Peter Pan ist das 14. Walt Disney Meisterwerk und erschien im Jahre 1953. Der Film erzählt die Geschichte der titelgebenden Hauptfigur Peter Pan, einem Jungen, der nicht erwachsen werden will. Dieser lebt auf Nimmerland, einer märchenhaften Insel mit Piraten, Meerjungfrauen und Indianern. Dort leben auch die „verlorenen Kinder“, Freunde und Anhänger Peter Pans. Auch Peters größter Feind, Käpt'n Hook, lebt auf Nimmerland. Show Zusammen mit der Fee Naseweis (Tinker Bell) ist Peter auf der Suche nach seinem Schatten. Diesen findet er im Zimmer der Darlingkinder, Wendy, Klaus (engl. John) und Michael, die alle begeistert von den Geschichten Peter Pans sind. Wendy, die älteste näht Peter seinen Schatten an, während sie ihm von ihrer Mutter vorschwärmt. Peter, der nicht weiß, was eine Mutter ist und es sich von Wendy erklären lässt, schlägt darauf vor Wendy mit nach Nimmerland zu nehmen, damit sie die Mutter der verlorenen Kinder sein kann. Mit der Hilfe von Feenstaub und schöner Gedanke fliegen, Peter, Naseweiß, Wendy, Klaus und Michael zu ihrem Ziel, wo sie bereits mit Kanonendonner von Käpt'n Hook begrüßt werden. Käpt'n Hook hat die Absicht sich an Peter Pan zu rächen, da dieser ihm seine linke Hand abgeschlagen und sie dem stets tickendem Krokodil zu fressen gegeben hat, das nun auch den Rest von Käpt'n Hook haben möchte. Während die Darlingkinder flüchten, erzählt Naseweiß, in übertriebener Eifersucht auf Wendy den verlorenen Kindern, sie sollen diese im Auftrag Peters töten. Peter kann dies in letzter Sekunde verhindern und verbannt Naseweiß. Während Wendy und Peter Pan sich zur Meermädchenlagune aufmachen, werden die anderen Kinder von Indianern entführt, die den Raub der Indianerprinzessin Tigerlillie rächen wollen. Diese ist von keinem geringeren als von Hook geraubt worden, der das Versteck Peter Pans von ihr erfahren will und damit droht sie ansonsten bei Flut im Schädelfelsen ertrinken zu lassen. Auch dort kann Peter Pan rettend eingreifen, worauf er auf einem Indianerfest zum Ehrenindianer ernannt wird. In der Zwischenzeit hat Käpt'n Hook das Versteck Pans von der Sternenfee erfahren, die er gefangen hält. Er entführt die Kinder und versenkt eine tickende Zeitbombe im Schacht von Peter Pans Versteck. Peter Pan überlebt die Explosion durch die rechtzeitige Warnung der entflohenen Fee und gewinnt in einem letzten Kampf gegen Käpt'n Hook und die Piraten. Captain Hook ist zum Anbeißen. Das findet jedenfalls das Krokodil, das bereits seine rechte Hand verputzt hat und jetzt gerne auch noch den Rest futtern würde. Zum Glück hat das Krokodil in seiner Gier auch einen Wecker verschluckt, tickt jetzt und kündigt Hook dadurch an, wenn es in der Nähe ist. Die beinahe fanatische Jagd auf Peter Pan und das Krokodil hat eindeutig Parallelen zu Kapitän Ahabs Besessenheit, den weißen Wal Moby Dick zu fangen. Auch, dass beide durch Wal und Krokodil ein Körperteil verlieren und am Ende von ihrem jeweiligen Feindbild verschlungen werden, haben die Charaktere gemeinsam1. In der ursprünglichen Fassung kam Captain James Hook oder Jas. Hook, wie er sich selbst schreibt, allerdings gar nicht vor. Barrie hat ihn erst nachträglich eingefügt mit der Begründung, dass Kinder Piraten faszinierend finden, wodurch Hook automatisch ein romantisierter Pirat ist, der ein wildes und aufregendes Abenteurerleben führt. Dass Hook den gleichen Vornamen wie sein Schöpfer trägt, auch, wenn der Name James nicht gerade selten ist, lässt sich durchaus als Vorliebe