aufbaute. Das führte schließlich dazu, dass Frankreich den alten Mächten Europas erlag und die Monarchie wiederhergestellt wurde.

Vorrevolutionäre Zustände

Die große Mehrheit der Menschen in Frankreich lebte in elenden Verhältnissen und hatte kaum eine Chance, diesem Zustand zu entkommen. Die Bauern waren dem Adel völlig ausgeliefert, weil die Machtverhältnisse aus dem Feudalismus im Wesentlichen Bestand hatten. Der französische Historiker und sozialistischer Politiker Jean Jaurès beschrieb 1901 die gravierende wirtschaftliche Unterdrückung auf dem Land:

»Es gab nicht eine einzige Handlung im Leben der Bauern, für die nicht ein Entgeld von ihnen verlangt wurde … Das Feudalrecht erstreckte sich so über jede Naturgewalt, über alles, was wuchs, sich bewegte, atmete …, sogar über das Feuer, das im Ofen brannte, um das karge Brot der Bauern zu backen.«

Die Folge war eine nahezu flächendeckende Armut in ländlichen Regionen. Der englische Agrarwissenschaftler Arthur Young schilderte seine Beobachtungen aus dieser Zeit folgendermaßen:

»Die niedrige Volksklasse scheint hier äußerst arm. Die Kinder sehen so schrecklich zerlumpt aus, dass es besser wäre, sie gingen ganz nackt. Schuhe und Strümpfe gehören hier zum Luxus … So weit ich diese Provinz gesehen habe, scheint ein Drittel davon ungebildet zu sein und fast überall Armut und Elend zu herrschen. Womit können Könige, Minister, Parlamente und Stände ihre Vorurteile verantworten, dass sie Millionen Menschen, welche tätig sein könnten, durch die verwünschten Maximen des Despotismus und die ebenso verabscheuungswürdigen Vorurteile eines Feudaladels, müßig, und Hungers sterben sehen!«

Die städtische Bevölkerung, die sich vor allem aus Handwerkern und Handwerksgesellen zusammensetzte, befand sich in einer ähnlichen Notlage. Wirtschaftliche Umwälzungen bedrohten das Lehrlingssystem und gefährdeten die Fähigkeit der Handwerker, über ihre eigene Arbeit bestimmen zu können. Tagelöhner durften nur in den Städten leben, wenn sie Papiere vorlegen konnten, die ihre Beschäftigung belegten und wurden von der königlichen Polizei verfolgt.

Zur gleichen Zeit bewirkte eine Einwanderungswelle dramatische demografische Veränderungen in Paris. Der Historiker Éric Hazan schreibt, dass im Jahr 1789 schätzungsweise etwa zwei Drittel der Stadtbevölkerung Einwanderer waren, von denen jeder »in seiner Herkunftsregion einen Pass beantragen musste, um nicht unterwegs als Vagabund verhaftet und in Bettlerkolonien geschickt zu werden«.

Einzig dem Klerus und dem Adel, die zusammen etwa 1,6 Prozent der Bevölkerung ausmachten, ging es gut. Die meisten Adligen lebten im Überfluss und konnten ihre gesellschaftlichen Stellungen weitervererben. Die katholische Kirche besaß Schätzungen zufolge 8 Prozent des gesamten Privatvermögens.

Doch in den Jahren unmittelbar vor der Revolution erstarkte in den Städten eine neue Klasse, die den Adel als die höchste Gesellschaftsschicht abzulösen drohte: Es war die neue Klasse der Financiers. Sie waren meist aufstrebende Handwerker oder Bauern, die Land besaßen.

Zudem war das Königreich mit einer katastrophalen Finanzkrise konfrontiert. Der König war bankrott. Das Buchhaltungssystem, das zur Zeit des Siebenjährigen Krieges entstanden war, war so unübersichtlich, dass seine Funktionäre den Reichtum des Königreichs erst dann erfassen konnten, als dieser so gut wie aufgebraucht war. Noch dazu verlangten ausländische Geldgeber ihre Kredite zurück, eine Dürre und eine Reihe von Hagelstürmen dezimierte die Ernte von 1788, und durch das Freihandelsabkommen, das Frankreich und Großbritannien gegen Ende des Siebenjährigen Krieges verhandelt hatten, wurde der französische Markt mit britischen Textilien überschwemmt. Die französische Textilproduktion lag in Ruinen.

Die Lage war also sehr schlecht. Aus Angst vor der Finanzkrise erhöhte Ludwig XVI. die Belastungen für das Volk noch weiter und verlangte von allen Gesellschaftsschichten höhere Steuern.

