Eine Laboruntersuchung des Blutes – ein Blutbild – liefert wichtige Informationen über den Gesundheitszustand des Pferdes und ist ein wesentlicher Bestandteil der tierärztlichen Diagnostik. Doch ein Blutbild richtig zu deuten, ist gar nicht so einfach. Als Pferdemensch steht man zumeist ratlos vor den Laborwerten. Was ein kleines und ein großes Blutbild aussagen können, wann es sinnvoll ist, welches Blutbild des Pferdes anzufordern und welche weiterführenden Blutuntersuchungen es gibt, erfährst du hier. Show
Warum soll ich ein Blutbild meines Pferdes erstellen lassen?Rund 45 Liter Blut zirkulieren im Organismus eines 500 kg schweren Pferdes. Blut versorgt die Organsysteme mit Sauerstoff und Nährstoffen, reguliert den Wärmehaushalt und transportiert Stoffwechselprodukte ab. Organische Erkrankungen und Stoffwechselstörungen spiegeln sich daher im Blut des Pferdes wider. Ein Blutbild kann einerseits dem Tierarzt bei der Diagnosefindung hilfreich sein, andererseits aber auch beim gesund wirkenden Pferden frühzeitig auf mögliche Erkrankungen hinweisen. Weiters kann im Blutbild auch ein eventueller Nährstoffmangel festgestellt werden. Woraus besteht das Blut des Pferdes?Blut (Vollblut) hat flüssige und feste Bestandteile. Der flüssige Anteil wird als Blutplasma bezeichnet. Blutplasma besteht zu 90 % aus Wasser sowie aus Elektrolyten und Proteinen. Weiters enthält es Fibrinogen, einen Stoff, der für die Blutgerinnung verantwortlich ist. Blutserum ist der wässrige Überstand einer geronnenen Blutprobe, also Blutplasma abzüglich der Gerinnungsfaktoren. Die Blutzellen – rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen – sind die festen Bestandteile des Blutes. Mit ca. 32-47 % ist der Anteil der Blutzellen (Hämatokritwert) im Vollblut des Pferdes niedriger als der flüssige Plasmaanteil.
Wie wird die Blutprobe für ein Blutbild gewonnen?Der Tierarzt entnimmt das Blut fast immer aus der Drosselvene des Pferds, die seitlich am Unterhals verläuft. Das Blut wird direkt über die Injektionsnadel in farblich codierte Blutröhrchen gefüllt, die verschiedene Gerinnungshemmer (Antikoagulantien) oder auch gerinnungsfördernden Substanzen (zur Serumgewinnung) enthalten. Welche Art von Blutröhrchen verwendet werden, hängt von der gewünschten Untersuchung ab:
Was bedeuten die Werte am Laborbefund?Bei jeder Art von Blutuntersuchung werden am Befundblatt sowohl die aus der Blutprobe des Pferdes ermittelten Werte als auch die Referenzwerte angegeben. Referenzwerte beschreiben den Normbereich des einzelnen Wertes und werden wie die individuellen Werte des Pferdes in speziellen Maßeinheiten angegeben. Erhöhte oder zu niedrige Werte, die mit +/- gekennzeichnet sind, müssen aber nicht zwangsläufig ein Zeichen für eine schwere Erkrankung des Pferdes sein. Der Tierarzt wird in der Auswertung immer die einzelnen Werte in Relation zueinander setzen und die Vorgeschichte des Pferde, die klinische Untersuchung und die Informationen des Pferdebesitzers miteinbeziehen. Was ist ein kleines Blutbild?Bei einem kleinen Blutbild wird die Zahl der verschiedenen Blutzellen beurteilt. Untersucht wird zunächst die Anzahl der
Die nähere Untersuchung der Erythrozyten für ein kleines Blutbild umfasst folgende Werte:
Die ermittelten Mengen werden anschließend im Verhältnis zueinander betrachtet. Daraus können aussagekräftige Relationen und Mittelwerte gebildet werden. Was sagt ein kleines Blutbild aus?Ein kleines Blutbild kann erste Hinweise zu Krankheitsbildern liefern. So signalisiert z. B. eine erhöhte Leukozytenanzahl einen entzündlichen Prozess im Körper oder eine Infektion, niedrige Erythrozyten-Werte sind Zeichen für eine Anämie („Blutarmut“) des Pferdes. Achtung: Die Ursachen für Werte außerhalb des Normbereichs können mit einem kleinen Blutbild nicht abgeklärt werden! Abweichungen im kleinen Blutbild erfordern weitere Untersuchungen! Was ist ein großes Blutbild/Differentialblutbild?Ein großes Blutbild wird meist dann erstellt, wenn das kleine Blutbild auffällig war oder der Verdacht auf eine Erkrankung des Pferdes besteht. Für ein großes Blutbild werden zusätzlich noch die unterschiedlichen Leukozytengrupen im Blut genauer untersucht:
Auch Suchprofile, die neben dem Differenzialblutbild (Hämatologie) auch klinisch-chemische Parameter (Nieren- und Leberwerte, Stoffwechsel- und Muskelwerte sowie den Status der Versorgung mit Spurenelementen) beinhalten, werden vereinfachend ebenfalls als Blutbild bezeichnet. Was kann mit einem Blutbild untersucht werden?Für eine präzise Diagnosestellung ist auch ein großes Blutbild zumeist nicht ausreichend. Auf der Basis von angebotenen Screenings oder Suchprofilen kann der Tierarzt im Labor die Auswertung weiterer Parameter anfordern, um Informationen über
