Wann kommt valneva auf den deutschen markt

Noch steckt Valneva im Genehmigungsverfahren der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Foto: dpa/Peter Dejong

Wer der modernen mRNA-Technologie bei Corona-Impfstoffen misstraut, muss noch warten. Das Vakzin von Valneva, das eine bewährte Technologie verwendet, steckt noch in der Endphase des EU-Zulassungsverfahrens.

  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  

    Link kopiert

Wann kommt der Impfstoff von Valneva? Diese Frage kommt zurzeit bei vielen auf, die der modernen auf Komponenten von Genmaterial setzenden mRNA-Technologie bei einer Corona-Impfung trotz der inzwischen milliardenfachen Einsatzes misstrauen. Das wird oft mit  „Warten auf einen Totimpfstoff“ überschrieben, auch wenn Wissenschaftler diese Terminologie für unscharf und veraltet halten. 

Lesen Sie aus unserem Angebot: Kleine Impfstofffirmen profitieren

Das französisch-österreichische Unternehmen Valneva produziert einen Impfstoff nach einer klassischen und seit Jahrzehnten bewährten Technologie. Hier wird im Gegensatz zu anderen Impfstoffen nicht nur ein Virusbestandteil, sondern ein ganzes, unschädlich gemachtes  Virus zur Stimulation des Immunsystems benutzt.  Einen „inaktivierten Ganzvirusimpfstoff“, nennt dies Valneva-Chef Thomas Lingelbach.

Lange bewährtes Konzept

Es geht hier also letztlich nicht um die Inhaltsstoffe, sondern das grundsätzliche Konzept, nachdem das Vakzin designt ist. Auch die mRNA-Impfstoffe haben sich als sicher erwiesen – es geht hier lediglich um die Frage, ob Menschen einer jahrzehntealten Technologie mehr vertrauen.

Aktuell meldet das Unternehmen, dass der eigene Impfstoff auch gegen die Omikron-Variante wirke. Dafür brauche es wie bei den mRNA-Vakzinen drei Impfdosen. Während es bei der Deltavariante in 100 Prozent der Fälle Antikörper gab, liegt die Quote nach Angaben des Unternehmens im Falle von Omikron bei 87 Prozent. Das Impfstoffkonzept, das nicht nur auf einzelne Bestandteile des Virus setzt, könne sich damit als vergleichsweise variantenresistent erweisen, sagt das Unternehmen. 

In der Endphase des EU-Zulassungsverfahrens

Der Konzern rechnet mit einer Zulassung seines Vakzins durch die Gesundheitsbehörde EMA im ersten Quartal. Ab April könne man dann voraussichtlich liefern, heißt es.

Es ist bisher der einzige westliche Impfstoff dieser Art, der es in die Endphase des EU-Zulassungsverfahrens geschafft hat. Das Unternehmen, das wie fast alle Spitzenreiter bei der Corona-Impfstoffentwicklung kein bekannter, großer Pharmakonzern ist, hat wichtige Daten in einem so genannten rollierenden Verfahren bereits eingereicht. Im vergangenen November gab die EU eine Order von 60 Millionen Dosen für 2022 und 2023 bekannt. Davon hat sich Deutschland elf Millionen gesichert. Zum Vergleich: Der EU-Vertrag mit Biontech/Pfizer umfasst 1,8 Milliarden Dosen. Großbritannien hat allerdings einen bestehenden Vertrag mit Valneva gekündigt.

Sich widersprechende Studienergebnisse 

Eine britische Untersuchung, die sich mit der Wirksamkeit unterschiedlicher Impfstoffkombinationen für eine Boosterimpfung beschäftigt hat, stellte dem Impfstoff von Valneva bei der Wirksamkeit ein relativ schwaches Zeugnis aus. Das Unternehmen konterte mit eigenen Untersuchungen, mit deutlich besseren Resultaten, die nach dessen Angaben an einem größeren Abstand zwischen den Impfungen lagen. 

Insgesamt dürfte nach den vorliegenden Ergebnissen die Wirksamkeit um etwa 40 Prozent höher liegen als beim bekannten, schon Anfang des vergangenen Jahres zugelassenen Impfstoff von Astrazeneca. Allerdings wird laut den bisherigen Daten die Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna nicht erreicht.

