Liebe Juliane,
als examinierte Krankenschwester mit jahrelanger Berufserfahrung im Bereich Notaufnahme und OP bist du Expertin rund um die 1. Hilfe bei Baby und Kind.
Ein Thema, das nicht wichtiger sein könnte, gehen die lieben Kleinen doch täglich auf Entdeckungsreise und sind dabei den Gefahren im Alltag ausgesetzt.
Wissen, wie man im Ernstfall reagiert – auch auf meinem Gebiet der Beikost erreichen mich oft und zahlreich Fragen dazu. Daher freue ich mich sehr, dass du uns hier ein paar Antworten und Tipps geben wirst.
Kann sich ein Baby an Beikost verschlucken und macht es dabei einen Unterschied, ob ich Babybrei oder Fingerfood anbiete?
Ja, ein Baby kann sich an Beikost verschlucken, doch es ist gar nicht so häufig wie man denkt. Oftmals kriegen es die Kinder super gut alleine „geregelt“ und das Stückchen, welches zum Verschluckungsunfall geführt hat , wird wieder hervorgebracht.
Bei der Breifütterung ist das Verschlucken eher möglich, da wir Eltern den Würgereflex, also den Schutzmechanismus des Körpers am oberen Gaumen, mit dem Löffel beim Füttern übergehen.
Was passiert beim Verschlucken?
Kommt es zum „Verschlucken“ gelangt etwas Richtung obere Atemwege/ Speiseröhre und der Hustenreiz (auch ein Schutzmechanismus) wird ausgelöst.
Die größere Gefahr ist die „Aspiration“, also das Einatmen eines Fremdkörpers. Dabei schließt sich der Kehldeckel (z.b. bei einem Schreck oder Sturz) durch tiefes Einatmen nicht schnell genug und es gelangt etwas in die „falsche Röhre“.
Welche Nahrungsmittel sollte ich im 1. Lebensjahr unbedingt meiden?
In jedem Fall sollte man Nüsse im ersten Lebensjahr meiden und auch erst ab dem 3. Lebensjahr (wenn nicht sogar später) geben.
Siehe auch: "Verbotene" Lebensmittel im 1. Lebensjahr
Gibt es einen perfekten Zeitpunkt, um das Baby oder (Klein-)Kind an feste Nahrung zu gewöhnen?
Ja, aber dieser ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Geachtet werden sollte auf die Beikostreifezeichen. Dazu zählen u.a. dass das Baby sicher aufrecht sitzen kann (ggf. mit leichter Unterstützung im Rücken auf dem Schoß der Eltern), den Kopf gut alleine halten kann. Dass das Kind überhaupt Interesse an der Nahrung zeigt (hinterher schauen und danach greifen, wenn die Eltern essen).
Wenn das Kind in der Lage ist, mit seiner Zunge weiche Kost am Gaumen zu zerdrücken und der Zungenstreckreflex verschwunden ist. Und dass das Kind nach den angebotenen Stücken greifen kann (Pinzettengriff).
Wie kann ich die Gefahr, dass sich mein Baby verschluckt, minimieren?
Die sichere Essumgebung ist das A und O! Also sicheres Sitzen, das Essen mit Ruhe anreichen und ohne Zeitdruck und man sollte den Kindern kein Essen „in die Hand drücken“, wenn dabei Mobilität (krabbeln, laufen etc.) besteht. Auch ist es wichtig, dass wir Eltern den Kindern ein gutes Gefühl dabei vermitteln und nicht mit einem verängstigten Gesicht vor ihm sitzten.
Äpfel mit Schale, Weintrauben im Ganzen, Blaubeeren und co. – deine Meinung und Empfehlung?
Definitiv alles weich andünsten/ garen/ kochen, so dass das Baby mit der Zunge Alles gut zerstoßen kann. Schale würde ich meiden, da diese ganz gemein am Gaumen kleben bleiben kann und nicht verarbeitet wird. Blaubeeren, Weintrauben und anderes prallelastisches Obst würde ich immer empfehlen zu halbieren. Viel wichtiger ist aber, immer mit dem Augenmerk beim Kind zu bleiben und es beim essen zu begleiten.
Was sollte ich im Ernstfall tun?
