Wenn der kiefer knirscht

Dr. Oliver Schierz, Leiter des Bereichs Klinische Prothetik an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde des Universitätsklinikums Leipzig, zeigt am Bildschirm eine grafische Darstellung einer verschobenen Knorpelscheibe zwischen Gelenkköpfchen und Gelenkgrube.

Leipzig. Es ist kein seltenes Phänomen, doch nur 15 Prozent der Betroffenen sind sich dessen bewusst. Viele Menschen registrieren es nicht, bei Untersuchungen ergab sich allerdings, dass es fast jeder Dritte tut: mit dem Kiefer knacken.

Was passiert dabei eigentlich? Dr. Oliver Schierz, Leiter des Bereichs Klinische Prothetik an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde des Universitätsklinikums Leipzig, kann es genau erläutern: "Zwischen der so genannten Gelenkgrube vor dem Ohr und dem Gelenkköpfchen des Unterkiefers befindet sich eine Knorpelscheibe, ähnlich der des Meniskus im Kniegelenk. Knackt es beim Öffnen des Mundes, ist oftmals die Ursache, dass die Knorpelscheibe nach vorn verschoben ist." Wird der Mund geöffnet, drückt das Gelenkköpfchen gegen die Knorpelscheibe. Diese springt auf das Gelenkköpfchen auf - es entsteht das bekannte Knackgeräusch.

Dafür verantwortlich können die Bänder sein, die die Knorpelscheibe halten, wenn sie überdehnt sind. Oft passiert das bei Menschen, die allgemein zu Gelenküberbeweglichkeit neigen. "Vielmaliges extremes Gähnen, aber auch Traumata oder Schläge ins Gesicht", zählt Dr. Schierz weitere Ursachen auf. Manche Menschen bekämen die Veranlagung zum Knacken aber auch schlicht genetisch vererbt.

Wer das Knacken bei sich bemerkt, dem stellt sich oft die Frage, ob der Mund sich vielleicht irgendwann gar nicht mehr öffnen ließe oder nur noch unter Schmerzen. Doch Schierz kann beruhigen: "Da reibt nicht sofort Knochen auf Knochen. Auch die Gelenkgrube und das Gelenkköpfchen besitzen einen eigenen Knorpelüberzug. Dieser und die Bänder, an denen die Knorpelscheibe hängt, übernehmen dann erst einmal deren Funktion."

In den ersten Wochen kann mit Physiotherapie und Schienen versucht werden, die Knorpelscheibe an ihre alte Position zu bringen. "Therapiebedürftig wird es vor allem dann, wenn es weh tut", hebt der UKL-Experte hervor, "oder wenn das Knacken wegen seiner Lautstärke das soziale Leben beeinträchtigt. Denn es kann richtig laut werden."

Liegt das erste Knacken bereits länger zurück, ist es in der Regel nicht mehr behandlungsbedürftig - so lang es schmerzfrei ist. Denn: "Der Körper passt sich an. Die Schutzfunktion der Knorpelscheibe als Dämpfer ist zwar nicht mehr vorhanden, also knackt es weiter. Aber schmerzfreies Knacken ist nicht therapiebedürftig", so Dr. Oliver Schierz.

Im schlimmsten Fall allerdings kann die Scheibe gar nicht mehr auf das Gelenk aufspringen. "Das muss man sich vorstellen wie bei einem Türstopper, der verhindert, dass eine Tür komplett geöffnet werden kann - nur, dass wir hier vom Mund sprechen", beschreibt es der Mediziner, "spätestens dann ist es Zeit für einen Besuch beim Zahnarzt."

Wenn der kiefer knirscht
Dentist speaks English.
Wenn der kiefer knirscht
El dentista habla castellano.

Wenn der Kiefer knackt und knirscht

Schmerzen Ihre Kaumuskeln oder Ihr Kiefer häufig, womöglich bis in die Zähne hinein? Fällt Ihnen das Mundöffnen schwer? Dann könnten Sie von CMD betroffen sein.

