Was passiert wenn man die Milz entfernt

Wiesbaden � Nur rund 20 Prozent der Menschen ohne Milz sind ausreichend geimpft. Auf dieses Zwischenergebnis einer aktuellen Studie weist die Deutsche Gesellschaft f�r Innere Medizin (DGIM) hin.

Laut der Fachgesellschaft leben in Deutschland mehr als 80.000 Menschen ohne Milz. Fehlt dem K�rper dieses Organ der Immunabwehr, steigt das Risiko einer lebens�bedrohlichen Infektion. Jedes Jahr entfernen �rzte hierzulande etwa 8.000 Menschen die Milz. Die meisten Patienten erholen sich schnell von einer Splenektomie. �Sie k�nnen aber nur dann ein normales Leben f�hren, wenn sie sich vor Infekten wirksam sch�tzen�, erl�utert Ulrich F�lsch, Generalsekret�r der DGIM aus Kiel.

Dazu geh�rten Impfungen gegen Bakterien, die f�r Menschen ohne Milz besonders gef�hrlich seien: Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae. �Insbesondere Pneumokokken k�nnen bei splenektomierten Patienten schwerste Verl�ufe von Lungen- und Hirnhautentz�ndungen hervorrufen, die �berproportional h�ufig zu einer schweren Sepsis und Kreislauf- und Organversagen f�hren�, erl�utert F�lsch.

Zu derartigen Komplikationen kommt es bei bis zu f�nf Prozent der Patienten, schreibt Winfried Kern, Leiter der Abteilung Infektiologie am Universit�tsklinikum Freiburg. �Wenn die Infektion so schwer verl�uft, stirbt die H�lfte der Patienten an dieser Komplikation.� Kern leitete die sogenannte Spleen-Off-Studie an splenektomierten Patienten. Er betont, dass die notwendigen Impfstoffe seit Jahren zur Verf�gung st�nden.

�Der Impfstoff gegen Pneumokokken wurde in den letzten Jahren verbessert, auch die Impfungen gegen Meningokokken und Haemophilus influenzae sind hoch wirksam und gut vertr�glich f�r Patienten ohne Milz�, so Kern. Die Impfungen erfolgen in der Regel 14 Tage nach der Splenektomie, bei einem geplanten Eingriff besser bereits 14 Tage vor der Operation.

Sp�ter m�ssen Patienten die Impfungen gegen Pneumokokken und Meningokokken regelm��ig auffrischen lassen. Die DGIM r�t Menschen ohne Milz au�erdem zur j�hrlichen Grippe-Impfung, da eine Virusgrippe oft den Boden f�r eine bakterielle Lungenentz�ndung bereitet. © hil/aerzteblatt.de

Welche macht die Milz?

Obwohl die Milz kein lebenswichtiges Organ ist, erfüllt sie wichtige Aufgaben. So umfasst die Milzfunktion folgende Aufgaben:

Immunfunktionen

Die Milzfunktion spielt eine wichtige Rolle für das Immunsystem: Das kleine Organ ist an der Bildung, Reifung und Speicherung der Lymphozyten beteiligt - einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die wichtig für die Abwehr von Krankheitserregern ist. Außerdem produziert die Milz mit den Makrophagen (Fresszellen) weitere Abwehrsoldaten.

Die sogenannten T-Lymphozyten lagern sich zusammen mit dendritischen Zellen als periarterielle Lymphscheiden (PALS) rund um feine arterielle Gefäße (Arteriolen) in der Milz ab. Auf der PALS sind B-Lymphozyten als lymphatische Follikel angeordnet. PALS und lymphatische Follikel bilden die weiße Pulpa in der Milz.

Die dendritischen Zellen überwachen das Blut, das durch die Milz strömt. Finden sie darin Antigene (wie Partikel von Krankheitserregern), nehmen sie sie auf und präsentieren sie auf ihrer Zelloberfläche. Diese antigenpräsentierenden Zellen aktivieren die T-Lymphozyten, die dann ihrerseits die B-Lymphozyten aktivieren.

Die aktivierten B-Lymphozyten vermehren sich stark (Proliferation) und wandeln sich in Plasmazellen um. Diese produzieren und sezernieren passende Antikörper gegen das im Blut entdeckte Antigen. Indem die Antikörper am Antigen binden, markieren sie es. Dann kann es zum Beispiel von Makrophagen phagozytiert („gefressen“) werden.

Blutreinigung und Blutmauserung

Für diese Milzfunktion ist die rote Pulpa zuständig. Die Aufgabe dieses Gewebes ist es, überalterte Blutzellen (vor allem rote Blutkörperchen = Erythrozyten) zu identifizieren und abzubauen.
Die rote Pulpa erhält ihre Farbe durch die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die in den weiten, venösen Sinus abgebaut werden.

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) zirkulieren ungefähr 120 Tage im Blut. Dabei werden sie regelmäßig in der Milz einer reinigenden Blutmauserung unterzogen: Alte und funktionsuntüchtige Erythrozyten werden aus dem Blut entfernt und in Bruchstücke zerlegt.

Diese Bruchstücke werden anschließend von sogenannten Makrophagen (Fresszellen) in den Sinusräumen der Milz abgebaut. Das Gleiche passiert auch in der Leber und im Knochenmark.

Daneben sind die Milz-Makrophagen in der Lage, auch andere Elemente wie Blutplättchen (Thrombozyten), winzige Blutgerinnsel, Bakterien und Tumorzellen aus dem Blut herauszufiltern, zu zerstören und zu entsorgen.

Blutspeicherung

Eine weitere Milzfunktion ist es, einen ständigen Vorrat an wichtigen Blutzellen (Lymphozyten, Erythrozyten, Thrombozyten) für den Bedarfsfall bereitzuhalten. Diese Blutmenge wird etwa bei einer Blutung im Körper oder bei großer körperlicher Anstrengung in den Kreislauf eingespeist.

Die menschliche Milz ist wegen des Fehlens glatter Muskulatur aber nicht in der Lage, sich rasch zusammenzuziehen und damit schnell eine größere Menge an Blut in den Kreislauf zu pressen. Diese Milzfunktion findet man nur bei anderen Lebewesen, beispielsweise bei Hunden, Katzen und Pferden.

Blutbildung

Eine weitere Milzfunktion ist die Beteiligung an der Blutbildung (Hämatopoese) während der vorgeburtlichen Entwicklung, also bei Ungeborenen. In der Fetalphase wird in der Milz Blut gebildet. Nach der Geburt erlischt diese Milzfunktion.

Was bedeutet ein Leben ohne Milz?

Kann man ohne Milz leben? So wichtig die Milzfunktion ist - lebensnotwendig ist sie nicht, vor allem nicht im Erwachsenenalter. Die Funktion der Milz wird teilweise von anderen Körperorganen übernommen, wenn das Organ operativ entfernt werden muss (Splenektomie).

Auf was muss man beachten wenn man keine Milz hat?

Fehlt dem Körper dieses Organ der Immunabwehr, steigt das Risiko einer lebensbedrohlichen Infektion. Jedes Jahr entfernen Ärzte hierzulande etwa 8.000 Menschen die Milz. Die meisten Patienten erholen sich schnell von einer Splenektomie.

Ist die Milz ein wichtiges Organ?

Ein Leben ohne Milz ist möglich, da alle Funktionen der Milz auch von anderen Organen übernommen werden. Die Lymphknoten übernehmen die Immunabwehr, das Knochenmark übernimmt die Blutbildung. Für Säuglinge und Kinder ist die Milz lebensnotwendig.

Wie lange muss man nach einer Milzentfernung im Krankenhaus bleiben?

Nach der Operation kann der Patient bzw. die Patientin zügig mit dem Kostaufbau beginnen und in der Regel am 3. bis 5. Tag das Krankenhaus verlassen.

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