Sowohl in den Städten als auch auf dem Land stieß dies auf Widerstand. Elitäre wie Louis-Sébastien Mercier zeigten sich empört über den wachsenden Ungehorsam der städtischen Arbeiter:

»Seit einigen Jahren gibt es sichtbaren Ungehorsam im Volk, besonders im Handwerk. Lehrlinge und Burschen wollen ihre Unabhängigkeit demonstrieren. Ihnen fehlt der nötige Respekt vor ihren Meistern, sie bilden Korporationen [Vereinigungen]. Ihre Verachtung der alten Regeln widerspricht der Ordnung … Die Arbeiter verwandeln die Druckerei in eine wahre Rauchhöhle.«

Die Bauern, von denen immer noch verlangt wurde, selbst die einfachsten Lebensmittel als Tribut an König und Kirche zu opfern, nahmen angesichts einer sich abzeichnenden Hungersnot die Dinge selbst in die Hand. Ein Bürgermeister in einem ländlichen Bezirk kommentierte das mit folgenden Worten: »Es ist unmöglich, im Umkreis von einer halben Liga einen Mann zu finden, der bereit ist, eine Wagenladung Weizen zu transportieren. Die Bevölkerung ist so wütend, dass sie für einen Scheffel töten würde.« Die hungernden Bauern weigerten sich, ihren Feudalherren Mehl zu liefern, um die Forderungenaus einer enormen Kriegsschuld zu decken. Sie wollten es lieber selbst essen. Welche andere Lösung hätte es also geben sollen, wenn nicht eine Revolution?

Was geschah am 14. Juli 1789?

Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 markiert den Beginn der französischen Revolution. Ermutigt durch Reformen – und verärgert über die mangelnde Bereitschaft der Nationalversammlung, gegenüber dem unnachgiebigen König einen härteren Kurs einzuschlagen – belagerten Massen von Handwerkern und Arbeitenden die Bastille de Saint-Antoine. Sie nahmen sich die dort gelagerten Munitionsvorräte und befreiten die wenigen Gefangenen, die in der Bastille festgehalten wurden.

Dass die Aufständischen die Festung im Namen der Revolution einnahmen, sendete eine gewichtige Botschaft an die noch herrschenden Kräfte des Ancien Régime: Der Umbruch in Frankreich sollte keine einfache legislative Neuordnung sein, sondern eine soziale Revolution. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Entwicklung der französischen Revolution in vielerlei Hinsicht von einem unsteten Volksaufstand vorangetrieben, der immer wieder aufflammte, wenn revolutionäre Fortschritte bedroht waren. 

Hazan ordnet den Sturm auf die Bastille folgendermaßen ein:

»Der Sturm auf die Bastille ist das bekannteste Ereignis der Französischen Revolution und wurde zudem weltweit zu ihrem Symbol. Aber dieser Ruhmverzerrt seine historische Bedeutung. Denn der Sturm war weder ein Wunder noch ein Höhepunkt der ›guten‹ Revolution vor dem Beginn der ›schlechten‹, also der von 1793 und des Terrors. Der Sturm auf die Bastille war ein Lichtpunkt auf der Flugbahn des Pariser Aufstandes, der weiter an Fahrt aufnahm.«

Der Sturm auf die Bastille deutete die spektakuläre Einnahme der Tuilerien durch die Sansculottes – welche die aufständische Kommune begründeten und schließlich den König absetzten – im Jahr 1792 voraus. Und doch ist sie weder als Höhepunkt noch als Katalysator der Französischen Revolution zu verstehen. Der Sturm war vielmehr ein Ereignis, bei dem sich die Massen unterdrückter Pariser in den bereits begonnenen Reformprozess in Frankreich einmischten und die absolutistische Herrschaft des Königs sowie die Autorität der übervorsichtigen gesetzgebenden Versammlungen in Frage stellten. So trugen sie dazu bei, dass sich eine Periode vorsichtiger Reformen zu einer Epoche wirklicher Revolution entwickelte.

Wer waren die Sansculottes?

Die Sansculottes waren eine aufständische »Bewegung der arbeitenden Armen« und damit »die Hauptschlagkraft der Revolution«,wieder Historiker Eric Hobsbawm schreibt. Ihr Name ist ihrer typischen Kleidung entlehnt. Sie trugen nicht die bei Adel und Klerus üblichen Kniebundhosen oder Seidenstrümpfe, die Culottes. Der Handlungsraum der bürgerlichen Revolutionäre waren die Versammlungssäle und gesetzgebenden Gremien, das politische Territorium der Sansculottes waren die Straßen und öffentlichen Plätze.

Sie verfolgten vor allem das Ziel, ein System direkter, lokaler Demokratie zu etablieren, um einen gleichbleibenden Preis für essenzielle Lebensmittel zu garantieren. Die Armen forderten für sich die gleiche Ernährungssicherheit wie die Adligen.

Am 10. August stürmte ein Volksaufstand die Tuilerien und vertrieb Ludwig XVI. aus seinem dortigen Versteck. Damit errangen die Armeen der Sansculottes einen gewaltigen Sieg; sie überfielen den König und beschuldigten ihn (zu Recht), mit ausländischen Monarchien zusammengearbeitet zu haben, um die Revolution im eigenen Land zu unterdrücken.

