Omikron entdeckerin man wird mich nicht zum schweigen bringen

Pretoria – Angelique Coetzee, die südafrikanische Entdeckerin der Omikron-Variante des Coronavirus, ist nach eigenen Angaben zu Beginn der neuen Pandemie-Welle aufgefordert worden, nicht öffentlich über den milderen Verlauf bei Omikron-Infektionen zu sprechen.

Die Medizinerin, die in Pretoria arbeitet, ist Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands (Sama). „Mir wurde gesagt, ich solle öffentlich nicht erklären, dass es eine milde Erkrankung sei“, erklärte die Medizinerin laut einem Bericht der „Welt“. Sie sei gebeten worden, von derartigen Äußerungen Abstand zu nehmen und zu sagen, es handle sich um eine ernste Erkrankung. Das habe sie jedoch abgelehnt.

Ende November war sie die erste, die auf die neue Omikron-Variante aufmerksam machte. Wie Coetzee erklärt, sei sie nicht von den südafrikanischen Behörden, sondern von europäischen Ländern unter Druck gesetzt worden. Dem „Welt“-Bericht zufolge nannte sie Wissenschaftler in den Niederlanden und Großbritannien, die sie mit Verweis auf die vielen Mutationen der Omikron-Variante kritisiert hätten, da sie eine Omikron-Infektion eine milde Erkrankung genannt habe. Die Entdeckerin der Variante zeigte sich außerdem davon überzeugt, dass die Regierungen „überreagiert“ hätten.

Sie will sich von den Behörden jedoch nicht einschüchtern lassen. „Man wird mich nicht zum Schweigen bringen“, sagte sie. Der Medizinerin zufolge gibt es dem Krankheitsbild zufolge keine Anzeichen dafür, dass man es mit einer sehr ernsten Erkrankung zu tun habe: „Der Verlauf ist überwiegend mild.“

Wie Coetzee betont, habe sie nicht behauptet, dass man bei einem milden Verlauf nicht krank werde. Was eine milde Covid-19-Erkrankung bedeute, sei allerdings eindeutig durch die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert worden: „Patienten können zu Hause behandelt werden, und eine Versorgung mit Sauerstoff oder Hospitalisierung ist nicht erforderlich.“

Doch auch gegen die WHO stimmt Coetzee kritische Töne an. Die Weltgesundheitsorganisation stufte die Variante als „besorgniserregend“ ein. Der Medizinerin zufolge sei Omikron als „extrem gefährliche Virusvariante“ mit zahlreichen Mutationen aufgebauscht worden, obwohl die Gefährlichkeit noch nicht eindeutig festgestanden habe.

Von: mk

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Erstellt: 14.02.2022, 09:26 Uhr

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Omikron löst mildere Verläufe aus als die vorherigen Coronavirus-Varianten: Das ist mittlerweile bekannt. Doch bei der Entdeckung wollten viele Wissenschaftler das nicht glauben.

Pretoria - Wie gefährlich ist Omikron? Eine Frage, die sich viele Mediziner und Wissenschaftler beim Auftreten der Coronavirus-Variante stellten. Die südafrikanische Entdeckerin von Omikron, Angelique Coetzee, plädierte früh auf eine milde Erkrankung. Sie sah leichtere Verläufe bei ihren Patienten. Doch nach eigenen Aussagen im Interview mit Welt wurde sie zunächst angehalten, diesen milderen Verlauf zu verheimlichen.

Milderer Verlauf bei Omikron-Variante: Viele glaubten Entdeckerin zunächst nicht

„Als wir darzulegen versuchten, dass es eine milde Erkrankung sei, sagten aufgrund der Anzahl von Mutationen alle, das stimme nicht.“ Angelique Coetzee war Anfang November die erste Medizinerin, die auf die Omikron-Variante aufmerksam machte. Die Mutation besitzt im Vergleich zum ursprünglichen Sars-CoV-2-Virus eine ungewöhnlich hohe Zahl von etwa 30 Veränderungen im Spike-Protein, meldete auch das Robert Koch-Institut*. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Omikron nach dessen Bekanntwerden im November als „besorgniserregend“ ein. Mittlerweile ist bekannt, dass sich die Omikron-Variante schneller verbreitet, die Verläufe jedoch milder sind*.

