Wenn das trauma hochkommt

Was passiert im Gehirn während einer traumatischen Erfahrung?

Ein Trauma ist eine lebensbedrohende Situation, in der das Gehirn alle unnötigen Wahrnehmungen und Handlungen stilllegt und die wichtigen Handlungen, wie Fluchtreflex oder auch das Erstarren auslöst. Es schaltet sozusagen von gezieltem Verhalten auf instinktives Verhalten, wie man es aus dem Tierreich kennt, um. Der Körper ist dann zum Erstarren, Kampf oder zur Flucht bereit. Bei diesem Vorgang werden Adrenalin und Noradrenalin sowie Endorphin, die sogenannten Stresshormone ausgeschüttet. Umgebungsreize wie Gerüche, Umgebung oder Geräusche werden nicht mehr bewusst wahrgenommen und alle Sinne konzentrieren sich auf die Bedrohung.

Die Auswirkung des Traumas auf das Gehirn

Unterschiedliche Untersuchungen haben ergeben, dass das Gehirn direkt nach einem Trauma verändert ist. In der Regel bilden sich diese Veränderungen wieder zurück. War das Trauma übermäßig schwer oder wiederholt sich mehrmals über einen längeren Zeitraum, können diese Veränderungen länger anhalten und im ungünstigsten Fall auch dauerhafte Auswirkungen haben.

Aktiver Schutz

Als aktiver Schutz wird das Verhalten bezeichnet, das beschreibt, dass Betroffene nach dem Trauma nicht mehr zur Ruhe kommen. Das Gehirn ist auf Dauerbereitschaft gestellt um vor einem vermeintlichen, erneuten Trauma zu schützen. Die Folgen davon können Schlaflosigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen sowie Konzentrationsschwierigkeiten sein. Auch starke Albträume sowie unruhiger Schlaf tragen nicht dazu bei, dass der Betroffene sich im Schlaf erholt oder zur Ruhe kommt.

Das Trauma vergessen

Wie weiter oben beschrieben wurden, während dem traumatischen Erlebnis, die Sinne auf das Überleben konzentriert. Dennoch sind die Umgebungsreize und Geräusche ebenfalls wahrgenommen worden. Betroffene können sich im Anschluss an das Erlebte beispielsweise an Gerüche aber nicht an Bilder erinnern. Anderen fehlt bis kurz vor dem Ereignis jede Erinnerung und auch mit mehr Abstand werden diese Erinnerungen unter Umständen nicht reaktiviert. In diesem Fall spricht man von Amnesie. Das Gehirn schützt durch das Vergessen vor den traumatischen Bildern bzw. Erinnerungen.

Vermeidungs- oder Ablenkverhalten ist keine dauerhafte aber vorübergehende Lösung

Situationen, die in einer für den Betroffenen gewissen Art und Weise an das Trauma erinnern oder in dessen Gedanken zu einer erneuten Traumatisierung führen können, werden vermieden. Auch dieses Verhalten gehört, direkt im Anschluss an das Erlebte, zu den durchaus richtigen Verhaltensmustern. Denn in dieser Phase ist die Psyche noch nicht in der Phase der Verarbeitung angelangt, sondern befindet sich noch im Trauma selber. Das Vermeiden ist somit der Versuch sich selbst zu schützen und die Angst zu kontrollieren. Setzt man die Betroffenen dann durch „so schlimm ist es doch nicht“, „stell Dich nicht so an“ oder ähnliche Ratschläge unter Druck, bewirkt man lediglich, dass diese sich nicht ernst genommen und akzeptiert fühlen.

Wenn das Trauma, in Form von Bildern, Gerüchen und Gefühlen, wiederkommt

Während des Traumata hat das Gehirn sozusagen auf Notbetrieb umgeschaltet, sodass das physische und psychische Überleben sichergestellt war. Dennoch hat es alle Sinneseindrücke, die währenddessen vorhanden waren, ebenfalls, wenn auch teilweise getrennt von den Erinnerungen, abgespeichert. Diese Abtrennung war während des Traumas notwendig. Durch fehlende Verarbeitung dieser Erinnerungen kann es passieren, dass Gerüche, Gefühle, Bilder oder auch Geräusche aus dem Trauma aktiv in das jetzige Erleben zurückkommen. Sie versetzen den Betroffenen in die Situation, als befinde er sich jetzt wieder im Trauma. Diese Erinnerungen nennt man Intrusionen. Der Betroffene ist sich dabei bewusst, dass er sich nicht in der Trauma-Situation befindet und dennoch diese Erinnerungen wahrnimmt, als ob er sie erneut erlebt. Das führt meist zu Panik und Angst.

