Ihr habt Kuchenhunger, Ihr habt ein Rezept, Ihr habt einen Plan und im Geiste bewaffnet Ihr Euch schon mal mit Kuchengabel und Schlagsahne. Schließlich geht am Sonntagnachmittag (und wenn Ihr mich fragt an jedem anderen Wochentagsnachmittag) nichts über ein leckeres Stück selbstgebackenen Kuchens und ein Backprojekt steht bevor. Herzlichen Glückwunsch! Show
“Der Kuchen ist schon xyz Minuten im Ofen
und immer noch nicht gar“, “Mein Kuchen sinkt in der Mitte immer ein“, “Mein Kuchen geht gar nicht auf“, “Hilfe, mein Kuchen denkt, er sei der Ätna” und ähnlich, viele solche Fragen erreichen mich auf meinen Kanälen und ich möchte gerne versuchen, mal gängige Backfehler aufzulisten, damit wir sie gemeinsam auslisten und aus unser aller Küchen vertreiben können. Backen ist Wissenschaft – “irgendwas mit Naturwissenschaften”Eins vorab, und ich hoffe, jetzt niemanden abzuschrecken: Backen ist eine Wissenschaft. Zeit also, endlich mit dem Fach Chemie Frieden zu schließen. Da reagieren Backtriebmittel mit Flüssigkeiten und/oder
Hitze, Gluten wird gebildet und so weiter und so fort. Kuchen jedoch ist eine Diva und nimmt es übel, wenn ihm Öl statt Milch
hinzugefügt oder einfach mal das gesamte Fett weggelassen wird. Nur zwei Eier im Hause statt der gefragten fünf? Versucht es erst gar nicht. Rumpelstilzchen Kuchen verschränkt bockig die Arme vor dem runden Bäuchlein und sagt “Was? Nä! Nicht mit mir”. 1.) Es werden andere Zutaten oder Zutatenmengen verwendet als im Rezept angegebenOh oh! Wie gesagt: Backen ist eine Naturwissenschaft. Korrekte Mengenverhältnisse und auch die richtigen Zutaten sind unerlässlich fürs Gelingen. Sicher, man kann auf einem Obstkuchen statt Erdbeeren Himbeeren verwenden. Und ja, wer keine Pekannüsse hat, darf dem Brownie natürlich Walnüsse hinzufügen. Aber kommt bitte nicht auf die Idee, die Mehlmenge zu halbieren, mehr Eier dazu zugeben, Kräuterfrischkäse statt Naturphilly im Käsekuchen einzusetzen (das ist übrigens ein wahres Beispiel aus meinen Bloganfragen), Creme Double durch Magerjoghurt zu ersetzen oder Zucker gewichtsmässig 1:1 durch flüssigen Honig zu tauschen. Und weiche Butter ist definitiv nicht das gleiche wie flüssige Butter. Dann stimmt die Konsistenz des Teiges nicht mehr, die berechnete Menge an Backpulver ist falsch und das Backvergnügen wird vermutlich zum Kuchendesaster. Ach ja, und wenn das Rezept vorsieht, zimmerwarme Butter, zimmerwarme Eier (im Rezept zudem nachlesen, ob Größe M oder L) oder kühlschrankkalte Sahne zu verwenden, dann soll das wohl so. Haben alle Zutaten die gleiche Temperatur, verbinden sie sich besser. Manchmal muß man dann einfach ein bisschen geduldig sein, Butter und Eier rechtzeitig aus dem Kühlschrank holen, Temperatur annehmen lassen und erst dann mit dem Backen starten. Am häufigsten scheint wohl die Reduktion von Zucker im Teig angestrebt zu werden. Kann man machen, aber dann bitte nicht bei mir klingeln, der Teig sei trockener und gar nicht saftig. Denn Zucker im Teig ist nicht nur für die Süße zuständig, sondern – da er ja beim Erhitzen schmilzt – auch für Feuchtigkeit im Teig. Ganz einfache Regel also: beim Backen ans Rezept halten und alles richtig abmessen oder abwiegen. Ich nutze hierfür diese kleine schmale feine genaue digitale Küchenwaage (Amazon Partnerlink), die mir schon sehr gute Dienste erwies. 