Chinesen bild wer ist der lehrer

Chinesen bild wer ist der lehrer
Bild: Byron Villegas: Golden Computer Arcade and Centre [CC by]

Werner Kremers ist Lehrer in Mössingen und hat auf eigene Faust bei einer chinesischen Firma Dokumentenkameras (auch: Visualizer, Presenter, Präsentationskamera) bestellt. Der Bericht eines zufriedenen Kunden.

Der Autor vertreibt die Dokumentenkameras; er wurde von uns für einen kurzen Bericht angefragt, bevor wir das wussten. Bitte also keine Schleichwerbung vermuten (cf. Lehrerfreund-Unabhängigkeitserklärung).

Chinesen bild wer ist der lehrer
Werner Kremers ist Lehrer am Firstwaldgymnasium in Mössingen und dort für die Medien zuständig. Seine Fächerkombination ist Physik / Medien und Religion.

Aus Überzeugung vom Produkt vertreibt er inzwischen selbst Visualizer unter www.wkremers.de (Anmerkung 02.10.2017: Dort wird keine Technik mehr verkauft, festgestellt 10/2017 - deshalb Link entfernt).

Zu unserem sehr kritischen Beitrag Billige Interaktive Whiteboards aus China - ab 200 Euro verfasste unser Leser Werner Kremers diesen Kommentar:

Hallo!
in Ihrem Artikel klingt das alles etwas dubios. Es ist aber so, dass chinesische Firmen zur Zeit auf den europäischen Bildungsmarkt drängen. Sie haben dabei offenbar das Problem, nicht die richtigen Partner zu finden. Darum wirken ihre Werbeanstrengungen etwas unbeholfen. 
Unsere Schule hat mittlerweile 20 Doku-Kameras der Firma Gaoke für unter 300€ und ist zufrieden damit. Diese Firma haben wir über Alibaba.com gefunden. Ich kann über den Kontakt nur Positives berichten. Wir werden uns auch über die günstigen Whiteboards der Firma informieren.

Kommentar #1 zum Beitrag 'Billige Interaktive Whiteboards aus China - ab 200 Euro'

Wir fragten bei ihm an, ob er den Lehrerfreund/innen seine Erfahrungen schildern könnte. Das tat er - vielen Dank!

Ich fand, unsere Schule brauchte dringend Dokumentenkameras. Also habe ich eine eines namhaften deutschen Herstellers besorgt und getestet. Sie war für die ca. 400 € durchaus zufriedenstellend. Nur: Sie steht lose auf dem Tisch und kann durch jede Armbewegung heruntergefegt werden. Und wie ich so meine Schüler kenne ... Da fiel mir im Internet die Abbildung einer Kamera auf, bei der der Kamerakopf solide an einem Bügel befestigt ist. Der Preis war fast der gleiche - also habe ich diesen Typ bestellt und getestet. Ergebnis: Sie ist sogar eine Spur besser.  Da sie ebenfalls aus Deutschland zu kommen schien und das Logo eines sehr bekannten Tageslichtschreiberproduzenten trug, haben wir uns für diese entschieden und gleich ein Dutzend bestellt. Leider ging bei Nummer zehn die Firma in Insolvenz - auf zwei der Kameras warte ich noch heute. Der bekannte Name hatte leider getrogen.

Ich habe dann nochmals genauer das Netz durchsucht und festgestellt, dass unsere schönen Kameras aus China kommen. Nur das Firmenschild war deutsch. Beim Versuch, so ein Ding in China zu bestellen, wurde ich an eine deutsche Filiale der Firma verwiesen. Diese Zweigniederlassung besteht offenbar nur aus Chinesen, die zwar teilweise gut Deutsch sprechen, sich aber auf dem Schul-Markt, so scheint mir, bisher wenig auskennen. Über sie beziehe ich weiterhin die Dokumentenkameras und bin sehr zufrieden - auch was den Preis angeht, der deutlich niedriger ist. Wir haben an unserer Schule jetzt bald 24 Kameras, also eine in jedem Raum. Die Tageslichtschreiber [=Overheadprojektoren] kommen außer Mode und stehen in der Ecke. Viele Kolleginnen und Kollegen haben sich rasch umgestellt. Es ist einfach und bequem, z.B. mal eben die Hausaufgabe oder einen Aufgabenzettel unter die Kamera zu legen oder ein Buch, das die Klasse mal wieder nicht dabei hat. Ich schreibe sehr gerne unter der Kamera und habe dabei die Klasse im Blick. Meinen Aufschrieb kann ich mitnehmen (oder digital speichern) und weiß so, wo ich das letzte Mal war. 