Schätzungen zufolge hat sich die sogenannte Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) zu einer wahren Volkskrankheit gemausert, an der knapp 30 Prozent der Bundesbürger leiden. Diese Zahl geht aus einer Langzeitstudie mit 8.700 Teilnehmern, durchgeführt von der Universität Greifswald, hervor. Trotz dieser hohen Verbreitung ist das Kürzel CMD, unter dem mehrere Kiefer-Funktionsstörungen subsumiert werden, wenig bekannt. Der Grund liegt darin, dass viele CMD-Betroffene kaum etwas oder gar nichts von ihrem Leiden bemerken – insofern kann man kaum von „Leiden“ sprechen. Bei lediglich drei Prozent der CMD-Patienten macht die Intensität der Symptome laut der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie eine Behandlung erforderlich.

Im Einzelnen können folgende Symptome auftreten: Knacken und/oder Knirschen im Kiefer bei Bewegung; Schmerzen beim Kauen, manchmal auch dauerhaft in den Kaumuskeln und im Kieferbereich; der Mund kann nicht mehr ganz geöffnet werden; und auch in die Zähne können die Schmerzen abstrahlen.

Mehrstufige Diagnose, multidimensionale Therapie

„Bei einem Verdacht auf CMD wird zunächst geprüft, ob Erkrankungen wie Zahnwurzelentzündungen oder Karies vorliegen“, erklärt Zahnarzt Olaf H. Körner aus Berlin-Wilmersdorf, „ist das nicht der Fall, wird ein spezieller, mehrstufiger CMD-Test durchgeführt. Bei positivem Befund kommen je nach individueller Diagnose verschiedene Therapieansätze infrage: von einer Aufbissschiene über Entspannungstechniken und Physiotherapie bis hin zu entzündungshemmenden Medikamenten, wenn die Ursache in einer Entzündung liegt. In manchen Fällen muss das Gebiss etwa durch Kronen oder kieferorthopädische Eingriffe angepasst werden.“

Stressbedingte Verspannungen sind eine häufige Ursache von CMD, womit im Allgemeinen auch die Zunahme der Erkrankung in unserer Hochleistungsgesellschaft erklärt wird. Wer dazu neigt, die Zähne im Ruhezustand aufeinanderzupressen, sollte versuchen, den Kiefer immer wieder bewusst zu lockern. Unterstützend wirkt eine Massage der Schläfen und Wangenmuskeln. Auch nächtliches Zähneknirschen – ebenfalls häufig Ausdruck von Stress – kann eine CMD fördern. Wer den Eindruck hat, sein Kiefer arbeite nicht mehr wie gewohnt, sollte zügig einen Zahnarzt aufsuchen; denn eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von CMD steigert die Chancen auf vollständige Heilung deutlich.

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Was tun wenn Kiefer knirscht?

Weniger kauintensive Ernährung, Stressminimierung, Wärmebehandlungen, Schmerzmittel und Physiotherapie gehören zu den effektivsten Maßnahmen. Ist eine Zahnfehlstellung für das Kieferknacken verantwortlich, ist gegebenenfalls eine kieferorthopädische Behandlung sinnvoll.

Kann Kieferknacken wieder verschwinden?

Üblicherweise verschwindet es bereits nach wenigen Kieferbewegungen wieder, so wie zum Beispiel bei einem knackenden Kiefer.

Wer hilft bei Kieferknacken?

Knirscherschienen helfen bei Kieferknacken Auch nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus) kann häufiges oder schmerzhaftes Kieferknacken auslösen. Es knackt, wenn die Knorpelscheibe des Kiefergelenks aus ihrer normalen Position herausrutscht oder wieder zurückgleitet.

Wie macht sich Arthrose im Kiefer bemerkbar?

Vielfältige Symptome bei Kiefergelenkarthrose Knacken, Knirschen oder Reiben des Kiefers. Eingeschränkte Mundöffnung. Kau- und Schluckschwierigkeiten. Spannungsgefühl im Bereich der Kaumuskultatur.