Im Spannungsfeld aus Kraftstoffverbrauch, Emissionen, Fahrleistungen und Fahrzeugkosten spielen Diesel und Benziner ihre jeweiligen Stärken in verschiedenen Fahrzeugklassen aus. Dabei punktet der Dieselmotor grundsätzlich im Vergleich zum Benziner mit seinem geringeren Kraftstoffverbrauch und einem signifikant geringeren CO2-Ausstoß.
Durch das Selbstzündungsverfahren wird die Energie im Kraftstoff wesentlich besser ausgenutzt. Allerdings entstehen bei der Dieselverbrennung mehr Schadstoffe, die zusätzliche aufwendige Maßnahmen zur Abgasnachbehandlung erfordern. Ein moderner Benziner macht vor allem Kleinwagen mit überschaubarer Jahresfahrleistung erschwinglich, wohingegen ein fortschrittlicher Diesel mit tendenziell höherer Laufleistung für niedrigen Verbrauch sorgt.
Die Wahlmöglichkeit zwischen Benzin und Diesel hilft damit, dem jeweiligen Bedarf des Kunden zu entsprechen – vor allem bei den Kosten. Nicht von ungefähr dominiert das Dieselaggregat die Flotten der Gewerbetreibenden, einschließlich des Handwerks.
Der Diesel punktet beim Verbrauch
Der Verbrauchsvorteil eines Dieselmotors gegenüber einem vergleichbaren Benzinmotor liegt bei bis zu 25 Prozent. Der CO2-Ausstoß ist an den Kraftstoffverbrauch gekoppelt. Denn CO2 entsteht, wenn kohlenstoffhaltiger Kraftstoff wie Diesel oder Benzin verbrannt wird. Trotz eines höheren Kohlenstoffanteils bleibt beim Diesel wegen der effizienten Verbrennung am Ende auch ein CO2-Vorteil von bis zu 15 Prozent.
Ihr geringer CO2-Ausstoß macht Dieselfahrzeuge zu einem unverzichtbaren Baustein bei der Umsetzung der europäischen Klimaschutzziele. Das zeigt ein Rechenbeispiel: 2016 waren 45,9 Prozent der neu zugelassenen Pkw in Deutschland mit einem Dieselmotor ausgestattet. Mit diesem Anteil betrug der durchschnittliche Ausstoß pro Pkw 126,5 Gramm CO2 pro Kilometer. Würde man nun alle neu zugelassenen Diesel- durch entsprechende Benzin-Pkw ersetzen, so ergäbe sich ein deutlich höherer Ausstoß von rund 132,7 Gramm CO2 pro Kilometer.
Geringer CO2-Ausstoß
Umgekehrt läge der Ausstoß bei 119,6 Gramm CO2 pro Kilometer, wenn alle Benziner durch Diesel ersetzt würden. Hier zeigt sich der Vorteil des Diesels: Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von jährlich 15.000 Kilometern und einem Neuzulassungsvolumen von rund 3,4 Millionen Pkw entspräche dies einer Einsparung von knapp 648.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Das ist so viel, wie eine Kleinstadt mit 70.000 Einwohnern jedes Jahr emittiert.
Auf der anderen Seite werden bei der Kraftstoffverbrennung im Dieselmotor die Schadstoffe HC (Kohlenwasserstoffe), CO (Kohlenmonoxid), NOx (Stickoxide) und Partikel erzeugt. Vor allem die vergleichsweise hohen NOx-Emissionen sind eine Herausforderung. Sie resultieren, ebenso wie der geringe Kraftstoffverbrauch, aus dem besonderen Verbrennungsverfahren.
Herausforderungen bei der Stickoxidbildung
Allerdings gilt auch: Je besser die Verbrennung, desto weniger Kraftstoff wird verbraucht und desto weniger CO2 wird ausgestoßen – auf der anderen Seite ist steigt allerdings auch die Temperatur, woraufhin wiederum mehr NOx entsteht.
Es ist ein schwer zu lösender Konflikt: Maßnahmen zur CO2-Senkung führen oft zu höherer Stickoxidbildung, während eine auf weniger Stickoxide optimierte Verbrennung mehr CO2-Ausstoß bedeutet. Bei Euro-6-Fahrzeugen wird diese Problematik durch die aktive DeNOx-Abgasnachbehandlung (NOx-Speicherkatalysator und/oder SCR-Technologie) gelöst.
Diesel oder Benziner? Vor dieser Kaufentscheidung sollten Vor- und Nachteile, Anschaffungs- und Betriebskosten verglichen werden: Mehr als 1000 Modelle im Vergleich.
Anschaffung eines Diesels wegen aufwendigerer Abgastechnik meist teurer
Bei Benzinern bislang höhere Spritpreise, aber niedrigere Kfz-Steuer
Bei jedem Modell individuell checken, was sich eher rechnet
Diesel und Benziner im Kostenvergleich
Der ADAC hat die Kosten von mehr als 1000 Neuwagenmodellen berechnet und jeweils zwei vergleichbare Benzin- und Dieselmodelle gegenübergestellt. Bei den Modellpaarungen fällt es somit leichter, die richtige Kaufentscheidung zu treffen. Die Ergebnisse aufgeschlüsselt nach jährlicher Kilometerleistung zeigt der ADAC Kostenvergleich.
Die Gewissheit, dass Diesel als Treibstoff immer weniger kostet als Benzin, gilt seit dem Ukraine-Krieg nicht mehr. Momentan (Stand Mai 2022) ist es sogar so, dass der Preis für Diesel höher liegt als der von Benzin. Ob es in ein paar Monaten noch genauso sein wird, lässt sich momentan nicht vorhersagen. Wird der Sprit noch teurer? Oder wieder billiger? Auch das ist schwer abzuschätzen.
Der ADAC hat in seinen Berechnungen daher die durchschnittlichen Kraftstoffpreise der letzten drei Monate (Januar bis April 2022) als Grundlage genommen und für Diesel 1,80 Euro, für Super 1,87 Euro und für SuperPlus 1,96 Euro angesetzt. Im Kostenvergleich über fünf Jahre sind unter anderem auch der voraussichtliche Wertverlust, der Aufwand für Inspektionen sowie Kosten für den Reifenersatz und die Versicherung berücksichtigt. Hier finden Sie alle Annahmen, die den Berechnungen zugrunde liegen.
Klicken Sie auf diesen Link für die Ergebnisse (PDF):
Unterschiede innerhalb von Fahrzeugklassen
Wer sich schon auf eine bestimmte Fahrzeugklasse festgelegt hat und innerhalb dieser eine Entscheidungshilfe sucht, findet sie in diesen kompakten Auflistungen als PDF:
Diesel oder Benziner? Das hängt vom Modell ab
Wichtigstes Ergebnis des Kostenvergleichs: Es gibt keine allgemeine Regel, mit welcher Motorisierung man am günstigsten fährt. Vielmehr kommt es auf das gewünschte Modell, die jährliche Fahrleistung, die Anschaffungs- und laufenden Kosten sowie den Wertverlust an. Letzterer ist trotz hoher Kraftstoffpreise immer noch der Haupt-Kostentreiber.
Welche Auswirkungen Änderungen beim Spritpreis haben, lässt sich mit dieser Faustregel einschätzen: Sowohl für Benziner als auch für Diesel schlägt sich eine Verteuerung um 10 Cent pro Liter bei einem Verbrauch von 5 Liter pro 100 Kilometer mit genau 0,5 Cent je Kilometer nieder. Bei einem Fahrzeug mit 7,5 Liter Verbrauch sind es also Mehrkosten von 75 Cent auf 100 Kilometer.
Die folgenden Beispiele verdeutlichen, dass im Kostenvergleich teils der Benziner vorne liegt, teils der Diesel und manchmal beide Varianten ähnliche Kosten verursachen. Der ADAC hat dabei eine jährliche Fahrleistung von 15.000 Kilometern zugrunde gelegt. Im vollständigen Kostenvergleich in den PDFs finden Sie auch die Werte für 10.000, 20.000 und 30.000 gefahrene Kilometer pro Jahr.
Vorteil für den Benziner: Beispiele
Manchmal ist das Ergebnis eindeutig, etwa beim BMW X3. Beim Diesel-getriebenen xDrive30d Steptronic muss man mit Gesamtkosten von 95,6 Cent pro Kilometer rechnen. Beim xDrive30i Steptronic mit Benzinmotor sind es 91,8 Cent. In der unten stehenden Tabelle finden Sie vier weitere Modell-Paarungen, darunter Autos von VW und Mercedes, mit Vorteil für den Benziner.
VW Golf | 1.5 TSI 96 kW Life | 53,9 | 2.0 TDI 85 kW Life | 58,6 |
VW Tiguan | 1.5 TSI 96 kW | 54,5 | 2.0 TDI 90 kW | 57,4 |
Mercedes E-Klasse | 200 Avantgarde 9G-TRONIC | 92,7 | 220 d Avantgarde 9G-TRONIC | 94,8 |
BMW X3 | xDrive30i Steptronic | 91,8 | xDrive30d Steptronic | 95,6 |
Vorteil für den Diesel: Beispiele
In anderen Fällen hat der Diesel mehr oder weniger deutliche Kostenvorteile. Im Beispiel Dacia Duster kommt die Dieselvariante Duster Blue dCi 115 Comfort 2WD mit 41,4 Cent pro Kilometer billiger als der Benziner TCe 130 GPF Comfort 2WD mit 42,9 Cent. In der Tabelle finden Sie weitere Beispiele.
Dacia Duster | TCe 130 GPF Comfort 2WD | 42,9 | Blue dCi 115 Comfort 2WD | 41,4 |
Mercedes GLA | 250 8G-DCT | 79,1 | 220 d 8G-DCT | 77,0 |
Audi Q5 | 45 TFSI quattro S tronic | 91,0 | 40 TDI quattro S tronic | 86,6 |
VW Passat | Alltrack 2.0 TSI OPF 4MOTION DSG | 87,8 | Alltrack 2.0 TDI SCR 4MOTION DSG | 81,4 |
Jaguar E-Pace | P200 AWD Automatik | 80,1 | D165 AWD Automatik | 74,1 |
Diesel und Benziner gleichauf: Beispiele
Es kann aber auch sein, dass der Kostenunterschied gering ausfällt, wie beim Beispiel Opel Crossland. Hier kostet ein gefahrener Kilometer mit der Diesel-Variante 49,1 Cent, mit dem Benziner 49,4 Cent. In der Tabelle finden Sie weitere Modell-Paare, bei denen der Kostenunterschied gering ist.
Ford Focus Turnier | 1.0 Ecoboost Cool&Connect (92 kW) | 53,8 | 1.5 EcoBlue Cool&Connect (88 kW) | 53,7 |
Hyundai Santa Fe | 1.6 T-GDI Hybrid Select 2 WD Automatik | 75,5 | 2.2 CRDi Select 2WD DCT | 75,5 |
VW Golf | GTI DSG | 66,7 | GTD DSG | 66,8 |
Opel Crossland | 1.2 DI Turbo Edition | 49,4 | 1.5 Diesel Edition | 49,1 |
Die Vor- und Nachteile auf einen Blick
Neuwagenpreis | geringer | meist höher |
Kfz-Steuer | geringer | höher |
Versicherungsprämien | geringer | meist höher |
Inspektionen bzw. Ölwechsel | seltener | bei älteren Autos häufiger |
Spritpreise | bislang höher | bislang niedriger |
Verbrauch | höher | niedriger |
CO₂-Ausstoß | höher | niedriger |
Welche Pkw sind die sparsamsten?
Wer besonders spritsparend fahren will, für den könnte die ADAC Aufstellung der sparsamsten Diesel- und Benziner-Modelle interessant sein. Doch Vorsicht: Ein niedriger Verbrauch alleine sagt nichts aus über die wirklichen Kosten – die Gesamtkosten samt Wertverlust sind entscheidend. Auch das hat der ADAC berechnet. Hier geht es zu den Links:
Und welche Elektroautos rechnen sich im Vergleich zum Benziner oder Diesel? Auch hier hat der ADAC nachgerechnet:
Hier finden Sie weitere Kostenaufstellungen und hier viele Neuvorstellungen, Fahr- und Testberichte.