Barries für „seinen“ Piraten interpretieren. Außerdem ist Hook einer der Charaktere, die am genauesten beschrieben werden. Sowohl vom Aussehen, als auch vom Wesen her. Er ist leichenblass mit einem düsteren Ausdruck, schwarzen Korkenzieherlocken, einem eigentlich gut aussehenden Gesicht und vergissmeinnichtblauen, melancholischen Augen. Außer, wenn er wütend ist, dann bekommen seine Augen ein rotes Glühen. Mit seiner dunklen Stimme erteilt er Kommandos und Befehle, erzählt aber auch die besten Geschichten. Trotz seiner kaltblütigen Mordlust und Rachsucht legt Captain Hook Wert auf gutes Benehmen und guten Stil. Schließlich drückt er sich selbst dann gewählt aus, wenn er flucht2. Auch Wendy ist von seinem guten Stil beeindruckt und richtiggehend fasziniert, als die Piraten die Jungen zwar fesseln, Hook sich ihr gegenüber wie ein formvollendeter Gentleman verhält3. In seiner Rede „Captain Hook at Eton“, die Barrie am 7. Juli 1927 in Eton gehalten hat, erzählt er, dass Hook selbst einmal Schüler an der britischen Eliteschule war. Zumindest in Barries Phantasie. Der Pirat habe sich damals Jacobus Hook genannt und eine Vorliebe für Lyrik und die Klassiker gehabt haben. Allerdings ist Hook nicht sein richtiger Name. Da die Enthüllung seines wahren Namens in England einen Skandal auslösen würde, liegt es nahe, zu vermuten, dass Captain Hook adeliger Herkunft ist, zumindest aber aus gut situierten Verhältnissen stammt4. Besonders außergewöhnlich an ihm soll sein gelbes Blut gewesen sein, was man entdeckte, als er sich beim Fußball verletzt habe. Später soll er andere Schüler mit seiner ungewöhnlichen Blutfarbe erschreckt haben, ein bisschen Pirat hat wahrscheinlich schon als Jugendlicher in ihm gesteckt. Trotz seiner Zeit auf See hat er fleißig die Eton Chronicles gelesen. Zumindest fand man nach seinen Ableben zahlreiche Ausgaben davon in seiner Koje. Als er allerdings – bereits als Pirat – einmal nach Eton zurückgekommen ist, hat er seine Verbindungen zur Schule allerdings geleugnet, als man ihn darauf angesprochen hat5. Sein lässiges Schlendern aus Schulzeiten hat er sich allerdings bewahrt. Genauso, wie es ihm unangenehm ist, „ein Schiff in derselben Kleidung zu betreten, in der er es geentert hatte“6.
Auch, wenn Captain Hook erst gar keine Figur in „Peter Pan“ war, kam er noch während der Proben für die Uraufführung dazu. Damals wurde er von dem gleichen Schauspieler gespielt, der auch Mr Darling spielte. Wenn man das Männer- bzw. Vaterbild, das man Anfang des 20. Jahrhunderts hatte, betrachtet, dann wird zwar deutlich, dass man von Vätern Engagement in der Ehe und der Familie erwartete, jedoch waren die Väter des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts selbst mit einem autoritären Bild des Vaters groß geworden7. Mr Darling arbeitet in einer Bank, ist eher praktisch veranlagt, hält nichts von kindischen Dingen und sorgt sich darum, was andere von ihm denken. Als Pirat hat Captain Hook auch mit Geld zu tun (vorwiegend mit gestohlenem), hält ebenfalls nicht von kindischen Dingen (schon allein deshalb, weil er der Gegner der Verlorenen Jungs ist) und hat einen Ruf zu verlieren (Piraten sind schließlich wild und furchterregend). Beide stellen jeweils in ihrer Welt das Erwachsene dar, wovon sich Wendy und ihre Brüder sowie Peter Pan und die Verlorenen Jungs abgrenzen. Im Film wird die Abgrenzung von den Erwachsenen zusätzlich dadurch unterstrichen, indem Peter alle Erwachsenen als Piraten und Spielverderber bezeichnet.
