Warum werden wir krank wenn es kalt ist

Ob im Büro, im Supermarkt oder auf der Straße – kaum ist der Winter da, hört man es von allen Seiten husten und schniefen. Unter anderem sollen kalte Füße daran schuld sein, wie eine Studie feststellte. Doch ist das Erkältungsrisiko wirklich geringer, wenn Menschen ihre Füße bei kalten Tagen warmhalten?

Mit Herbstbeginn haben Erkältungserreger Hochsaison. Das Erkältungsrisiko lässt sich jedoch vermindern, wenn Betroffene ihre Füße warmhalten. Denn überraschenderweise beginnt mit kalten Füßen so manche Störung des Kreislaufes. Sie führen nicht selten zu Schnupfen, einer Erkältung oder grippalen Infekten.

„Das Immunsystem kann nur dann richtig arbeiten, wenn die Organe ausreichend mit Blut durchströmt werden. Wenn die Füße der Kälte ausgesetzt sind, verengen sich die Blutgefäße der Haut. Dadurch kühlen die Füße allmählich aus. Das hat auch Auswirkungen auf die Schleimhäute im Nasen-Rachen-Bereich. Denn meldet eine Körperregion „Kälte“, wird die Durchblutung gedrosselt. Und schon können die Erkältungsviren ihre Chance nutzen und sich festsetzen“, sagt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer.

Studie lieferte wissenschaftliche Bestätigung

Der Wissenschaftler Ronald Eccles von der Cardiff University in Wales ging im Jahr 2006 dem Zusammenhang zwischen eisigen Füßen und Erkältungen auf den Grund. Er teilte 180 gesunde Studierende in zwei Gruppen ein und ließ 90 von ihnen mit nackten Füßen 20 Minuten in einer Schüssel mit zehn Litern Wasser mit einer Temperatur von zehn Grad Celsius ausharren. Die andere Hälfte stellte die Füße mit Schuhen in ein leeres Gefäß. Ihren Gesundheitszustand dokumentierten alle Teilnehmer anschließend fünf Tage lang mit einem Fragebogen, bei dem sie mit Hilfe einer Punkte-Skala ihre Beschwerden wie laufende oder verstopfte Nase, Halsschmerzen, Niesen und Husten bewerteten. Unmittelbar nach dem Experiment zeigten sich keine Unterschiede. Erst in den folgenden fünf Tagen stieg die Erkältungsrate in beiden Versuchsgruppen an. In der Kaltwasser-Gruppe entwickelten 13 Probanden Erkältungssymptome, in der Kontrollgruppe lediglich fünf. Demnach litten die Erkrankten der Kaltwasser-Gruppe offenbar unter stärkeren Beschwerden.

„Die Studienergebnisse decken sich mit den Erkenntnissen der Durchblutungsregulation: Wo wenig Blut fließt, kann die körpereigene Abwehr nicht gut arbeiten. Die Konsequenz ist, dass sich die vorhandenen Erkältungsviren einfacher verbreiten und vermehren können“, so Petzold. Demnach sollten Menschen lieber ihre Füße schön warmhalten, denn sonst kann eine Erkältung drohen.

»Zieh dich warm an, damit du dich nicht erkältest!« Mütze, Schal und Handschuhe schützen vor Kälte – Viren wehren sie allerdings nicht ab. Und gilt nicht: ohne Viren, keine Erkältung? Schon. Aber wer sich dick einpackt, ist trotzdem gut beraten.

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Erkältung durch Kälte? Die Kälte steckt zwar im Namen, nicht aber hinter der Erkältung. Denn für »den Schnupfen« braucht es immer auch einen Krankheitserreger: gelegentlich Bakterien, in rund 95 Prozent aller Fälle aber allerlei verschiedene Viren. Die häufigsten Schuldigen von rund 200 bekannten Erkältungsviren sind dabei Rhino-, Entero- und Mastadenoviren, dazu kommen Vertreter der Corona- und Paramyxoviridae-Familien. Der klassische Schnupfen, ein so genannter grippaler Infekt, geht dabei in 40 Prozent der Fälle auf das Konto von Rhinoviren. Aber eine Erkältung ohne Viren, verursacht allein durch Kälte – unmöglich.

Stellt sich die Frage, warum man trotzdem Kälte so häufig für eine Erkältung verantwortlich macht. Klar, die Schnupfensaison liegt in der kalten Jahreszeit: Laut Robert Koch-Institut erreicht die Zahl der Atemwegserkrankungen, zu denen die Erkältung zählt, im Januar ein erstes Hoch, steigt weiter bis März und sinkt, wenn es draußen wieder wärmer wird. Logisch, dass »Kälte« oder »kalt« in vielen Sprachen im Krankheitsbegriff des gemeinen Schnupfens zu finden sind. Schon die alten Römer vermuteten einen Zusammenhang zwischen Kälte und Erkältung. Gründet der Mythos vielleicht in einer Verwechslung – nämlich dem Missverständnis von Ursache und Wirkung? Frösteln, also ein Empfinden von Kälte, ist ja auch eines der ersten Symptome einer Erkältung. Möglicherweise deutete man dieses erste Krankheitszeichen fälschlicherweise als Ursache.

Eisbein im Urlaub

Was einleuchtend klingt, wollte die Wissenschaft aber natürlich schon immer genauer wissen. Tatsächlich beschäftigt die Frage nach dem Zusammenhang von Kälte und Erkältung Forscher seit der Antike und inspirierte allerlei Experimente und Gedankengänge. Einige davon waren durchaus bizarr. Ausgerechnet Louis Pasteur etwa war überzeugt, dass Kälte krank macht – und glaubte 1878 den Beweis dafür erbracht zu haben, weil sein Versuchshuhn nach einem Bad im Eiswasser verendet war.