2.) Die Zutaten werden nicht in der vorgegebenen Reihenfolge hinzugefügtWichtiger Punkt bei vielen Rezepten. Der Klassiker sieht ja vor, Butter und Zucker cremig zu rühren. Und zwar, bis die Masse heller wird und wirklich cremig. Das bringt schön Luft in die Sache. Wer hier einfach alle Zutaten zusammenmengt und hofft, dass ein luftiger toller Kuchen dabei herausspringt, wird sich später wohl statt strahlend am Tisch zu sitzen auf der Couch mit Kuscheldecke wiederfinden, seine Katze schnappen und auf Trostkuscheleinheiten hoffen. 3.) Der Teig wird übermixt. Oder untermixt. Keine leichte AngelegenheitWas die alles können, diese tollen Mixer und Küchenmaschinen! Als gäbe es keinen Morgen rühren sie alles fix und fertig und kurz und klein, was ihnen in die Schüssel kommt und an die Rührbesen geht. Ich rühre viele dezente Teige per Hand, was auch den Vorteil hat, die Konsistenz ständig viel besser zu spüren und überprüfen zu können. Schwere Teige wie Hefeteige darf dann oft meine KitchenAid übernehmen, die hat einfach den größeren Bizeps von uns beiden. Wann ist denn jetzt untermixt, wann richtig gemixt und wann übermixt? Eine kleine feine Regel besagt: Der Teig sollte gerade so vermischt sein. Das Mehl ist nicht mehr sichtbar und der Teig hat eine gleichmässige Konsistenz und Farbe. 4.) Das Backtriebmittel ist abgelaufen, wird in falscher Menge verwendet oder falsches Backtriebmittel wird eingesetzt – Natron oder BackpulverDer Kuchen geht nicht auf und verwandelt sich stattdessen zu einem festen dichten Ziegelstein? Bitte einmal das Ablaufdatum des Backpulvers überprüfen. Ist das Backpulver abgelaufen und in Rente, arbeitet es auch einfach nicht mehr. Zu viel Backpulver führt dazu, dass der Teig zu
schnell aufgeht und dann wie heiße Luft in Tüten wieder in sich zusammenfällt. Außerdem hinterlässt zu viel Backpulver einen unangenehmen Geschmack. 5.) Technische Fehler: Kein Backpapier, falsche Backform, zu chillaxed zum AusfettenDer Teig ist also im Kasten und das Kuchenglück ist schon geritzt? Nur fast. Wer jetzt zu ungeduldig wird und den Teig ohne Backpapier aufs Blech gibt, eine zu kleine Backform benutzt und den Teig überfüllt oder einfach wirklich lieber ein bisschen fleezt, statt die Form ordentlich zu buttern und auszumehlen, kann doch noch sein teigiges Wunder erleben. Viele Rezepte können ohne weiteres in anderen Backformen gebacken werden. Viele Rührteige funktionieren beispielsweise auch ganz fantastisch in Muffinformen, auch leicht größere Springformen sind nicht so das große Problem, wenn man jeweils die Backzeiten anpasst. Wer die Form jedoch überfüllt, darf sich schon mal aufs Backofenreinigen danach freuen. Zum einen läuft der Teig über, zum anderen sackt der Kuchen gerne mal in der Mitte ein, weil er rechts und links keinen Halt findet. Formen nie höher als max 3/4 füllen, eher etwas niedriger füllen. Wer also eine kleinere Form einsetzen möchte, sollte seine Zutaten umrechnen (und zwar ausnahmslos alle) und die Teigmenge entsprechend reduzieren. Eine Regel, die man sich beim Einsetzen anderer Backformgrößen merken darf: Ja, das Fetten der Form kann mühsam sein und der hübsche neue Modekatalog will schließlich auch noch durchblättert oder die Füße mal hochgelegt werden, besonders bei den ganz tollen Gugelhupfformen mit schnick und schnack Dekor kann es zur Feinarbeit werden. Ein toller Kuchen nützt aber gar nichts, wenn die Form ihn so toll findet, dass sie ihn nicht mehr rausrücken will! Mit flüssiger Butter und einem Backpinsel gelingt das Ausfetten sehr einfach und ist eine Minutensache. Bitte jede Ritze erwischen und den Tubus in der Mitte nicht vergessen. Mehr Tipps für Gugelhupfe, Ausfetten und Ausmehlen (bzw. Aus”kakao”en bei Schokokuchen) findet Ihr auf meiner Seite hier. 6.) Der Ofen wurde nicht vorgeheizt oder gaukelt Euch die falsche Temperatur vorDer Kuchen ist außen sehr schnell sehr gefährlich dunkel geworden, aber trotzdem nicht durch? Euer Meisterwerk sollte laut Rezept schon fertig sein, ist aber innen noch so weich wie Schokopudding? Vorausgesetzt, bei den Zutaten lief alles richtig würde ich hier mal stark auf eine Herausforderung mit dem Backofen tippen. Korrekt vorzuheizen ist enorm wichtig, denn: da der Mensch von heute ja gerne alles sehr schnell benutzen möchte, wenig Zeit und noch weniger Geduld hat, geben die Backöfen richtig Gummi. Eine zu
erreichende Temperatur von 175°C beispielsweise wird nicht durch langsames erwärmen erzielt, sondern durch ein schnelles Einheizen mit weit ÜBER 175°C. Darüber hinaus haben es einige Öfen so an sich, dass sie gar nicht die Heizleistung bringen, die sie uns vorschwindeln. Es wird ganz sicher einen Unterschied machen, ob ein Kuchen 60 Minuten lang bei 160°C oder 150°C backt. Zum einen schwanken Temperaturen im Garraum,
zum anderen sind Öfen eventuell nicht so dolle kalibriert. Da hilft die Anschaffung eines externen Ofenthermometers (beispielsweise ein solches Funkthermometer für Öfen *(Amazon Partnerlink). 7.) Die Neugierde siegte und die Ofentür wurde geöffnetEinfach alles! müssen! wir! unbedingt! wissen. Mit wem Bastian Schweinsteiger jetzt turtelt, ob Kate und William jetzt ein Mädchen oder Jungen erwarten, woher die Nachbarin diese superhübschen Schuhe hat und eben: wie der heiß ersehnte
Kuchen denn gerade so aussieht. Kann man theoretisch auch durch die Backofentür sehen, das reicht uns aber nicht. So viel zu den Hauptfehlerquellen beim Backen. Zusammenfassend ergibt sie eine einfache Formel: Die richtigen Zutaten (und -mengen) + richtig verrührt + in die richtige Form gefüllt + korrekt gebacken = Kuchenglück Ich hoffe, ich konnte einigen Anfängern und Backverzweifelten hier helfen und wünsche Euch einen feinen Tag! All the love, Danke schön an die liebe Caro von Sodapop Design fürs hübsche Schriftbild im Titelfoto <3 You rock! Warum ist mein Kuchen innen flüssig?#1 Ofen zu heiß, Backzeit zu kurz
Denn die Backzeit lässt sich nicht verkürzen, schon gar nicht, wenn ihr einfach die Temperatur erhöht. Tut ihr das, wird der Kuchen oben dunkel und trocken und bleibt innen flüssig.
Warum wird der Kuchen wie Gummi?1. Warum ist die Teigkonsistenz gummiartig? Der Teig soll zwar gleichmäßig werden, aber wenn du den Handmixer oder die Küchenmaschine zu hoch einstellst, erhitzen sich die einzelnen Zutaten nicht nur zu stark, du „übermixt” den Teig auch sehr schnell. Dadurch wird er zu fest und gummiartig.
Was kann man machen wenn ein Kuchen nicht durch ist?Ist das Missgeschick schon passiert, können Sie den Kuchen eventuell durch Nachbacken retten: Stellen Sie das Gebäck noch einmal zurück in den Backofen. Decken Sie es diesmal unbedingt mit Alufolie ab, damit die obere Seite nicht zu dunkel wird oder gar anbrennt.
Warum wird der Kuchen Klitschig?Wenn dein Kuchen speckig, also klitschig wird, dann hast du ihn vielleicht zu früh aus dem Ofen genommen. Daher immer die Stäbchenprobe machen und mittig tief in den Kuchen piksen. Vielleicht hast du aber auch zu viel Fett oder zu wenig Mehl verwendet. Daher am besten immer an das Rezept halten.
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