Dass Captain Hook keinen Spaß versteht, wird ziemlich schnell deutlich. Als Skylights, einer seiner Männer gegen ihn stolpert und dabei seinen Spitzenkragen verknittert, ersticht er ihn kurzerhand mit seinem Haken, ohne dabei auch nur seinen selbsterfundenen Zigarrenhalter, mit dem er zwei Zigarren gleichzeitig rauchen kann, aus dem Mund zu nehmen8. Auch seine Piratencrew ist nicht gerade vertrauenserweckend. Laut Barrie haben der Galgen und das Karibische Meer noch keine größeren Schurken gesehen. Hook war Blackbeards Bootsmann und ist auch der einzige, den der Schiffskoch Barbecue (alias Long John Silver, den man aus „Die Schatzinsel“ von Robert L. Stevenson kennt)9 und Cook (wahrscheinlich James Cook)10 fürchteten. Allerdings sind auf der Insel alle ziemlich blutrünstig. Peter erwähnt mehrfach, dass er schon einige Piraten getötet hat und auch, dass er Hook die rechte Hand abgesäbelt hat, findet er nicht weiter schlimm, schließlich sei Hook ja Linkshänder. Allerdings findet Hook seinen Haken auch ziemlich praktisch. Laut Smee ist dem Captain der Haken mehr wert als ein Dutzend Hände. Seitdem Peter dem Krokodil Hooks rechte Hand zum Fraß vorgeworfen hat, fürchtet sich Hook nicht nur vor dem Krokodil, sondern auch vor dem Moment, an dem der Wecker, den das Krokodil verschluckt hat, aufhört zu ticken.
So viel Wert, wie er auf guten Stil legt, so viel Wert legt er auch darauf, dass sein schlechter Ruf erhalten bleibt, da dieser unliebsame Besucher von der Jolly Roger fernhält11. In seinem Wunsch nach Rache rückt Hook allerdings von seinem guten Stil ab. Zunächst ein unehrenhafter Angriff auf die Picaninny-Indianer12 und dann sollen Wendy und die Verlorenen Jungs über die Planke gehen13. Darüber hinaus wird er während das Angriffs als skrupellos, verräterisch und ohne Regeln der Kriegskunst beschrieben, auf der anderen Seite aber auch als spitzfindig und genial14. Hook selbst behandelt seine Mannschaft wie Hunde und genauso gehorchen seine Männer ihm auch. Dennoch ist sich Hook seiner Verantwortung für seine Mannschaft bewusst und hat neben der harten Piratenschale auch einen weichen Kern. Schließlich schafft es Smee durch seine sympathische Art Hook zum Weinen zu bringen15. Möglich, dass Hook gerne selbst wie Smee wäre und wieder gerne zu der Gesellschaft gehören würde, der er einmal angehört hat. Möglich auch, dass Hook Peter Pan nicht nur hasst, weil er seine Hand an das Krokodil verfüttert hat und frech ist, sondern, weil Peter das Unbeschwerte und Freie verkörpert, das Hook gerne hätte.
