Mann verklagt seine eltern weil sie ihn geboren haben

Mann verklagt seine eltern weil sie ihn geboren haben

Symbolbild

© Getty Images/iStockphoto/HemantMandot/iStockphoto

Raphael Samuel findet es nicht richtig, dass er ohne sein Einverständnis auf die Welt kam.

Raphael Samuel ist gebürtiger Inder und 27 Jahre alt. Das führt auch schon zum Problem. Samuel verklagt derzeit seine Eltern. Der Grund für den Rechtsstreit ist bizarr: Der in Mumbai lebende Mann wirft seinen Eltern vor, ihn ohne sein Einverständnis gezeugt und geboren zu haben.

Anhänger des Antinatalismus

Wie unter anderem der Guardian berichtet, ist der junge Mann Anhänger des Antinatalismus, einer stark philosophisch geprägten Strömung, die Kinderlosigkeit propagiert. Etwa um Überbevölkerung, Hungersnöten und Umweltproblemen entgegenzuwirken. Dem liegt die Überzeugung, dass es moralisch falsch ist, sich fortzupflanzen, da dadurch menschliches Leid befördert wird, zugrunde.

Formiert haben sich Anhänger der Bewegung in jüngster Vergangenheit vor allem über virtuelle Foren, soziale Netzwerke und Youtube.

Neu ist Antinatalismus allerdings nicht. Anfang der Neunziger wurde etwa das Voluntary Human Extinction Movement, eine verwandte Bewegung für das freiwillige Aussterben der Menschheit, gegründet. Bereits Arthur Schopenhauer vertrat entsprechende Werte, auch in einigen Religionen werden die Glaubenssätze mitunter seit Jahrhunderten gelehrt.

"Ich liebe meine Eltern"

Raphael Samuel will mit seiner Klage jedenfalls ein Zeichen setzen. "Ich liebe meine Eltern", sagt er im Interview mit The Print, "und wir haben eine großartige Beziehung, aber sie haben mich zu ihrer Freude und zu ihrem Vergnügen bekommen".

Zwar berichtet Samuel, der seine Ideen auf der von ihm gegründeten Facebook-Seite Nihilanand verbreitet, von seinem "großartigen Leben" – "aber ich verstehe nicht, warum man ein weiteres Leben durch die Langatmigkeit der Schule und die Suche nach einer Karriere schicken sollte, vor allem, wenn man das gar nicht will." Und weiter: "Ich möchte indischen Kindern sagen, dass sie ihren Eltern nichts schuldig sind."

Am greifbarsten scheint unterdessen diese Interview-Aussage: "Andere Inder müssen wissen, dass es eine Option ist, keine Kinder zu haben, und dass man seine Eltern um eine Erklärung bitten darf, warum man geboren wurde."

Wie ernst gemeint Samuels Klage ist und wo diese tatsächlich hinführt, bleibt freilich fraglich. Seine Eltern haben in der Öffentlichkeit noch keine Stellung dazu genommen.

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Anhänger des Antinatalismus sind überzeugt, dass es besser ist, wenn keine Kinder geboren werden. Raphael ist nun schon geboren - und will deshalb seine Eltern verklagen.

Raphael Samuel, ein 27-jähriger Inder, will seine Eltern verklagen, weil sie ihn zur Welt gebracht haben.

Was vermutlich für viele Menschen absurd und undankbar klingt, ist kein so abwegiger Gedanke. Hinter ihm steht die philosophische Ansicht des Antinatalismus, der sich aus verschiedensten Gründen dafür ausspricht, keine Kinder zu zeugen (mehr dazu hier bei Wikipedia).

Die Gründe und Konsequenzen daraus können je nach Menschenbild und Lebensentwurf so und so bewertet werden. Dazu zählt unter anderem die Frage nach dem Sinn der Menschheit als Ganzes, sowie das prognostizierte Lebensglück der eigenen Kinder.

Klage hat keine Chance auf Erfolg

Ist man nun schon geboren und sieht die eigene Geburt zum Beispiel aus der Motivation des Antinatalismus als nachteilig an, kann man also vielleicht auf die Idee kommen, seine Eltern zu verklagen. Schließlich haben sie einmal die Entscheidung getroffen (oder waren einfach fahrlässig), ein Kind zu bekommen. In diesem Fall den jetzt 27-jährigen Raphael Samuel aus Mumbai.

Wer nun selbst auf die Idee kommen sollte, die eigenen Eltern zu verklagen und noch dazu in Deutschland lebt, hat allerdings schlechte Aussichten auf Erfolg. Der Rechtsanwalt Hans Hannagarth sagt: Bei einer solchen Klage ist kein Rechtsgut gefährdet. Auch müsse ein Anspruch auf eine solche Klage nachvollziehbar sein und irgendwo heraus hergeleitet werden, etwa aus einem Vertrag, einem Gesetz oder anderen Gerichtsurteilen.

"Was will er denn haben? Schmerzensgeld? Schadensersatz?"

Hans Hannagarth, Rechtsanwalt

Zudem sei bei einer solchen Klage nicht klar, was der Kläger überhaupt will, sagt Hans Hannagarth, also zum Beispiel Schmerzensgeld, Schadenersatz oder gar Anspruch auf Unterlassung, was bedeuten würde, dass keine weiteren Kinder gezeugt werden. Letzteres wäre vermutlich ein erstrebenswertes Ziel für Anhänger des Antinatalismus, hätte aber keine Chance auf Erfolg vor Gericht.

Dann könnten Klagen immer auch das Ziel verfolgen, etwas rückgängig zu machen. Dass das im Fall eines 27-jährigen Mannes ausgeschlossen ist, liegt auf der Hand. Auch ein Suizid kann das Ziel "Am liebsten wäre ich nicht geboren worden" nicht erreichen.

Kann man seine Eltern verklagen weil man geboren wurde?

Der indische Philosoph Raphael Samuel ist überzeugter Anhänger des sogenannten Antinatalismus. „Wir sind ohne unsere Zustimmung geboren worden“, erklärt der Geschäftsmann aus Mumbai auf seinen Kanälen in den sozialen Medien. Samuel verklagte seine Eltern sogar, weil sie ihn geboren haben, wie BW24* berichtet.

Kann man seine Eltern verklagen?

Klage hat keine Chance auf Erfolg Wer nun selbst auf die Idee kommen sollte, die eigenen Eltern zu verklagen und noch dazu in Deutschland lebt, hat allerdings schlechte Aussichten auf Erfolg. Der Rechtsanwalt Hans Hannagarth sagt: Bei einer solchen Klage ist kein Rechtsgut gefährdet.