Ist das abitur auf der gesamtschule einfacher als auf dem gymnasium

Mann kann nach der 10 ja auch vom Allg. Gym auf ein berufliches Gym. wechseln. Hab ich so gemacht.

"Leichter" ist es nicht wirklich ABER, man macht das Abi in einem Hauptfach, das neu ist und das man sich wegen seinen Interessen ausgesucht hat und fängt sozusagen "neu an" zu lernen. Hat somit mit keinen aufgestauten Defiziten zu kämpfen.
Also wenn man es in diesem kleinen Teilbereich sieht, ist es dergestalt leichter, als dass man eben alten Ballast abwerfen kann und sein Abi in einem Fach macht, das einem interessiert. Es fühlt sich also leichter an.
Und die Lehrer auf einem beruflichen Gym. sind darauf eingestellt, Leuten, die von einer Realschule kommen, den Stoff Abi-Reif beizubringen, - sie erklären mehr, haben passendendere Bücher und Konzepte usw....

Aus diesem Gesichtspunkt würde ich sagen: ja. es fühlt sich leichter an. --- In den Allgemeinfächern schreibt man aber genau das gleiche Abi, wie die auf dem Allgm.Gym. -- da hat man keine anderen Aufgaben oder so .... aber ich fand, die Lehrer geben sich mehr Mühe, die Schüler dort hinzubringen und nicht zuletzt gilt hier das G12 -- und in den Berufsschulen hab man noch das G13. --- hat also ein Jahr länger Zeit.

Ich bin nach der 10. von einem "normalen" Gymnasium auf ein berufliches Gymnasium gewechselt.
(Bitte nicht verwechseln mit dem Fachabitur, das ist etwas anderes.)
Bei uns sind nach der 10. Klasse die Meisten von Realschulen gekommen.
Da gab es Aufnahmekriterien vor allem in Bezug auf die Noten der Hauptfächer. Das waren also alles Schüler mit einem guten Realschulabschluss.
In der 11. Klasse sind trotzdem fast 50% sitzengeblieben, meistens haben Sie die Schule verlassen. Gerade in Mathe erinnere ich mich an große Probleme, da hatten Sie in den Realschulen wohl nicht den erforderlichen Stoff durchgenommen.
Trotzdem denke ich, dass es eine gute Möglichkeit ist für sehr gute und vor allem motivierte Schüler nach der 10. auf ein Gymnasium zu wechseln. Man muss aber bereit sein vor allem in der 11. Klasse wirklich Gas zu geben und Lücken zu schließen.
Alle die vom Gymnasium kamen hatten wenig Probleme.
Wer die 11. Klasse geschafft hat ist dann auch fast immer gut durchs Abi gekommen, egal ob von Gymi oder Realschule.
Das ist jetzt schon 20 Jahre her, eventuell hat sich da was verändert.
Ich denke aber es ist nicht leichter als an einem anderen Gymnasium. Am Ende ermöglicht es ja anders als das Fachabitur auch den Zugang zu allen Studiengängen. Nicht nur die der gewählten Fachrichtung.
Toll ist natürlich, dass man schon eine Richtung einschlagen kann wenn man weiß was man später studieren will.
Das bringt einem an der Uni schon einen Vorsprung wenn man seine Richtung beibehält.

Meinst du mit beruflichen Gymnasium die Oberstufe auf einem Gymnasium mit Spezialisierung? Anschließend an die mittlere Reife? Z.B. kaufmännisch, technisch oder ähnliches?

Oder eines, das von der 5. Klasse an in eine bestimmte Richtung geht?

Ob schwerer oder leichter hängt davon ab, was das Kind gerne werden möchte und wo die Neigungen sind.
Realschulabschluss und dann Oberstufe an einem beruflichen Fachgymnasium haben einige geschafft und einige nicht. Für manche war es DIE Chance, weil sie dann erst wussten, wohin sie wollten und in den Jahren zuvor noch anderes im Kopf hatten. Für manche war es eine Bauchlandung, weil sie nach der Realschule die Umstellung nicht gepackt haben.

"Würdet ihr ein Kind dass nicht gerne lernt zur Realschule oder zum Gymnasium geben? Das Kind schafft mit Lernen gute Noten im 1,5 bis 2er Bereich. "

Was heißt: nicht gerne lernen?
Wenn die Noten gut sind ohne zu lernen, ist die Motivation gering. Es klappt ja auch so. Manche fangen dann am Gymnasium an zu lernen, weil sie herausgefordert werden. Manche lernen nicht, weil sie es nicht kennen und vom Lernen als solches überfordert sind.

Was sagt denn dein Kind?
Was sagen die aktuellen Lehrer?

Der Vergleich wurde im Fr�hjahr 1997 durchgef�hrt vom Max-Planck-lnstitut f�r Bildungsforschung Berlin (MPIB) im Rahmen des Forschungsprojektes BIJU. Er wurde ver�ffentlicht Ende September 1999 in der "Zeitschrift f�r Erziehungswissenschaft", 3/1999, S. 385-422, unter dem Titel "Wege zur Hochschulreife: Offenheit des Systems und Sicherung vergleichbarer Standards".

Die Stichprobe des Vergleichs umfa�te 1573 Sch�lerinnen und Sch�ler, 991 von 19 Gymnasien und 582 von 12 integrierten Gesamtschulen in NRW. Im Vorfeld wurden untersucht: die kognitiven Grundf�higkeiten, die fachlichen Eingangsvoraussetzungen und die soziale Herkunft.

Qualifikation bei Eintritt in die Oberstufe:

Gesamtsch�ler:

  • unter Realschulniveau
  • zwei Noten schlechter als Gymnasiasten
Bez�glich der fachlichen Eingangsvoraussetzungen stellte sich heraus: "Die Fachleistungen der Sch�ler, die an Gesamtschulen in die Oberstufe wechseln, entsprechen weitgehend den in Erweiterungskursen erreichten mittleren Werten, die wiederum unter dem mittleren Realschulniveau bleiben" (S.404).

Gegen�ber den Sch�lern, die an Gymnasien in die Oberstufe �berwechseln, liegt der Abstand der Gesamtsch�ler, die in die Oberstufe wechseln, bez�glich der Eingangsvoraussetzungen in Mathematik zu Beginn des 11. Jahrgangs "bei ungef�hr einer Standardabweichung" (S.404, Anmerkung des Verfassers: entspricht hier zwei Notenstufen)

bew�hrte Testaufgaben aus TIMSS III und Standardstoff der Mittelstufe Der eigentliche Test bestand aus 25 Mehrfachwahlaufgaben (multiple choice), von denen 17 sich schon in der TIMSS III bew�hrt hatten. Acht weitere Aufgaben nahmen Standardstoffe der Mittelstufe wieder auf (s. S. 399 und 402). Alarmierenden Ergebnisse Die alarmierenden Ergebnisse des Vergleichs lassen sich am besten mit Hilfe der MPIB-Grafik (S. 410) erkennen. Dort sind einerseits die in den einzelnen Kursen der beiden Schulformen erreichten Leistungen dargestellt, andererseits ist aber auch erkennbar, welche unterschiedlichen Noten an den beiden Schulformen f�r gleiche Leistungen erteilt worden sind. (Zur besseren Verst�ndlichkeit wurden nachtr�glich von mir mit senkrechten Strichen die Notenstufen eingetragen und mit waagerechten Strichen die divergierenden Benotungen verbunden).

Auswertung Leistungskurse an den Gesamtschulen erreichen noch nicht einmal das Niveau von gymnasialen Grundkursen (S. 405).

Ein "gut" in Grundkursen von Gesamtschulen w�re in Grundkursen von Gymnasien "ausreichend minus", ein "befriedigend" w�re "mangelhaft", und ein "ausreichend" in einem Gesamtschulgrundkurs w�re am Gymnasium ein "ungen�gend".

Ein "gut" in Leistungskursen von Gesamtschulen w�re in Leistungskursen von Gymnasien ein "ausreichend minus", ein "befriedigend" w�re ein "mangelhaft minus", und ein "ausreichend" w�re am Gymnasium ein "ungen�gend". (Die Richtigkeit dieser Auswertungen ist von Seiten des MPIB bei anderer Gelegenheit best�tigt worden, z. B. im ZDF-Magazin "Frontal", 12.10.1999).

Der Unterschied in den Bewertungen betr�gt also im Mittel mehr als zwei ganze Notenstufen und nicht "etwa eine ganze Notenstufe". Hier irrte die dpa in ihrer Vorabinformation vom 2.9.1999 - und verharmloste so die Rezeption dieser alarmierenden Befunde durch die Presse.

Konsequenzen Viele Sch�lerinnen und Sch�ler, die an integrierten NRW-Gesamtschulen mit befriedigenden oder ausreichenden Leistungen das Abitur bestanden haben, w�ren an NRW-Gymnasien nicht einmal zum Abitur zugelassen worden - und machen daher ihre Grenzerfahrung erst in der weiteren Ausbildung. Verbesserungsvorschlag des Arbeitskreises Gesamtschule e.V. Ein vom Arbeitskreis Gesamtschule e.V. wiederholt vorgetragener Verbesserungsvorschlag

Die Umwandlung integrierter Gesamtschulen in additive Gesamtschulen nach Art der hessischen "schulformbezogenen Gesamtschulen", mit Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialzweigen w�re ein erw�genswerter Ausweg - effektiver, kosteng�nstiger und begabungsgerechter. Die hessischen additiven Gesamtschulen schnitten bei Vergleichsstudien von H. Fend (1) erheblich besser ab "als insbesondere die in Zweierdifferenzierung arbeitenden integrierten Gesamtschulen Nordrhein-Westfalens".

(1) Prof. Dr. H. Fend: "Determination von Schulleistungen: Wie wichtig sind die Lehrer?" in der Zeitschrift "Unterrichtswissenschaft" 1984 (Nr. 1) 68-86.