Konkurrent Novavax kein wirklicher Totimpfstoff

In der Zwischenzeit ist ein anderer, nach einer traditionellen Methode hergestellte Impfstoff an Valneva vorbeigezogen. Die US-Firma Novavax hat im Dezember eine Zulassung in der EU erreicht. In Deutschland soll er von Ende Februar an verimpft werden. Auch wenn dieses Vakzin oft als Totimpfstoff bezeichnet wird, erfüllt es dafür nicht die traditionellen Kriterien. Auch das EU-Bestellvolumen von 200 Millionen Dosen für dieses und das kommende Jahr ist deutlich größer als bei Valneva.

  1. Startseite
  2. Deutschland

Erstellt: 26.04.2022, 04:53 Uhr

KommentareTeilen

Der Corona-Impfstoff von Valneva hat in Bahrain die erste Zulassung erhalten. © Pavlo Gonchar/Imago

Die Impfkampagne stockt, trotz Novavax. Eine Wende könnte VLA2001 von Valneva bringen. Es ist der einzige Totimpfstoff gegen Corona. Wann erfolgt die Zulassung in der EU?

Update vom 12. März, 15.41 Uhr: Valneva rechnet damit, dass sein Corona-Impfstoff im April von der EU zugelassen wird. Das französisch-österreichische Unternehmen geht von einer „bedingten Marktzulassung“ für den Impfstoff VLA2001 zur Immunisierung von Erwachsenen im Alter von 18 bis 55 Jahren im kommenden Monat aus. Das teilte Valneva am Freitag (11. März) mit. Die Belieferung europäischer Länder solle dann noch im zweiten Quartal 2022 beginnen.

Im Oktober 2021 hatte Valneva „positive“ erste Ergebnisse aus der klinischen Phase-3-Studie mit dem Impfstoff bekannt gegeben. Im Dezember leitete die europäische Arzneimittelbehörde EMA dann ein beschleunigtes Zulassungsverfahren ein. Einen Liefervertrag mit Valneva hat die EU-Kommission bereits geschlossen (siehe Erstmeldung). Nach Unternehmensangaben sieht die Vereinbarung die Lieferung von bis zu 60 Millionen Corona-Impfdosen in zwei Jahren vor, davon 24,3 Millionen im Jahr 2022.

Valneva-Zulassung in Deutschland: Wann kommt der Corona-Totimpfstoff bei uns an?

Erstmeldung vom 8. März: Saint-Herblain - Vor kurzem erhielt der Corona-Impfstoff von Valneva weltweit die erste Zulassung. Das französische Biotechnologieunternehmen verkündete am 1. März, dass VLA2001 in Bahrain eine Notfallgenehmigung erhalten habe. Ende März soll das Vakzin ausgeliefert werden. Für einen umfänglichen Schutz gegen das Coronavirus* sind laut Valneva zwei Dosen notwendig.

Corona-Impfstoff von Valneva: EU unterzeichnete Vertrag für bis zu 60 Millionen Dosen

Für die EU startete die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA)* eigenen Angaben zufolge Anfang Dezember 2021 eine Prüfung der Studienergebnisse zu VLA2001. Ende Februar erhielt Valneva von der Behörde eine erste Bewertung, inklusive einiger Fragen. Der Hersteller ist zuversichtlich, diese Fragen bis Ende des ersten Quartals zufriedenstellend beantworten zu können, so dass eine Zulassung erfolgen kann.

Die ersten VLA2001-Lieferungen sollen demnach früh im zweiten Quartal 2022 erfolgen. Bereits im November 2021 unterzeichneten Valneva und die EU einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 60 Millionen Dosen*, von denen knapp über 24 Millionen noch in diesem Jahr die Werke verlassen könnten. Wie viele Dosen davon im Falle einer Zulassung für Deutschland vorgesehen sind, ist bislang nicht bekannt.

Corona-Impfstoff von Valneva: VLA2001 einziger Covid-19-Impfstoff mit inaktivierten, ganzen Viren

Was macht das Produkt von Velneva besonders? Bei VLA2001 handelt es sich um einen Impfstoff, der inaktivierte, ganze Viren enthält. Dabei handelt es sich laut dem Hersteller um ein traditionelles, seit Jahrzehnten erprobtes Verfahren. VLA2001 sei der einzige derartige Impfstoff, der in klinischen Versuchen innerhalb der EU getestet werde.

Dennoch nenntThomas Lingelbach, CEO des Unternehmens, VLA2001 nicht Totimpfstoff: „Statt von Totimpfstoffen sollten wir lieber von inaktivierten Ganzvirusimpfstoffen sprechen.“ Denn laut Lingelbach enthielten grundsätzlich auch andere Impfstoffe tote Bestandteile.

