Wie kann man menschen mit depressionen helfen

Wie kann man menschen mit depressionen helfen

Wer vermutet, dass jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis an einer Depression erkrankt ist, macht sich meist Sorgen und möchte helfen, weiß aber oft nicht wie. Wir haben einige Anregungen zusammengestellt, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Traurigkeit ist meistens eine normale und natürliche Reaktion, zum Beispiel auf einen Verlust, bei Problemen oder in einer schwierigen Lebenssituation. Wann sich aus einer traurigen Stimmung eine behandlungsbedürftige Erkrankung entwickelt, ist nicht leicht zu erkennen. Über Depressionen wird in unserer Gesellschaft nach wie vor nur ungern gesprochen. Menschen mit einer Depression, ihre Familie und Freunde schämen sich mitunter sogar für die Erkrankung. Doch eine Depression ist eine Krankheit wie jede andere auch.

Partner, Familienangehörige und Freunde fühlen sich meist ratlos, vielen macht die Erkrankung auch Angst. Sie möchten sehr gern helfen, wissen aber nicht wie. Folgende Ideen und Anregungen können vielleicht dabei helfen, mit einem Menschen umzugehen und ins Gespräch zu kommen, um den man sich Sorgen macht:

  • respektvoll mit ihm umgehen
  • aufmerksam und genau zuhören
  • im Gespräch auf eine zugewandte Körpersprache achten
  • Schuldgefühle akzeptieren und nicht ausreden oder als grundlos darstellen, da sie oft als real erlebt werden
  • mit Ratschlägen vorsichtig sein
  • die Bedürfnisse des Betroffenen akzeptieren
  • versuchen, ruhig, offen und ehrlich zu bleiben, auch wenn das Gespräch schwierig wird oder Verärgerung auslöst
  • dazu ermuntern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen
  • beim Vereinbaren eines Arzttermins helfen
  • zu einem Beratungs- oder Therapiegespräch begleiten
  • Gedanken an Selbstverletzung oder Selbsttötung unbedingt ernst nehmen und professionelle Hilfe suchen
  • den Betroffenen davor schützen, während der Krankheitsphase voreilige Entscheidungen zu treffen (zum Beispiel die Partnerschaft betreffend)
  • bei der Gestaltung des Tagesablaufs unterstützen: regelmäßige Ernährung, soziale Aktivitäten und körperliche Bewegung fördern, etwa durch gemeinsame Spaziergänge zu einer vorher festgelegten Uhrzeit
  • auf andere Familienmitglieder und Freunde achten, die durch die Erkrankung mitbelastet sein können
  • sich selbst gut über Depressionen (Ursachen, Verlauf und Behandlung) informieren
  • nicht zuletzt: auf das eigene Wohlbefinden achten und bei Bedarf mit Freunden, Angehörigen oder Fachleuten über die eigenen Erfahrungen und Gefühle sprechen

Wichtig ist es, sich immer wieder klar zu machen, dass jeder Mensch anders ist, sich unterschiedlich verhält sowie Erfahrungen und Erlebnisse unterschiedlich verarbeitet. Deshalb gibt es keine allgemein gültigen Empfehlungen.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Ärzten und anderen Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Autoren-Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

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Krankheit

Acht Wege, Menschen mit Depressionen zu unterstützen

Wie kann man menschen mit depressionen helfen

Depressive stecken oft in einer Spirale finsterer Gedanken fest. Dann wird Hilfe von außen nötig.

Foto: Julian Stratenschulte / dpa

Viele Menschen leiden an Depression, ohne dass ihr Umfeld davon weiß. Doch es gibt Anzeichen. Und Wege für Angehörige, ihnen zu helfen.

Adele hat es getan, Bruce Springsteen ebenfalls, genauso wie Lady Gaga – sie alle haben offen über ihre Depressions-Erkrankung gesprochen. Ein eher ungewöhnlicher Schritt, denn noch immer leiden die meisten Betroffenen leise. Die Weltgesundheitsorganisation möchte das ändern und widmet den Weltgesundheitstag am 7. April der psychischen Krankheit.

Berlin. „Depression – let’s talk“ lautet das Motto. Es soll zeigen: Depressiv Erkrankte sind nicht allein. Nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe erkranken pro Jahr mehr als 5,3 Millionen Menschen in Deutschland an Depressionen. Sie seien zudem die häufigste Ursache der jährlich etwa 10.000 Suizide.

Gefühl der inneren Leere

Für Familie und Freunde von Betroffenen ist es schwer bis unmöglich, sich in die Lage der Erkrankten hineinzuversetzen. Ein früher lebensfroher Partner wird plötzlich antriebslos, spürt nur noch innere Leere und Hoffnungslosigkeit. Vielleicht wendet er sich sogar von seinen Lieben ab – etwa weil er glaubt, ihnen zur Last zu fallen.

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Wie Angehörige richtig mit depressiven Menschen umgehen, haben wir Prof. Dr. Ulrich Hegerl gefragt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

1. Einen Arzt zu Rate ziehen

„Wenn sich jemand deutlich verändert, sich zurückzieht, an nichts mehr Freude hat, sollten Angehörige einen Arzttermin für ihn vereinbaren“, sagt Prof. Hegerl. Der könne dann klären, was dahinter steckt, ob eine Depression oder andere Erkrankungen die Symptome verursachen.

Dass die Angehörigen aktiv werden, sei oft nötig, weil es Betroffenen in der Regel schwer falle, sich selbst Hilfe zu holen. „Sie haben das Gefühl, selber schuld zu sein, glauben, dass ihnen keiner helfen kann“, sagt Hegerl. Manchmal wüssten sie aber auch schlichtweg nicht, wer zuständig sei. Fachärzte für psychische Erkrankungen sind Psychiater oder Nervenärzte, Psychotherapie wird oft durch Psychologen mit Spezialausbildung, den „Psychologischen Psychotherapeuten“, angeboten.

