Wie lange wirkt die Pille mit Antibiotika nicht?

Ungewollte Schwangerschaft: Wer Antibiotika nimmt, sollte besser nicht auf die Anti-Baby-Pille vertrauen

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Wie lange wirkt die Pille mit Antibiotika nicht?

dpa/Ralf Hirschberger Antibiotika mindern die Wirkung der Anti-Baby-Pille

    Donnerstag, 13.09.2018, 10:37

    Während der Einnahme von Antibiotika ist die Wirkung der Pille gehemmt. Wer eine ungewollte Schwangerschaft vermeiden will, sollte in dieser Zeit daher zu weiteren Verhütungsmitteln greifen.

    Der Grund, warum Antibiotika die Wirkung der Pille mindern: Eine bekannte und leider auch weit verbreitete Nebenwirkung bei der Einnahme von antibiotischen Medikamenten gegen Harnwegsinfekte, Nasennebenhöhlenentzündungen und Co. ist ihr negativer Einfluss auf unsere Magengesundheit und die Darmflora. Da Antibiotika das machen, wofür sie 1910 erfunden wurden, nämlich in den Lebenszyklus von Bakterien einzugreifen, bleibt der Durchfall nicht aus. Denn Antibiotika können nicht zwischen schädlichen und unschädlichen Bakterien, wie beispielsweise den lebenswichtigen Darmbakterien unterscheiden.

    Ihre Einnahme führt daher in nicht unerheblicher Anzahl bei Patienten zu Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Und genau darin liegt die Krux. Wird die Pille früher als gewünscht aus dem Körper wieder ausgeschwemmt – auf welchem Weg auch immer – wirkt sie nicht. Orale Kontrazeptiva müssen eine Verweildauer von mindestens vier Stunden im Magen- und Darmtrakt aufweisen, damit die empfängnisverhütenden Hormone vom Körper effektiv aufgenommen und verteilt werden können.

    Über den Experten

    Marcel Becker ist Geschäftsführer der Apovid GmbH. Der studierte Pharmazeut ist zudem Mit-Inhaber der Münchner Dr. Beckers Central Apotheke sowie Gründer und Gesellschafter der VitaPunkt GmbH.

    Pille und Antibiotika vertragen sich nicht

    Im Grunde genommen sollte daher bei jedem Durchfall – egal ob durch Krankheit oder Antibiotika-Einnahme bedingt - innerhalb der ersten drei bis vier Stunden nach der Einnahme sofort, spätestens jedoch bis 12 Stunden nach der üblichen Einnahmezeit, eine weitere Tablette aus dem Blister eingenommen werden. Hält der Durchfall weiterhin an, was zumeist bei einer Antibiotika-Behandlung der Fall ist, sollten Patientinnen in den folgenden sieben Tagen zusätzlich verhüten. Um dennoch nicht zu sehr in den Regelzyklus einzugreifen ist es ratsam, die restlichen Tabletten einer Packung weiterhin einzunehmen.

    Neben diesem wirkstoffvermindernden Effekt von Antibiotika auf die Pille ist jedoch noch ein weiterer negativer Nebeneffekt von antibiotischen Medikamenten zu nennen: der beschleunigte Abbau anderer Medikamente. Verursacher für die schnellere Verwertung von Medikamenten wie der Pille sind vor allem zwei Wirkstoffe: Rifampicin und Rifambutin. Beide wirken auf die Konzentration der Enzyme in der Leber. Einige andere Enzymgruppen bauen Medikamente wie die Pille ab und reduzieren somit die Menge des jeweiligen Wirkstoffes, im Falle der Pille Hormone.

    Abbau der Wirkstoffe wird beschleunigt

    Rifampicin und Rifambutin befinden sich auch in Antibiotika. Wirkt das Medikament auf die Menge der betreffenden Enzyme und erhöht deren Konzentration im Körper, beschleunigt dies den Abbau von Progesteron. Es wird hauptsächlich vom sogenannten Gelbkörper, einem hormonproduzierender Zellcluster, der nach dem Eisprung aus dem Follikel entsteht, während einer Schwangerschaft aber auch von der Gebärmutter produziert. Kleinere Mengen Progesteron werden außerdem in den Nebennieren hergestellt. Kurzum ist Progesteron gemeinsam mit Östrogen für die Regulation des weiblichen Zyklus verantwortlich und wichtig! Wird der Abbau von Progesteron nun durch die Einnahme von Antibiotika beschleunigt, kann die benötigte Menge des Hormons für eine empfängnisverhütende Wirksamkeit der Pille unterschritten werden.

    Wer denkt, dass es sinnvoll sei, eine Antibiotika-Behandlung dann eben in die pillenfreie Zeit zu verlegen, hat sich getäuscht. Zwar ist die Gebärmutter in den pillenfreien Tagen der Abbruchblutung nicht empfängnisbereit, doch beeinflusst das Antibiotikum auch in dieser Phase des Zyklus den Darmtrakt und daher auch die Aufnahme der Pille nach der Einnahmepause. In der Regel erholt sich die Darmflora etwa sieben Tage nach der letzten Antibiotikagabe, die Pille ist damit wieder wirksam. Ob zu 100 Prozent ist jedoch von vielen individuellen Faktoren abhängig, daher ist eine sichere empfängnisverhütende Wirkung eines oralen Kontrazeptivums erst wieder im neuen Einnahmezyklus gewährleistet.

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    Wie lange dauert es bis die Pille nach Antibiotika wirkt?

    In Ihrem Falle also ist nicht mit einer eingeschränkten Verhütungssicherheit zu rechnen; sind Sie dennoch unsicher, dann ist empfehlenswert, in den ersten 7 Tagen nach der Antibiotika-Einnahme zusätzlich (z.B. mit Kondom) zu verhüten.

    Wie lang nach Antibiotika zusätzlich verhüten?

    Bei einer Antibiotikaeinnahme über länger als 10 Tage (wenn du zum Beispiel Borreliose oder Osteomyelitis hast) weiss man nicht, ob sie die Wirkung vermindern. Deshalb empfiehlt man, während der Antibiotikatherapie und sieben Tage danach zusätzlich mit Kondomen zu verhüten.

    Kann Antibiotika rückwirkend die Pille beeinflussen?

    laut Herstellerinformation des Antibiotikums, welches Sie eingenommen hatten, kann die Wirkung der Anti-Baby-Pille während des Einnahmezeitraums beeinträchtigt werden. Der Hersteller empfiehlt daher für diese Zeit, sprich die sieben Tage, eine zusätzliche Verhütung.

    Kann man schwanger werden wenn man die Pille nimmt und Antibiotika?

    Hallo vwpolo712, Sie können unbesorgt sein, die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft ist extremst gering! Sie sollten jedoch auf jeden Fall das Antibiotikum wie verschrieben einnehmen.