Im Anschluss an diesen Sieg gründeten die Sansculottes die sogenannte »aufständische Kommune« (Commune insurrectionnelle) von Paris. Sie schlugen eine weitreichende Reform vor: »Gleichheit und Brot«. Dazu schrieben sie: »In einer Welt, die auf Gleichheit beruht, müssen Reichtum und Armut verschwinden. In Zukunft werden die Reichen ihr Brot nicht mehr aus Weizenmehl herstellen lassen, während die Armen ihr Brot aus Kleie herstellen.« Die Sansculottes verfolgten also zwei Ziele: Freiheit von Unterdrückung und Zugang zu Brot.

Ihre Forderung nach festen Lebensmittelpreisen bietet einen Einblick in die Entwicklung der französischen Wirtschaft zu dieser Zeit. Immer mehr Handwerker konnten sich nicht mehr selbst versorgen. Das zwang sie zur Lohnarbeit, nur um dann festzustellen, dass die Löhne so niedrig waren, dass sie sich nicht einmal einfache Konsumgüter leisten konnten. Für die Sansculottes war in dieser Phase des Übergangs zur Lohnarbeit daher nicht die Forderung nach höheren Löhnen, sondern nach niedrigen Lebensmittelpreisen die intuitive Antwort auf ihre Misere.

Oft waren die Sansculottes nur mit Pikenbewaffnet, mit denen sie die abgetrennten Köpfe von Lebensmittelhändlern oder Monarchisten aufspießten und sie durch die Straßen trugen. Schon bald stellten sie nicht mehr nur eine ernsthafte Bedrohung für die alten, monarchischen Herrschaftsverhältnisse dar, sondern zwangen darüber hinaus auch formal revolutionäre Gremien wie die Gesetzgebende Nationalversammlung dazu, radikalere Positionen im Sinne der unzufriedenen und aufständischen Armen einzunehmen. 

Historiker wie Albert Soboul oder auch Jean Jaurès versuchten, die Sansculottes als eine besondere Form des Proletariats darzustellen. Aber im Kontext der französischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts ergibt diese Einordnung wenig Sinn. Eher lassen sich die Sansculottes als eine soziale Bewegung der Menschen beschreiben, die von den Veränderungen der französischen Wirtschaft am härtesten getroffen waren. Unter ihnen fanden sich Tagelöhner, die ständig auf der Suche nach unterbezahlter Arbeit waren, Handwerker (wie die Bekleidungsherstellenden), deren Existenz durch den Übergang zur industrielleren Produktionsweise bedroht war, und Lehrlinge, die keine »Korporationen«(Berufsverbände) mehr bilden durften.

Weil ihnen die Demokratie und der Überfluss, den sie sich von der Revolution erhofft hatten, konsequent verwehrt blieb, nahmen die Sansculottes die Dinge erneut selbst in die Hand. Jedes Mal, wenn die Bourgeoisie zögerte, den Status quo weiter in Frage zu stellen, trieben sie den revolutionären Prozess neu an. Unabhängig von ihrer jeweiligen Klassenposition leisteten sie so einen wesentlichen Beitrag zur Revolution. Hazan schreibt dazu:

»Es stimmt, dass die Bezeichnung [des Sansculotte] ziemlich dehnbar ist. Manchmal beschwört er durch Metonymie die Welt eines populären Paris herauf, manchmal die Menschenmassen der großen revolutionären Ereignisse, manchmal die Militanten, die das Leben der Sektionendominierten. Aber die oft gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Versammlungen und den etablierten Autoritäten waren nicht das Ergebnis eines stereotypen Ideals: Sie zeugen von der realen Präsenz dieses Wesens aus Fleisch und Blut, des Pariser Sansculotte.«

Die Sansculottes lassen sich am besten an ihren Handlungen messen. Die ständige und oft gewaltsame Konfrontation mit den Herrschenden und Privilegierten, die Forderung nach einer Welt, in der Lebensmittel leicht verfügbar sind und die Demokratie einfach und direkt – diese Grundeinstellung, mehr als alles andere, zeichnete einen Sansculotte aus.

Wer waren die Jakobiner?

Nach dem Massenaufstand der Sansculottes, der die Monarchie faktisch auflöste und das bewaffnete Bürgertum an die Macht brachte, befürchteten die anderen europäischen Monarchien, dass sich die Lage in ähnlicher Weise auch in ihrem eigenen Land destabilisieren könnte. Österreich und Preußen stellten sich auf die Seite des gestürzten französischen Regimes. Das revolutionäre Frankreich reagierte darauf 1792 mit Kriegserklärungen.

Gleichzeitig stellten die Sansculottes, die erst kürzlich die Erfahrung gemacht hatten, welche Macht bewaffnete Mobilisierung ihnen verschaffte, weiterhin Forderungen an die revolutionäre Regierung. So wurden sie nicht nur für die alten Figuren des Ancien Régime, sondern auch für die aufstrebende Bourgeoisie zur Bedrohung.