zu gewinnen. Die Auswertung von klinisch-chemischen Parametern umfasst in den Organen gebildete Enzyme und Substrate sowie Mineralstoffe und Elektrolyte. Veterinärmedizinische Labore bieten neben vertiefenden Untersuchungen von Organwerten (organspezifisches Screening) auch spezielle Blutprobenauswertungen für Leistungspferde, alte Pferde (Geriatrieprofil) und Fohlen an. Welche Werte finde ich am Blutbefund meines Pferdes?Bei einem Gesundheitscheck des Pferdes werden zusätzlich zum großen Blutbild folgende organspezifische Werte ermittelt: Leberwerte:
Nierenwerte:
Elektrolyte:
Stoffwechselwerte:
Muskelwerte:
Welche Blutuntersuchungen können sonst noch durchgeführt werden?Für ältere Pferde werden sogenannte Geriatrie-Profile angeboten, die speziell auf die nachlassende Organfunktionen der Senioren und auf Zink- und Selenmangel abzielen. Tipp: Bei älteren Pferden wird eine jährliche Blutuntersuchung empfohlen, um eventuelle organische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Screenings für Leistungspferde werten zusätzlich noch die Laktatkonzentration im Blut aus, welche durch das Training erhöht sein kann. Weitere Blutuntersuchungen dienen dem Nachweis von Stoffwechselerkrankungen (EMS, Cushing), Schilddrüsenerkrankungen oder Allergien, der Feststellung des Hormonstatus sowie des Immunstatus und der Therapiekontrolle. Kann ein Mineralstoffmangel im Blut festgestellt werden?Der Organismus des Pferdes ist auf die Versorgung mit wichtigen Mineralstoffen, die über die Nahrung aufgenommen werden müssen, angewiesen. Um Mängeln vorzubeugen, werden Mineralstoffe in Depots wie Knochen, Muskeln oder der Haut gespeichert. In „Notzeiten“ kann der Körper auf diese Reserven zurückgreifen. Ein Mineralstoffmangel zeigt sich bei einer Blutuntersuchung also erst dann, wenn die Reserven fast aufgebraucht sind. Das Allgemeinbefinden des Pferdes – der Zustand von Haut, Fell und Hufen – ist das erste Anzeichen für eventuelle Mangelerscheinungen. Eine Ausnahme ist die Versorgung mit Selen (Se). Viele Pferde haben niedrige Selenwerte, ohne irgendwelche Auffälligkeiten zu zeigen. Tipp: Der Selenwert kann bei Blutprofilen extra angefordert werden. Sehe ich im Blutbild, ob mein Pferd gesund ist?Wenn alle Blutwerte deines Pferdes im Normbereich liegen, kannst du dich vorerst entspannt zurücklehnen. Aber auch ein einzelner Blutwert, der im Vergleich zum angegeben Referenzwert zu hoch oder zu niedrig liegt, muss nicht unbedingt ein Hinweis auf ein schweres Problem des Pferdes sein. Ein Blutbild ist eine Momentaufnahme. Manche der untersuchten Werte hängen von der Ernährung, von der Belastung oder auch vom Stresslevel des Pferdes bei der Blutabnahme ab. Auch andere Begleitumstände wie die Gabe von Medikamenten haben Auswirkungen auf manche der untersuchten Blutwerte. Die einzelnen Blutwerte müssen immer als Teile eines großen Ganzen betrachtet werden. Um eine Diagnose stellen zu können, bringt der Tierarzt die verschiedenen Werte miteinander in Verbindung und bezieht auch seine eigenen Untersuchungsergebnisse, bildgebende Verfahren usw., die Vorgeschichte des Pferdes und vor allem auch dein Wissen über dein Pferd mit ein. Die Auswertung eines Blutbildes solltest du also immer dem Tierarzt deines Vertrauens überlassen! Wie viel Liter Blut kann ein Pferd verlieren?Ein Verlust von bis zu 5 Litern Blut, der uns als massiv erscheint, ist für das Pferd unter normalen Umständen problemlos wieder kompensierbar.
Wie viel Herzen hat ein Pferd?Das Herz der Pferde lässt wie bei allen Wirbeltieren als Muskelpumpe das Blut im ganzen Körper zirkulieren. Es ist in der Form mehr globoid als das menschliche Herz und besteht aus vier Kammern: dem linken und rechten Vorhof und dem linken und rechten Ventrikel.
Wie viel Liter Blut hat ein Islandpferd?Das isländische Pferd ist kleiner als ausländische Rassen, daher liegt die Blutmenge bei isländischen Stuten bei 35 bis 37 Litern. Hier wird also wöchentlich über die Dauer von zwei Monaten etwa 14 Prozent der Blutmenge abgezapft.”
Wie viel Blut hat eine Kuh?Dass eine Kuh vier Mägen hat, haben wir schon mal gehört. Nicht schlecht gestaunt haben wir darüber, dass eine Kuh ca. 50 Liter Blut hat und dass diese Blutmenge ca. zehn Mal (500 Liter) durch das Euter gepumpt werden muss, um einen Liter Milch zu produzieren.
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