Darf man mit dem fahrrad über den zebrastreifen fahren

Wieder ein Theme über Fahrrad-Verkehrsregeln. Wenn man die Frage ganz wörtlich nehmen würde, müsste man sogar mit „Ja“ antworten. Denn FahrradfahrerInnen dürfen über Zebrastreifen, d.h. über Fußgängerüberwege fahren, jedoch haben sie dort keinen Vorrang gegenüber dem Auto.

D.h. wenn ein Auto kommt, nicht warten will und den Radfahrer nicht durchlässt, so ist das sein gutes Recht. Das Auto hat Vorrang gegenüber einem fahrrenden Fahrrad. Insofern ist es nicht verboten, als Fahrradfahrer über Zebrastreifen zu fahren, sofern die Straße frei ist. Sonst nur, wenn der Autofahrer explizit wartet und den Radfahrer durchwinkt.

Was natürlich etwas anderes ist: Wenn der Radfahrer absteigt und das Fahrrad schiebt, so wird er zum Fußgänger. Also hat er auch die gleichen Rechte auf dem Fußgängerüberweg wie der Fußgänger. Er darf also schiebend über den Zebrastreifen laufen.

Grundsätzlich also gilt, wenn Fahrradfahrer über Zebrastreifen fahren möchten: Der Fahrradfahrer muss eigentlich warten, der Fahrradschieber darf gehen, weil er Fußgänger ist.

Was dürfen Radfahrer am Zebrastreifen – und was nicht? Foto: imago//Fotostand/K. Schmitt

Radfahrer kämpfen an Zebrastreifen mit Autofahrern häufig um ihre Rechte. Doch was darf man mit dem Fahrrad an den Straßenübergängen wirklich? Wir erklären, wie es sich verhält – und welche Tricks es dabei gibt.

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Berlin - Gerade in Großstädten ist es ein gängiges Bild: Der Radfahrer fährt wie selbstverständlich über den Zebrastreifen – und Autos müssen deshalb bremsen. Darf er das überhaupt? Hat er dort die gleichen Rechte wie Fußgänger? Zum Tag des Zebrastreifens am 1. September überprüfen wir populäre Behauptungen.

Behauptung: Radfahrer haben auf dem Zebrastreifen die gleichen Rechte wie Fußgänger.

Fakt: Falsch! Während Fußgänger oder Rollstuhlfahrer hier absoluten Vorrang genießen – und zwar schon dann, wenn sie sich dem Zebrastreifen nähern –, hat der Radfahrer auf dem Fußgängerüberweg kein Vorrecht. „Als Radfahrer muss man am Zebrastreifen warten, bis der Weg frei ist“, erklärt Roland Huhn, Rechtsexperte des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).

Und wenn es bei der Überquerung des Zebrastreifens durch einen Radfahrer zu einem Unfall kommt? Dann drohe dem Radler eine Mitschuld, sagt Anika Meenken, Sprecherin für Radverkehr beim Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Fahrradfahren in der Region Stuttgart –

Warum Radfahrer es hier so schwer haben

Radler dürfen über Zebrastreifen fahren

Behauptung: Radfahrer dürfen gar nicht über den Zebrastreifen fahren.

Fakt: Falsch! „Radfahrer dürfen über den Zebrastreifen fahren“, erklärt der ADFC-Rechtsexperte Huhn. „Sie haben dann aber keinen Vorrang vor dem Autoverkehr auf der Straße.“

Was das genau heißt, erklärt der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) in einem Online-Ratgeber zum Zebrastreifen: „Muss ein Auto wegen eines fahrenden Radfahrers auf dem Fußgängerüberweg abbremsen oder halten, riskiert der Radfahrer ein Bußgeld für eine vermeidbare Behinderung.“

Behauptung: Wer absteigt und schiebt, genießt Vorfahrt.

Fakt: Stimmt! „Wer sein Fahrrad schiebt, geht zu Fuß und hat deshalb Vorrang“, erklärt Huhn. Durch das Absteigen und Schieben werde aus dem Radfahrer ein Fußgänger, der sein Fahrrad bei sich hat, veranschaulicht VCD-Sprecherin Meenken.