2. Sachlich informieren

Um eine Depression überhaupt erkennen zu können, müssen Angehörige wissen, womit sie es zu tun haben. Zu den Symptomen zählen laut Hegerl neben gedrückter Stimmung unter anderem auch die Unfähigkeit, Freude zu empfinden, innere Daueranspannung, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen. Wer informiert ist, weiß zudem, das Verhalten der Betroffenen richtig einzuschätzen. „So verstehen sie es nicht als bösen Willen oder Lieblosigkeit, wenn sich der Erkrankte zurückzieht, sondern als Ausdruck der Krankheit“, sagt Hegerl.

3. Geduldig bleiben

Der Umgang mit Depressiven stellt Angehörige vor Herausforderungen. Plötzlich scheinen sie es mit einem komplett anderen Menschen zu tun zu haben. Das mag abschrecken, doch sich von den Betroffenen abzuwenden, ist der falsche Weg. „Depressionen sind gut behandelbar“, so Hegerl. Das sollten sich Familie und Freunde immer wieder vor Augen führen. Es wird besser werden.

4. Sich selbst nicht überfordern

Den Betroffenen in professionelle Hände zu geben, ist ein wichtiger Schritt. Doch das allein schützt Angehörige nicht davor, sich im alltäglichen Umgang nicht selbst zu überlasten. Vor allem wenn die Depression über einen längeren Zeitraum anhält, müssen sie den Erkrankten viele alltägliche Aufgaben abnehmen.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe rät deshalb auf ihrer Webseite, sich selbst nicht zu vergessen. „Tun Sie sich öfter etwas Gutes, pflegen Sie die Kontakte im Freundeskreis“, heißt es dort. Hilfreich sei auch ein Netzwerk aus Freunden und Bekannten, die mithelfen. Darüber hinaus gibt es spezielle Selbsthilfegruppen für Angehörige.

5. Zurückhaltend mit guten Ratschlägen sein

Eine Depression ist eine Krankheit und nichts, was schon wieder weggeht, wenn man sich selbst nur genug Mühe gibt. Schlaue „Ratschläge“ wie „Reiß dich mal zusammen“ können sogar kontraproduktiv sein. „An Depressionen erkranken oft Menschen, die in gesundem Zustand sehr verantwortungsvoll und gewissenhaft sind“, erklärt Hegerl. „Sie sind ohnehin schon sehr streng mit sich selbst und brauchen dann nicht noch Druck von außen.“

6. Mut machen

Was hingegen schon angebracht sei, sei das Motivieren und Hoffnung geben. „Die meisten Depressiven haben mehr als eine Krankheitsphase. Angehörige können sie also daran erinnern, dass sie es schon mal geschafft haben, da wieder herauszukommen“, sagt Hegerl. Es sei wichtig, ihnen zu zeigen, dass man sie nicht aufgibt. „Auch wenn sie es in dem Moment vielleicht nicht glauben können: Viele Betroffene sagen im Nachhinein, dass sie immer wieder hören wollten, dass es besser wird.“

7. Keine wichtigen Entscheidungen treffen

„Depressive sehen alles schwarz, halten sich nur noch für eine Belastung für den Partner“, sagt Hegerl. Sie könnten deshalb Entscheidungen treffen, die sie nach überstandener Krankheit womöglich ganz anders bewerten. „Aber auch Angehörige kann die Depression zu Fehleinschätzungen verleiten“, so Hegerl. Entscheidungen über die private oder berufliche Zukunft sollten daher erst mal nach hinten verschoben werden.

8. Ernstnehmen

„Eine Depression ist eine eigenständige Erkrankung. Man darf sie nicht als Reaktion auf äußere Lebensumstände sehen“, so Hegerl. Die seien viel weniger einflussreich als wir glauben. Nur wer die Krankheit als solche anerkennt, begegnet den Betroffenen mit Respekt. Und der ist die wichtigste Grundlage, um eine wirkliche Hilfe sein zu können.

Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.

Sollte man einen depressiven Menschen in Ruhe lassen?

Sich über Ängste, Sorgen, über andere Gefühle und den Umgang im Zusammenhang mit Corona auszutauschen, kann entlasten und Stress vermindern. Und alle, die einen an einer Depression erkrankten Menschen kennen, bitten wir jetzt besonders: Lassen Sie niemand allein, sondern nehmen Sie regelmäßig Kontakt auf!

Wie kann man depressiven Menschen eine Freude machen?

Motivieren Sie. Einem Depressiven können Sie helfen, indem Sie ihn dabei unterstützen, die Aufgaben des Alltags zu erledigen, wenn er selbst nicht mehr dazu fähig ist. Aber Sie tun ihm keinen Gefallen, wenn Sie ihm dauerhaft alles abnehmen. Denn Aktivierung ist Teil der Behandlung.

Was kann man sagen wenn jemand depressiv ist?

Wie rede ich mit einer depressiven Person?.
Wir werden es zusammen schaffen..
Ich bin für dich da..
Wenn ich etwas für dich tun kann, sag es mir bitte. ( ... .
Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. ... .
Ich liebe dich sehr..
Das Baby liebt dich sehr..
Es wird vorbeigehen..

Wie kommuniziere ich mit depressiven Menschen?

Versuchen Sie, wie sonst auch, ein gutes Gespräch zu führen. Augenkontakt halten, ausreden lassen, zuhören: Die wichtigsten Gesprächsregeln gelten eben in jeder Situation! Es ist sehr unterschiedlich, ob Sie bei der depressiven Person auf viel oder wenig Redebedarf stoßen.