Was ist ein EKG?Ein EKG (Elektrokardiogramm oder Elektrokardiografie) ist eine Untersuchungsmethode, bei der die sogenannte Herzaktion, der Arbeitszyklus des Herzens, gemessen wird. Der Herzschlag wird durch eine elektrische Erregung ausgelöst, die vom sogenannten Sinusknoten getaktet wird und sich über die Herzmuskelzellen ausbreitet. Dieser schwache elektrische Strom wird beim EKG über Elektroden an den Extremitäten oder der Brust gemessen. Je nachdem, wie die EKG-Elektroden gepolt sind, unterscheidet man die bipolare von der unipolaren Ableitung: Eine unipolare Ableitung bezeichnet eine positive Elektrode mit einem neutralen Referenzpunkt. Dagegen stellen Elektroden mit entgegengesetzter Polarität die bipolare Ableitung dar. Show
Das klassische EKG wird am liegenden, entspannten Patienten durchgeführt und deshalb als Ruhe-EKG bezeichnet. Im Gegensatz dazu steht das Belastungs-EKG: Hierbei erfolgt die EKG-Ableitung am Patienten während körperlicher Anstrengung – auf einem Laufband oder einem Fahrrad. Weiterführende Informationen: Belastungs-EKGWie ein Belastungs-EKG durchgeführt wird, lesen Sie im Beitrag Belastungs-EKG. Eine weitere Sonderform ist das sogenannte Langzeit-EKG (LZ-EKG), welches die elektrische Herztätigkeit über 24 Stunden oder auch länger aufzeichnet. Weiterführende Informationen: Langzeit-EKGWelchen Vorteil das Langzeit-EKG hat und wie die Messung abläuft, erfahren Sie im Beitrag Langzeit-EKG. Erregungsbildung und Erregungsleitung am HerzenDer Herzschlag kommt durch ein spezielles Reizentstehungs- und Reizleitungssystem zustande: Er beginnt mit einem elektrischen Impuls im sogenannten Sinusknoten, einem Bereich im rechten Vorhof des Herzens, der sozusagen den Takt vorgibt. Deshalb bezeichnet man den Sinusknoten auch als den Schrittmacher des Herzens. Der Impuls aus dem Sinusknoten überträgt sich auf die gesamte Muskulatur der beiden Vorhöfe, diese ziehen sich zusammen und pressen das Blut in die Herzkammern. Dann erreicht der elektrische Impuls den sogenannten AV-Knoten, der den elektrischen Reiz aus den Vorhöfen auf die Herzkammern überleitet. Diese ziehen sich daraufhin zusammen und transportieren das Blut in die großen Körpergefäße. Während sich nun der Reiz in den Herzkammern ausbreitet, bildet sich die Erregung in den Vorhöfen bereits wieder zurück, die Muskulatur erschlafft und die Vorhöfe füllen sich erneut mit Blut. Nachdem die Herzkammern vollständig erregt wurden, bildet sich auch hier der Reiz wieder vollständig zurück und die Herzaktion beginnt von vorne. EKG-AbleitungenBei einem Extremitäten-EKG befestigt der Arzt drei Elektroden am Körper des Patienten, weshalb man auch vom 3-Kanal-EKG spricht. Zu den Extremitäten-Ableitungen gehören die bipolaren Einthoven-Ableitungen (I, II und III) und die unipolaren Goldberger-Ableitungen (aVR, aVL und aVF). Im Gegensatz dazu steht die Brustwandableitung, bei welcher der Arzt sechs verschiedene Elektroden verwendet und auf der Brustwand platziert (V1-6). Bei der klassischen EKG-Untersuchung werden die EKG-Ableitung der Brustwand und beide Extremitäten-Ableitungen kombiniert, sodass insgesamt zwölf Elektroden die elektrischen Reize erfassen. Daher bezeichnet man das Standard-EKG als 12-Kanal-EKG. Wann führt man ein EKG durch?Durch das Elektrokardiogramm erhält der Arzt Informationen über den Rhythmus, die Frequenz sowie die Erregungsbildung, -ausbreitung und -rückbildung des Herzens. Diese sind unter anderem bei folgenden Erkrankungen häufig verändert:
