Der große deutsche Bauernkrieg
1525 kam es zum großen Bauernkrieg. 1524 begann der Aufstand in Waldshut und Stühlingen. Er breitete sich schlagartig 1525 bis nach Thüringen und Oberösterreich aus. Reichsritter schlossen sich an, wie FLORIAN GEYER oder gezwungen GÖTZ VON BERLICHINGEN. Nach Anfangserfolgen artete die Erhebung teilweise in Plünderung, Mord und Sengen aus. THOMAS MÜNZER verkündete ein kommunistisches Gottesreich. Die Bauern, von LUTHER im Stich gelassen, unterlagen schließlich dem überlegenen Heer des Schwäbischen Bundes. Im Mai 1525 veröffentlichte LUTHER einen Aufruf an die Fürsten zur Vernichtung der Bauern:
„Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“.
Die Niederlage der Bauern wird mit furchtbaren Strafen besiegelt und in der Folge – bis zum 19. Jahrhundert durch eine Agrarverfassung manifestiert – wurden sie zur leibeigenen Sache der Grundherren gemacht und damit für lange Zeit rechtlos (Ausnahmen: Westfalen, Friesland, Mecklenburg und Tirol). LUTHER hatte sich im Bauernkrieg für die Fürsten entschieden.
Anerkennung der religiösen Spaltung
1529 setzte die katholische Mehrheit auf dem Speyerer Reichstag ein Verbot der Ausbreitung der Reformation durch. Die lutherischen Stände protestierten dagegen und legten auf dem Augsburger Reichstag 1530 das Augsburger Bekenntnis vor. Sie schlossen 1531 ein militärisches und politisches Bündnis, den Schmalkaldischen Bund, der im Krieg 1546/47 unterlag. 1555 wurde im Augsburger Religionsfrieden die Trennung der lutherischen Protestanten von der katholischen Kirche reichsrechtlich anerkannt. Von nun an übernahmen die Untertanen den Glauben des Landesherrn. Der Landesherr übte auch die geistliche Aufsicht aus. Bis 1918 führte das zum Bündnis von Staat und Kirche .
Gesellschaftlich-kulturelle Auswirkungen der konfessionellen Epoche
Tiefgreifende Veränderungen wurden durch die Bürokratisierung der Territorien und die Verrechtlichung des Reiches spürbar. Der Aufstieg eines juristisch gebildeten Bürgertums, die Entwicklung des frühkapitalistischen Großbürgertums und Überseekaufmannschaften standen allerdings im
Widerspruch zum politischen Wirken alter Adelsfamilien.
Deutschland profitierte vom Einwanderungsstrom fähiger unternehmerischer und handwerklicher Kräfte.
Eine wahre Bildungsrevolution setzte im 16. und 17. Jahrhundert ein. LUTHER hatte eine allgemeine Bildungsreform gefordert, die den alten scholastischen Ballast abwerfen sollte. Zwischen 1500 und 1625 wurden 18 Hochschulen eröffnet. Es war die Zeit der
Territorial- und Konfessionsuniversitäten:
- Marburg 1529,
- Königsberg 1544, gefolgt von
- Jena, Helmstedt, Gießen, Straßburg, Rinteln und Alttorf bei Nürnberg.
Wie die Wissenschaft war auch die Kunst geprägt von der Konfessionalisierung. Während der reformierte Katholizismus mit Prachtbauten wie der Jesuitenkirche St. Michael in München aufwartete, waren die protestantischen Bauten mitunter streng, fast düster. Die wenigen Neubauten waren meistens einfache Predigtkirchen. Die protestantischen Fürsten ließen jedoch prächtige Barockbauten errichten, wie die Hohenzollern in Berlin und Königsberg.
In der Malerei wirkten
- ALBRECHT ALTDORFER (1480–1538), der Hauptvertreter der Donauschule,
- der Nürnberger ALBRECHT DÜRER (1471–1528), der z. B. in seinem Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“ Angst und Hoffen einer ganzen Epoche ausdrückte,
- HANS HOLBEIN (Vater und Sohn),
- LUCAS CRANACH (Vater und Sohn).
Gerade Letztere stellten mit ihren Altarbildern die Kernaussage der Reformation dar.
Große kulturelle Leistungen sind dem deutschen Protestantismus auf dem Gebiet der Musik zu verdanken.
„Luther hatte als einziger Theologe seiner Zeit die Musik ohne Umschweife als Geschenk Gottes gefeiert, weil sie wie keine zweite Kunst geeignet sei, den Schöpfer zu loben, mit einem Instrument ebenso wie mit der menschlichen Stimme.“ (a.a.O.)
- HEINRICH SCHÜTZ (1585–1672),
- DIETRICH BUXTEHUDE (1637–1707),
- GEORG FRIEDRICH HÄNDEL (1685–1795) und vor allem
- JOHANN SEBASTIAN BACH (1685–1750)
sind die hervorragenden Vertreter protestantischer Musik. Selbst LUDWIG VAN BEETHOVEN, im katholischen Kulturkreis aufgewachsen, stand im Bannkreis der von LUTHER ausgehenden religiösen Begründung der deutschen Musik.
Dank Martin Luther kann heute jeder die Bibel lesen – weil er sie vor 500 Jahren ins Deutsche übersetzt hat. Seine Kritik an der Kirche führte 1517
zu einer Spaltung in die evangelische und die katholische Kirche, der Reformation.Martin Luther und die Reformation
Luthers Thesenanschlag © Ferdinand Pauwels, wikimedia
Martin Luther und die katholische Kirche
Luther war Augustinermönch und lehrte Theologie an der Universität in Wittenberg. Er stellte die Methoden der Kirche sehr in Frage. Damals konnten sich die Menschen mit Ablassbriefen von ihren Sünden freikaufen. Das heißt, wenn jemand gegen eine Glaubensregel verstieß, brauchte er nur einen Ablassbrief zu kaufen und kontte damit für seine Sünden „bezahlen“. Der katholische Glaube ging damals davon aus, dass jeder Mensch im Fegefeuer für seine Sünden büßen musste. Ablassbriefe konnten diese Zeit im Fegefeuer verkürzen. Das machte den Menschen natürlich große Angst. Luther hielt nicht viel von diesen Methoden und beschäftigte sich sehr lange mit der Bibel.
Luthers 95 Thesen
Einer Legende zufolge hat Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt. Thesen sind Lehrsätze oder Ansichten eines Menschen. In diesen Thesen beschwerte er sich über den Ablasshandel und über die große Macht des Papstes. Luther fand es nicht richtig, dass jemand anders als Gott entscheiden sollte, wie die Sünden von Menschen bestraft werden. Außerdem kritisierte er, dass das Geld aus dem Ablasshandel für teure Kirchenhäuser benutzt wurde. Ob Luther die Thesen wirklich angenagelt hat, weiß man nicht genau. Eine große Wirkung hatten sie trotzdem: Viele Gläubige wandten sich von der katholischen Kirche ab und gründeten eine neue – die protestantische Kirche. In Deutschland sagt man, jemand ist „evangelisch“, wenn er oder sie Protestant ist. Protestanten feiern am 31. Oktober den Reformationstag. Reformation ist lateinisch und heißt „Erneuerung“ oder „Umgestaltung“.
Übersetzung der Bibel
Nach seinem Anschlag der Thesen wurde Luther vom Papst und der katholischen Kirche verfolgt. Er versteckte sich auf der Wartburg in Eisenach, einer Stadt in Thüringen. Luther tarnte sich mit dem Namen „Junker Jörg“ und übersetzte in seiner Zeit auf der Wartburg die Bibel ins Deutsche. Beim Lesen der Bibel wurde ihm klar, dass Gott jedem Mensch automatisch vergibt und es für diese Vergebung keine Kirche und keinen Papst brauchte. Durch fahrende Buchhändler wurde Luthers Bibelübersetzung im ganzen Land verteilt. Jeder konnte die Bibel jetzt lesen und sich selbst ein Bild vom eigenen Glauben machen. Nebenbei hat Luther mit seiner Bibelübersetzung die vielen Ansätze deutscher Schriftsprachen vereinheitlicht.
Kirchenspaltung und Protestantismus
Die katholische Kirche und der Papst forderten von Luther, dass er seine Thesen zurücknehmen soll. Das tat er natürlich nicht. Inzwischen wandten sich immer mehr Gläubige vom katholischen Glauben ab und folgten
Luthers reformatorischer Bewegung. Die Kirche spaltete sich in Katholiken und Protestanten. Luthers Anhänger nannten sich selbst „Protestanten“ – für sie war der Papst nicht mehr das Oberhaupt der Kirche. Bis ins 17. Jahrhundert wurden in Europa viele Glaubenskriege geführt: 1555 kam es zum Augsburger Religionsfrieden, ab dem die Protestanten ihre Religion frei ausleben konnten. Im 30-Jährigen Krieg kämpften unter Anderem katholische Franzosen und mit deutschen Protestanten gegen den
deutschen Kaiser.