Als Antwort auf die sich formierende Gegenmacht beschlossen die Revolutionäre, einen Sicherheitsausschusses (Comité de sûreté générale) zu bilden – ein Bollwerk gegen die Angriffe der Reichen, sei es aus Frankreich oder von außerhalb. Das Komitee wurde unter der Führung des militantesten Flügels der revolutionären Bourgeoisie einberufen: den Jakobinern. 

Der offizielle Name des Klubs der Jakobiner lautete »Gesellschaft der Freunde der Verfassung«. Er verfolgte in der Zeit unter Maximilien Robespierre die radikalste Strategie zur Überwindung der revolutionären Krise.Um die konterrevolutionären Kräfte zu besiegen, sahen sie sich dazu veranlasst, radikale Maßnahmen zu ergreifen wie Preiskontrollen, Beschlagnahmungen von Lebensmitteln und auch Gewalt. Diese Zeit ist daher als  »Schreckensherrschaft« in die Geschichte eingegangen. In der Anfangszeit waren unter den Jakobinern vor allem eher gemäßigte Revolutionäre, aber der radikale Flügel um Robespierre – bekannt als die Montagnards – wurde schließlich zur dominierenden Strömung in ihren Reihen.

Dieser jakobinische Flügel unterschied sich politisch grundlegend von den Kräften, die in den früheren Phasen der Revolution die Macht innehatten – konstitutionelle Monarchisten wie Lafayette (der die Jakobiner verachtete und sie als »eine Sekte, die die Souveränität verletzt und die Bürger tyrannisiert« bezeichnete), Liberale wie der starrsinnige Pariser Bürgermeister Jean-Sylvain Bailly und eher konservative Republikaner wie der Militarist Jacques-Pierre Brissot.

Obwohl ihre Führungsriege sich vor allem aus den Reihen des intellektuellen Bürgertums rekrutierte – und nicht aus Sansculottes –, setzten sich die Jakobiner dafür ein, das Recht auf politische Teilhabe vom Eigentum zu trennen. Robespierre schrieb dazu 1791: »Jeder Bürger hat das Recht, an der Gesetzgebung mitzuwirken, und somit das Recht, Wählender oder Wählbarer zu sein, ohne Unterscheidung anhand des Vermögens.«

Tatsächlich war der Jakobinerklub zusammen mit anderen radikalen Klubs, die entstanden, um die revolutionären Lehren zu vermitteln, maßgeblich daran beteiligt, die Massen radikalisierter Arbeitender hervorzubringen, die später als Sansculottes bekannt werden sollten. In Ermangelung politischer Parteien, wie wir sie heute verstehen, widmeten sich revolutionäre Vereinigungen wie die Jakobiner der politischen Bildung der Sansculottes. Sie gaben Zeitungen heraus oder luden zu Versammlungen ein, in denen revolutionäre Propaganda gelesen wurde.

Der Klub der Jakobiner hatte aufgrund seiner Größe und Militanz sogar die Diskussionen in der Nationalversammlung in der Frühphase der Revolution beeinflusst. Abbé Grégoire erinnert sich:

»Die Jakobiner griffen eine [Frage, die von der konservativen Mehrheit der Versammlung abgelehnt wurde] in ihren Rundbriefen oder ihren Zeitungen auf. Sie wurden in 400 oder 500 an sie angeschlossenen Gesellschaften diskutiert, und drei Wochen später häuften sich die Anfragen an die Versammlung, in denen ein Beschluss zu einer Frage gefordert wurde, die zunächst abgelehnt wurde, die die Versammlung dann aber mit großer Mehrheit annahm, da die öffentliche Meinung durch die Diskussion herangereift war.«

Eric Hazan erklärt: »Die Gesellschaft und ihre Gliederungenfunktionierten als ein System zur Verbreitung revolutionärer Ideen im ganzen Land. Nichts ist deshalb absurder als die Vorstellung vom Jakobinismusals eine autoritäre und aufsässige Pariser Diktatur.«

Die Jakobiner wollten vor allem die revolutionäre Euphorie von 1789 in eine dauerhafte und nachhaltige revolutionäre Gesellschaft übersetzen. Sie sahen ihre Aufgabe darin, die radikalen Ideale der Revolution zu stärken und zu verankern und sie gleichzeitig gegen Angriffe zu verteidigen. Robespierre stellte das 1794 folgendermaßen dar:

»Wenn ein Volk durch ungeheuer mutige und vernunftgetriebene Anstrengungen die Ketten des Despotismus sprengt, um sie zu Trophäen der Freiheit zu machen; wenn es sich durch die Kraft seines moralischen Temperamentes gleichsam aus den Armen des Todes befreit, um die ganze Kraft der Jugend wiederzuerlangen; wenn es empfindsam und stolz, unerschrocken und gütig ist, und weder durch uneinnehmbare Festungen noch durch die zahllosen Heere der gegen sie bewaffneten Tyrannen aufgehalten werden kann, aber von allein vor dem Gesetz haltmacht, dann kann, wenn es nicht rasch zum Gipfel seiner Ziele emporsteigt, dies nur die Schuld derer sein, die es regieren.«

Was ist von der  »Schreckensherrschaft« zu halten?