Der nächste Schritt könnte sein, nun doch in die Anschaffung von Whiteboards einzusteigen. Bisher habe ich die Kosten gescheut, aber für 600€ für ein Infrarotboard komme ich doch ins Überlegen. Wir werden nun erst einmal so eine Tafel testen. Die Technik ist, soweit ich es beurteilen kann,  einfach und benutzerfreundlich.  Aber mal sehen!

Ich bin von diesen Produkten überzeugt und beginne, sie zu vertreiben. Meine Homepage mit einer kleinen Info zu den Kameras: www.wkremers.de (Anmerkung 02.10.2017: Dort wird keine Technik mehr verkauft, festgestellt 10/2017 - deshalb Link entfernt). Die Kameras kosten ca. 285 €.  

Karsten Stock arbeitet seit 2010 als Landesprogrammlehrkraft an der Suzhou Foreign Language School, einer chinesischen Schule, die das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz anbietet.

Bilder aus Suzhou

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Chinesen bild wer ist der lehrer
Im Unterricht an der Suzhou Foreign Language School Quelle: Karsten Stock

Als Lehrer an einer Schule in China arbeiten? Auf gar keinen Fall, werden viele abwinken. Warum nicht, werden sich andere sagen, wenn es denn wenigstens eine deutsche oder eine internationale Schule ist. Aber an einer chinesischen Schule zusammen mit chinesischen Kolleginnen und Kollegen chinesische Schülerinnen und Schüler unterrichten?

Seit dem 1. September 2010 tue ich genau das an der Suzhou Foreign Language School (SFLS), der Fremdsprachenschule Suzhou. Das Land Nordrhein-Westfalen hat mich für die Bundesrepublik Deutschland freigestellt und als Landesprogrammlehrkraft (LPLK), vermittelt durch die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), in die Volksrepublik China geschickt, um dort Deutsch zu unterrichten und beim Aufbau eines deutschen schulischen Sprachprogramms, des Deutschen Sprachdiploms (DSD) der Kultusministerkonferenz, mitzuarbeiten.

Boomtown Suzhou - größer als Berlin

Suzhou ist eine sehr traditionsreiche alte Stadt, die stark touristisch besucht ist. Gleichwohl ist sie auch eine sehr moderne Stadt, die sich in einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregionen Chinas befindet. Sie liegt ca. 100 km westlich der Weltstadt Shanghai und ist durch modernste Hochgeschwindigkeitszüge dorthin sehr gut angebunden. Suzhou hat mehr als 6 Millionen Einwohner, also deutlich mehr als die deutsche Hauptstadt Berlin, die einwohnerreichste Stadt Deutschlands. Für chinesische Verhältnisse ist Suzhou jedoch eher eine "kleinere" Großstadt!

Die SFLS - eine chinesische Schule mit internationalem Anspruch

Die SFLS hat, wie der Name schon andeutet, einen Fremdsprachenschwerpunkt. Viele Kinder beginnen hier schon mit dem Kindergarten und bleiben bis zur 12. Klasse, um ihren Schulabschluss zu erreichen. Die Schüler lernen obligatorisch ab dem Kindergarten Englisch. Die Schüler, die in Englisch gut bis sehr gut sind, haben die Möglichkeit, ab der 7. Klasse Deutsch, Spanisch, Französisch, Japanisch oder Arabisch als 2. Fremdsprache zu lernen.

