Ab wann ist man nach der impfung gegen corona geschützt

Zwar verhindern T-Zellen keine Infektion, da sie erst aktiv werden, nachdem ein Virus in den Körper eingedrungen ist. Aber weil sie dann das Virus schnell und wirkungsvoll bekämpfen können, treten kaum Symptome auf. Man spricht auch von T-Zell-Immunität. Eine Studie konnte zeigen, dass ohne Ausnahme bei all denjenigen, die sich infiziert hatten, nach sechs Monaten noch immer T-Zellen im Blut zirkulierten, die spezifisch auf einen erneuten Kontakt mit SARS-CoV-2 antworten können.

Der Schutz nach einer Infektion könnte umfassender sein als nach einer Impfung

Erste Studien von BioNTech und Pfizer zeigen, dass auch nach einer Impfung eine gewisse T-Zell-Immunität vorhanden ist. Einiges spricht jedoch dafür, dass der Schutz nach einer abgelaufenen Infektion umfangreicher und nachhaltiger ist als durch eine auf einem einzelnen Antigen basierende Impfung. Bei den heutigen Impfungen hat der Körper nicht über die Atemwege Kontakt mit den Virusfragmenten, sondern durch eine Spritze in den Arm. „Das heißt im Umkehrschluss: Es gibt in Rachen, Hals und Lunge keine spezifische, lokale Gedächtnisimmunität, weil hier kaum Berührungspunkte zu den Virusfragmenten vorhanden waren“, erklärt Guzmán. Auch um diese Einschränkung einer Impfung per Spritze aufzuheben, arbeitet Guzmán mit Kollegen des HZI derzeit an einem sogenannten mukosalen Impfstoff gegen SARS-CoV-2, der als Aerosol über die Schleimhaut wirkt – und dort auch eine entsprechende Immunisierung erzeugen dürfte. Bislang gibt es vielversprechende vorklinische Zwischenergebnisse, auch in Tiermodellen konnte bereits eine lokale Immunantwort der Lunge gezeigt werden.

Eine weitere Limitierung der bislang zugelassenen Impfungen: Sie sensibilisieren vor allem gegen ein bestimmtes Fragment des Virus, das sogenannte Spike-Protein. „Nach einem Kontakt mit dem ganzen Virus hat das Immunsystem natürlich eine umfassendere Erfahrung mit SARS-CoV-2 gemacht. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass hier verschiedene Teile des Virus durch die entstandene Immunität abgedeckt werden“, sagt Guzmán.

Das haben bereits Studien des Immunologen Alessandro Sette vom La Jolla Institute for Immunology bestätigt: Menschen, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, erzeugen typischerweise T-Zellen, die auf mindestens 15 bis 20 verschiedene Fragmente von Coronavirus-Proteinen ausgerichtet sind.

Eine Impfung und überstandene Erkrankung schützt auch vor Mutationen des Coronavirus

Doch es geht nicht nur um das Gedächtnis des Immunsystems. Es geht auch darum, dass das Virus sich verändert. „Die Mutationen und neu entstandenen Varianten sind derzeit das größte Problem“, sagt Guzmán. Manch neue Mutation bringt neue Eigenschaften mit, die wiederum für unliebsame Überraschungen sorgen können. So wird derzeit beispielsweise diskutiert, dass die Mutante B.1.1.7, auch als „britische Variante“ bekannt, womöglich mehr Kinder und Jugendliche befällt. Wenn sich die Varianten stark verändern, kann das auch für Geimpfte und Genesene zum Problem werden. Denn was nützt es, wenn sich das Immunsystem sechs Monate oder länger an eine Begegnung mit SARS-CoV-2 erinnert, aber dann auf ein Virus stößt, dass das Immunsystem nicht mehr wiedererkennt?

Warum ist eine Auffrischungsimpfung (Booster-Impfung) wichtig? Öffnen Minimieren

Die in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffe schützen effektiv vor schweren Erkrankungen. Studien belegen jedoch, dass der Impfschutz mit der Zeit nachlässt und die Immunantwort etwa bei älteren oder vorerkrankten Personen schwächer ausgefallen ist.

Eine Auffrischungsimpfung erhöht den Impfschutz wieder deutlich. Der Körper bildet mehr Antikörper und kann sich so noch besser vor dem Virus schützen. Die Auffrischungsimpfung wirkt wie ein Booster (Verstärker) für das Immunsystem – deshalb wird sie auch als Booster-Impfung bezeichnet. Angesichts der in Deutschland zunehmenden Ausbreitung der sehr ansteckenden Omikron-Variante ist ein solcher Booster notwendig: für den individuellen Schutz sowie zur Verhinderung einer Überlastung des Gesundheitssystems.

Wann sollte eine Impfung aufgefrischt werden? Öffnen Minimieren

Die Ständige Impfkommission empfiehltfür alle Geimpften ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung mindestens drei Monate nach der letzten Impfung. Weitere Informationen finden Sie beim Robert Koch-Institut

Für Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren empfiehlt die STIKO ebenfalls eine Auffrischungsimpfung, allerdings in einem Zeitfenster von drei bis sechs Monaten nach der letzten Impfung. Dabei sollen Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen möglichst frühzeitig ihre Auffrischimpfung bekommen, 12- bis 17-Jährigen ohne Vorerkrankungen empfiehlt die STIKO eher einen längeren Impfabstand von bis zu sechs Monaten.

