Wie die kleine kerze ihren platz fand

27. November

Sonntag, 27. November 2022, 00:01 Uhr

Angeblich hat Johann Hinrich Wichern, ein evangelischer Pfarrer aus Hamburg, den Adventskranz erfunden. Vor nicht ganz 200 Jahren leitete er dort das "Rauhe Haus", ein Heim für bedürftige Kinder. Die Heimkinder konnten - wie alle Kinder - die lange Wartezeit bis Weihnachten kaum aushalten. Im Jahr 1839 kam Johann Hinrich Wichern die zündende Idee: Er nahm ein altes Kutschenrad aus Holz und befestigte Kerzen darauf.

Wie die kleine kerze ihren platz fand

Einen Adventskranz selbst zu binden, macht Spaß: Man braucht einen Rohling aus Stroh, Draht, Tannenzweige - und etwas Übung!

Für die Sonntage nahm er große weiße Kerzen, für die Wochentage des Advents kleine rote Kerzen. Dann hängte er das kerzengeschmückte Wagenrad an die Decke des Saals, in dem die ganze Hausgemeinschaft betete. An jedem Tag des Advents zündete er eine weitere Kerze an: unter der Woche eine kleine, an den vier Adventssonntagen eine große Kerze. So konnten die Kinder an der Anzahl der Kerzen, die noch nicht brannten, ganz einfach abzählen, wie viele Tage sie noch bis Heiligabend warten mussten. Und jeden Tag wurde es in dem Raum ein wenig heller und wärmer ... Auch dass sein Kranz ein rundes Wagenrad war, passte dem Pfarrer gut: So kann der Kranz auch als Bild für die Unendlichkeit Gottes gesehen werden, denn er hat keinen Anfang und kein Ende. Die Kerzen stehen für das Licht, das den Menschen an Weihnachten durch die Geburt Jesu geschenkt wird.

Vier Kerzen für den Adventskranz

Bald wurde der festliche Kerzenkranz im "Rauhen Haus" zusätzlich mit Tannengrün geschmückt. Von Hamburg aus verbreitete sich der Brauch im ganzen Land.

Wie die kleine kerze ihren platz fand

In Lüneburg in Niedersachsen wird alter Wasserturm in einen "Wichernkranz" verwandelt: Es ist einer der größten Adventskränze Europas.

Zunächst gab es die Kränze vor allem in evangelischen Kirchen und Gebetshäusern, später auch in vielen Wohnhäusern. Ab dem Jahr 1925 eroberte der Brauch auch die katholischen Kirchen. Beim ursprünglichen "Wichernkranz" waren - je nach Länge der Adventszeit - 24 bis 28 Kerzen aufgesteckt. Da aber nicht in jeder Wohnung für so einen großen Kerzenkranz Platz an der Decke war, wurde die Zahl der Kerzen bald auf vier beschränkt: eine für jeden Sonntag im Advent.

Wie die kleine kerze ihren platz fand

Achtung! Die Kerzen am Adventskranz nie unbeaufsichtigt brennen lassen! Am besten löscht man die Kerzen mit so einem Löschhütchen.

Dass es genau vier Sonntage sind, liegt übrigens an Papst Gregor I., der auch "der Große" genannt wird. Er verfügte im Mittelalter, dass der Advent, die Zeit der Vorbereitung auf die "Ankunft des Herrn", vier Sonntage haben solle. So wäre genügend Zeit, um sich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Jeder der Adventssonntage bekam sogar seinen eigenen Namen.

Im "Rauhen Haus" in Hamburg brennt übrigens noch heute ein Adventskranz so groß wie ein Wagenrad mit einer Kerze für jeden Tag des Advents.

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Wie die kleine kerze ihren platz fand

Wie die kleine kerze ihren platz fand
Adventsgeschichte für Kinder – Ganz besondere Kerzen können manchmal zaubern

Einmal hatte ein Gärtner vor lauter Trubel vergessen, einen Kranz für seinen kleinen Jungen zuhause aufzuheben.
„Oje“, murmelte er, als am Abend vor dem ersten Advent plötzlich alle Kränze verkauft waren. „Tobias wird traurig sein, wenn ich ohne Kranz nach Hause komme. Ich muss schnell noch einen binden.“
Er holte Tannenzweige, Draht und Adventsschmuck. Nur Kerzen fand er keine. Sie waren ausverkauft. Er suchte und kramte in allen Ecken, doch es war keine einzige Kerze übrig. Was nun?
Traurig wollte er sich auf den Heimweg machen, doch da, plötzlich, blinkte es ihm vom Fenster her entgegen. Was war das?
Der Gärtner starrte ins Schaufenster. Blumen standen da, Grünpflanzen und der alte Holzengel, der im Advent hier seinen Platz hatte. Der Gärtner lächelte. Oft hatte er als Junge bei dem Engel gesessen und sich Märchen erträumt.
Er blickte auf den alten Engel, der eine Kerze in den Händen hielt. Eine dünne, blassrote Kerze.
„Oh! Danke, kleiner Engel!“, rief der Gärtner voller Freude. Und er nahm die Kerze mit nach Hause.
Dort wartete Tobias schon auf ihn. „Hast du unseren Adventskranz vergessen?“, fragte er.
„Hilf mir, kleiner Engel!“, betete der Gärtner. Er nahm Tobias in den Arm. „Ich habe dir etwas anderes mitgebracht.“
Er steckte die Kerze in einen Apfel.
Tobias war enttäuscht. „Das ist nur eine alte Kerze!“
„Eine Engelskerze ist’s“, sagte der Gärtner. „Sie zaubert den Advent ins Zimmer. Schöne Geschichten schenken Engelskerzen den Kindern im Traum.“
Er zündete die Kerze an. Sie duftete süß.
„Oh!“ Tobias staunte. Nun konnte er sich nicht schnell genug mit dem Zubettgehen beeilen.
„Vielleicht schickt mir die Engelskerze schon heute Nacht eine Geschichte!“, rief er aufgeregt. „Danke, Papa.“
Der Gärtner lächelte, streichelte über Tobias’ Kopf und murmelte:
„Danke, kleiner Engel!“

© Elke Bräunling

Eine längere Fassung dieser Geschichte findest du hier: Die Kerze des kleinen Engels

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Engelskerze, Bildquelle © MabelAmber/pixabay

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