Die richtigen und wichtigen Handgriffe lernst Du in unseren Erste Hilfe am Säugling und Kleinkind Kursen (als Präsenzkurz in und um Hamburg und Online für Jeden). Schau gerne mal unter www.luettundsafe.de unter „Termine“. Ich biete auch immer wieder spezielle Onlinekurse nur mit dem Themeninhalt „Verschlucken & Aspiration“ an.
© breirezept.de
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Kinder unter drei Jahren erkunden ihre Welt, indem sie möglichst viel in den Mund stecken. Von der Fremdkörperaspiration sind deshalb meist Kleinkinder im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren betroffen; Knaben etwa doppelt so häufig wie Mädchen.
Sobald Ihr Kind Symptome zeigt, die auf einen eingeatmeten oder verschluckten Gegenstand hinweisen: plötzlich einsetzender Husten mit Atemnot ohne Anzeichen eines Infekts, Atemnebengeräusche wie Giemen, Pfeifen, Keuchen oder rasselnde Atmung. Auch Heiserkeit, Würgen, unklares Erbrechen, Schluckbeschwerden, Speichelfluss, Unruhe, Schmerzen im Hals und hinter dem Brustbein oder Bauchschmerzen können bei einem verschluckten Gegenstand auftreten.
Eventuell verfärbten sich die Lippen als Zeichen des einsetzenden Sauerstoffmangels bläulich.
Einatmung und/oder Verschlucken von Fremdkörpern bei Säuglingen und Kleinkindern mit der beschriebenen Symptomatik sind ein Notfall und erfordern sofortigen ärztlichen Beistand! Rufen Sie umgehend die Notfallnummer 144 an und erwähnen Sie, dass es sich um einen Säuglings- oder Kindernotfall handelt.
Als Eltern müssen Sie Ihrem Kind möglichst rasch helfen, denn das Warten auf den Rettungsdienst dauert zu lange:
Halten Sie das Kind bei vornübergebeugtem Oberkörper und ermuntern Sie es zum Husten.
Säuglinge halten Sie mit dem Bauch auf dem Arm liegend nach unten.
Klopfen Sie nun kräftig mit der Handfläche auf den Rücken zwischen die Schulterblätter.
Wenn Sie das Kind aufgrund seiner Grösse nicht mehr auf dem Schoss kopftief lagern können, bringen Sie es in eine vornüber gebeugte Position und verabreichen Sie so die Rückenschläge.
ACHTUNG: Achten Sie bei Säuglingen im ersten Lebensjahr darauf, dass das Köpfchen genügend gestützt wird.
Kann die Atemverlegung nicht beseitigt werden, drehen Sie das Kind um, legen es sich auf den Oberschenkel und beginnen mit 2-3 Fingern die Brustkorbkompression wie bei einer Herzmassage.
Kann das Kind mit den Rückenschlägen den Gegenstand nicht abhusten, umfassen Sie ab dem zweiten Lebensjahr das Kind von hinten und drücken mit den Fäusten auf den Oberbauch, um mit diesem "Heimlich-Handgriff" das Aushusten des Fremdkörpers zu unterstützen.
Wenn Ihr Kind trotz abgehustetem Gegenstand anhaltend hustet, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, mit dem Finger einen noch sichtbaren Fremdkörper aus dem Mund zu entfernen. Auf diese Weise schieben Sie ihn nur noch weiter hinein.
Hat Ihr Kind einen Gegenstand verschluckt, aber keinerlei Symptome, bleiben Sie ganz ruhig. Die meisten kleinen Gegenstände, die verschluckt werden, passieren ohne Probleme den Verdauungstrakt. Dies sind zum Beispiel Nahrungsmittel (v.a. Erdnüsse, Weintrauben, Rüeblistücke), Spielzeugteile, aber auch Schrauben und Nadeln, kleine Kunststoffteilchen und Folien (kaputte Luftballons, Plastiklaschen von Taschentüchern).
Ist der Übergang von der Speiseröhre in den Magen geschafft, werden sie mit dem Stuhl innerhalb von einigen Stunden ausgeschieden. Unterstützen kann man diesen Prozess mit faserreicher Nahrung und viel trinken.
