Grundstein für eine gute Pflege Show
Welche Erlebnisse haben den 92-jährigen Herrn Kramer, aus seiner Vergangenheit, aus Ihrer Einrichtung geprägt? Welche Schicksalsschläge musste Ihre 90-jährige ambulante Pflegekundin Frau Kowski überstehen? Im Mittelpunkt der Biografiearbeit steht das Wissen um die individuellen Lebensgeschichten Ihrer Pflegekunden. Das biografische Wissen soll Ihnen dabei helfen, Ihre Pflegekunden in ihrer Einzigartigkeit zu verstehen und damit zu einer besseren und wertschätzenden Pflege beizutragen. Gibt es einen Unterschied bei der Biografiearbeit zwischen ambulanter und stationärer Pflege?Ob Sie gegenwärtig in der ambulanten Pflege oder in einer stationären Einrichtung tätig sind, spielt bei der Biografiearbeit nur eine untergeordnete Rolle und macht im Grunde keinen Unterschied. Für die ambulante Pflege und Betreuung ist es allerdings manchmal einfacher, im gewohnten häuslichen Umfeld des Betroffenen etwas über die Lebensgeschichte oder andere persönliche Dinge zu erfahren. Nutzen Sie diesen Vorteil. Individuelle Informationen sind wichtigDabei reicht es nicht aus, dass Sie Angehörige lediglich bitten, einen Biografiebogen auszufüllen. Dieser greift nämlich häufig viel zu kurz. Selbstverständlich können Sie mit einem Biografiebogen viele durchaus relevante Daten erfassen, die auch für Ihre spätere Pflege und Betreuung nützlich sind. Zum Beispiel: War Ihr Gegenüber verheiratet? Welchen Beruf hat er ausgeübt? Aber andere, für den täglichen Alltag vielleicht wesentlich interessantere Fragen, werden hier nur selten dokumentiert:
Biografiearbeit erfordert explizites Nachfragen bei den AngehörigenHaben Sie zudem im Blick, dass Informationen, die Sie ausschließlich von Angehörigen oder anderen Personen bekommen, immer deren subjektive Sichtweise darstellen. Vieles, was die Befragten in Bezug auf den Erkrankten wichtig und erwähnenswert finden, spielte vielleicht für den Betroffenen selbst nur eine untergeordnete Rolle. Fragen Sie deshalb bei manchen Dingen ganz explizit nach einer Reflexion. Zum Beispiel nach dem Charakter des Erkrankten, nach seinen Marotten oder Gewohnheiten, Vorlieben oder nach Schicksalsschlägen. Nehmen Sie Ihre gesammelten Informationen immer als einen ersten Baustein und finden Sie gemeinsam mit dem Menschen mit Demenz, durch eine Selbstreflexion heraus, welche Prioritäten er persönlich in seinem Leben gesetzt hat. Die wichtigsten Ziele der Biografiearbeit
Vorteile der Biografiearbeit für PflegekräfteDie Vorteile der Biografiearbeit für Sie als Pflege- und Betreuungskraft liegen ebenfalls auf der Hand. Sie lernen den Erkrankten besser kennen, können Stärken, Schwächen und Verhaltensweisen besser einschätzen. Eventuell eröffnen sich dadurch ganz neue Methoden und Perspektiven, und die Beziehung zu dem Gepflegten entwickelt sich positiv, langfristig und vielfältig. Zudem können Sie evtl. etwas aus den Erfahrungen des Erkrankten für sich persönlich mitnehmen, Ihre eigene Kreativität erweitern oder sogar einen bewussteren Umgang mit Ihrer eigenen Biografie erleben. 8 Schritte für die erfolgreiche Umsetzung der Biografiearbeit