Diese Schüler streben die "Gaokao", die chinesische Aufnahmeprüfung zur Universität, vergleichbar dem deutschen Abitur, an. Das bedeutet für die Deutsch lernenden Siebtklässler, dass sie neben den unglaublich vielen anderen Unterrichtsstunden auch noch zusätzlich sechs Stunden pro Woche Deutschunterricht erhalten. Damit ist Deutsch für sie das Fach mit den meisten Stunden!

Ziel dieses Deutschunterrichts ist es, die Schüler auf das Deutsche Sprachdiplom (DSD) der 1. und 2. Stufe vorzubereiten, also auf dem Niveau A2/B1 (DSD I) und B2/C1 (DSD II). Bestehen die Schüler die DSD-I-Prüfung, die an der Fremdsprachenschule Suzhou jetzt in der 10. Klasse abgelegt wird, dürfen sie ein Studienkolleg an einer deutschen Fachhochschule oder Universität besuchen, das sie ein Jahr lang auf ein Studium in Deutschland vorbereitet. Bestehen die Schüler auch die DSD-II-Prüfung, die sie zusätzlich zur Gaokao in der 12. Klasse ablegen müssen, erfüllen sie damit die rechtlichen Voraussetzungen, um direkt an einer deutschen Fachhochschule oder Universität zu studieren.

Seit Oktober 2015 studieren die ersten unserer Schüler nach bestandener DSD-II-Prüfung an deutschen Universitäten. Darauf sind wir, meine chinesischen Deutschkolleginnen und ich, sehr stolz.

Außer dem "chinesischem" Programm, das zur "Gaokao" führt und zum Studium in China berechtigt, gibt es auch noch andere Programme, die ein Studium hauptsächlich in angelsächsischen Ländern ermöglichen. Deshalb arbeiten an der SFLS zurzeit 49 ausländische Lehrer, von denen die meisten aus den USA kommen.

Extreme Unterrichtsbelastung

Die Schüler der SFLS haben montags bis donnerstags von 7.40 bis 16.35 Uhr und freitags von 7.40 bis 15.05 Uhr Unterricht. Damit kommen sie auf bis zu 44 Wochenstunden. Darüber hinaus gibt es noch eine Hausaufgabenbetreuung von 18 bis 21 Uhr, für die Schüler der Oberstufe sogar bis 22 Uhr. Die Teilnahme daran ist obligatorisch. Die Schüler der Senior High School, also der Klassen 10 bis 12, haben außerdem noch jedes zweite Wochenende am Samstag und am Sonntag Unterricht. Stellt man weiterhin in Rechnung, dass viele Schüler im Internat der Schule leben, bedeutet das, dass diese Oberstufenschüler im Normalfall zwölf Tage am Stück in der Schule verbringen und dann für zwei Tage nach Hause fahren.

Hintergrund dieser für deutsche Maßstäbe unvorstellbaren Unterrichtsbelastung ist, dass die SFLS eine Privatschule ist, für die die Eltern nach chinesischen Maßstäben viel Schulgeld zahlen müssen und dafür natürlich eine entsprechende Gegenleistung erwarten. Diese basiert, offensichtlich von Eltern und Schule geteilt, auf der grundlegenden Einstellung "Viel bringt viel.", also nach dem Motto: Je mehr Unterrichtsstunden und Hausaufgabenbetreuung die Schüler erhalten, desto mehr und besser lernen sie.

Dieses Modell hat seine Vorzüge - es wird tatsächlich erstaunlich viel gelernt-, aber eben auch seine Schattenseiten. Der offensichtlichste Nachteil ist die starke Müdigkeit der Schüler, insbesondere am frühen Morgen. Es kommt durchaus vor, dass die Schüler ihren Kopf auf den Tisch legen, weil sie die Augen nicht mehr offenhalten können. Wenn man sie fragt, was ihre dringlichsten Wünsche sind, bekommt man häufig die Antwort: Weniger Hausaufgaben und mehr Schlaf.