„Dem Krankheitsbild zufolge bestehen keine Anzeichen dafür, dass wir es mit einer sehr ernsten Erkrankung zu tun haben“, sagte auch Coetzee gegenüber der Zeitung. „Der Verlauf ist überwiegend mild. Ich sage nicht, dass man bei einem milden Verlauf nicht krank wird.“ Die Definition einer milden Coronavirus-Erkrankung sei laut WHO-Definition wie folgt: „Patienten können zu Hause behandelt werden, und eine Versorgung mit Sauerstoff oder Hospitalisierung ist nicht erforderlich.“ Um diese Verläufe beobachten zu können, müssten Wissenschaftler auch immer die Basis, die Erfahrungen der Ärzte zu einer Variante, miteinbeziehen. „Bei den Hausärzten, die täglich Erkrankte behandeln, muss nachgefragt werden, was sie erleben, wie sich das Krankheitsbild darstellt“, so die Medizinerin. „Das ist hier nicht passiert.“

Medizinerin sollte über den milderen Verlauf der Omikron-Mutation schweigen - „Man wird mich nicht zum Schweigen bringen“

Angesicht des milderen Verlaufs hätten Regierungen „definitiv überreagiert“, meint Coetzee, die auch Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands ist, im Interview mit Welt. Doch zunächst sollte die Nachricht der leichteren Krankheit gar nicht in den Umlauf gelangen. „Mir wurde gesagt, ich solle öffentlich nicht erklären, dass es eine milde Erkrankung sei. Ich wurde gebeten, von derartigen Äußerungen Abstand zu nehmen und zu sagen, es sei eine ernste Erkrankung. Das habe ich abgelehnt“, sagt die Medizinerin.

Omikron entdeckerin man wird mich nicht zum schweigen bringen

In der Omikron-Welle müssen weniger Patienten auf der Intensivstation behandelt werden. Wissenschaftler wollten die milderen Verläufe zunächst nicht glauben. © Alexandr Kulikov/dpa

In dem Interview sprach die Omikron-Entdeckerin von Wissenschaftlern aus den Niederlanden und Großbritannien, die ihre Darstellungen infrage stellten. „Wie können Sie erklären, dass es eine milde Erkrankung ist? Es ist eine schwere Erkrankung. Schauen Sie sich die Mutationen an“, zitiert sie die Wissenschaftler. „Meine Berichte haben sie aus der Spur gebracht“, meint Coetzee und verweist erneut auf die Wichtigkeit der Kenntnisse aus den Praxen. „Man wird mich nicht zum Schweigen bringen. Ich hatte recht. Hätte ich unrecht, würde ich um Verzeihung bitten“, schließt sie.

Omikron-Variante als Ende der Pandemie? Medizinerin erklärt klares Anzeichen

Bedeutet Omikron das Ende der Pandemie? Ein deutscher Mediziner des Expertenrats sprach kürzlich von einem entspannten Sommer. Die Gesundheitsminister der EU sehen die Gefahr des Coronavirus dagegen noch nicht gebannt. Die Meinungen gehen auseinander. Medizinerin Coetzee scheint ein klares Anzeichen für Afrika zu sehen. „Es gibt ein klares Muster, denn zwischen jeder Welle hatten wir eine Schonzeit von etwa drei Monaten mit einer sehr geringen Infektionsrate. Aus dieser Erfahrung heraus können wir sagen, dass uns die fünfte Welle etwa im Mai oder Juni erwartet.“ Trete dies bis Ende des Jahres nicht ein, wäre der Zeitpunkt gekommen, um zu sagen: „Nun sind wir in der Endemie“, so die Omikron-Entdeckerin.

Aktuell herrscht in Deutschland die vierte Welle des Coronavirus*. Maßgeblich geprägt von: Omikron. Laut dem Wochenbericht des RKI machten die beiden Untervarianten von Omikron* am 10. Februar 97,7 Prozent der Infektionen aus. Damit hat die neueste Mutation des Virus alle anderen Varianten beinahe verdrängt. Ist Omikron also der Ausweg aus der Pandemie? (chd/AFP) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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