Der Begriff der »Schreckensherrschaft« bezeichnet eine von Gewalt geprägte Periode unter der Führung von Robespierre und seiner jakobinischen Anhängerschaft. Die Guillotine wurde darin zum mächtigsten politischen Werkzeug und die Repression zur wichtigsten politischen Aufgabe. Zwar wurden weit weniger Menschen getötet als die Millionen, die während der Napoleonischen Kriege ihr Leben verloren. Aber insgesamt wurden 17.000 Menschen – sowohl Konterrevolutionäre als auch Andersdenkende innerhalb der revolutionären Kräfte – durch die Guillotine hingerichtet. Weitere Zehntausende wurden ohne einen Prozess getötet oder starben im Gefängnis. Der Historiker Timothy Tackett schätzt, dass insgesamt etwa 40.000 Menschen ihre Leben ließen.

Über das Erbe dieser Zeit wird bis heute viel diskutiert, aber es lässt sich kaum bestreiten, dass der Terror eine Antwort auf die dringende Notwendigkeit der politischen und militärischen Verteidigung war. Die alten Gallionsfiguren des Ancien Régime waren mehr als bloße Symbole der Opulenz oder der einstigen Tyrannei. Als aktive Antagonisten arbeiteten sie daran, den Fortschritt der Revolution auszubremsen und sie ermordeten revolutionäre Vorkämpfer genau zu dem Zeitpunkt, als die revolutionäre Transformation am verwundbarsten war. Robespierre schrieb 1794:

»So wie im Frieden die Triebfeder der Volksregierung die Tugend ist, so ist es in einer Revolution die Tugend und der Schrecken zugleich; die Tugend, ohne welche der Schrecken traurig, der Schrecken, ohne den die Tugend ohnmächtig ist. Der Schrecken ist nichts anderes als eine schleunige, strenge und unbiegsame Gerechtigkeit; er fließt also aus der Tugend; er ist also nicht ein besonderes Prinzip, sondern eine Folge aus dem Hauptprinzip der Demokratie, auf die dringendsten Bedürfnisse des Vaterlandes angewendet.

Man sagt, der Schrecken sei die Triebfeder der despotischen Regierungsform. Sollte also unsere Verfassung dem Despotismus gleichen? Ja, wie das Schwert, welches in den Händen des Freiheitshelden glänzt, demjenigen gleicht, womit die Trabanten der Tyrannei bewaffnet sind. Der Despot regiere seine unvernünftigen Untertanen durch den Schrecken; als Despot hat er recht. Dämpfet durch den Schrecken die Feinde der Freiheit, und Ihr werdet ebenfalls als die Gründer der Republik recht haben. Die Regierungsform, welche sich für eine Revolution schickt, ist der Despotismus der Freiheit gegen die Tyrannei. Ist denn die Gewalt nur zur Beschützung des Lasters gemacht? Und ist nicht der Blitz dazu bestimmt, die stolzen Häupter zu Boden zu schlagen?

›Nachsicht für die Royalisten‹, schreien einige Leute, ›Mitleid mit dem Verbrecher!‹ Nein, sage ich: Mitleid für die Unschuld, Mitleid für die Schwachen, Mitleid für die Unglücklichen und Mitleid mit der Menschheit.«

Und noch etwas scheint, fast offensichtlich zu sein: Es war ein Zeichen politischer Schwäche, die Gegner auf Seiten der Revolutionäre unter die Guillotine zu schicken – die Dantonisten oder die Herbertisten. Es isolierte Robespierre und machte ihn letztlich wehrlos gegen die von ihm so gefürchteten Komplotte.

Engels schrieb 1870 in einem Brief an Marx folgenden Rückblick:

»Man bekommt bei diesen ewigen kleinen panics der Franzosen – die alle aus der Angst vor dem Moment hervorgehen, in dem man endlich die Wahrheit erfahren muss – eine viel bessere Idee von der Schreckensherrschaft. Wir verstehen darunter die Herrschaft von Leuten, die Schrecken einflößen; umgekehrt, es ist die Herrschaft von Leuten, die selbst erschrocken sind.