Immer noch mehr Unterrichtsstunden und Hausaufgaben steigern zudem den Lernerfolg ab einem bestimmten Punkt nur noch wenig. Der Aufwand steht dann in keinem angemessenen Verhältnis mehr zum Ertrag.

Deutschunterricht an der SFLS

Es gibt zur Zeit sechs Klassen, die innerhalb des DSD-Programms, das 2009 an der SFLS eingeführt wurde, Deutsch lernen, nämlich in den Jahrgangsstufen 7 bis 12 innerhalb des chinesischen Systems, das zur Gaokao führt. Die DSD-Klassen haben zurzeit sechs Stunden Deutsch pro Woche und damit von Montag bis Freitag jeden Tag Deutschunterricht. Darüber hinaus haben auch noch vier andere Klassen, die nicht Teil des DSD-Programms sind, jede Woche drei bis vier Stunden Deutschunterricht.

Die SFLS ist Mitglied im weltweiten Partnerschulnetzwerk PASCH. Die 2008 vom Auswärtigen Amt ins Leben gerufene Initiative PASCH vernetzt weltweit rund 1.800 Schulen, an denen Deutsch einen besonders hohen Stellenwert hat. Dazu gehören die von der ZfA geförderten 140 Deutschen Auslandsschulen und die rund 1.100 nationalen Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom anbieten, sowie die vom Goethe-Institut betreuten Fit-Schulen. Einige unserer Schüler schreiben (natürlich auf Deutsch!) für die Online-Schülerzeitung "Chinas Traum" auf PASCH-Global.

Darüber hinaus haben Schüler unserer Schule auch häufiger schon an Wettbewerben teilgenommen, die auf Deutsch stattfinden, wie etwa "Jugend debattiert in China", den Theaterprojekten "Wald der Talente" (1. Platz) und "Stadt der Talente" sowie der "Deutscholympiade" und Kalenderprojekten.

Der Unterricht mit den Schülern ist insgesamt sehr erfreulich, da die weitaus meisten sehr motiviert sind und wirklich gern Deutsch zu lernen scheinen. Besonders scheint ihnen zu gefallen, dass sie in unserem Fach auch kooperative Unterrichtsformen und -methoden erleben können, also beispielsweise Gruppenarbeit - unser Klassenzimmer, das "Deutsche Haus", ist einer der ganz wenigen Räume in der Schule, in der die Sitz- und Tischordnung dies ermöglicht bzw. fördert - und der Möglichkeit, auch wirklich (natürlich argumentgestützt) ihre eigene Meinung äußern zu können.

Sehr wichtig sind auch die Einzelgespräche, die ich mit den Schülern unseres DSD-Programms jeden Tag in einer 20-minütigen Pause am Morgen und nach dem Unterricht durchführe. So kann man sehr viel intensiver erfahren, wo die Stärken und Schwächen einzelner Schüler sind, und sie besser individuell fördern. Im Unterricht haben manche Schüler, besonders die schwächeren, die Tendenz, sich zu "verstecken": Sie sprechen zum Beispiel ganz leise, so dass sie nur schwer zu verstehen sind.

Fazit

Trotz aller Eingewöhnungsschwierigkeiten am Anfang, ich konnte zu Beginn überhaupt kein Chinesisch, sind meine Erfahrungen nach jetzt über fünf Jahren China ganz überwiegend positiv. Suzhou ist zwar eine dicht besiedelte Millionenstadt mit den sich daraus ergebenden Verkehrs- und Infrastrukturproblemen; auch die Mentalität und die Schulkultur in China sind doch sehr verschieden von denen in Deutschland; zudem ist die Luftqualität schlechter als in Deutschland - aber Chinesen sind gast- und ausländerfreundlich, und die persönliche Sicherheit ist hoch, so dass ich den Schritt in den Auslandsschuldienst nicht bereut habe.

Karsten Stock, LPLK an der Suzhou Foreign Language School

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    Stand 20.01.2016