Was ist der Unterschied zwischen Erdgas und LNG?

CH was? Hinter der chemischen Summenformel CH4 verbirgt sich Methan. Das ist nicht nur das Gas, das Kühe auspupsen, sondern auch die Hauptkomponente von Erdgas. Daneben sind im Erdgas aber auch Propan (C3H8) und Butan (C4H10) enthalten. Diese Kohlenwasserstoffe lagern sich in dem Rohstoff gesondert ab und fallen bei dessen Förderung immer als Nebenprodukt an. Und sie sind gemeint, wenn von Flüssiggas oder LPG (Liquefied Petroleum Gas) die Rede ist. Auch in Erdöl kommen Propan und Butan übrigens vor. Früher wurden diese Begleitgase der Erdgas- und Erdölförderung einfach in die Atmosphäre geblasen oder verbrannt. Doch inzwischen ist längst klar: Sie sind äußert nützlich.

Flüssiggas vs. Flüssigerdgas

Oft ist in den Medien von Flüssiggas die Rede, wenn eigentlich etwas anderes gemeint ist – und zwar LNG. Hinter der Abkürzung verbirgt sich der Begriff „Liquified Natural Gas“, zu Deutsch „verflüssigtes Erdgas“. Es ist also das oben erwähnte Methan mit der Summenformel CH4. Erdgas-Förderländer auf der ganzen Welt verflüssigen ihr Gas, so dass es sich per Schiff in großen Mengen in weit entfernte Staaten exportieren lässt. LNG kommt beispielsweise aus den Vereinigten Staaten oder den arabischen Ländern nach Europa. Das Flüssiggas auf dem deutschen Markt kommt unabhängig von Pipelines zu uns und stammt überwiegend aus Europa, entweder von Bohrinseln oder aus Raffinerien.

200 Bar vs. sechs Bar

Das Besondere an Flüssiggas: Es geht bei Raumtemperatur bereits unter leicht erhöhtem Druck von sechs oder acht bar in den flüssigen Aggregatzustand über. Dabei verliert es an Volumen und lässt sich so besonders gut transportieren und lagern – zum Beispiel in Tanks oder Flaschen. Zum Vergleich: Erdgas verflüssigt sich erst bei circa 200 Bar. Oder bei extrem niedrigen Temperaturen, wie sie beispielsweise auf dem Saturnmond Titan herrschen. Dort gibt es sogar Seen aus Methan. Auf der Erde ist es jedoch vergleichsweise aufwändig, Erdgas zu verflüssigen.

Was ist der Unterschied zwischen Erdgas und LNG?

Mit Tanklastwagen wie diesem kommt Flüssiggas bis in die entlegensten Regionen.

Verteilernetz vs. Lieferdienst

Der Weg zum Kunden führt bei Erdgas meist über Pipelines, von dort in Speicheranlagen und schließlich in die städtischen Verteilernetze. Flüssiggas erreicht die Haushalte dagegen nicht über Leitungen. Fällt es schon an der Bohrinsel an, legt es den ersten Teil seiner Reise oft per Schiff zurück. An Land transportieren Züge und Tanklastwagen den verflüssigten Brennstoff. Letztere liefern den Rohstoff aus dem Lager eines Flüssiggasversorgers direkt bis an die Haustür des Verbrauchers – praktisch!

Abhängigkeit vs. Autonomie

Abgeschnitten vom Versorgungsnetz? Gerade in ländlichen Regionen fehlt Häusern oftmals die entscheidende Verbindung. Und ein nachträglicher Anschluss ist sehr teuer – sogar dann, wenn die nächste Erdgasleitung nur eine Straße entfernt liegt. Wie gut, dass es für solche Fälle Flüssiggas gibt: Per Tanklastwagen kommt dieser Brennstoff bis in die abgelegensten Gebiete. Die Investition in eine lange Leitung können Sie sich also sparen.

Leitung vs. Tank

Erdgas strömt direkt aus der Leitung, Flüssiggas kommt aus dem Tank. Doch keine Sorge: Anders als etwa bei Öltanks geht Ihnen trotzdem kein wertvoller Platz im Keller verloren. Denn Flüssiggas-Behälter stehen einfach draußen im Garten oder verschwinden dezent in der Erde – so bleibt drinnen mehr Raum für andere Dinge. Übrigens: Nachschub für den Tank liefern bundesweit agierende Versorger wie PROGAS schnell und zuverlässig, egal, wo Sie wohnen. Dafür sorgen das gut ausgebaute Logistiknetz und die über ganz Deutschland verteilten Flüssiggas-Lager.

Die Pipeline Nord Stream 2 steht wegen der Ukraine-Krise auf der Kippe. Kommt jetzt Flüssiggas aus den USA? Und wäre das ein Vorteil für Umwelt und Klima? Wir beantworten die wichtigsten Fragen

Inhaltsverzeichnis

  • 1. Was ist LNG?
  • 2. Ist LNG klima- und umweltfreundlich?
  • 3. Wie stehen die Regierungen von Bund und Ländern zu LNG?
  • 4. Wie wichtig ist LNG für die künftige Energieversorgung in Deutschland?
  • 5. Sind LNG-Terminals in Planung?

1. Was ist LNG?

LNG steht für liquefied natural gas, zu deutsch: verflüssigtes Erdgas. Es handelt sich um Gas, das durch Herunterkühlen auf weniger als minus 160 Grad Celsius in einen flüssigen Zustand versetzt wird. Der Vorteil gegenüber gasförmigem Erdgas: LNG ist etwa um den Faktor 600 stärker verdichtet. Das macht den Transport in speziellen Tankschiffen ökonomisch attraktiv. Am Import-Terminal wird die Flüssigkeit wieder in einen gasförmigen Zustand versetzt (im Expertenjargon: regasifiziert) – und in das Gasnetz eingespeist.

2. Ist LNG klima- und umweltfreundlich?

Gas ist als fossiler Brennstoff, bei dessen Verbrennung CO2 freigesetzt wird, nie klimafreundlich. Bei LNG kommt hinzu, dass der Prozess der Verflüssigung, die Kühlung beim Transport, der Transport selbst und die Regasifizierung am Import-Terminal sehr energieaufwändig sind. All das zusammengenommen macht LNG in der Regel klimaschädlicher als Erdgas, das über Pipelines transportiert wird.

Für die Klima- und Umweltbilanz von LNG ist zudem die Herkunft entscheidend: "LNG aus den USA, dem zurzeit größten Importeur nach Europa, stammt außerdem oft aus Fracking-Quellen, die mit besonders hohen Umweltschäden und Emissionen verbunden sind", sagt Sascha Boden, Referent für Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Beim Fracking werden Wasser und Chemikalien mit hohem Druck in das Bohrloch gepresst, um schwer zugängliche Öl- und Gaslagerstätten zu erschließen. Während das Verfahren in Deutschland verboten ist, wird mit ihm in den USA der überwiegende Teil des Erdgases gewonnen.

Die Autor*innen einer Studie des Karlsruher Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung resümieren: Die Gesamtemissionen von LNG seien in der Regel zwar geringer als die von erdöl- und kohlebasierten Energieträgern. "Aus klimapolitischer Sicht und unter Energieeffizienzaspekten" sei aber "ein verstärkter Einsatz von LNG insbesondere im Vergleich zu per Pipeline transportiertem Gas nicht begründbar."

Zudem könnten sich auch die geplanten Terminals selbst als Bremse beim Klimaschutz erweisen. Umweltverbände weisen darauf hin, dass die Infrastruktur mit einer Lebensspanne von drei bis fünf Jahrzehnten dazu beitragen könnte, den Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien zu verzögern. "Zusätzliche Infrastruktur in Form von Pipelines oder LNG-Terminals würde unsere Abhängigkeit auf Jahrzehnte vergrößern und das fossile Zeitalter inmitten der Klimakrise völlig unnötig verlängern", sagt Sascha Boden, Referent für Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

3. Wie stehen die Regierungen von Bund und Ländern zu LNG?

Im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien heißt es klar: "Erdgas ist für eine Übergangszeit unverzichtbar." Man wolle auch "moderne Gaskraftwerke errichten, um den im Laufe der nächsten Jahre steigenden Strom- und Energiebedarf zu wettbewerbsfähigen Preisen zu decken". Allerdings sollen nach dem Willen der Regierung neue Gaskraftwerke so gebaut werden, dass sie auf klimaneutrale Gase umgerüstet werden können – zum Beispiel Wasserstoff.

