Ob zum Möbel bauen, für Verpackungen oder zum Heizen: Holz ist ein vielseitiger Rohstoff und für die Bioökonomie von besonderer Bedeutung. Doch die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs sollte wohlüberlegt sein, um den Wald als Ökosystem zu erhalten. Eine neue Studie von WWF Deutschland und der Universität Kassel zeigt: Schon heute gibt es nicht genug Holz, um die weltweite Nachfrage nachhaltig zu decken. Show
Holzverbrauch in Deutschland besonders hochDemnach wurden im Jahr 2020 zwischen 4,3 und 5 Milliarden Kubikmeter Holz geschlagen, davon aber nur 3 bis 4,2 Milliarden Kubikmeter auf nachhaltige Weise abgeholzt. Das heißt, bis zu zwei Milliarden Kubikmeter Holz wurden den Wäldern zu viel entnommen. Das entspricht in etwa der Hälfte aller Waldbäume in Deutschland. Besonders hoch ist der "Holzhunger" jedoch hierzulande: Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 1,2 Kubikmetern Holz ist er mehr als doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt. „Der Wald ist keine Holzfabrik, er ist unsere Lebensgrundlage“, sagt Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF. „Die Studie zeigt, wie dringend wir eine Diskussion in Politik und Gesellschaft über die sinnvollste Verwendung von Holz brauchen.“ Besonders die energetische Nutzung von Holz zur Wärme- und Stromerzeugung würde Winter zufolge ein „ein massives Loch in die Waldbestände“ fressen. Kreislauf- und kaskadenartige Holznutzung gefordertDie WWF-Waldexpertin hält es daher für dringend, „schädliche Subventionen für die energetische Nutzung von Holz, wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz“ zu überdenken. Damit Verbrauch und Angebot nicht weiter auseinanderdriften, sei eine kreislauf- und kaskadenartige Nutzung von Holz erforderlich. Von der EU-Kommission verlangt die Umweltschutzorganisation, Holz – und vor allem dessen energetische Nutzung – nicht mehr automatisch als nachhaltig einzustufen. „Momentan nutzt die Industrie den Wald, als gäbe es kein Morgen. Wenn wir Klimakrise und Artensterben stoppen wollen, brauchen wir jetzt eine Trendwende in der Art, wie wir unsere Wälder behandeln“, sagt Winter. Das heißt: Holz sollte nicht länger als Energieträger dienen, sondern langfristigen Zwecken wie etwa als Ersatz für den „Klimakiller“ Beton. „Holz kann der Rohstoff der Zukunft sein. Aber um ihn nicht zu übernutzen, müssen wir die Verschwendung beenden, die wir durch unsere Geschäftsmodelle, Anreizsysteme und soziale Normen betreiben“, so Meghan Beck-O´Brien vom Center for Environmental Systems Research der Universität Kassel. Die Studie gebe den Anlass, „unseren Lebensstil, den Zustand der Wälder und den Klimawandel in einem sich gegenseitig beeinflussenden Kontext zu betrachten“. Dafür müsse die Bundesregierung den gesetzlichen Rahmen für mehr Kreislaufwirtschaft schaffen, so eine Forderung der Autoren. Zudem seien Investitionen in den Aufbau von Infrastruktur und Know-how sowie in die Bewusstseinsbildung für ein hochwertiges Recycling und zur stofflichen Weiterverwendung von Holzabfällen nötig. Systematisches Monitoring zur HolznutzungIm Ergebnis der Studie raten die Forschenden zu einem systematischen Monitoring, um den Zustand der Wälder und den Holzkonsum – vor allem im Hinblick auf die mit dem Bevölkerungswachstum verbundene steigende Nachfrage – im Blick zu behalten. „Wir müssen achtgeben, dass unsere unersättliche Nachfrage nach ,nachhaltigen' Holzprodukten nicht zu einer noch gravierenderen Übernutzung der Wälder führt, denn das geht mit großen Sozial- und Umweltrisiken einher“, so Beck-O´Brien. bb Nachhaltige Forstwirtschaft will den Wald schützen und achtet auf einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Rohstoff Holz. Warum das nicht ausreicht und was zu tun ist, liest du hier. Nachhaltige Forstwirtschaft gilt als ursprünglichste Form des nachhaltigen Wirtschaftens. Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, verwenden zum Beispiel nur so viele Rohstoffe, wie sie tatsächlich benötigen. Dabei achten sie idealerweise auch auf den Umweltschutz und sorgen für faire Arbeitsbedingungen. Die Forstwirtschaft erkannte schon vor rund 300 Jahren, dass beim Umgang mit Rohstoffen eine gute und vorausschauende Planung wichtig ist. Bäume brauchen Jahre oder Jahrzehnte, um zu wachsen. Das bedeutet, dass heute gepflanzte Bäume erst in mehreren Jahren einen Ertrag bringen. Diesen Zeitraum gilt es zu planen und zu überbrücken. Wird zu viel Holz auf einmal verbraucht, können junge Bäume nicht schnell genug nachwachsen, um die Lücke zu füllen. Die Folge: Der Rohstoff wird knapp. Diese Zusammenhänge beobachtete im 18. Jahrhundert der sächsische Forstbeamte Hans Carl von Carlowitz. Er verfasste 1713 eine Anleitung zur nachhaltigen Waldpflege. Als Erster verwendete er darin den Ausdruck „nachhaltig“, um einen vorausschauend geplante Nutzung von Rohstoffen zu beschreiben. Von Carlowitz war damals am kursächsischen Hof für die Bewirtschaftung der Wälder zuständig. Zu seinen Aufgaben gehörte es, den Holznachschub für den Bergbau sicherzustellen. Dort wurde es als Baumaterial und zum Einheizen der Hochöfen zur Eisengewinnung genutzt. Nachhaltige Forstwirtschaft in der heutigen BedeutungNachhaltige Forstwirtschaft kann auch Klimaschutz leisten.(Foto: CC0/pixabay/Antranias) Im 18. Jahrhundert stand bei von Carlowitz‘ Überlegungen der wirtschaftliche Nutzen des Waldes im Vordergrund. Im Lauf der Zeit hat sich die Bedeutung von Nachhaltigkeit aber erweitert: 1992 ruft die Rio-Erklärung der UN auch zum sozial- und umweltverträglichen Umgang mit den Ressourcen der Erde auf. Mit diesen drei Säulen der Nachhaltigkeit – Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft – will die UN die Rohstoffreserven der Erde für kommende Generationen erhalten. Wie das Umweltbundesamt erläutert, geht auch nachhaltige Forstwirtschaft inzwischen über rein wirtschaftliche Interessen hinaus. Das größere Ziel ist es, den Waldbestand für die Zukunft zu sichern. Denn er erfüllt vielfältige Aufgaben:
Nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland – ein Erfolg?Ein nachhaltiger Naturwald ist ein Biotop, in dem du dich erholen kannst.(Foto: CC0/pixabay/StockSnap) Knapp ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ist von Wald bedeckt, das sind rund 11,4 Millionen Hektar. Das Bundesministerium für Umwelt erstellt in regelmäßigen Abständen eine Bundeswaldinventur. Diese erfasst unter anderem die Flächengröße deutscher Wälder, Nutzungsformen und Baumarten. Die Ergebnisse klingen durchaus positiv:
Mit einem konstanten oder wachsenden Waldbestand stehen europäische Länder wie Deutschland, Spanien und Frankreich im internationalen Vergleich ganz gut dar. Der Waldbericht der UN von 2015 zeigt allerdings, dass weltweit die bewaldete Fläche abnimmt. Seit 1990 hat sich der Verlust zwar verlangsamt. Aber selbst großflächige Aufforstungen in Asien – angeführt von China und Russland – können die Rodungen im Amazonas-Regenwald nicht auffangen. In welchen der erfassten Waldflächen nachhaltige Forstwirtschaft betrieben wird, darüber macht der Bericht keine Angaben. Nachhaltige Forstwirtschaft hat ihre Ziele noch nicht erreichtHolznutzung ist ein Teil von nachhlatiger Forstwirtschaft.(Foto: CC0/pixabay/Kapa65) Aus Sicht von Greenpeace reicht es zum Ermitteln der Nachhaltigkeit nicht, nur die Zahl der gefällten Bäume den Neupflanzungen gegenüberzustellen. Dabei fehle ein wichtiger Aspekt: der Umweltschutz. Aus Sicht der Umweltorganisation gehört zu nachhaltiger Forstwirtschaft unbedingt ein alter Baumbestand. In Deutschland machen alte Buchenwälder mit über 140 Jahre alten Bäumen nur noch etwa zwei bis drei Prozent der Waldfläche aus. Dieser alte Baumbestand leistet einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz, indem er CO2 über einen langen Zeitraum bindet. Ein naturbelassener Urwald bietet außerdem mehr Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsraum als ein wirtschaftlich genutzter Wald. Tatsächlich wird die Holzgewinnung in den deutschen Wäldern sehr intensiv betrieben:
Echtholz, Massivholz oder Vollholz gelten besonders bei Möbeln als sinnvolle Alternative zu Spanplatten. Das sind die Unterschiede der verschiedenen Holzarten. Weiterlesen Laut Bundesamt für Naturschutz machen Nadelwälder mehr als die Hälfte der deutschen Waldfläche aus. Nadelbäume wie Fichte oder Douglasie können schon nach kurzer Zeit Holz liefern und sind aus wirtschaftlicher Sicht deshalb besonders nutzbringend. Greenpeace befürchtet aber, dass bei einer so intensiven wirtschaftlichen Nutzung das Nachhaltigkeitsprinzip zu kurz kommt. Die Nationale Biodiversitätsstrategie 2020 der Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, zehn Prozent der öffentlichen Wälder nicht mehr wirtschaftlich zu nutzen. Solche nicht genutzten Flächen dienen laut Greenpeace als Rückzugsgebiete für seltene Tier- und Pflanzenarten wie Luchse oder Schwarzstörche. Für die restlichen 90 Prozent sollen die Regeln der Nachhaltigkeit-Organisationen FSC (Forest Stewardship Council) und PEFC gelten. PEFC steht für „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“. Umgesetzt ist dieses Ziel bisher nicht: 2018 waren lediglich etwa 5,6 Prozent der Waldfläche ungenutzt. Auch mit der Umsetzung anderer Ziele tat sich die Bundesregierung schwer: Schon in der Strategie 2010 war geplant, bis 2010 80 Prozent der Waldfläche zertifiziert nachhaltig zu bewirtschaften. Dieses Etappenziel hat das Umweltbundesamt nach eigenen Angaben verfehlt. Der Indikatorenbericht von 2019 spricht aber davon, dass Deutschland diesem Anteil mittlerweile nahe ist. Wie du nachhaltige Forstwirtschaft unterstützen kannstNachhaltiger Naturwald ist ideal für lange Spaziergänge.(Foto: CC0/pixabay/doreen_kinistino) Auch du kannst im alltäglichen Leben zu einem nachhaltigen Umgang mit den Wäldern und ihren Rohstoffen umgehen. Vom Holzkauf bis zum Waldspaziergang – hier sind einige Tipps. Zertifiziertes Holz: Holz ist der Rohstoff für Möbel, Bodenbeläge, Papier und andere Produkte. Wenn du Holzwaren kaufst, achte dabei in jedem Fall auf die Nachhaltigkeits-Siegel FSC oder PEFC. Auch beim Grillen solltest du genauer hinsehen und nachhaltige Grillkohle kaufen. Heizung: Das Kaminholz oder die Pellets für deine Heizanlage besorgst du dir am besten aus deiner Umgebung. Auch hier sollte das Holz aus zertifiziert nachhaltigem Anbau stammen. Eine Pelletheizung mit dem Bio-Siegel Blauer Engel zeigt dir, dass die Anlage energieeffizient ist. Freizeit im Wald: Mit deinem Verhalten im Wald kannst du eine nachhaltige Forstwirtschaft unterstützen. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald empfiehlt in ihrem „Waldknigge“ unter anderem:
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Welche Holzarten sind nachhaltig?Nutzen Sie als heimischen Ersatz für Tropenholz im Außenbereich das Holz von Eiche, Robinie und Lärche. Holz ohne deutliche Jahrringe stammt ziemlich sicher aus den Tropen – keinesfalls kaufen! Bevorzugen Sie unter heimischen Bäumen außerdem Laubhölzer wie Ahorn oder Buche – das fördert unsere naturnahen Wälder.
Was ist nachhaltig einfach erklärt?Nachhaltig handeln heißt: Beim Verbrauch von Rohstoffen und anderen Schätzen der Erde nimmt man Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen. Man wird dann nicht mehr verbrauchen, als auch nachwachsen kann. Beim Naturschutz und in der Umweltpolitik spricht man oft von Nachhaltigkeit.
Was heißt nachhaltig bei Möbeln?Nachhaltige Möbel zeichnen sich durch eine hohe Wertigkeit von Materialien und Verarbeitung aus. Sie sind daher besonders langlebig und stabil. Die Hersteller nachhaltiger Möbel verwenden ausschließlich natürliche Rohstoffe, die unter verantwortungsvollen Umwelt- und Sozialbedingungen gewonnen und verarbeitet wurden.
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