Intrusionen treten vermehrt am Abend oder in der Nacht in Form von Albträumen auf, was wiederum dazu führt, dass Betroffene Angst vor dem Schlaf bekommen und diesen vermeiden. Die Summe von Intrusionen und Schlafmangel, aber auch nur die Intrusionen als solches, sind oftmals der Grund dafür, dass Betroffene sich ungewöhnlich verhalten. Dies kann sich in Form von Verzweiflung, Scham oder Aggression zeigen.

Informationen über Posttraumatische Belastungsstörungen, die die Folge eines unverarbeiteten Traumata sind, finden Sie auf der folgenden Seite.

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Ein Trauma ist eine schwere seelische Verletzung, ausgelöst durch ein Erlebnis, das mit Kontrollverlust oder Lebensgefahr einhergeht. Traumatische Ereignisse können zum Beispiel Unfälle, psychische, körperliche oder sexualisierte Gewalt, Verlusterfahrungen oder schwere Erkrankungen sein.  Die meisten Menschen werden im Laufe ihres Lebens irgendwann mit traumatischen Erlebnissen konfrontiert.  

Nicht immer hat ein Trauma psychische Folgen. Meist können traumatische Erfahrungen bewältigt werden. Je nach Persönlichkeit, individueller Bewältigungsfähigkeit und Belastbarkeit kann ein Trauma aber auch schwere psychische Probleme verursachen, wie anhaltende Ängste, Depressionen oder eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

In einer Gefahrensituation reagiert der Körper mit dem Notprogramm „Fight, Flight oder Freeze“. Neben den Stressreaktionen Kampf oder Flucht kann es also auch zu einer Art Erstarrung kommen. Auf psychischer Ebene kann das zu einer veränderte Wahrnehmung führen. Die sogenannte „Dissoziation“  ist ein mentaler Schutzmechanismus, der bewirkt, dass die Betroffenen sich fühlen, als würden sie „neben sich stehen“. Diese Wahrnehmung macht es schwieriger, ein Trauma zu verarbeiten und es als Teil des eigenen Lebens anzunehmen.

Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung

Die Dissoziation erhöht das Risiko einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Sie kann entstehen, wenn das natürliche Bewältigungssystem überfordert wird. Symptome einer PTBS sind u.a.:

  • Konzentrationsstörungen, Schreckhaftigkeit
  • Übererregbarkeit, Schlafstörungen
  • Albträume, wiederkehrende Bilder des Erlebten
  • Interessensverlust, Abgestumpftheit

Treten Symptome kurz nach dem traumatischen Erlebnis auf, werden sie meist als akute Belastungsreaktion gewertet. Halten die Beschwerden länger als vier Wochen an, spricht man von einer Posttraumatischen Belastungsstörung. 

Umgang mit dem Trauma

Betroffenen wird geraten, über das traumatische Erlebnis zu sprechen, das Trauma zu akzeptieren. Damit verbundene Gefühle und Erinnerungen zu verdrängen, kann die Symptome verstärken. Was Betroffene und Angehörige tun können: 

  • Sich Zeit nehmen: Drängen Sie den Betroffenen nicht zum Reden.
  • Aktiv werden: Bewegung, Musik oder soziale Kontakte können helfen.
  • Keine Betäubung:  Alkohol oder Medikamente sollten nicht eingesetzt werden, um das Trauma zu verdrängen.
  • Wenn die Symptome anhalten: Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch.

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Was passiert wenn man ein Trauma nicht verarbeitet?

Das Ergebnis der nicht erfolgten Verarbeitung von traumatischen Erfahrungen ist häufig, dass das Erlebnis quasi in Rohform im Gedächtnis abgespeichert wird. Das wiederum hat zur Folge, dass das Erlebnis auch in der Rohform wieder erinnert wird.

Wie wird man ein Trauma wieder los?

Sich Zeit nehmen: Drängen Sie den Betroffenen nicht zum Reden. Aktiv werden: Bewegung, Musik oder soziale Kontakte können helfen. Keine Betäubung: Alkohol oder Medikamente sollten nicht eingesetzt werden, um das Trauma zu verdrängen. Wenn die Symptome anhalten: Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch.