Vorerst kein EM-Rückzug, Trio nachnominiert
Nach drei weiteren Corona-Fällen in der deutschen Handball-Nationalmannschaft stand ein möglicher EM-Rückzug des DHB-Teams im Raum. Dieser ist vom Tisch - vorerst.
Bundestrainer Alfred Gislason (l.) und Torhüter Johannes Bitter. DHB-Vorstandschef Mark Schober verkündete am Ende eines erneut turbulenten Tages für
die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der EM die wichtigste Nachricht: Trotz weiterer Corona-Fälle wird das DHB-Team die EM fortsetzen.
Quelle: dpaWir haben intensiv mit den Spielern, Delegationsmitgliedern, den HBL- und EHF-Vertretern diskutiert. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir es verantworten können, im Turnier zu verbleiben.
DHB-Sportvorstand Axel Kromer sprach von einer "sehr komplexen" Entscheidung.
DHB-Kapitän Johannes Golla erklärte: "Wir haben in der Mannschaft darüber gesprochen, wie wir das Turnier fortsetzen und zu Ende bringen können. Das ist unser klares Ziel, alles andere war nicht unser Thema."
Auch wenn wir alle auf Abstand unterwegs sind - so einen Zusammenhalt wie in den vergangenen Tagen habe ich selten erlebt.
DHB-Kapitän Johannes Golla
Schon zwölf Corona-Fälle im DHB-Team bei EM
Einige Stunden zuvor hatte Bundestrainer Alfred Gislason die nächste Hiobsbotschaft bei der Endrunde in Ungarn und der Slowakei erhalten. Beim DHB-Team gab es vier weitere Corona-Fälle. Betroffen waren die Rückraumspieler Sebastian Heymann, Djibril M'Bengue und Christoph Steinert sowie ein Mitglied des Funktionsteams. Insgesamt verzeichnete das deutsche Team damit schon zwölf Corona-Fälle bei dieser EM.
Danach glühten die Drähte. Der Verband erörterte mit dem Dachverband EHF und der Handball-Bundesliga die sich stetig verschärfende Lage. Am Ende entschied sich der DHB laut Schober "nach medizinischen, sportlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten" gegen einen möglichen Rückzug von der Endrunde.
Schober betonte aber auch: "Die Situation ist dynamisch. Es kann durchaus sein, dass wir am morgigen Tag wieder eine andere Entscheidung treffen.". Der DHB-Vorstandschef weiter: "Wir lassen von der Europäischen Handballföderation prüfen, zu welchen Bedingungen ein Rückzug zu einem späteren Zeitpunkt möglich ist."
Die von Corona-Ausfällen geplagte DHB-Auswahl kommt bei der EM nicht zur Ruhe. Am Mittwoch gab es drei weitere positive Spieler. Gegen Spanien ist der Kader erneut geschwächt.
Beitragslänge:1 minDatum:19.01.2022Wird Spiel gegen Spanien verlegt?
Gislason nominierte derweil Lukas Stutzke, David Schmidt und Tobias Reichmann nach. Stutzke traf bereits am Mittwochabend im deutschen Teamquartier in Bratislava ein. Schmidt und Reichmann werden am Donnerstagvormittag in der slowakischen Hauptstadt erwartet - bei einem negativen PCR-Test kann das Trio beim Hauptrunden-Start gegen Europameister Spanien am Donnerstag (18 Uhr/ARD) auf der Platte stehen.
Der DHB lässt nach eigenen Angaben allerdings beim europäischen Handball-Verband EHF eine Verlegung des Spiels gegen Spanien prüfen. Eine Entscheidung war am späten Abend noch nicht bekannt.
Mit dem Trio Stutzke, Schmidt und Reichmann wurden bereits elf Spieler nachnominiert. Das hat auch die Bundesliga in Alarmstimmung versetzt. "Das ist das, was wir am meisten gefürchtet hatten - aber durchaus auch das, womit man rechnen musste", sagte Liga-Boss Uwe Schwenker vor der Krisensitzung: "Es macht natürlich keinen Sinn, jeden Tag drei bis fünf Spieler aus der Bundesliga nachzunominieren, wenn neue Fälle auftreten."
Trotz der Corona-Dezimierung hatte die deutsche Mannschaft am Dienstag das Vorrundenfinale gegen Polen am Dienstag 30:23 gewonnen und den Gruppensieg geholt. Neben Spanien trifft das DHB-Team in der Hauptrunde auf den EM-Dritten Norwegen (Freitag/20.30 Uhr/ZDF), den WM-Zweiten Schweden sowie Russland.
Vom EM-Traum in die Quarantäne
Im Duell mit den Spaniern, die noch keinen Corona-Ausfall zu vermelden haben, steht das DHB-Team aufgrund der akuten personellen Schwächung vor einer kaum zu bewältigenden Aufgabe. "Das ist eine der abgezocktesten Mannschaften die es gibt. Wir sind krasser Außenseiter", so Gislason über den Gegner.
An eine normale Vorbereitung der völlig neu zusammengewürfelten DHB-Truppe ist unter diesen Umständen nicht zu denken. Und die Ungewissheit bleibt im Hinterkopf der Spieler. Wer gerade noch große EM-Pläne geschmiedet hat, kann im nächsten Moment schon in Quarantäne sitzen.
Handball-EM, Vorrunde, 3. Spieltag: Polen - Deutschland 30:23, Zusammenfassung
Beitragslänge:4 minDatum:18.01.2022Vorsicht
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