Wann ist man in der Oberschicht?

Seit der Wiedervereinigung gehört mal etwas mehr, mal etwas weniger als die Hälfte der Bundesbürger zur Mittelschicht. Wer absteigt, schafft meist schnell den Wiederaufstieg.

Vor allem in Wahlkampfzeiten wird gern und hitzig über die Mittelschicht diskutiert – und seit einigen Jahren heißt es immer wieder, dass diese Gruppe kleiner und kleiner werde. Doch wer ist überhaupt die Mittelschicht? Eine offizielle Definition gibt es nicht. Nach traditioneller Vorstellung handelt es sich dabei um Familien mit Kindern, Eigenheim und alleinverdienendem Vater. Diesem Bild entsprechen aber heute nicht einmal mehr zehn Prozent der Bevölkerung. Sozialwissenschaftler wählen deshalb eine andere Abgrenzung. Sie schauen vor allem auf die Bildung und die Erwerbstätigkeit. Für die so abgegrenzte soziokulturelle Mittelschicht beträgt das typische Einkommen zwischen 80 und 150 Prozent des Medianeinkommens. In diese Bandbreite fielen im Jahr 2018 knapp 49 Prozent der Bevölkerung.

Die Grenzen der Mittelschicht

Ein Alleinstehender zum Beispiel zählt demnach zur Mittelschicht, wenn er netto zwischen 1.620 und 3.040 Euro verdient. Für Familien gelten andere Grenzwerte, weil sie andere Bedürfnisse haben. Statistiker ziehen deshalb das sogenannte bedarfsgewichtete Nettoeinkommen heran. Hinter diesem Begriff steckt die Idee, dass es ein Unterschied ist, ob jemand einen Single-Haushalt führt und jede Anschaffung – von der Waschmaschine bis zum Fernseher – allein finanzieren muss, oder ob er in einem Mehr-Personen-Haushalt lebt. Hier werden viele Ausgaben von mehreren getragen. Deshalb werden die Haushaltseinkommen nach dem Bedarf gewichtet: Der erste Erwachsene hat den Faktor 1, jedes weitere Haushaltsmitglied ab 14 Jahren den Faktor 0,5, Kinder unter 14 Jahren bekommen den Faktor 0,3. Eine vierköpfige Familie braucht also nicht das Vierfache eines Singles, um zur Mittelschicht zu gehören, sondern nur gut das Doppelte.

Mehr oder weniger die Hälfte gehört dazu

Die Mittelschicht ist in Deutschland nach der Wiedervereinigung – insbesondere im Osten des Landes – zunächst gewachsen, nach der Jahrtausendwende allerdings wieder auf das Niveau von 1991 zurückgegangen. Die Hartz-Gesetze gingen dagegen nicht zulasten der Mittelschicht: Abgesehen von kleineren Schwankungen ist deren Größe seit 2005 praktisch unverändert geblieben. Wie auch Anfang der 1990er Jahre verfügt knapp die Hälfte der Bundesbürger über ein Einkommen zwischen 80 und 150 Prozent des Medians. Vor allem Familien gehören typischerweise zur Mitte. Von den knapp neun Millionen Paaren mit Kindern sind es im Jahr 2018 knapp 55 Prozent. Paare ohne Kinder schaffen es dagegen häufiger in die oberen Einkommensschichten. Alleinerziehende und Singles sind wiederum relativ oft in den unteren Einkommensschichten vertreten.

Selbstverständlich gibt es auch immer wieder Menschen aus der Mittelschicht, die sich finanziell verschlechtern und sogar arm werden – ein Massenphänomen ist das in Deutschland allerdings nicht. In den vergangenen zwanzig Jahren sind jeweils nur zwei bis drei Prozent der Mittelschicht in die Einkommensarmut abgerutscht. Ungefähr jeder Zweite schafft es bereits im folgenden Jahr, wieder aufzusteigen. Wirtschaftlich kann sich die überwiegende Zahl der Mittelschicht also sicher fühlen.

Zur Studie "Die Mittelschicht in Deutschland" mit einer interaktiven Grafik zur Zusammensetzung der Mittelschicht und zur Entwicklung seit 1991
Zur RHI Studie: "Die gespaltene Mitte: Werte, Einstellungen und Sorgen"
Zur RHI Studie: "Gespaltene Mitte – gespaltene Gesellschaft? Eine empirische Clusteranalyse auf Basis des SOEP"

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Erstellt: 19.10.2022, 14:26 Uhr

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Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wie viel Menschen netto verdienen, die zur sogenannten Oberschicht gehören?

Geld allein macht vielleicht nicht glücklich. Aber jeder, der behauptet, es wäre nicht lebenswichtig, belügt sich selbst. Während manche Menschen gefühlt jeden Cent zweimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben, zählen andere – zumindest was ihr Gehalt angeht – zur so genannten Oberschicht.

Was genau bedeutet eigentlich „Oberschicht“?

Um zu den Topverdienern zu gehören, muss man nicht unbedingt einen dicken Wagen fahren, jedes Jahr zweimal in den Urlaub fliegen oder in einer protzigen Villa residieren. Laut einer Studie des Institus der deutschen Wirtschaft gehört man bereits bei viel weniger Einkommen zu den oberen zehn Prozent. Für diese Studie wurden Privathaushalte nach ihrem Nettoeinkommen befragt.

Eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren zählt laut Institut der deutschen Wirtschaft ab einem Nettoeinkommen von 7412 Euro zur Oberschicht. © Monkeybusiness/Imago

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

Ab welchem Nettoeinkommen gehört man laut Studie zur Oberschicht?

Laut Ergebnis der Studie gehört eine alleinstehende Person bereits mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.529 Euro zu den Reichen, während kinderlose Paare ab 5.294 Euro netto zu den reichen zehn Prozent zählen. Um Familien mit Kindern einbeziehen zu können, hat das Insitut der deutschen Wirtschaft das Nettoeinkommen der Eltern durch einen Quotienten geteilt, der die durch die Kinder entstehenden Kosten mitberücksichtigt. Daraus ergibt sich, dass ein Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren ab 7.412 Euro netto zur Oberschicht gehört.

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Welches Einkommen ist Oberschicht?

Ab welchem Nettoeinkommen gehört man laut Studie zur Oberschicht? Laut Ergebnis der Studie gehört eine alleinstehende Person bereits mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.529 Euro zu den Reichen, während kinderlose Paare ab 5.294 Euro netto zu den reichen zehn Prozent zählen.

Wer gehört zur oberen Mittelschicht?

Zur oberen Mittelschicht können sich Singles mit einem Einkommen von 3000 bis 4000 Euro zählen, ebenso eine Familie mit zwei Kindern und einem Nettoeinkommen von 6000 bis 8000 Euro.

Wann ist man in der Mittelschicht?

So war für eine alleinstehende Person für einen Platz in der Mittelschicht im Jahr 2018 ein Monatseinkommen nach Steuern und Transfers von rund 1.500 bis 4.000 Euro nötig, für ein Paar mit zwei Kindern ein verfügbares Einkommen zwischen 3.000 und 8.000 Euro.

In welcher Schicht bin ich?

Einordnung in Unter-, Mittel- und Oberschicht.

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