Auch wenn sich Ihr Kind beim Essen verschluckt, aber nicht hustet und noch sprechen kann, machen Sie erst einmal nichts. Eventuell lassen Sie das Kind husten, denn so kann es sich am besten selbst helfen. Hilfreich ist es dann, gemeinsam mit dem Kind zu husten.
Gefährlich wird es, wenn der Fremdkörper in den Atemwegen, also Luftröhre oder Lunge, landet. Es kann zur kompletten Verlegung der Luftröhre kommen, das Kind bekommt keine Luft mehr und erstickt. Bereits fünf Minuten ohne Sauerstoff können das Gehirn schädigen.
Aber schon wenn der Fremdköper "nur" im oberen Teil der Speiseröhre in gefährlicher Nähe zur Luftröhre stecken bleibt, kann der Kehlkopf und/oder die Luftröhre einengt werden und so zu Atembeschwerden beitragen oder gar zum Ersticken führen. Im Notfall muss ein Kind in Vollnarkose untersucht und der Gegenstand entfernt werden. Dies geschieht im Spital mit einer Zange oder, bei tieferem Sitz, mit einem Katheter oder flexiblen Endoskop unter Allgemeinanästhesie.
Auch können sich innerhalb von 24 Stunden eine Lungenentzündung oder andere Komplikationen entwickeln. Je länger ein steckengebliebener Fremdkörper an einer Stelle verbleibt, desto grösser ist die Gefahr von Folgeschäden wie Schleimhautverletzung, Blutung und Entzündung.
Wenn sich die Objekte in der Speiseröhre verkeilen, sind es eher grössere, unregelmässige, spitze oder scharfrandige Fremdkörper, die beim Verschlucken Verletzungen verursachen oder hängenbleiben können. Häufig sind das Knopfbatterien, Münzen, Spielmagnete sowie grössere Nahrungsmittel. Unbedingt entfernt werden müssen:
Knopfbatterien: Nicht die auslaufende alkalische Substanz ist gefährlich, sondern ein Stromfluss, der im Magen-Darm-Trakt in Gang kommen kann. Durch Hydrolyse von Gewebseflüssigkeit kommt es zur Freisetzung negativ geladener Hydroxidionen. Als Erste-Hilfe-Massnahme raten US-Mediziner zur Gabe von Honig, das in experimentellen Studien die Schäden auf der Schleimhaut begrenzt hat.
Zwei oder mehr Spielmagnete: Diese müssen geborgen werden, bevor sie in den Darm gelangen und dann nicht mehr erreichbar sind. Die Magnete können durch ihre Haftung aneinander die Schleimhaut des Darms einklemmen und sie dadurch schädigen. Einzelne Magnete sind unschädlich.
Mit der Einführung der Beikost wird Verschlucken häufiger. Besonders gefährlich aufgrund ihrer Form und Grösse sind ganze Nüsse, die Kinder deshalb erst ab drei Jahren essen sollten. Blaubeeren, Weintrauben und anderes prallelastisches Obst kann man halbieren. Gekochter Mais, Erbsen und andere Hülsenfrüchte sind in der Regel weich genug und kein Problem.
Am wichtigsten ist es, dass ein Baby den Mahlzeiten nicht unbeaufsichtigt ist. Bleiben Sie immer aufmerksam in der Nähe des Kindes. Eine sichere Essumgebung hilft zusätzlich. Dazu gehört aufrechtes Sitzen (nicht in der Babywippe), Essen in Ruhe und ohne Zeitdruck. Dagegen ist die Kombination aus Aktivität (also Herumumrennen und Spielen) und Essen immer gefährlich.
FAQHäufige Fragen zum Thema
Warum haben Babys (meine Tochter ist 7 Wochen alt) oft den Schluckauf? Muss man etwas dagegen tun?
Knopfzelle verschluckt? Kleinkinder haben so schnell etwas verschluckt – sehr gefährlich wird das bei den immer häufiger auch in Spielzeug …
Damit Sie im Notfall rasch und richtig reagieren können - das Info-Büchlein der Schweizerischen Samariter.
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In einem Online Erste-Hilfe-Kurs lernen Sie ausführlich, wie Sie Ihrem Kind beim Verschlucken schnell und sicher helfen können:
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