Binden Sie Ihre Vorgesetzten in die Biografiearbeit einWürden Sie die gegenwärtige Biografiearbeit in Ihrer Einrichtung als qualitativ hochwertig und effektiv einschätzen? Wenn es hier noch Verbesserungspotential gibt, sollten Sie Ihren Vorgesetzen darauf ansprechen. Wenn es Ihnen gelingt, Ihren Vorgesetzen zu überzeugen, die Biografiearbeit anhand der folgenden 5 Tipps zu strukturieren, wird sie qualitativ hochwertiger und effektiver werden. So strukturieren Sie die Biografiearbeit: 5 Tipps zur effektiven Umsetzung
PraxistippDieses Mosaik an Informationen können Sie nun zusammenfassen. Wenn Sie die biografischen Angaben anschließend in die Dokumentation des Pflegekunden übertragen, empfehle wir Ihnen, in der SIS das Themenfeld 4 und das Themenfeld 5 bzw. 6 zu nutzen. In Nummer 4, Selbstversorgung, können Sie die Angaben bezüglich Pflegegewohnheiten, Kleidung, Ruheverhalten/Schlafbedürfnis und der Essbiografie festhalten. In Nummer 5 (Leben in sozialen Beziehungen) bzw. 6 (Wohnen und Häuslichkeit) passen gut die restlichen Angaben der beiden Biografiebögen. Welche Aspekte sind bei der Biografiearbeit relevant?Die Generation, die Sie in Ihrer Einrichtung begleiten, ist gerade durch die Kriegszeiten sehr geprägt worden. Dazu kommen familiäre Verluste, bedrohliche Erkrankungen oder Lebensereignisse, die nachhaltige Auswirkungen auf das weitere Leben gehabt haben. Mit biografischen Besonderheiten ist ein tiefes emotionales Erleben verbunden, welches Ihrer sensiblen und achtsamen Begleitung bedarf. Je mehr eine vertrauensvolle Basis zwischen Ihrem Bewohner und Ihnen entstanden ist, desto häufiger werden auch diese Informationen zur Sprache kommen. Ergänzen Sie entsprechende Informationen und Hinweise im Biografiebogen, um so eine würdigende Begleitung Ihres Bewohners zu ermöglichen.
Personenzentrierter Ansatz nach Tom KitwoodMit seinem personenzentrierten Ansatz hat der Demenzexperte Tom Kitwood die Wünsche und Bedürfnisse eines zu Pflegenden in den Mittelpunkt der Betreuungsarbeit gestellt. Hierbei geht es nicht um das bloße Faktensammeln, sondern um die individuellen Bedeutungen, die mit diesen Daten verbunden sind. Zum Beispiel hat die Information zum ausgeübten Beruf des Pflegekunden nur einen geringen Aussagewert, wenn nicht auch bekannt ist, ob er diese Tätigkeit gern ausgeübt hat. Zudem wird versucht, das Wesen – also die Persönlichkeit – des zu Pflegenden zu erfassen. Hierbei lautet die Devise: Hol den Menschen da ab, wo er stark ist! Haben Sie im Gespräch dann pflege- und betreuungsrelevante Informationen erhalten, müssen Sie diese in die Pflegeplanung überführen. Dabei geht es nicht um die exakten Inhalte der Anekdoten und Erzählungen, sondern um die handlungsrelevanten Ableitungen. PraxisbeispielSollte z.B. einer Ihrer Pflegekunden womöglich im Krieg bei einem Bombenangriff verschüttet worden sein, so ist es möglich, dass er sich nachts im Dunkeln fürchtet. Hier ist für Ihre Kollegen wichtig zu wissen, dass diese nachts eine Schlaflampe einschalten. Muster: Der lebensgeschichtliche FragebogenDie folgenden Fragen sollten nicht einfach nur „abgearbeitet“ werden. Versuchen Sie, hierüber ein Gespräch mit Ihrem Pflegekunden zu führen. Überführen Sie diese Fragen in Ihre Biografiearbeit, indem Sie die wesentlichen persönlichen Eigenschaften des Betroffenen aufschreiben. Um die Autonomie des zu Pflegenden so lange wie möglich zu erhalten, ist ebenso wichtig, dass Sie ihn bitten, die erhobenen Informationen in die Dokumentation überführen zu dürfen.
9 wesentliche Aspekte für Ihre fachkompetente Biografie-Erhebung
Einfühlungsvermögen: Grundstein für gute BiografiearbeitHaben Sie sich schon einmal gefragt, welche Werte für Ihre Pflegekunden besonders wichtig sind? Für viele von ihnen spielen Verantwortungsgefühl, Pünktlichkeit, Fleiß, Pflichterfüllung, Disziplin, Gewissenhaftigkeit, Ordnung, Anstand und Religiosität eine wichtige Rolle. Entsprechend erwarten Ihre Pflegekunden auch von Ihnen, dass Sie diese Werte im Umgang mit ihnen er füllen. Dies bedeutet für Sie, dass Sie die Prägung und Werte Ihrer Pflegekunden ansatzweise kennen sollten. Ansonsten verärgern Sie Ihre Pflegekunden möglicherweise, ohne es überhaupt zu bemerken. Außerdem gelingt es Ihnen hierdurch besser, ihre Ansichten und Gewohnheiten besser zu verstehen. Biografiearbeit bedeutet ZuhörenMöglicherweise haben Sie das Gefühl, für lange Gespräche mit Ihren Pflegekunden keine Zeit zu haben. Doch nicht die Länge des Gespräches ist wichtig. Entscheidender ist, dass Sie sich in der Zeit, die Ihnen zur Verfügung steht, ganz auf den Pflegekunden konzentrieren und genau zuhören. Je besser das gelingt, desto mehr Verständnis können Sie für die individuelle Persönlichkeit entwickeln. Werte beeinflussen das SelbstbewusstseinViele der heute älteren Frauen haben einen Großteil ihrer Zeit aber damit verbracht, ihre Kleidung und die ihrer Familie in Ordnung zu halten. Dazu gehörten das ständige Ausbessern und Flicken der Kleidung. Denn ein ordentliches Erscheinungsbild war ein absolutes Muss und hat daher für viele Ihrer Pflegekunden bis heute einen sehr hohen Stellenwert. Doch oft haben ältere Menschen niemanden, der ihre Kleidung in Ordnung hält oder unbrauchbare Teile austauscht. Dieser Umstand hat direkte Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl Ihres Pflegekunden, der – was sein Äußeres betrifft – seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügt. Sie können hier konkret Abhilfe schaffen, indem Sie Ihrem Pflegekunden nur Kleidung anziehen, die alle Knöpfe hat und nicht löchrig ist. Vermitteln Sie ggf. Hilfen, die sich um das Ausbessern der Kleidung kümmern. Beispiel für die unterschiedliche Prägung Ihrer PflegekundenDie Altersbandbreite Ihrer Pflegekunden umfasst vermutlich eine Spanne von etwa 30 Jahren oder mehr. Gleichzeitig hat es im letzten Jahrhundert zahlreiche technische und geschichtliche Veränderungen gegeben, die das Leben bahnbrechend geprägt haben. Die Folge ist, dass Sie mit völlig unterschiedlichen Generationen umgehen und deren Werte individuell berücksichtigen müssen. In der folgenden Übersicht finden Sie Beispiele dafür, wie sich das Geburtsjahr möglicherweise auf die Biografie Ihrer Pflegekunden ausgewirkt hat.
Biografiearbeit bedeutet Vertrauensarbeit: Empfehlungen zum sensiblen Umgang mit PflegekundenSicher haben Sie auch schon erlebt, dass Ihnen Pflegekunden unter dem Siegel der Verschwiegenheit Dinge aus ihrer Vergangenheit anvertraut haben. Problematisch wird es für Sie, wenn es sich eigentlich um pflegerelevante Informationen handelt. Sie als professionelle Pflegekraft stellt eine solche Situation vor einen Interessenkonflikt, wie Sie nun mit diesem Wissen umgehen sollen. Die folgenden Empfehlungen zum sensiblen Umgang mit Pflegekunden während der Biografiearbeit können Ihnen hierbei als Richtschnur dienen.
Biografiearbeit bei DemenzerkrankungWelche Relevanz die Biografiearbeit – insbesondere für Demenzerkrankte – hat, zeigt folgendes Beispiel aus der stationären Pflege: Biografiearbeit ist bei Menschen mit Demenz besonders wichtigHerr Kramer steht morgens um 4.00 Uhr wieder einmal putzmunter im Flur und kann nicht mehr schlafen. Wie häufig ist er komplett bekleidet – wenn auch etwas unorthodox – und irrt auf dem Flur umher. „Ich muss jetzt los, bevor ich zu spät komme“, wiederholt er immer wieder und wieder. Die Kollegin von der Nachtwache ist mittlerweile sichtlich genervt und versucht, ihn wieder in sein Zimmer und in das Bett zu bekommen, da er ja auch andere Bewohner wecken könnte. Dieses Szenario spielt sich seit vielen Wochen im immer gleichen Muster ab. Das ganze Team rätselt: Warum will oder kann Hr. Kramer nicht schlafen, und warum steht er immer so früh auf? Nach einem Blick in seine Biografie ist die Antwort schnell gefunden. Herr Kramer war sein gesamtes Berufsleben hindurch als Bäcker und Konditor tätig: 4.00 Uhr ist zeit seines Lebens seine ganz normale Arbeitszeit gewesen. Er verhält sich folglich in seiner Eigenwahrnehmung völlig logisch. In seiner von ihm z. Z. gefühlten Zeit ist er ein junger Mann, der rechtzeitig zur Arbeit kommen muss, um nicht rausgeschmissen zu werden und um pflichtbewusst Lohn und Brot zu verdienen. Was liegt also näher, als pünktlich aufzustehen? Jeder Mensch mit Demenz hat seine ganz eigene persönliche Lebensgeschichte, die keiner anderen Person gleicht. Seine Erlebnisse und Erfahrungen haben den Erkrankten während seines langen Lebens geprägt und bestimmen noch immer seine Gewohnheiten, Vorlieben, Abneigungen und Verhaltensweisen. Nur wenn Sie als Betreuungs- und Pflegekraft darum wissen und diese Lebensgeschichte kennen, können Sie angemessen mit bestimmten Situationen umgehen. Schwierige oder herausfordernde Verhaltensweisen entstehen durch das Wissen der Biografie und eine entsprechende Umsetzung dann schon im Vorfeld immer seltener. Erinnerungsarbeit mit Demenzerkrankten: Wie gelingt sie?Menschen mit Demenz können am Anfang der Erkrankung die Biografiearbeit von sich aus gestalten. Schreitet die Erkrankung voran, brauchen die Erkrankten Ihre Hilfe, um sich zu erinnern. Daher wird die Biografiearbeit mit Menschen mit Demenz im mittleren und fortgeschrittenen Stadium als Erinnerungspflege umgesetzt. Dies bedeutet, dass die Lebensrückschau von außen, also auch durch Sie, unterstützt und angeleitet wird. Eine kritische Bewertung und Beleuchtung von persönlichen Schwächen oder möglichem Fehlverhalten im Laufe des Lebens werden von außen nicht vorgenommen. Erinnerungsarbeit hat keinen psychotherapeutischen Ansatz. Die Fähigkeit für eine Aufarbeitung von unbewältigten Lebensthemen geht mit dem Fortschreiten der Demenz immer mehr verloren. Die direkte Konfrontation damit beschämt oder verletzt nur. Verschaffen Sie dem Menschen mit Demenz wertschätzende Momente aus seinem Lebenspuzzle. So nehmen Sie Demenzerkrankten die Angst: 6 Praxistipps
Reagieren Sie auf Traurigkeit mit ZuwendungÄhnlich können Sie auch bei traurigen Gefühlen handeln. Lassen Sie diese gelten, und zeigen Sie Verständnis. Sie können den Erkrankten im nächsten Schritt unterstützen, wieder Mut zu fassen. Erinnern Sie z. B. an schöne Momente aus seinem Leben. Bitte beachten Sie, dass jeder Mensch auch ein Recht auf Traurigkeit hat, nicht jedes Stimmungstief muss eine Ablenkung erfahren. Wichtig ist, dass sich der Erkrankte durch Ihre Zuwendung angenommen und verstanden fühlt. Dies kann manchmal auch nur durch ein gemeinsames Seufzen oder das Halten der Hand (wenn Berührung gewünscht ist) ausgedrückt werden. Wichtiger HinweisVerstärkt sich das Stimmungstief zunehmend, können auch eine Depression oder andere Ursachen (Schmerz, Infekte etc.) vorliegen. Beobachten Sie hier genau, und sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt darüber. Die Biografiekarte: Wie macht man biografische Daten erlebbar?Eine Biografiekarte ist ein Instrument, um die biografischen Informationen im Alltag erlebbar zu machen. Dies gelingt, wenn sie tatsächlich „lebendig“ ist, von allen Kollegen genutzt wird und immer wieder auch kritisch betrachtet wird. Wenn Ihnen und Ihrem Team das gelingt, sind Sie auf einem sehr guten Weg in der fachlichen Versorgung Ihrer Pflegekunden.
Wie gewinnt man Angehörige als Partner für die Biografiearbeit?Häufig können Ihnen Menschen mit Demenz im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung nicht mehr so viele Informationen über ihre eigene Lebensgeschichte geben. Angehörige sind daher eine wichtige Quelle für biografische Daten und helfen Ihnen dabei, mehr aus dem Leben der Ihnen anvertrauten Menschen mit Demenz zu erfahren. Geben Sie den Angehörigen ZeitEs wird von Angehörigen oft als Erleichterung empfunden, etwas beitragen zu können, damit es dem Menschen mit Demenz bessergeht. Aber die Auseinandersetzung mit der Biografie des Erkrankten kann auch mit vielfältigen Gefühlen verbunden sein, da sie das eigene Leben berührt. Gehen Sie im Gespräch daher einfühlsam vor und lassen Sie dem Angehörigen Zeit. Häufig fällt es Angehörigen leichter, die Fragen zur Biografie mit nach Hause zu nehmen, um sich auf das Gespräch vorbereiten zu können. So können sie sich in Ruhe entscheiden, welche Fragen sie beantworten können und möchten. Damit Angehörige Ihnen Informationen geben, muss zuerst eine Vertrauensbasis geschaffen werden. Da reicht ein Gespräch nicht aus, sondern dies ist ein fortlaufender Prozess. TippFühren Sie zuerst ein Gespräch, um den Angehörigen über Ihr Anliegen zu informieren und vereinbaren Sie dann weitere Gespräche, um auf die Inhalte der Biografie des Erkrankten einzugehen. 11 Schritte: Anleitung für ein Erstgespräch mit Angehörigen zum Thema Biografiearbeit
Der folgende Musterbrief dient dazu, dass Angehörige die besprochenen Themen zuhause noch einmal nachlesen können. Durch den Vermerk des vereinbarten Gesprächstermins bleibt dieser in Erinnerung. Passen Sie den Musterbrief Ihren Wünschen und Begebenheiten an. Biografiearbeit im Zusammenhang mit dem MDK und SISSpätestens seit der Einführung des Strukturmodells ist es wieder Thema: Müssen Sie für Ihre Pflegekunden einen extra Biografiebogen ausfüllen? Die Antwort lautet: Nein, müssen Sie nicht. Trotzdem ist es pflegefachlich erforderlich, biografisch zu arbeiten, denn ohne Einbezug biografischer Ereignisse und Gewohnheiten ist eine gute, individuelle Pflege kaum möglich. So lauten die Kriterien, die der MDK überprüft
lautet eine Frage aus den Transparenzkriterien zur Überprüfung der Qualität in stationären Einrichtungen. Für ambulante Dienste heißt die Frage:
Worin liegt der Nutzen dieser Fragen und was bedeuten sie für Ihre Arbeit und die Pflegequalität? Biografie soll in die Arbeit mit einfließenLaut Qualitätsprüfkriterien sind die Fragen erfüllt, wenn die Pflege auf der Grundlage relevanter Biografieangaben des Pflegekunden erfolgt. Dazu gehören Informationen zu Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen des Pflegekunden. Auch Angaben zu Bildung und Beruf, Freizeit und Familie sowie besondere Lebensereignisse sollten laut Pflegetransparenzkriterien, enthalten sein. Im Strukturmodell gibt es klare RegelungenWenn Sie bzw. Ihre Einrichtung oder der ambulante Dienst mit dem Strukturmodell arbeiten, kennen Sie sicher die Vorgaben bezüglich eines Biografiebogens. Die entbürokratisierte Pflegedokumentation erhebt biografische Angaben Ihres Pflegekunden ausschließlich im Rahmen der strukturierten Informationssammlung (SIS). Dabei werden nur Informationen erhoben,
Dies wären beispielsweise Familiensituation und Beziehungen, frühere Gewohnheiten und Rituale sowie soziale, kulturelle und religiöse Hintergründe. Biografiebögen sind nur für EinzelsituationenDie separaten Biografiebögen sollen dementsprechend nur für spezielle Einzelsituationen herangezogen werden. Dies wäre denkbar für Pflegekunden, die an einer fortgeschrittenen Demenz erkrankt sind und spezielle pflegerische Interventionen benötigen. Tipp: Vertreten Sie Ihren StandpunktMachen Sie es sich zur Gewohnheit, biografische Informationen in Ihre pflegerischen Pläne mit einzubinden. So wird deutlich, dass Sie Biografiearbeit pflegen, auch wenn kein extra Biografiebogen vorhanden ist. Sollte in Qualitätsprüfungen ein Biografiebogen „verlangt“ werden, gehen Sie in Diskussion. Scheuen Sie sich nicht davor, Ihren Standpunkt nachhaltig zu vertreten: Individuelle Pflege hängt nicht vom Ausfüllen eines Fragebogens ab, sondern von Ihrer professionellen Haltung und Ihrem echten Interesse Ihrem Pflegekunden gegenüber. Selbst-Test: Gestalten Sie den Alltag Ihres Pflegekunden biografisch?Der Selbst-Test zeigt Ihnen Möglichkeiten auf, wie Sie die Biografiearbeit im Alltag umsetzen können. Integrieren Sie diese Handlungen in den Maßnahmenplan Ihres Pflegekunden und dokumentieren sie zusätzliche biografische Informationen im Pflegebericht. Mit dem folgenden Selbst-Test können Sie prüfen, wie gut Sie die Biografiearbeit bereits in Ihren Pflegealltag integrieren. Sie…
Fazit zur Biografiearbeit mit SeniorenDie Biografiearbeit ist integraler und unerlässlicher Bestandteil der Pflege – sowohl ambulant als auch stationär. Eine gut umgesetzte Biografiearbeit zeichnet sich dadurch aus, dass nicht Daten und Fakten im Vordergrund stehen, sondern das Erleben der betreffenden Personen. Insbesondere demente Menschen können ihre Bedürfnisse häufig nicht mehr explizit äußern. Nutzen Sie die Biografiearbeit als Chance, das Verhalten Ihrer Pflegekunden und damit verbundene Bedürfnisse besser zu verstehen. Sie werden sehen, dass Sie in Ihrer täglichen Arbeit von mehr Gelassenheit und Toleranz profitieren werden, wenn Sie um die persönlichen Lebensgeschichten Ihrer Pflegekunden wissen. Ihre Pflegepatienten wiederum gewinnen durch den wertschätzenden Umgang an Sicherheit und Selbstbewusstsein und können Sie dadurch als wichtige Bezugsperson erfahren. Das könnte Ihnen auch gefallen Welche Relevanz hat die Biografiearbeit für demenziell Erkrankte?Biografiearbeit und Erinnerungspflege spielen in stationären und teilstationären Pflegeeinrichtungen, aber auch in anderen For- men der Unterstützung alter Menschen eine wichtige Rolle. Dies gilt ganz besonders mit Blick auf diejenigen BewohnerInnen oder KlientInnen, die mit demenziellen Veränderungen leben.
Warum ist die Biografiearbeit so wichtig?Biografiearbeit verbessert die Beziehung zwischen Erkrankten, Angehörigen und den Pflege- und Betreuungspersonen. Das Kennen der persönlichen Lebensgeschichte und der Vergangenheit Ihres zu Pflegenden hilft Ihnen, den Erkrankten ganzheitlich wahrzunehmen und ein vielschichtiges Bild von ihm zu bekommen.
Warum ist die Biografiearbeit in der Pflege wichtig?Biografiearbeit ist die Beschäftigung mit der Lebensgeschichte eines Menschen. Sie beinhaltet die Felder der Sozialarbeit und der Psychologie. In der Pflege trägt sie zu einem besseren Verständnis und somit zu einer individuelleren Pflege des Menschen bei.
Was ist das Ziel von Biografiearbeit?Das Ziel von Biografiearbeit ist, sich selbst und das eigene Leben besser zu verstehen. Es wird jedoch nicht nur eine Person als einzelner Mensch betrachtet, sondern auch das Umfeld und die gesellschaftlichen Bedingungen.
|