Obwohl Hook ein Pirat, Peter Pans Widersacher und eigentlich der Bösewicht in der Geschichte ist, kommt man nicht darum hin, ihn aufgrund seiner Beschreibung auch charismatisch zu finden. Und sind wir mal ehrlich: Peter Pan trägt das „Pan“ in seinem Namen schließlich nicht umsonst. Er verführt Wendy, ihre Brüder und die Verlorenen Jungs dazu, ihm ins Nimmerland zu folgen, wo sie – wie er – niemals erwachsen werden und niemals von ihren Müttern sprechen dürfen. Auch sonst verhält er sich wie der Gott, dessen Namen er trägt und geht ziemlich überheblich in seiner Anführerrolle auf. Der richtige Held der Geschichte ist auch Peter Pan nicht. Im Grunde sind Hook und Peter in ihrem Tun beide nicht besser oder schlechter als der andere. Den Unterschied machen die Handlungsmotive. Peter Pan tut, was ihm Spaß macht und was ihm gerade in den Sinn kommt. Hook dagegen geht viel überlegter vor und will vor allem Rache an Peter für seine verlorene Hand, um aus seiner Sicht Gerechtigkeit herzustellen. Ehre, Charisma, guter Stil und ein starkes Handlungsmotiv sind in anderen Geschichten dass, was einen klassischen Helden ausmacht und vielleicht ist es das, was Captain Hook so faszinierend macht.
Captain Hook in verschiedenen Verfilmungen und AdaptionenPeter Pan (1953) Peter Pan (2003) Dave Barry/Ridley Pearson – Peter und die Sternenfänger (2004) Once Upon a Time (2011 – 2018) Pan (2015) Christina Henry – Lost Boy (2017) 1Vgl. McGinnis, Rachel 2007. The Real Life and Fictional Characters Who Inspired J.M. Barrie’s Captain Hook.(https://www.literarytraveler.com/articles/jm-barrie-england/) (26. Mai 2020). 2Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 5. Kapitel – Der Traum von der Insel wird wahr. 3Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 13. Kapitel – Glaubt ihr an Feen. 4Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 14. Kapitel – Das Piratenschiff. 5Vgl. Barrie, James M. 1927. Captain Hook at Eton. (https://en.wikisource.org/wiki/Captain_Hook_at_Eton) (26. Mai 2020) 6Barrie, James M. Peter Pan. 14. Kapitel – Das Piratenschiff. 7Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend [Hrsg.] 2006. Facetten der Vaterschaft – Perspektiven einer innovativen Väterpolitik. 8Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 5. Kapitel – Der Traum von der Insel wird wahr. 9Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 4. Kapitel – Der Flug. 10Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 5. Kapitel – Der Traum von der Insel wird wahr. 11Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 8. Kapitel – Die Lagune der Meerjungfrauen. 12Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 12. Kapitel – Die Kinder werden verschleppt. 13Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 14. Kapitel – Das Piratenschiff. 14Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 12. Kapitel – Die Kinder werden verschleppt. 15Vgl. Barrie, James M. Peter Pan. 14. Kapitel – Das Piratenschiff. 16Vgl. Thomas, Frank/Johnston, Ollie 1993. Disney Villain. Chapter 4: Nine Old Men. Abschnitt: Peter Pan. Seite 109 – 113. Waren Hook und Peter Pan Freunde?In diesem Buch erfährt man die Wahrheit über die Freundschaft aus Jugendtagen zwischen Peter Pan und Captain Hook. Denn diese waren tatsächlich einmal beste Freunde.
Warum hassen sich Peter Pan und Hook?Im Lauf der Geschichte stellt es sich heraus, dass er Peter nicht allein wegen der verlorenen Hand verabscheut – er findet seinen Haken „besser als ein dutzend Hände“ –, sondern wegen dessen Unverschämtheit und kindlicher Frechheit, welche ihn quält wie ein Stachel im Fleisch.
Was will Captain Hook von Peter Pan?Der Pirat, der es Peter Pan heimzahlen will, dass ihm das Krokodil eine Hand abgebissen hat. Er hat sich mit Malefiz und den Herzlosen verbündet, aber zum Schluss wurde er von dem Krokodil über alle Weltmeere gejagt.
Wie heißen die Freunde von Peter Pan?Zusammen mit der Fee Naseweis (Tinker Bell) ist Peter auf der Suche nach seinem Schatten. Diesen findet er im Zimmer der Darlingkinder, Wendy, Klaus (engl. John) und Michael, die alle begeistert von den Geschichten Peter Pans sind.
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