„Zuuuurrrrrrückbleiben, BITTE!!!“. Als Berlinerin kenne ich den ungnädigsten Befehlston der Stadt, bei U-Bahnen kurz vor der Abfahrt der Züge. Da stelle ich mir Grumpy Cat am Mikrofon vor (daher das Bild). „Bitte“ als harte Ansage. Das Wort könnte auch mit „Aber sofort“ ersetzt werden. Machen wir das auch mit unseren Kindern?Unsere Gast-Kolumnistin mindfulsun hat eigene Erfahrungen dazu für euch:Wie fast jedes Mal zu Beginn eines Artikels möchte ich auch heute darauf hinweisen: Das ist kein Ratgeber. Das wird eine Beschreibung, was ich verändert habe – durch Therapie, Selbstreflexion und Achtsamkeit. Jeder hält es, wie er es möchte. Show
ANZEIGEVor zwei Jahren noch habe ich gedacht, wenn ich das Wort „Bitte“ in einen Satz einbaue, ist es genau das: Eine Bitte.Heute weiß ich es für mich besser, selbst wenn ein „Bitte“ dranhängt, kann es auch eine Forderung sein. Und genauso fühlt es sich für mein Gegenüber auch oft an.Woran ich heute erkenne, dass es sich um eine Bitte handelt? Wie ich reagiere, wenn sie nicht erfüllt wird.Eine Bitte ist ein Wunsch, Ausdruck meines Bedürfnisses. Und mein Gegenüber kann sie erfüllen oder eben nicht, so wie es seinem Bedürfnis entspricht. „Räume jetzt bitte dein Zimmer auf!“ „Bring bitte den Müll runter!“Gab es Diskussionen oder lange Gesichter, war ich frustriert. Heute weiß ich: Wenn ich verärgert war, weil meine Bitte nicht erfüllt wurde, war es eine Forderung! Auch Beschuldigungen oder Beleidigtsein sind für mich Anzeichen, dass es sich um eine Forderung handelte – wenn ein „Nein“ als Antwort kommt.Eine Bitte aussprechen bedeutet, dem anderen Menschen die Wahl zu lassen. Und wenn er der Bitte nachkommt, dann aus freien Stücken. Und nicht etwa aus Angst vor Konsequenzen oder Bedenken, dass der andere Mensch verärgert ist. Natürlich ist es wichtig, ein Zimmer aufzuräumen und klar, der Haushalt und alles machen sich nicht von alleine. Es ist wichtig, dass jeder da seinen Beitrag leistet. Ich bin ehrlich: Am Anfang empfand ich gewaltfreie Kommunikation als sehr befremdlich.Das klingt doch für mich alles sehr hölzern und abstrakt, teilweise! Und doch habe ich gemerkt, wie viel besser auch der Umgang mit meinen Kindern dadurch geworden ist. Denn gewaltfreie Kommunikation ist für mich eine verbindende Kommunikation. Alleine das Beispiel: „Bring bitte den Müll runter.“ ANZEIGESeit ich meine Einstellung geändert habe und Bitten so äußere, übernehmen meine Kinder sogar freiwillig mehr Aufgaben und erledigen sie sorgfältiger.Es hat sich viel
positiv verändert und auch meine Jungs formulieren ihre Bitten eben als das, was sie sind: Bitten! Und auch von meinen Jungs kommt seitdem ein „Danke“ wenn ich etwas im Haushalt erledige. „Danke, dass du das Bad geputzt hast, Mama.“ Na das war früher hier sehr selten bis nie der Fall! Weg von Erwartungen und Forderungen, hin zu wirklich etwas aus eigenem Antrieb und dem Bedürfnis heraus zu tun, vielleicht auch dem anderen eine Freude zu machen. Gerne zu helfen!Zimmer aufräumen, ist seit dem Teenager Alter eh bei uns eine Sache, die ich den Jungs überlasse. Was für mich heute beim „Bitten“ sehr wichtig ist: Ich formuliere meine Bedürfnisse und warum es mir wichtig ist. Und ich versuche, konkret zu sein.Beispiel: „Mach bitte die Musik leiser.“ Ob es nun Freunde, Kollegen, der Partner, Familie oder die Kinder sind: Richtige Bitten fühlen sich anders an, als Forderungen und führen zu weniger Konflikten. Und das gilt nicht nur für Handlungsbitten! Ich-Botschaften sind wichtig und wertvoll in der Kommunikation, auch bei Bitten. Zu Ich-Botschaften mehr im nächsten Artikel. Es geht mir nicht mehr darum, etwas lediglich freundlich zu formulieren. Es geht um meine Einstellung dahinter! Und statt verärgert oder beleidigt auf ein „Nein“ zu reagieren, sehe ich heute die Chance nachzufragen. Und die Bedürfnisse meines Gegenüber dadurch besser zu verstehen. Manchmal habe ich auch erkannt, ich habe mich nicht gut ausdrückt und deswegen kam ein „Nein“. Manchmal wird meine Bitte auch später erfüllt und es liegt an mir damit umzugehen und nicht sauer zu sein. Es lohnt sich hinzuschauen, ob ich eine Bitte oder eine Forderung formuliere und ich kann den Unterschied fühlen.Natürlich bezieht sich das alles nicht auf Notfälle! Im Notfall um Hilfe zu bitten, ist etwas anderes! Ich möchte euch gern einladen, mal in euch zu spüren, ob ihr auch den Unterschied zwischen Bitten und Forderungen merkt. Eure mindfulsun P.S. von Béa – ich habe vor Jahren mal einen Beitrag zu diesem Thema: „Eine kurze knappe Bitte“. Ganz ehrlich, ich meinte Forderungen. Oder gar Befehle. Die in Notfällen und bei
Verhaltensauffäligkeiten durchaus ihre Berechtigung haben. Oder im Umgang mit übergriffingen Fremden. Zu „Konflikte weg“ stehe ich inzwischen auch nicht mehr. Ich werde den Beitrag von damals definitiv überarbeiten. Was ist der Unterschied zwischen Wunsch und Bedürfnis?Was ist ein Wunsch? Wünsche sind etwas anderes. Während sich Bedürfnisse unser Leben lang kaum ändern und sich auch nicht vermehren, treten Wünsche immer wieder neu auf. Wünsche von Kindern sind anders als von Erwachsenen - obwohl die Dynamik der Bedürfnisse konstant geblieben ist.
Wie entsteht ein Wunsch?Der Wunsch richtet sich oft an einen konkreten Adressaten. Man kann sich von jemandem etwas wünschen und für jemanden etwas wünschen. Der Wünschende kann dabei auch sein eigener Adressat sein. Man kann jemand anderem einen Wunsch erfüllen.
Sind Bedürfnisse Wünsche?Wünsche sind Dinge, die nicht unbedingt notwendig sind, aber die man gerne hätte. Ein schickes großes Auto zu besitzen ist beispielsweise ein Wunsch. Das Bedürfnis dahinter – beispielsweise sich fortzubewegen – wäre auch mit anderen Mitteln zu erfüllen, beispielsweise einem kleinen Auto oder dem Fahrrad oder der Bahn.
Was ist ein Bedürfnis und ein Bedarf?Der Unterschied zwischen Bedarf und Bedürfnis
Etwa wie der Wunsch nach einem bestimmten Kleidungsstück. Bedürfnisse sind die Basis des Bedarfs. Sie resultieren aus dem Wunsch, einen Mangel zu beseitigen. Ein Bedürfnis wird zum Bedarf, wenn es auch mit den eigenen finanziellen Mitteln gedeckt werden kann.
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