Eine Auffrischungsimpfung für Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren empfiehlt die STIKO nur dann, wenn eine Vorerkrankung vorliegt. Weitere Informationen finden Sie in der Empfehlung

Mit welchem Impfstoff wird die Auffrischungsimpfung vorgenommen? Öffnen Minimieren

Unabhängig davon, mit welchem Impfstoff die Erst- und Zweitimpfung erfolgte, wird für die Auffrischimpfung ein mRNA-Impfstoff (BioNTech, Moderna) verwendet. Beide mRNA-Impfstoffe sind gleichermaßen für eine Auffrischung geeignet: sie sind wirksam, sicher und effizient. Die STIKO empfiehlt für alle Personen unter 30 Jahren ausschließlich eine Impfung mit dem Impfstoff von BioNTech. Für Personen über 30 sind beide mRNA-Impfstoffe gleichermaßen geeignet.

Sind die Impfstoffe, die für die Auffrischungsimpfung verwendet werden (mRNA-Impfstoffe), an die neuen Virusvarianten angepasst? Öffnen Minimieren

Aktuell ist davon auszugehen, dass die verfügbaren Impfstoffe auch gegen eine Infektion mit den bekannten Virusvarianten wirksam sind, insbesondere gegen die sogenannte Delta-Variante.

In Bezug auf die Impfstoffwirksamkeit gegen die Virusvariante Omikron zeigen erste Studienergebnisse, dass die Wirksamkeit der Grundimmunisierung gegenüber symptomatischer Erkrankung durch die Omikron-Variante mit der Zeit deutlich nachlässt und im Vergleich zur Wirksamkeit gegenüber der Delta-Variante deutlich geringer ist.

Ab etwa 15 Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis kann nicht mehr von einem ausreichenden Schutz vor Erkrankung nach Grundimmunisierung ausgegangen werden. Erste Studiendaten zeigen jedoch, dass ein guter Schutz gegenüber der Omikron-Variante durch eine Auffrischimpfung erzielt werden kann.

Daher gilt: Alle Geimpften ab 12 Jahren sollten mindestens drei Monate nach der letzten Impfung eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff erhalten. Dies ist der beste Schutz auch vor Omikron. 

Wo bekomme ich eine Auffrischungsimpfung? Öffnen Minimieren

Wer sich impfen lassen möchte, kann einen Termin beim Arzt oder in einem Impfzentrum machen. Darüber hinaus bieten viele Betriebe Impfungen an. An vielen Orten gibt es zudem Impfangebote z.B. in Einkaufszentren oder in Impfbussen.

Aber auch Zahnärzte und Apotheken könneninzwischen Corona-Schutzimpfungen anbieten. Entsprechend geschulte Apothekerinnen und Apotheker dürfen impfen und sind auf  www.mein-apothekenmanager.de zu finden. 

Aktuelle Informationen zu Impfangeboten in Ihrem Bundesland finden Sie auf der Infoseite Ihrer Landesregierung.

Wer sollte einen zweiten Booster bekommen? Öffnen Minimieren

Bei vielen Menschen liegt die Auffrischimpfung schon länger zurück, zum Beispiel bei Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben und dem dort tätigen Personal. Die STIKO empfiehlt daher eine zweite Auffrischimpfung mit den bisherigen mRNA-Impfstoffen - von BioNTech oder Moderna - für bestimmte Personengruppen:

  • Besonders gefährdete Personen – dazu zählen alle ab 70 Jahren sowie Menschen, die in Pflegeeinrichtungen wohnen oder betreut werden, Risikogruppen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Immunschwäche – sie sollen frühestens drei Monate ab der ersten Auffrischimpfung eine zweite Auffrischimpfung bekommen.
  • Außerdem wird Personen, die in medizinischen Einrichtungen oder in der Pflege arbeiten – insbesondere, wenn sie direkten Kontakt mit den ihnen anvertrauten gefährdeten Menschen haben – ebenfalls ein zweiter Booster empfohlen, und zwar frühestens sechs Monate nach der ersten Auffrischimpfung. In begründeten Einzelfällen kann aber auch bei dieser Gruppe die zweite Auffrischimpfung bereits nach frühestens drei Monaten erwogen werden.

Was gilt für vollständig Geimpfte, die eine Serie mit AstraZeneca und Johnson&Johnson erhalten haben? Öffnen Minimieren

Diejenigen, die ihren ersten Impfschutz mit dem Vektorimpfstoff von Johnson&Johnson erhalten haben, sollten vier Wochen nach der Impfung eine Optimierung der Grundimmunisierung durch eine zusätzliche mRNA-Impfung erhalten und können ihren Impfschutz dann wiederum nach mindestens drei Monaten auffrischen lassen.

Auch Personen, die ihre erste Impfserie mit dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca erhalten haben, können mindestens drei Monate nach der zweiten Impfung eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff erhalten. Gleiches gilt für Kreuzgeimpfte (1. Impfung: Vektor-Impfstoff + 2. Impfung: mRNA-Impfstoff).

Beachten Sie hierzu auch die aktuellen Empfehlungen der STIKO. Mehr Informationen zu Auffrischungsimpfungen finden Sie hier.

Alle wichtigen Fragen und Antworten zur Corona-Impfung finden Sie in einem weiteren FAQ.

Mittwoch, 25. Mai 2022