Wie viel Weizen exportiert die Ukraine

ZDFheute

Drohen auch mit Ukraine-Getreide Hungersnöte? ZDFheute Logo

Die Blockade von Getreideexporten über ukrainische Schwarzmeerhäfen hat seit einigen Tagen offiziell ein Ende. Zahlen der EU zeigen allerdings, dass dies nicht reicht.

Vor genau zwei Jahren kam es zur katastrophalen Explosion im Hafen von Beirut. Heute leidet das Land besonders unter dem fehlenden Weizen aus der Ukraine.

Beitragslänge:1 minDatum:04.08.2022

Kann die Wiederaufnahme von Getreideexporten über ukrainische Schwarzmeerhäfen dazu beitragen, Millionen Menschen in Afrika und Asien vor Hunger zu bewahren? Die Vereinten Nationen beantworten diese Frage mit Ja. Sie setzen große Hoffnungen auf Russlands Zusicherungen, angemeldete Transporte nicht anzugreifen.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt allerdings, dass die ursprünglichen Ziele weit verfehlt werden dürften - trotz aller Bemühungen, auch andere Transportrouten auszubauen. Im Mai hatte die EU-Kommission gewarnt, innerhalb von weniger als drei Monaten müssten 20 bis 25 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine exportiert werden. Bislang war es nur ein Bruchteil.

Wie viel Getreide konnte bisher exportiert werden?

Bislang verließ erst ein einziges Frachtschiff die Ukraine. Die "Razoni" mit 26.000 Tonnen Mais soll am Sonntag den Libanon erreichen. Zuvor waren wegen des russischen Angriffskriegs Transporte übers Schwarze Meer fünf Monate lang blockiert. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr exportierte die Ukraine nach einer Studie des US-Instituts Ifpri im Durchschnitt pro Monat vier Millionen Tonnen Getreide (Weizen, Mais und Gerste) und 430.000 Tonnen Sonnenblumenöl.

Am Freitag sollen drei weitere Frachter ukrainische Schwarzmeerhäfen verlassen, wie das türkische Verteidigungsministerium am Donnerstagabend mitteilte.

ZDF-Korrespondent Luc Walpot schätzt, dass die Getreidelieferungen aus der Ukraine noch lange dauern werden.

Beitragslänge:1 minDatum: 01.08.2022

Warum wird nicht über andere Routen exportiert?

Nach Angaben der EU-Kommission konnten im Juli 2,8 Millionen Tonnen Getreide, Ölsaaten und verwandte Erzeugnisse auf anderen Wegen ausgeführt werden - etwa doppelt so viel wie noch im April. Stark genutzt wurden Transportwege nach Rumänien und Polen. Über Routen zu Häfen in den baltischen Ländern oder der Adria liefen rund zehn Prozent der Ausfuhren.

Doch es fehlt an Infrastruktur und Transportmitteln. Nach Angaben von EU-Verkehrskommissarin Adina Valean gibt es nicht genug Güterwaggons und Binnenschiffer. Zudem mangelt es an Kapazitäten für die vorübergehende Lagerung. Beim Schienentransport spielt eine Rolle, dass die ukrainische Bahn eine Spurweite von 1.520 Millimetern hat, während der EU-Standard 1.435 Millimeter beträgt. In den meisten EU-Staaten können ukrainische Waggons nicht eingesetzt werden. Güter müssen auf Waggons nach EU-Standard umgeladen werden.

Gibt es weitere Probleme?

Hinzu kommt, dass der Transport zum Beispiel nach Afrika durch den Mehraufwand und die längeren Wegstrecken teurer wird. Fachleute weisen darauf hin, dass über die anderen Routen zuletzt im Wesentlichen Viehfutter ausgeführt wurde. Über Polen und Rumänien seien im Juni nur 138.000 Tonnen Weizen exportiert worden, so der CDU-Agrarexperte Norbert Lins. In Drittstaaten gehe wohl fast nichts.

Werden Alternativstrecken geplant?

Ja. Da es schwierig werde, die Ausfuhrmenge über die Schwarzmeerhäfen sofort wieder auf Vorkriegsniveau zu bringen, blieben andere Transportwege von entscheidender Bedeutung, erklärt ein Beamter der EU-Kommission. Jede exportierte Tonne zähle. Indem man Kapazität und Flexibilität erhöhe, könne man dazu beitragen, die Nahrungsmittelversorgung in armen Partnerländern zu sichern.

Laut Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt sei die Hungerkrise durch Getreideexporte noch nicht abgewedet.

Beitragslänge:5 minDatum:22.07.2022

Was droht, wenn die Bemühungen scheitern?

Die steigenden Energie- und Düngerpreise könnten nach UN-Prognosen 8 bis 13 Millionen Menschen zusätzlich in den Hunger treiben - vor allem in Afrika, im Nahen Osten und in Asien. Dabei spielt eine Rolle, dass die Ukraine mit Exporten ihre Lagerbestände loswerden muss, um Platz für die neue Ernte zu schaffen. Diese werden auf 65 bis 67 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten geschätzt.

Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

Evakuierte Personen aus Cherson in Dschankoj

Liveblog

Russland greift die Ukraine an - Aktuelles zum Krieg in der Ukraine 

Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.

Vorsicht

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Wie viel Weizen kommen aus der Ukraine?

Beim weltweiten Export von Weizen kam die Ukraine auf einen Anteil von 9,1 Prozent (18,1 Millionen Tonnen; Platz acht), Russland belegte Platz eins mit einem Anteil von 18,8 Prozent (37,3 Millionen Tonnen).

Wie viel Weizen liefert die Ukraine nach Deutschland?

Im Jahr 2021 wurden mehr als 11 Millionen Tonnen Getreide nach Deutschland importiert – nur 2 % davon kamen aus der Ukraine und Russland. Rund 11,4 Millionen Tonnen Getreide im Wert von 3,2 Milliarden Euro wurden im Jahr 2021 nach Deutschland importiert.

Wer exportiert am meisten Weizen?

Russland gilt als führender Exporteur für Weizen. Für das Erntejahr 2022/2023 prognostizierte die USDA für Russland eine Exportmenge von rund 39.000 Tonnen Weizen. Die Europäische Union, Australien und Kanada folgen unter den größten Exporteuren des wertvollen Grundnahrungsmittels.

Wer bezieht Weizen aus der Ukraine?

So importieren folgende Länder einen besonders hohen Anteil von Weizen und anderen Getreidesorten aus der Ukraine: Ägypten (17 Prozent Anteil an der aus der Ukraine exportierten Gesamtmenge), Indonesien (15,1 Prozent), Bangladesch (8,4 Prozent), Pakistan (6,9 Prozent), Türkei (5,6 Prozent) und Marokko (5,3 Prozent).