La terreur, das sind großenteils nutzlose Grausamkeiten, begangen von Leuten, die selbst Angst haben, zu ihrer Selbstberuhigung. Ich bin überzeugt, dass die Schuld der Schreckensherrschaft Anno 1793 fast ausschließlich auf den überängsteten, sich als Patriot gebardenden Bourgeois … fällt.«

Marx war sich der Einzelheiten des »revolutionären Terrors« sicherlich ebenso sehr bewusst und stand ihnen kritisch gegenüber. Dennoch vertrat er eine recht eindeutigeHaltunggegenüber der Legitimität von Gewalt zur Verteidigung der Revolution, da er nämlich glaubte, »daß es nur ein Mittel gibt, die mörderischen Todeswehen der alten Gesellschaft, die blutigen Geburtswehen der neuen Gesellschaft abzukürzen, zu vereinfachen, zu konzentrieren, nur ein Mittel – den revolutionären Terrorismus.«

Wer ruinierte die Französische Revolution?

Im Sommer 1794 – fünf Jahre nach den sommerlichen Unruhen, die die Einberufung der Generalstände, die Bildung der Nationalverammlung und den Sturm auf die Bastille mit sich brachten – war die Revolution tief gespalten. Robespierre war isoliert und besetzte den linken Flügel der revolutionären Führung weitgehend ohne Verbündete oder Unterstützung.

Aus Angst vor möglichen Komplotten gegen ihn hatte sich Robespierre als Vorsitz des Ausschusses für öffentliche Sicherheit dafür ausgesprochen, andere Revolutionsführer wie Hebert und Danton hinrichten zu lassen. Vielleicht zeichnete sich ohnehin ab, dass Robespierre einer rechten Verschwörung zum Opfer fallen würde. Aber der Mangel an möglichen Verbündeten – die Reihen der Gemäßigten und des linken Flügels hatten sich durch Robespierres Einsatz der Guillotine stark gelichtet – besiegelte seinen Untergang.

Am 9. Thermidor (27. Juli) 1794 verurteilte der Nationalkonvent unter der Führung Jean-Lambert Talliens Robespierre und drei weitere Jakobiner zum Tode. Kurz flackerte daraufhin noch ein Aufstand gegen die Nationalversammlung auf – angeführt von der Pariser Kommune, einer Vereinigung, die von den Sansculottes und ihren bürgerlichen Verbündeten nach dem Sieg in den Tuilerien zwei Jahre zuvor gebildet wurde. Aber bald darauf wurden Robespierre und seine Verbündeten verhaftet und am nächsten Tag durch die Guillotine hingerichtet.

Von den 95 Anführern der Kommune, die zum Zeitpunkt der Festnahme Robespierres anwesend waren, starben 87 durch die Guillotine. »Ein neuer Terror hatte begonnen«, so Eric Hazan.

Filippo Buonarroti, ein zeitgenössischer Kommentator und Freund Robespierres, betrauerte die monumentale Niederlage und interpretierte sie als das Ergebnis einer niederträchtigen Allianz zwischen den überlebenden Vertretern der alten Aristokratie und opportunistischen Revolutionären des rechten Flügels. Um ihre Handlungen zu rechtfertigen, so seine Position, mussten die Anführer der sogenannten »thermidorianischen Reaktion« – der liberal-konservativen Konterrevolution – das Vermächtnis ihrer Gegner verzerren und die revolutionären Prinzipien im Dienste der eigenen Privilegien pervertieren. Er schrieb:

»Die interessierten Professoren der Demokratie und die alten Parteigänger der Aristokratie waren sich wieder einmal einig. Bestimmte Kampfrufe, die an die Doktrinen und Ideale der Gleichheit erinnerten, wurden nun als das verachtenswerte Geheul der Anarchie, des Brigantismus und des Terrorismus betrachtet.«

Eric Hazan nimmt Jahrhunderte später eine ähnlich pessimistische Einordnung vor:

»Mit dem Thermidor wurde die glühende Phase der Revolution, in der die Männer der Regierung, manchmal gefolgt und manchmal vorangetrieben vom selbstbewusstesten Teil des Volkes, versuchten, materielle Ungerechtigkeiten, soziale Verhältnisse und Lebensweisen zu verändern, brutal beendet. Denn das ist ihnen zweifellos nicht gelungen.«

Robespierre starb, ohne die Vollendung des revolutionären Projekts, das er verkörperte, zu erleben. Ein Aufstand der Sansculottes, die ihm früher vielleicht zu Hilfe gekommen wären, blieb aus – und die Französische Revolution endete bald nach seinem Tod.

In der Folge war der französische Staat geschwächt, weil er sein demokratisches Potenzial stark eingebüßt hatte. Der Staat hatte das Versprechen der Revolution nicht einlösen können. Stattdessen wurde er der Kontrolle derjenigen überlassen, die die radikalsten Fortschritte der Revolution wieder rückgängig machen wollten.

Diese politischen Umstände bereiteten den Boden für die Herrschaft Napoleon Bonapartes, und bald mutierte die Revolution zu einem bonapartistischen Staat, der durch Krieg und Imperialismusim Ausland und aristokratische Tyrannei in der Heimat errichtet wurde. Buonarroti weist auf das vielleicht perverseste Beispiel für die Verzerrung revolutionärer Prinzipien hin: Freiheit und Gleichheit verkamen durch Napoleons imperiale Expeditionen zu einer Doktrin der globalen Herrschaft.

