Was bedeuted neuwert bei gebrauchtfahrzeug

Zeitwert versus Neuwert Was zahlt die Versicherung im Schadensfall?

27.09.2018, 07:24 Uhr

Ist ein Schadensfall eingetreten und die Versicherung haftet, zahlt sie entweder den Zeit-, den Neu- oder den Wiederbeschaffungswert. Wann gilt was? Und warum sollten Kunden den Wert ihrer Gegenstände belegen können?

Ob Auto, Handy oder Fernsehen - im Alltag geht immer mal etwas kaputt. Wer für die Reparatur oder den Ersatz des Gegenstandes eine Versicherung abgeschlossen hat, bekommt meist entweder den Zeit-, Neu- oder Wiederbeschaffungswert wieder. "Das hängt letztlich vom Versicherungsvertrag ab", sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Der Neuwert ist der Wiederbeschaffungswert von Sachen gleicher Art und Güte. "Der Neuwert ist also der Preis, der gezahlt werden muss, um Gegenstände mit den gleichen Qualitätsmerkmalen und Eigenschaften in neuwertigem Zustand wiederzubeschaffen", erklärt Weidenbach. Er kann niedriger, aber auch höher als der ursprüngliche Kaufpreis sein.

Ein Beispiel: Bei einem Brand wird ein vor Jahren gekaufter Röhrenfernseher mit einer Bildschirmdiagonale von 90 Zentimeter zerstört. Der ursprüngliche Kaufpreis lag bei 1000 Euro. Das TV-Gerät, das einst super-modern war, wird heute nicht mehr produziert. Ein Flachbildschirm gleicher Größe kostet aktuell 600 Euro. Die Hausratversicherung ersetzt die 600 Euro. Ein weiteres Beispiel: Ein Brand zerstört eine Lampe. Diese wird heute noch vom Hersteller produziert, kostet aber 30 Prozent mehr als damals. Die Hausratversicherung zahlt den heutigen Wiederbeschaffungswert.

100 Prozent des Kaufpreises?

Schmeißt jemand bei Freunden versehentlich die Lampe runter, übernimmt dessen Haftpflichtversicherer die Reparaturkosten. Hier wird der Zeitwert ersetzt. Und was ist der Zeitwert? "Das ist der Wert, den der Gegenstand zum Schadens-Zeitpunkt hat", erläutert Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Dabei erfolgt vom Neuwert ein Abzug aufgrund des Alters und der Abnutzung. Oft steht im Versicherungsvertrag mehr zum Zeitwert - bei Handy-Policen wird oft in den ersten zwei Jahren 100 Prozent des Kaufpreises erstattet, im dritten Jahr minus 20 Prozent, im vierten Jahr minus 40 Prozent und ab dem fünften Jahr minus 60 Prozent des Kaufpreises.

In der Kfz-Haftpflicht werden meist die Reparaturkosten oder bei Totalschaden der Wiederbeschaffungswert ersetzt. "Hier gilt die Besonderheit, dass bei einem wirtschaftlichen Totalschaden der Versicherer sogar Reparaturkosten bis zu 130 Prozent des Wiederbeschaffungswertes bezahlt, um das Auto wiederherzustellen", sagt Mathias Zunk vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der Wiederbeschaffungswert entspricht dem Händlerverkaufspreis - also was ein genauso altes Fahrzeug gleicher Bauart aktuell beim Händler kosten würde.

Belege aufbewahren

In der Wohngebäudeversicherung wird meist der gleitende Neuwert versichert. Also der Betrag, der nötig ist, um ein Haus nach den heute geltenden Vorschriften wiederherzustellen. "Das bedeutet zum Beispiel, dass die Wohngebäudeversicherung mit Elementarschadenschutz nach einem verheerenden Starkregen mit irreparablen Schäden ein komplett neues, gleichartiges, aber nach neuesten energetischen Standards gebautes und damit höherwertiges Haus bezahlt", sagt Zunk. 

Damit gegenüber Versicherern der Nachweis gelingt, müssten Kunden theoretisch alle Einkaufsbelege für ihre Wertgegenstände aufheben. "Wenigstens von teuren Sachen sollten die Belege aufgehoben werden", empfiehlt Weidenbach. Sie rät auch dazu, in regelmäßigen Abständen von Wertgegenständen Fotos zu machen. Diese Dokumente sollten außerhalb der Wohnung aufbewahrt werden, zum Beispiel bei einem Verwandten. Die Praxis sieht oft anders aus - mit der Folge, dass Experten den Wert der Gegenstände schätzen. 

Wird der Wert eines Gegenstandes aus Sicht des Versicherten zu gering eingeschätzt, empfiehlt Boss: "Zunächst sollten Kunden den für sie zuständigen Sachbearbeiter bei der Versicherung kontaktieren, einen Gegenbeweis vorlegen und versuchen, sich mit ihm zu einigen." Kommt so keine Lösung zustande, gibt es den Ombudsmann für Versicherungen. Das Verfahren ist für Versicherte vergleichsweise unbürokratisch und kostenlos. Lässt sich der Streit so nicht belegen, können Versicherte immer noch vor Gericht ziehen.

Aus verständlichen Gründen wird die Neuwertklausel nicht bei der Absicherung von Gebrauchtwagen angerechnet, da das Fahrzeug bereits bei der Anmeldung bei der Versicherung nicht mehr über den Neuwert verfügte. Die meisten Versicherungen bieten jedoch eine vergleichbare Regelung zur Neuwertklausel an, die als Kaufpreisentschädigung bezeichnet wird. Auch hier wird eine Frist durch die Kfz-Versicherung festgelegt, die dem Versicherungsnehmer eine finanzielle Sicherheit bietet.

Soll die Klausel zum Einsatz kommen, hat der Versicherungsnehmer seiner Versicherung den Kaufvertrag des Gebrauchtwagens einzureichen. Die Versicherung gewährt nun im Rahmen der Kaufpreisentschädigung über sechs, zwölf oder noch mehr Monate hinweg einen Schadenersatz in Höhe des im Vertrag notierten Kaufpreises. Sollte es tatsächlich zu einem Totalschaden kommen, erleidet der Fahrzeughalter keinen größeren finanziellen Verlust und kann den Schadenersatz direkt wieder in ein vergleichbares Gebrauchtfahrzeug mit dem gleichen Wert investieren. Fristen für die Neuwertklausel bzw. Kaufpreisentschädigung müssen innerhalb eines Tarifs nicht identisch ausfallen und können auch von der Art des versicherten Risikos abhängen. So gewähren viele Versicherungen eine längere Zeitspanne, wenn das Fahrzeug tatsächlich komplett beschädigt und nicht einfach gestohlen wurde.

Für welche Versicherungsnehmer ist die Neuwertklausel sinnvoll?

Da die Neuwertklausel stets Teil der Vollkaskoversicherung ist, sollte im ersten Schritt über den Sinn dieses umfassenden Versicherungsschutzes nachgedacht werden. Jeder Fahrzeughalter besitzt ein individuelles Schutzbedürfnis und sollte auf dieser Basis den Abschluss einer Vollkaskoversicherung entscheiden, dennoch gibt es pauschale Anhaltspunkte. So ist der Abschluss umso sinnvoller, je neuer und hochwertiger ein Fahrzeug ist. Gerade bei sehr teuren Fabrikaten sind auch Schäden und die hiermit verbundenen Reparaturen am eigenen Fahrzeug sehr teuer und lassen sich oftmals günstiger über die Jahresbeiträge der Vollkaskoversicherung finanzieren. Dies gilt nicht zuletzt auch im Rahmen der Neuwertklausel, falls es zu einem Totalschaden gekommen ist und ein adäquater Ersatz des Fahrzeugs gewünscht wird.

Beim konkreten Blick auf die Neuwertklausel sei darauf hingewiesen, dass diese Bestandteil letztlich jeder Vollkaskoversicherung ist. Hier ist vielmehr die Frage, wie lange die Klausel ihre Gültigkeit behalten soll und ob mit einer höheren Jahresprämie die Verlängerung auf zwölf oder 24 Monate sinnvoll ist. Ein Blick in die Schwacke-Liste bzw. die Nachfrage bei der eigenen Versicherung kann helfen, den Zeitwert des eigenen Neufahrzeugs nach einem Jahr zu ermitteln. Anhand dieser Differenz zwischen Neu- und Zeitwert lässt sich eine sinnvolle Entscheidung treffen, ob die ausgedehnte Absicherung gewünscht ist oder die Standardklausel mit einer Länge von sechs Monaten ausreicht. Letztlich ist auch der finanzielle Hintergrund des Fahrzeughalters entscheidend, der mehr oder weniger einfach den Differenzbetrag aus seinem Privatvermögen decken dürfte.

Eine Ausdehnung der Neuwertklausel ergibt natürlich dann keinen Sinn, wenn der Versicherungsnehmer keine Neuwagen erwirbt. Dies gilt für einen Großteil der deutschen Fahrzeughalter, die aus finanziellen Gründen auf den Kauf eines Gebrauchtwagens angewiesen sind. Bevor ein teurer Jahresbeitrag zur Finanzierung der Neuwertklausel gezahlt wird, sollte kritisch hinterfragt werden, ob überhaupt in den nächsten Jahren der Ankauf eines Neufahrzeugs geplant ist. Sollte dies nicht der Fall sein, handelt es sich um eine überflüssige Klausel, für die kein Zusatzbeitrag gezahlt werden sollte. Die Kaufpreisentschädigung ergibt hingegen in allen Fällen Sinn und sollte beim Wunsch nach einem umfassenden Versicherungsschutz abgeschlossen werden. Bei einem Tarifvergleich lohnt es sich herauszufinden, ob einzelne Versicherer einen Verzicht auf die Neuwertklausel ermöglichen und weiterhin die Kaufpreisentschädigung anbieten. Für den klassischen Gebrauchtwagenfahrer ist dies die beste Alternative.

Was ist der Unterschied zwischen Neuwert und Zeitwert bei einem Fahrzeug?

Der Zeitwert ist der Betrag, den ein versicherter Gegenstand zum Zeitpunkt des Schadensfalls besitzt. Der Neuwert dagegen ist der Betrag, der aufzuwenden ist, um Sachen gleicher Art und Güte in neuwertigem Zustand herzustellen.

Was ist der Neuwert eines Fahrzeugs?

Der Neuwert eines Fahrzeugs orientiert sich an dem Kaufpreis für den Erwerb des Fahrzeugs als Neuwagen in einem Autohaus oder von einem Autohändler. Im Preis ist die Sonderausstattung des Fahrzeugs enthalten.

Was heißt Erstattung zum Neuwert?

Erstattung zum Neuwert bedeutet, dass der Versicherer im Schadensfall den Wert für einen neuen, gleichwertigen Gegenstand erstattet. Der Wiederbeschaffungswert meint jenen Wert, mit dem der Gegenstand zur Zeit der Beschädigung ersetzt werden muss.

Was bedeutet Neuwertersatz?

Haushaltsversicherung bieten grundsätzlich einen Neuwertersatz. Das bedeutet, dass unbrauchbar gewordene Sachen zu den vollen Wiederbeschaffungskosten ersetzt werden, unabhängig davon ob sie diesen Wert zum Zeitpunkt des Schadens noch hatten.