Während in Mecklenburg-Vorpommern das Herzensprojekt von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, die Pipeline Nord Stream 2, wegen der russischen Aggression gegen die Ukraine auf der Kippe steht, könnte Niedersachsen von den internationalen Spannungen profitieren. Die Landesregierung setzt auf LNG, zum Beispiel aus den USA oder Katar – und hat eine landeseigene "LNG-Agentur" gegründet, um das Geschäft mit dem Flüssiggas voranzubringen.

4. Wie wichtig ist LNG für die künftige Energieversorgung in Deutschland?

Die Bundesregierung hat sich zum Pariser Klimaziel und zur Klimaneutralität bis 2045 bekannt. Allerdings hält sie Erdgas, so steht es im Koalitionsvertrag, "für eine Übergangszeit" für "unverzichtbar". Wenn die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 aus geopolitischen Gründen nicht in Betrieb genommen werden sollte – muss dann LNG aus Übersee her? Nein, sagt Sascha Boden von der DUH. "Neue Import-Infrastruktur für fossiles Gas ist in Deutschland unnötig, weil das Land auf das mehr als ausreichende europäische Verbundnetz zurückgreifen kann – das haben zahlreiche Analysen eindeutig gezeigt." Neue fossile Importrouten zu schaffen sei also nicht nur unnötig. Es sei auch unvereinbar mit den deutschen Klimaschutzzielen.

Ähnlich sieht man das beim Thinktank Agora Energiewende: Dessen Expert*innen gehen zwar von einem leichten Anstieg des Importbedarfs in Deutschland für die nächsten zehn Jahre aus – der sich allerdings "sehr wahrscheinlich" auch mit der bestehenden Import- und Speicherinfrastruktur abdecken lasse.

5. Sind LNG-Terminals in Planung?

Zurzeit gibt es in Deutschland noch kein einziges LNG-Terminal. Doch die Planungen laufen. Neben dem an der Elbmündung gelegenen Brunsbüttel ist vor allem Stade, nahe bei Hamburg an der Elbe gelegen, im Gespräch. Planungen für ein Terminal in Wilhelmshaven hat der Betreiber nach Protesten von Umweltverbänden im Jahr 2021 wieder aufgegeben; für die Anlage in Brunsbüttel liegt seit 2021 ein Antrag auf Planfeststellung vor.

Kann LNG Gas Erdgas ersetzen?

LNG ist farb- und geruchlos sowie nicht toxisch. Es kann überall dort verwendet werden, wo auch normales Erdgas eingesetzt wird. Dafür wird es wieder in einen gasförmigen Zustand gebracht.

Ist LNG Gas teurer als Erdgas?

Aber es gibt grundsätzlich keinen eigenen LNG-Preis, sondern Sie kaufen LNG zum Börsenpreis für normales Erdgas. Heute (Stand Montag) liegt der Preis (TTF) bei rund 159 Euro pro Megawattstunde. Es sind heutzutage aber öfter 180 Euro pro Megawattstunde.

Wie wird aus LNG Erdgas?

Für die Herstellung von LNG wird das Gas direkt am Gas- oder Ölfeld bei Atmosphärendruck unter seine Siedetemperatur von -161 °C heruntergekühlt, wodurch es in den flüssigen Zustand übergeht. Durch die Verflüssigung sinkt das Volumen des Erdgases um das 600-fache im Vergleich zur gleichen Menge im gasförmigen Zustand.

Was ist der Unterschied zwischen Flüssiggas und LNG?

Der große Vorteil von LNG: In diesem flüssigen Zustand hat LNG ein etwa 600fach geringeres Volumen als Erdgas und kann somit sehr effizient gelagert und transportiert werden. Im Gegensatz zum Flüssigerdgas wird beim Flüssiggas (LPG) die Verflüssigung durch Kompression erreicht.