Die Revolution wurde in vielerlei Hinsicht besiegt. Aber ihr Andenken inspirierte noch Jahrzehnte später demokratische Aufstände, die denen der Pariser Kommune ähnelten.

Wie blickte  Europa auf die Revolution?

Der Aufstand der Sansculottes und die Liberalisierung des französischen politischen Systems hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die umliegenden Monarchien. Erwartungsgemäß fiel die Reaktion der Monarchen anders aus als die der Bevölkerung.

Die Monarchen von Österreich und Preußen – darunter Leopold II., ein Verwandter des französischen Königshauses – interessierten sich sofort für die Volksunruhen, die ihr Nachbarkönigreich destabilisierten, und schlossen sich sogar mit Ludwig XVI. und Marie-Antoinette zusammen, um einen Krieg zwischen den Königreichen zu inszenieren und so den konstitutionellen Staat zu schwächen.

Nachdem Ludwig XVI. von wütenden Bauern an der Flucht gehindert wurde und in Paris Beweise für seinen Verrat auftauchten, war die französische Bevölkerung so empört, dass sie die Tuilerien stürmte und den König absetzte, was Auseinandersetzungen mit den benachbarten Monarchen nach sich zog.

Aber auch die einfache Bevölkerung in den Nachbarregionen sah sich vom Befreiungskampf der französischen Bevölkerung inspiriert. Angehörige der Schweizer Garde, die als Söldner angeheuert wurden, um Ludwig XVI. zu verteidigen, liefen während der Eroberung der Tuilerien massenhaft zu den Sansculottes über. Ähnliche Vorfälle von Seitenwechseln entlang der Grenze gab es, als Soldaten, die die französische Nation repräsentierten, regimekritische ausländische Truppen aufnahmen.

Nach der Französischen Revolution kam es auch in Italien und der Schweiz zu Volksaufständen, deren ideologisches und militärisches Vorbild der französische Kampf war.

Von der Französischen zur Haitianischen Revolution

Zwischen 1791 und 1804, zeitgleich zu den revolutionären Umbrüchen in der französischen Metropole, rebellierten Sklaven auf der französischen Insel Saint Domingue gegen das Plantagensystem, das für ihre elenden Lebensumstände verantwortlich war. Die rebellierenden Versklavten forderten die vollen Bürgerrechte für sich ein, enteigneten die Klasse der Plantagenbesitzer, richteten die verbliebenen Plantagenbesitzer hin, schafften die Sklaverei ab und gründeten Haiti, die erste freie Republik auf dem amerikanischen Kontinent.

Zu den Gründungsdokumenten der neuen Nation gehörte ein Appell an die grundlegendste aller Schriften der französischen Revolution: die »Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte«.

Wir sollten uns jedoch an die Mahnung von Marx erinnern: »Ideen können nie über einen alten Weltzustand, sondern immer nur über die Ideen des alten Weltzustandes hinausführen. Ideen können überhaupt nichts ausführen.« Man sollte also die Bedeutung der französischen revolutionären Ideen für den Aufstand der Versklavten jenseits des Atlantiks nicht überbewerten.

Klar ist jedoch, dass revolutionäre Pamphlete aus Frankreich auch in die Hände der Versklavten in Saint Domingue gelangten. Mit ihrer Forderung, in das revolutionäre Projekt des metropolitanen Frankreichs einbezogen zu werden und in das Gemeinwesen der sogenannten »aufklärerischen Werte« eingegliedert zu werden, prägten sie außerdem die Entwicklung der Revolution in Europa. Sie verlangten, das Verständnis darüber, wer als Mensch und Bürger gilt, zu erweitern. Der Historiker C.L.R. James schreibt:

»Abgesehen von den Pariser Massen spielte kein Teil des französischen Imperiums im Verhältnis zu seiner Größe eine so grandiose Rolle in der Französischen Revolution wie die halbe Million Schwarze und Menschen schwarzer und weißer Abstammung auf den abgelegenen westindischen Inseln.«

Was dachten die Bolschewiki über die Jakobiner?

Sie waren Fans. Obwohl die Bolschewiki eine Massenpartei von Arbeitern aufbauten, um eine sozialistische Gesellschaft zu errichten und damit ganz andere Ziele verfolgten als die Jakobiner, bewunderte Lenin sie sehr. Er schrieb 1917:

»Die Historiker des Proletariats sehen im Jakobinertum einen der Höhepunkte im Befreiungskampf der unterdrückten Klasse. Die Jakobiner haben Frankreich die besten Vorbilder der demokratischen Revolution und des Widerstandes gegen die antirepublikanische Koalition der Monarchen gegeben. Es war den Jakobinern nicht beschieden, einen vollständigen Sieg zu erringen, hauptsächlich darum, weil das Frankreich des XVIII. Jahrhunderts auf dem Festlande von allzu rückständigen Ländern umgeben war, und weil Frankreich selbst keine materiellen Grundlagen für den Sozialismus besaß, es gab keine Banken, keine kapitalistischen Syndikate, keine Maschinenindustrie, keine Eisenbahnen.

