Fast jedes zehnte Kind in Deutschland wird zu früh geboren, das sind rund 65.000 Babys. Heute weiß man, welche Faktoren für ihr Überleben und ihre Entwicklung notwendig sind. Show
Frühchen nennt man Kinder, die vor der siebenunddreißigsten Schwangerschaftswoche geboren werden. Sie brauchen in der Regel besondere Pflege, können sich dank medizinischer Unterstützung aber sehr gut entwickeln. Ab der 24. Woche können Frühchen sicher überleben
Wichtig ist die KlinikwahlMütter, deren Schwangerschaft bereits risikoreich ist und die fürchten, dass ihr Kind zu früh geboren wird, sollten in ein spezialisiertes Frühgeborenenzentrum gehen. Dort wird versucht, die Geburt zu verzögern. Wenn eine Verlängerung der Schwangerschaft nicht gelingt, ist es enorm wichtig, das Kind gut auf die Welt zu bringen. Dazu braucht es Unterstützung, denn Frühgeborene haben ein sehr empfindliches Immunsystem, ihre Atmung funktioniert meist noch nicht richtig. Auch ihr Darm ist noch nicht ausgereift. Deshalb versuchen Neugeborenen- Spezialisten Komplikationen bei der Geburt zu verhindern. Ärzte versorgen frühgeborene Zwillinge auf einer Frühchen-Intensivstation. IMAGO imago images / Xinhua
Das Frühchen muss sich ungestört entwickeln könnenNach der Geburt ist das Wichtigste, dass das Baby ungestört seinen Entwicklungsprozess durchlaufen kann. Dabei geht es um Wachstumsprozesse im Bereich der Gehirnentwicklung, aber auch im Bereich der Organentwicklung. Im Idealfall findet das Wachstum genauso statt wie sonst innerhalb der Gebärmutter. Muttermilch ist für Frühgeborene wichtigMuttermilch ist ganz wichtig für die Entwicklung von Frühchen. Selbst Frühchen, die nur 500 Gramm schwer sind, bekommen bereits Muttermilch. Sie können allerdings noch nicht selbst an der Brust trinken. Im besten Fall ist ihre Mutter in der Lage, Milch abzupumpen. Denn die sogenannte Frühmilch enthält das sogenannte Kolostrum, das für die Reifung der Säuglinge wichtig ist. Gelingt es der Mutter nicht gleich den Milchfluss anzuregen, weil sie möglicherweise durch die Geburt sehr gestresst ist, dann wird zunächst auf Muttermilch aus der Frauenmilchbank zurück gegriffen. Ein Frühgeborenes bekommt tropfenweise Muttermilch durch einen Sauger angeboten. So soll der natürliche Saugreflex des Kindes geweckt werden. IMAGO imago images / epd Hautkontakt zu den Eltern beschleunigt die EntwicklungFrühchen werden in der Regel in sogenannten Inkubatoren untergebracht. Die Geräte halten die Babys warm und überprüfen ihre Atmung. Darüber hinaus ist der körperliche Kontakt zu den Eltern extrem wichtig. Hier wandelt sich gerade der Standard in der Medizin. Da die Überlebenswahrscheinlichkeit von Frühchen ohne Folgeprobleme mittlerweile sehr hoch ist, wird jetzt verstärkt auf die familienintegrierende Versorgung gesetzt.
Hautkontakt ist für das Frühchen und die Eltern ganz wichtig. IMAGO imago images / Jochen Tack
Worauf sollten Eltern bei der Klinikwahl achten?Es gibt Klinikbewertungen für Frühchenstationen. Kliniken, die auf die Versorgung von sehr kleinen Frühgeborenen spezialisiert sind, haben Level eins. Dort gibt sehr viel Erfahrung im Umgang mit Frühgeborenen und diese Stationen haben auch spezielle Versorgungskonzepte. Eltern sind im Idealfall Teil des Klinikteams und können ihre Kinder rund um die Uhr betreuen. IMAGO Imago images / imagebroker Familienintegrierendes Konzept ist sinnvollEltern sollten darauf achten, dass die Frühchenstation ein familienintegrierendes Konzept hat. Das heißt, Eltern sind nicht Besucher, sondern Bestandteil des Teams. Deshalb sollten sich Eltern im Vorfeld der Geburt gut informieren. Einmal über die Webseiten der Kliniken, aber auch durch ihre Gynäkolgen und Freunde und Bekannte. Wichtige Fragen dabei sind:
Kann ein Baby ab der 27 SSW überleben?SSW 27. Viele Babys erreichen in der SSW 27 die Gewichtsmarke von 1.000 Gramm oder überschreiten sie sogar bereits, ihre Körperlänge beläuft sich jetzt auf etwa 36 Zentimeter. Die Überlebenschancen von Frühgeborenen haben sich in dieser Woche auf 95 Prozent erhöht.
Kann ein Kind in der 23 Woche überleben?Bei Kindern, die in der 23. SSW zur Welt kommen, steigen die Überlebenschancen in spezialisierten Zentren auf mehr als 50 Prozent. Ein Teil der überlebenden Kinder leidet jedoch später an schwerwiegenden Gesundheitsstörungen, die unter Umständen eine lebenslange Hilfe durch andere Personen notwendig machen können.
Kann ein Kind in der 20 Woche überleben?Die Chance auf ein Überleben des Kindes steigt zwischen der 22. und 24. Schwangerschaftswoche von etwa zehn auf rund fünfzig Prozent an. Dennoch sind bis zu 30 Prozent der Kinder, die eine Geburt und die ersten Tage danach überleben, von schweren geistigen oder körperlichen Behinderungen betroffen.
Ist es schlimm wenn ein Baby 4 Wochen zu früh kommt?Die Überlebenschancen von "späten Frühchen", die in der SSW 34 - 36 geboren werden, liegen bei 98 bis 100 Prozent und unterscheiden sich damit nicht von den Daten "termingerecht" geborener Kinder. Auch Komplikationen oder gravierende Entwicklungsdefizite sind mit solchen späten Frühgeburten kaum verbunden.
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