Da es sich bei einigen dieser Erkrankungen um häufige Notfälle handelt, ist ein mobiles EKG in jedem Rettungswagen vorhanden. Was macht man bei einem EKG?Ein EKG kann sowohl in einer Arztpraxis als auch im Krankenhaus durchgeführt werden. Beim Ruhe-EKG legt sich der Patient entspannt mit entkleidetem Oberkörper auf eine Liege. Dann tragen der Arzt oder geschulte medizinische Fachangestellte ein elektrisch leitendes Gel auf die EKG-Elektroden auf und kleben sie je nach Art der Ableitung auf die Haut des Patienten. Über Kabel werden die Elektroden mit dem EKG-Gerät verbunden, das nun die Herzaktivität aufzeichnet. Die Untersuchung dauert etwa zwei Minuten. Die einzelnen Phasen der Herzaktion werden dabei in charakteristischen, gezackten Kurven auf einem Papierstreifen gegen eine Zeitachse abgebildet. Dabei steht jeder Ausschlag für eine bestimmte Phase des Herzschlags. Weiterführende Informationen: EKG: AuswertungWelche Arten von Zacken und Wellen es gibt, wie diese aussehen sollten und was sie bedeuten, lesen Sie im Beitrag EKG: Auswertung. EKG: Extremitäten-AbleitungenBei der Ableitung nach Einthoven klebt der Arzt je eine Elektrode auf die Handgelenke des Patienten sowie eine Referenzelektrode oberhalb des Knöchels des linken Beins. Die Elektroden werden bipolar verschaltet. Folgende Ableitungen werden erhoben:
Bei der Goldbergerableitung klebt der Arzt die Elektroden ebenfalls an Handgelenke und Knöchel des linken Beines, im Unterschied zur Einthoven-Ableitung verschaltet er sie allerdings unipolar. Damit ergeben sich:
EKG: Brustwand-Ableitung nach WilsonDer Arzt klebt sechs Elektroden auf die Brust des Patienten, beginnend direkt rechts des Brustbeins bis hin zur linken seitlichen Brustwand unterhalb der Achsel. So erhält er die Ableitungen V1 bis V6, die jeweils für einen bestimmten Bereich des Herzmuskels zuständig sind:
Haben Ärzte den Verdacht auf einen Schaden der Hinterwand, kleben sie die Elektroden bis auf die linke Rückenpartie. Dadurch ergeben sich die zusätzlichen Ableitungen V7, V8 und V9. Sie stellen die elektrische Aktivität an der Hinterwand der linken Herzkammer dar. Um das rechte Herz besser abzubilden, können die Ableitungen V3-V6 auch spiegelverkehrt auf die rechte Brustwandseite geklebt werden (V3r-V6r). Welche Risiken birgt ein EKG?Beim Ruhe- und Langzeit-EKG handelt es sich um nicht-invasive und schmerzfreie Untersuchungsmethoden, die für den Patienten ungefährlich sind. Beim Belastungs-EKG hingegen kann es gerade bei Patienten, die eine Herzerkrankung haben, durch die körperliche Anstrengung zu folgenden Problemen kommen:
Da der Patient während des gesamten Belastungs-EKGs von medizinischem Fachpersonal betreut wird, können diese Probleme rechtzeitig erkannt und die Untersuchung sofort abgebrochen werden. Was muss ich nach einem EKG beachten?Nach dem EKG entfernt der Arzt die Elektroden. Das Kontaktgel lässt sich leicht ohne Rückstände mit einem Papiertaschentuch entfernen. Grundsätzlich sind keine bestimmten Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Der Arzt wird Ihnen anhand der Ableitungen Ihren Befund erklären und bei Bedarf Therapiemöglichkeiten mit Ihnen besprechen. Autoren- & QuelleninformationenWissenschaftliche Standards: Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft. Vorlage: Dr. med. Peter Borlinghaus Autor: Lena Machetanz Quellen:
Was sagt ein EKG alles aus?Ein EKG wird gemacht, um die Funktion des Herzens zu prüfen. Es zeichnet vor allem auf, wie oft das Herz pro Minute schlägt (Herzfrequenz) und wie regelmäßig es schlägt (Herzrhythmus).
Wann ist ein EKG auffällig?Folgende EKG-Befunde können auf eine Herzinsuffizienz hindeuten: Vorhofflimmern: Das Herz schlägt unregelmäßig, meist deutlich schneller. Es handelt sich dabei um eine häufige Begleiterscheinung der chronischen Herzschwäche. Sie kann sich im EKG durch fehlende P-Wellen zeigen.
Wie muss ein EKG aussehen Wenn alles gut ist?Auf einem normalen EKG sind drei Zacken sichtbar. Die P-Welle entspricht der Erregung (Kontraktion) der beiden Vorhöfe der Herzens. Die QRS-Zacke entspricht der Erregung der Herzkammern und entsteht bei der Anspannung der Kammern.
Was sind gute EKG Werte?Liegen die Ergebnisse der Untersuchung zwischen 85 % bis 115 %, sind dass gute Werte, wobei 115 % als sehr gut bezeichnet werden und 85 % als mäßig.
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