Ein Jakobinertum in Europa oder an der Grenze von Europa und Asien im XX. Jahrhundert wäre die Herrschaft der revolutionären Klasse des Proletariats; es könnte, unterstützt von den armen Bauern und gestützt auf das Vorhandensein materieller Grundlagen für die Bewegung zum Sozialismus, nicht nur all das Große, Unausrottbare, Unvergessliche vollbringen, was die Jakobiner des XVIII. Jahrhunderts vollbracht haben, sondern auch den dauernden Sieg der Werktätigen im Weltmaßstabe herbeiführen.

Der Bourgeoisie eignet es, das Jakobinertum zu hassen. Dem Kleinbürgertum, es zu fürchten. Die klassenbewussten Arbeiter und Werktätigen glauben an den Übergang der Staatsmacht auf die revolutionäre, unterdrückte Klasse, denn dies ist das Wesen desJakobinertums, der einzige Ausweg aus der Krise, die Rettung vor der wirtschaftlichen Zerrüttung und dem Kriege.«

Und heute?

Die Französische Revolution war eine Periode enormer sozialer Umwälzungen, die etwa 25 Millionen Menschen in Frankreich und zahllose andere in weit entfernten Regionen wie Haiti betraf. In der fünfjährigen Auseinandersetzung zwischen den reaktionären Kräften und den widerständigen Revolutionären erlebten die einfachen Menschen große Not, aber erhielten auch eine beispiellose Möglichkeit, in die Angelegenheiten der nationalen Politik einzugreifen und die ausbeuterischen Machtverhältnisse, die ihr Leben bestimmten, zu stören. Hobsbawm erinnert uns daran:

»Es war keine angenehme Zeit, die man durchlebte, denn die meisten Menschen hatten Hunger und viele Angst; aber es war ein ebenso ungeheures und unumkehrbares Phänomen wie die erste Atomexplosion. Die ganze Geschichte wurde dadurch dauerhaft verändert. Und die Energie, die sie erzeugt, reichte aus, um die Armeen der alten Regime Europas wie Stroh hinwegzufegen.«

Eric Hazan endet sein Buch mit einer weiteren Mahnung: Die Französische Revolution endete in vielerlei Hinsicht in einer Niederlage. Die vom Mainstream erzählte Geschichte ist die Geschichte der Sieger und reaktionären Kräfte, denen es gelang, die Revolution am 27. Juli auszulöschen. Unsere Aufgabe ist es also, die Geschichte von Frankreichs großer Revolution wieder auszugraben, die jetzt unter mehr als zwei Jahrhunderten permanenter Konterrevolution begraben liegt. Und so folgert Hazan:

»Die Erben der Themidorianer, die uns seither ununterbrochen regiert und unterrichtet haben, versuchen, diese Geschichte zu verfälschen. Lasst uns gegen sie die Erinnerung wach halten und niemals die Inspiration einer Zeit verlieren, in der man sagen hörte, dass ›die Unglücklichen die Kräfte der Erde sind‹, dass ›das Wesen der Republik oder der Demokratie die Gleichheit ist‹ und ›dass der Zweck der Gesellschaft das gemeinsame Glück ist‹.«

In diesem Sinne: Vorwärts zum gemeinsamen Glück. Frohen Bastille-Tag!

Jonah Walters promoviert in Geografie an der Rutgers University.

Warum kam es zu dem Sturm auf die Bastille?

Am 14. Juli 1789 stürmten 1000 wütende Menschen im Paris das Gefängnis, die Bastille. Die Bastille stellte die Willkürherrschaft vom König und Adel dar. Die Aufständischen demonstrierten durch Gewalt ihre Unzufriedenheit und Macht. Der Sturm auf die Bastille gilt als der Beginn der Französischen Revolution.

Was waren die Folgen von dem Sturm auf die Bastille?

Zu den weiteren Folgen der Erstürmung der Bastille gehörte, dass die Festung nur wenige Tage später abgerissen wurde. Des Weiteren war der Grundstein für den Niedergang des Feudalsystems gelegt und Frankreich konnte sich zu einer konstitutionellen Monarchie wandeln. Außerdem versprach Ludwig XVI.

Wann kommt es zum Sturm auf die Bastille?

14. Juli 1789Sturm auf die Bastille / Startdatumnull

Was ist am 14.07 1789 passiert?

Inhaltsangabe. Im Jahr 1880 schenkt die III. Republik Frankreich einen Nationalfeiertag, den 14. Juli, als Erinnerung an den Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789.