Knapp ein halbes Jahrhundert später, 1946, lockte dann die Common Cold Research Unit in Großbritannien Freiwillige mit einer »ungewöhnlichen Urlaubsgelegenheit« in das Harvard Hospital, ein ehemaliges Militärkrankenhaus in der Nähe von Salisbury.

Schnupfen bekommen im Menschenversuch

Zimmer mit Infekt: Zwischen 1946 und 1989 lockte die Common Cold Research Unit ihre Probanden mit freier Kost und Logis.

Die »Urlauber« – oft Studenten, die sich auf ihr Examen vorbereiteten, oder Paare in den Flitterwochen – ließen sich mit Erkältungsviren infizieren und verbrachten zehn Tage bei freier Kost und Logis in Quarantäne in den kleinen Holzbaracken. Einige mussten an einem Samstagmorgen nach einem heißen Bad eine halbe Stunde in einem zugigen Durchgang ausharren, andere wurden dazu verdonnert, permanent nasse Socken zu tragen. Aber der endgültige, wissenschaftlich haltbare Beweis, dass Kälte, Nässe, Zugluft oder Ähnliches die Erkältungsrate erhöht, gelang bis zur Schließung der Forschungseinrichtung 1989 nie.

Macht Kälte gar nicht krank?

Allerdings ist damit ja nicht automatisch bewiesen, dass Kälte für die Erkältung völlig nebensächlich ist. Wissenschaftler wissen, dass rund 20 Prozent aller Menschen stets Erkältungserreger mit sich herumtragen. Dagegen kann sich der Körper gut wehren, wenn er zirka 37 Grad Celsius warm ist. Doch wird er kälter, gewinnen die Viren die Oberhand. Bei niedriger Außentemperatur kühlt die Körperoberfläche aus, Blutgefäße ziehen sich zusammen, und die Durchblutung nimmt ab. Diese Reaktion hat Vor- und Nachteile: Einerseits schützt sich der Körper so vor weiterem Wärmeverlust und stellt sicher, dass die lebenswichtigen Organe weiterhin versorgt sind und nicht auskühlen. Andererseits gelangen auf Grund der eingeschränkten Durchblutung weniger Abwehrzellen in die Schleimhäute, und die Erkältungsviren haben so leichteres Spiel.

Aber auch im Warmen lauert die Erkältung. Drinnen kommen wir häufiger mit anderen Menschen und deren Viren in Kontakt; in geschlossenen Räumen stecken wir uns vergleichsweise häufiger an als im Freien. Erkältungsviren vermehren sich hauptsächlich in den Schleimhäuten der Nase und des Nasen-Rachen-Raums, gelangen von dort durch Niesen, Husten oder Schnäuzen in die Luft – und so per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Dabei können sie ganze Räume durchqueren und in Lüftungsschächten Etagen überwinden. Gefahrenpotenzial birgt nicht allein die Virendichte: Sogar die Luft selbst, warme Heizungs- ebenso wie kalte Winterluft, kann uns anfälliger machen, indem sie die Schleimhäute in Mund und Nase förmlich trockenlegt. Auch dass wir im Winter weniger Sonnenlicht abbekommen, könnte einen grippalen Infekt begünstigen, vermuten Experten: Unsere Haut stellt deshalb weniger Vitamin D her, welches die Abwehr stärkt.

Mens sana in corpore sano

Sheldon Cohen, Professor an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, USA, studiert seit gut 30 Jahren die Auswirkungen psychischer Faktoren auf Häufigkeit und Schwere von Erkältungen. In einem Mittelklassehotel an einer Durchgangsstraße unweit des Campus gelang ihm eine Studie, die heute als Meilenstein der Stressforschung gilt. Cohen konnte erstmals zeigen, wie direkt sich psychische Belastungen auf das Immunsystem auswirken. Im Versuch entwickelten gestresste Probanden deutlich häufiger eine Erkältung als entspannte. Mit dem gleichen Studiendesign untersuchte Cohen eine Vielzahl weiterer psychischer Faktoren.

Fazit: Wie effektiv sich der Körper gegen Erkältungsviren wehrt, entscheidet letztendlich unser Lebensstil. Gut Gelaunte bekommen deutlich seltener eine Schniefnase als Missmutige, und falls überhaupt, dann eine wesentlich weniger tropfende – und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht und Antikörperstatus. Je optimistischer, extrovertierter, geselliger, entspannter und ausgeschlafener, umso besser ist man vor einer Erkältung gefeit und umso weniger kann einem die Kälte anhaben.

Warum wird man krank Wenn es zu kalt ist?

Kalte Luft ist trocken und bietet damit ein Paradies für Erkältungsviren. Viren verbreiten sich in der trockenen Luft besonders gut, gelangen tief in die Atemwege und dort auf die ebenfalls trockenen Schleimhäute. Ohne schützende Schleimschicht können die Viren leicht die Zellen der Schleimhäute befallen.

Wird man krank wenn man zu kalt angezogen ist?

Wissen Bekommt man eine Erkältung, wenn man zu dünn angezogen ist? Generell gilt: Für eine Erkältung braucht es den Kontakt zu Krankheitserregern. Wer sich also bei Minusgraden im T-Shirt auf die Straße traut, wird nicht automatisch krank, solange er dabei nicht mit Erkältungsviren in Kontakt kommt.

Was passiert wenn man sich Verkühlt?

Sie entsteht durch Viren. Betroffene leiden unter einer Entzündung der Nasen- und Rachenschleimhaut. Dabei wird wässriges oder schleimiges Sekret abgesondert. Die Erkrankung löst Halsschmerzen, Schnupfen, eine laufende Nase, Husten und Heiserkeit aus.

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