Valneva bezeichnet VLA2001 als einen Impfstoff, der für die aktive Immunisierung von Risikopopulationen vorgesehen ist, um die Übertragung und symptomatische Infektion mit Covid-19 während der Pandemie zu verhindern. Er hat aber das Potenzial, auch als Auffrischungsimpfung zu dienen, „da gezeigt wurde, dass wiederholte Auffrischimpfungen mit inaktivierten Ganzvirus-Impfstoffen gut funktionieren.“ Dafür ist VLA2001 bislang aber nicht zugelassen.

Corona-Impfstoff von Valneva: VLA2001 löst körpereigene Alarmanlage aus

Wie wirkt VLA2001? Durch den Impfstoff baut das Immunsystem eigenständig einen Schutz gegen das Coronavirus auf. Diesem sind sogenannte Adjuvantien zugesetzt, die laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Immunisierung erheblich steigern können. Diese „lösen eine körpereigene ‚Alarmanlage‘ aus und gaukeln so dem Immunsystem vor, es seien in erheblichem Maße Erreger in den Körper eingedrungen“. Das Immunsystem reagiere auf den Alarm mit verstärkter Aktivität, auch mit der Vermehrung Antikörper bildender Zellen.

Corona-Impfstoff von Valneva: Hohe Wirksamkeit im Vergleich mit Astrazeneca

Die Wirksamkeit ermittelte Valneva in einer Vergleichsstudie mit dem Vektor-Vakzin von Astrazeneca*. VLA2001 erzielte dabeibei 95 Prozent aller Teilnehmer eine Abwehrreaktion.Die Konzentration der Antikörper sei denen des Astrazeneca-Impfstoffs sogar überlegen.

Eine zentrale Frage ist, ob durch VLA2001 die Menschen genauso gut wie durch die bisherigen Covid-19-Impfstoffe* vor der Erkrankung geschützt sind. Das ist nach Ansicht von Experten nicht bewiesen. „Der Valneva-Impfstoff wurde mit dem Astrazeneca-Impfstoff verglichen. Die schutzvermittelnde Wirkung von dem Vektorimpfstoff Astrazeneca ist sicherlich niedriger als die von den mRNA-Impfstoffen“, sagt Professor Christian Bogdan, Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko), in der Apotheken-Umschau.

Laut Valneva bietet VLA2001 auch Schutz gegen die Omikron-Variante. Im Januar berichtete das Unternehmen, dass drei Dosen gegen diese Corona-Variante hochwirksam sind. Demnach zeigten 100 Prozent der 30 getesteten Serumproben neutralisierende Antikörper gegen die Delta-Variante und 87 Prozent gegen die Omikron-Variante.

Corona-Impfstoff von Valneva: Weniger Nebenwirkungen laut Studie

Auch die Verträglichkeit ist laut der Valneva-Studie besser als bei Astrazeneca. Bei VLA2001 gäbe es weniger Reaktionen an der Einstichstelle und weniger systemische Reaktionen im Körper, wie zum Beispiel Müdigkeit.

Auch hier widerspricht Bogdan. Seltene Nebenwirkungen* könnten mit dieser Studie nicht ausgeschlossen werden. „Ungefähr 2000 Menschen haben in der Studie den Valneva-Impfstoff bekommen. Ich kann auf dieser Basis keine verlässliche Aussage zu Nebenwirkungen machen, die seltener vorkommen als 1 in 100. Das ist statistisch nicht möglich.“

Corona-Impfstoff von Valneva: Firmenchef rät vom Warten auf VLA2001 ab

Wer skeptisch gegenüber den bisherigen Corona-Impfstoffen ist, sollte nicht auf die Verfügbarkeit von VLA2001 warten. Sie „warten auf etwas, von dem wir definitiv weniger Wissen haben als von allen anderen Covid-19-Impfstoffen, die bereits seit Mitte letzten Jahres in der klinischen Anwendung sind“, sagte Bogan in der Apotheken-Umschau. Er persönlich halte überhaupt nichts davon, jetzt auf eine Impfung zu verzichten, um auf einen wie auch immer gearteten anderen Covid-19-Impfstoff zu warten. Die Impfstoffe, die im Moment verfügbar seien, seien sehr sicher und wirksam, vor allem was den Schutz vor schwerer Erkrankung, Hospitalisierung und Tod betreffe.

Ähnlich äußerte sich im Dezember 2021 Valneva-Chef Lingelbach gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel*: „Ich rate niemandem, auf unseren Impfstoff zu warten. Das wäre ethisch inakzeptabel.“ Er empfehle Verwandten und Bekannten zurzeit Impfstoffe der anderen Hersteller. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

Auch interessant

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte