Eltern haben häufig Mühe, wenn Kinder flügge werden und ausziehen. Diese Traurigkeit kann sogar in einer Depression enden. Der Lebensabschnitt kann aber auch eine Chance sein. Wir geben Tipps zum Loslassen und machen Hoffnung. Show
Wenn Kinder von Zuhause ausziehen, ist es für die Eltern nicht leicht. Das ehemalige Zimmer des Kindes bleibt leer, abends bleiben die regen und lebhaften Diskussionen am Esstisch aus. Nicht selten kommt es bei den Eltern zum sogenannten «Empty-Nest-Syndrom». Der Begriff tauchte in den 1960er- und 1970er-Jahren zum ersten Mal auf und beschreibt das Tief, in das viele Eltern nach dem Auszug der Kinder fielen.
Viele Eltern tun sich nämlich sehr schwer mit dem Loslassen ihrer Kinder. Von gestern auf heute fehlt ihnen plötzlich ein grosser Teil des Lebens und die Eltern machen sich auch Sorgen um ihr Kind, welches vielleicht mit grosser Begeisterung in eine suboptimale Wohngemeinschaft einziehen will. Diese negativen Gedanken führen manchmal zu Schlafstörungen, zu einer Traurigkeit und nicht selten zu Depressionen. Pasqualina Perrig-Chiello ist Professorin für Psychologie an der Universität Bern. Sie sagt: «Betroffen sind vor allem Eltern, die sich mit Veränderungen schwertun». Eine Anleitung zum Loslassen
Wie sind Sie mit dem Auszug Ihrer Kinder umgegangen? Was war Ihre Strategie? Diskutieren Sie mit uns und schreiben Sie Ihre Erfahrungen ins Kommentarfeld. «Treffpunkt» Radio SRF1, 8. Juni 10.03 Uhr Endlich hat man sie soweit: die Kinder sind erwachsen, schön, intelligent. Sie fangen an, im Haushalt mitzuhelfen – und zack heißt es: Tschüss Mama, Papa, ich ziehe aus. Mich trifft es gleich zweimal bzw. doppelt. Vor 19 Jahren kamen meine Zwillinge zur Welt. Man hat
gelacht, geweint, sie von der ersten Minute ihres Lebens an begleitet. Man ist stolz auf das, was aus Ihnen geworden ist: freiheitlich und selbständig denkende Menschen, die ihr Leben meistern. Eigentlich hat man doch die ganze Zeit darauf hingearbeitet, denn das ist doch das Ziel der
Erziehung, der Begleitung: dass die Kinder ihr Leben selbst in den Griff bekommen. Und man kann stolz darauf sein. Trotzdem, in dem Moment, in dem der Nachwuchs verkündet: „Ich ziehe aus!“, gibt es schon einen kleinen Stich in der Herzgegend. Was, jetzt schon??? Man stellt sich vor, wie ruhig es werden wird. Man stellt sich
vor, wie man langsam veraltet und verrottet, ohne die Jugend, das Lachen, die heißen Diskussionen am Tisch, wenn alle nach einem langen Tag zusammen kommen und von den Erlebnissen berichten. Man stellt sich aber auch vor, wie fantastisch der Schritt in die erste eigene
Wohnung war. Endlich frei, unabhängig, tun und lassen, was man will. Aber auch Verantwortung übernehmen, Wäsche waschen, einkaufen. Hin- und Hergerissen, zwischen Freude und auch etwas Trauer, stehen sie dann da, die Eltern, die ausgezogen werden. Mittlerweile sollte es ja schon Routine sein: ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Wieder einmal. Wie die ganzen anderen Male davor. Irgendwie hat man die ja auch gemeistert. Nur, dass es sich jetzt irgendwie anfühlt als ginge die Kurve nach unten, Richtung Altwerden. Aber jetzt ist Schluss mit dem Jammern. Wir schauen nach vorne. So alt sind wir ja nun auch wieder nicht. Was hilft?1. Ziele setzen – und zwar rechtzeitigNun, man wird ja auf diesen Tag vorbereitet. Vorher passiert schon Einiges – ob es der Gang zur Schule ohne Elternbegleitung ist, oder die Freunde, bei denen sie übernachten. Oder später, wenn sie irgendwann selbst entscheiden, ob sie um drei oder fünf Uhr den Club verlassen. Spätestens jetzt sollte man sich Gedanken darüber machen, welche Ziele man hat und verfolgen will, wenn die Damen und Herren ihre eigene Wohnung betreten. Und das Thema nicht wegschieben, weil es sich unangenehm anfühlt („Das ist ja noch soooo lange hin!”) Ob berufstätig oder nicht – jeder, der Kinder verantwortungsvoll großzieht, hat eine hervorragende Leistung erbracht. Das ist keine Frage. Aber am Tag des Auszugs gibt es schon Unterschiede. 2. Sich neu denken – und zwar rechtzeitigBerufstätige haben jetzt einen deutlichen Vorteil. Milde oder auch mitleidig jahrelang belächelt von Müttern, die morgens in Ruhe mit ihren Kids frühstücken konnten und dann im Bademantel relaxed „Tschüss!” rufen und winken, wenn der Nachwuchs zur Schule trottet. Die, die gefragt wurden: „Du Arme, verdient dein Mann nicht genug, sodass du arbeiten musst?” (O-Ton von meiner Nachbarin). Die, die angefaucht wurden, und zwar erstaunlicherweise von Frauen, nicht von Männern: „Und wer kümmert sich um deine Kinder, wenn du arbeitest?” (als würde man sich keine Gedanken machen, wie die Kinder versorgt werden! Irgendwann hatte ich genervt geantwortet: „Der Fernseher”. Von da an war ich Rabenmutter Nr. 1). Jetzt haben berufstätige Eltern, die ausgezogen wurden, weiterhin eine Aufgabe, ein Ziel und das nächste Meeting bringt neue To-do´s. Mütter oder Väter, die sich größtenteils und mehrheitlich der Erziehungsaufgabe gewidmet haben, müssen sich deutlich mehr umstellen, neu aufstellen, sich neu denken: Was möchte ich erreichen? Welche Ziele habe ich? Wo will ich hin? Da können sich unzählige neue Möglichkeiten eröffnen. Ein neuer Start ins Berufsleben. Ehrenamtliche Tätigkeiten. Oder das Ziel sind Reiseträumen, Sport oder neue Lernmöglichkeiten. Häufig fallen einem viele Dinge ein, aber in der Umsetzung hapert´s. Noch Jahre nach dem Auszug sieht das Kinderzimmer so aus wie früher, obwohl hier doch eine Wellness-Relax-Oase vom Feinsten entstehen sollte. Wenn die Zielsetzung oder Umsetzung schwer fällt, kann z.B. ein Coaching durchaus den entscheidenden „Schubs” geben, z.B. mit Fragen wie: Welche Haltung habe ich? Und welches Verhalten resultiert daraus? 3. Haltungs- und Verhaltensziele erarbeiten – und zwar rechtzeitigHinter jedem Verhalten steckt eine Haltung. Nehmen wir die Haltung ein: „Wie schade, dass sie ausziehen, ich werde sie so vermissen“, werden wir uns auch so verhalten: ständig anrufen, vorbeischauen („Ist alles in Ordnung?”), weiterhin die Wäsche waschen, Frischhaltedosen mit Essbarem füllen. Mit anderen Worten, wir lassen nicht los, wir trauern. Die Pubertät der Eltern, die ausgezogen wurden, beginnt. Aber sie endet nicht mit einer positiven Abnabelung. Die Haltung „Toll, dass sie selbständig sind – und wir haben dazu beigetragen. Darauf sind wir stolz!“, ermöglicht uns viel mehr. Wir können uns distanzieren, in Ruhe und mit Freude ihre Entwicklung betrachten und uns endlich wieder mehr dem eigenen Leben widmen – ohne ständigen Zeitdruck, ohne schlechtes Gewissen oder was sonst noch mit der Balance zwischen Ich-Sein und Eltern-Sein zusammenhängen kann. 4. Sich besinnen: Da gibt es doch noch jemanden …Es ist durchaus möglich, dass man bemerkt, dass da noch jemand im Haus/in der Wohnung herumturnt: der eigene Mann/Freund/Partner. Der Vater. Der, der jahrelang zurückstecken musste und das auch getan hat. Wäre doch einmal eine Gelegenheit – nein, nicht ihn zu bemuttern – sondern sich dieses Wesen wieder genauer anzuschauen. Gut, vielleicht etwas mehr Bauch als vor 20 Jahren, aber sonst ein toller Kerl. Tatsächlich würde er wahrscheinlich nicht „Nein“ sagen, wenn man wieder mehr Partnerschaft mit ihm wagt. Und es gibt auch noch Freunde. Die, die all die Jahre Verständnis dafür hatten, wenn Telefongespräche rüde unterbrochen wurden, entweder von Kindergeschrei oder später durch: „Wo ist mein Top? Mama, wooooo ist mein Top????????“. Die, die trotzdem an unserer Seite waren, auch wenn wir mal wieder nicht zu ihrem Geburtstag kommen konnten, weil irgendetwas war. Sie sind es wert, dafür etwas zurückzubekommen. Oder man schreibt Artikel. Mir geht es schon deutlich besser. Mehr bei EDITION FDiese 13 Eltern-Tipps haben uns 2016 geholfen. Weiterlesen Nancy Borowick: „Ich hätte nie gedacht, dass ich meine Eltern schon mit 29 verlieren würde.“ Weiterlesen Mama und Papa arbeiten – und zwar viel: Das sagen die Kinder berufstätiger Eltern. Weiterlesen Warum tut es so weh wenn ein Kind auszieht?Auch wenn es mit den Kindern manchmal turbulent und auch anstrengend sein kann, ist man als Elternteil doch sehr traurig, wenn der Nachwuchs flügge wird und das Elternhaus verlässt. Dieses Phänomen ist sogar so verbreitet, dass es in der Psychologie einen Begriff dafür gibt: das Empty-Nest-Syndrom.
Was tun gegen das EmptyDiese Tipps können Ihnen als Paar helfen, Ihre Beziehung neu zu definieren und im „Empty Nest“ wieder näher zueinander zu finden:. Sprechen Sie über den Auszug der Kinder. ... . Beleben Sie Ihre Kommunikation neu. ... . Nutzen Sie den neuen Freiraum zusammen. ... . Realisieren Sie lang gehegte Wünsche. ... . Verbringen Sie auch Zeit alleine.. Wie kann ich meine Kinder loslassen?Muten Sie Ihrem Kind und sich selber nicht zu viel auf einmal zu, wenn es ums Loslassen geht. Vergrössern Sie den Radius, in dem sich Ihr Kind alleine bewegen darf, schrittweise. Treffen Sie klare Abmachungen und bestehen Sie darauf, dass sie eingehalten werden.
Was tun wenn Kinder ausziehen wollen?Deshalb bewährt sich manchmal folgende Vorgehensweise: Helfen Sie Ihrem Kind beim Tasche packen und bieten Sie ihm an, es zur Oma oder zum Freund oder wo immer es auch hinwill, zu bringen. Bleiben Sie dabei gelassen und freundlich.
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