Rad lieber wie Roller nutzen

Behauptung: Wer sein Fahrrad wie einen Roller nutzt, wird wie ein Fußgänger behandelt.

Fakt: Stimmt! Das besagen zwei Gerichtsurteile (KG Berlin, Az.: 12 U 68/03, und OLG Stuttgart, Az.: 5 Ss 479/87). Beim Fall in Berlin war ein Radfahrer vor einem Zebrastreifen abgestiegen und hatte sein Rad wie einen Roller genutzt. Dabei kam es zu einem Unfall. Weil er aber nicht gefahren sei, trage er keine Mitschuld, urteilte das Gericht.

Die Versicherung ARAG, die über den Fall berichtet, empfiehlt deshalb, das Rad zu schieben oder wie einen Roller zu nutzen: „So haben Sie Vorrang vor den Autos und anderen Verkehrsteilnehmern.“ Das bestätigt auch Rechtsexperte Huhn: „Wer auf dem Fahrrad auf einem Pedal stehend rollert, gilt als Fußgänger.“

Radfahrer sollen inzwischen aber auch auf den Straßen besser geschützt werden: durch Abstandsregeln, die Autofahrer seit 2020 zu beachten haben.

Kinder besonders schützen

Behauptung: Kinder auf dem Fahrrad haben auf dem Zebrastreifen Vorfahrt.

Fakt: Stimmt zum Teil. Denn radfahrende Kinder genießen – wie Erwachsene – auf dem Zebrastreifen eigentlich kein Vorrecht. Das heißt: Nur, wenn sie absteigen und ihr Fahrrad schieben, sind sie Fußgänger und haben damit Vorrang.

In Paragraf 3 Absatz 2a der Straßenverkehrsordnung (StVO) ist jedoch von einer besonderen Rücksichtnahme auf Kinder die Rede. Das bedeutet: Autofahrer müssen sich so verhalten, dass eine Gefährdung von Kindern ausgeschlossen ist. Für den ADFC-Rechtsexperten Huhn bedeutet das: „Autofahrer müssen warten, wenn ein Kind auf einem Fahrrad über den Zebrastreifen fahren will.“

Zebrastreifen an Kreisverkehren hält Jürgen Ehrmann, in Backnang für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) aktiv, übrigens für unfallträchtig und falsch platziert. Er regt daher einen größeren Abstand zwischen Kreisverkehren und Zebrastreifen an.

Wann muss ich vom Rad absteigen?

Radfahrer sollten am Zebrastreifen absteigen, wenn er zum Überqueren der Straße genutzt wird. Nur dann haben sie den gleichen Vorrang wie Fußgänger. Der Radfahrer auf dem Bild verhält sich also falsch. Sind Radfahrer auf der Fahrbahn unterwegs, müssen sie anhalten, wenn Fußgänger einen Zebrastreifen überqueren möchten.

Was darf man auf Zebrastreifen?

Fußgänger haben vor allen anderen Verkehrsteilnehmern Vorrang – außer vor Schienenverkehr. Das bedeutet: Will ein Fußgänger erkennbar den Zebrastreifen überqueren, dürfen Autos nur mit mäßiger Geschwindigkeit heranfahren und müssen gegebenenfalls anhalten.

Was darf man nicht auf Zebrastreifen?

Am Zebrastreifen darf nicht überholt werden. Bei Stau oder stockendem Verkehr muss der Zebrastreifen freigehalten werden. 5 Meter vor dem Zebrastreifen darf nicht gehalten oder geparkt werden. Hinweis: Ausgenommen von der Fußgänger-Vorrang-Regel sind Schienenfahrzeuge.

Wie schnell darf man über einen Zebrastreifen fahren?

Fahrzeuge dürfen nur mit mäßiger Geschwindigkeit heranfahren und wenn es nötig ist, müssen sie warten. Stockt der Verkehr, dürfen Fahrzeuge nicht auf den Überweg fahren, wenn sie auf ihm warten müssten.