Kind hört nicht und provoziert 7 Jahre

Dein Kind hört nicht und provoziert nur. Du kommst dir vor, als würdest du vollständig ignoriert. Das macht dich wütend und ungeduldig. (Lies auch hier)

Du sagst alles 20 Mal und nichts passiert. Und wenn du “Stop” schreist, gibt dein Kind erst Recht noch Gas.

Dein Mann oder deine Schwiegermutter sind überzeugt: Du hast das Kind verzogen, wenn es nicht hört und provoziert! Das tut weh. Und nervt. Und dagegen werden wir hier und heute etwas tun!

Mein Kind hört nicht auf mich und provoziert!

Wenn du willst, dass dein Kind immer und sofort auf dich hört, musst du Stock und Rute wieder einführen. Denn geschlagene Kinder hören aufs Wort. Immer.

Wenn also Tante Gertrude der Ansicht ist, deine Kinder hören nicht und provozieren nur, dann kannst du sie ab jetzt anlachen und stolz verkünden: “ja, das liegt daran, weil ich sie nicht schlage. Das ist nämlich Gewalt. Und die ist schlimm und verboten außerdem!”

Jedes einzelne Mal, wenn dein Kind also auf dich hört, dann tut es das, weil es sich für dich entscheidet, es hört aus Liebe zu dir. Mach dir das ganz stark bewusst!

Was ist eigentlich provozieren?

Du bist Mama. Ich muss dir nicht beschreiben, wie das aussieht, wenn ein Kind nicht hört sondern provoziert. Wir kennen das alle! Es macht uns rasend.

Aber was ist das eigentlich, wenn ein Kind provoziert? Kinder haben ein sehr feines Gespür für Kommunikation und Beziehung. Warum?

Weil sie schon von Geburt an davon abhängig sind, dass der Erwachsene ihnen gegenüber gut gestimmt ist, ihnen Nahrung und Wärme gibt, sowie Zuwendung und Liebe. Denn Kinder/Babys/Menschen sterben, wenn sie diese nicht erhalten.

Und was hat das mit Provozieren und nicht hören zu tun? Ist das nicht widersprüchlich?

Wenn etwas in eurer Beziehung also schief läuft, dann zeig dir dein Kind das sofort mit seinem Verhalten.

Kinder wissen aber nicht, wie sie es in Worte fassen sollen, sondern fangen an ein Verhalten zu zeigen, das eigentlich ihre Angst ausdrückt, ihre Verletzung und ihre Wut darüber, wie es gerade läuft.

Wir werden uns gleich ansehen, was passiert, bevor ein Kind anfängt zu provozieren. Und du wirst sehen, dass diese Provokation eigentlich ein tieferliegendes Gefühl zeigt. Ein Gefühl, dass dein Kind noch nicht ausdrücken kann. (Ich werde die Botschaft deines Kindes im folgenden Text Fett markieren, dann ist es noch klarer)

Darum hört dein Kind nicht auf dich und provoziert nur:

1. Seine Integrität ist von deinen Worten verletzt worden

“Ständig machst du dich schmutzig, pass doch einmal auf”. Das ist ein normaler Satz, den wir an ganz normalen Tagen zu unseren Kindern sagen könnten, oder?

Kind hört nicht und provoziert 7 Jahre
Bildnachweis: Pixabay, distel2610

Versuche einmal dir vorzustellen, dein Partner würde genau diesen Satz zu dir sagen. Wie fühlst du dich? Du willst dich bestimmt verteidigen. “Gar nicht immer!” Und fühlst dich davon getroffen und verletzt.

So geht es deinem Kind auch. Deshalb springt es dann erst recht in die Pfütze. Es kann nicht anders, denn es will seine innere Integrität (seine Heilheit, seine Ganzheit) schützen. Und dir etwas wichtiges mitteilen: “Du hast mich verletzt!”

Besser wäre: “Geh um die Schlammpfütze herum, wir brauchen deine Hose heute noch!”

2. Du hast es provoziert (ja, echt!)

Eigentlich denken wir, nur Kinder provozieren, oder? Aber in Wirklichkeit gibt es leider unheimlich viele unbewusste Momente, in denen wir unsere Kinder stark provozieren.

Beispiel: “Du isst wie ein Ferkel!” Oder noch schlimmer: (Im Gespräch mit der Freundin) “Mein Kind isst wie ein Ferkel!”

Aus dieser Abwertung heraus, fällt es deinem Kind unheimlich schwer, nachgiebig und großzügig zu reagieren und sich zu bemühen, ab jetzt schöner zu essen. Du machst es mit diesem Spruch (am besten noch vor fremden Personen am Tisch) nahezu unmöglich. Jeder gesunde und starke Mensch würde jetzt seinen Kopf in den Teller stecken und möglichst laut und eklig schmatzen, oder?

Botschaft: „Du hast mich verletzt und bloßgestellt!“

Besser: (geflüstert, damit es keiner hört, außer das Kind): “Soll ich dir die Spaghetti schneiden? Die verspritzen sonst alles!”

3. Seine Bedürfnisse stehen dem “Gehorchen” im Weg und deshalb hört dein Kind nicht auf dich und provoziert

Selbstbestimmung ist ein Grundbedürfnis. Wirksamkeit auch. Diese beide inneren Bedürfnisse sind nicht nur bei Kindern ernst zu nehmende Bedürfnisse und wenn sie zu lange weg geschoben werden, führen sie zu Trauer und Zorn.

Du wirst jetzt bestimmt schon grinsen. Natürlich weißt du, was ich damit meine: Dein Kind möchte selber bestimmen. Und es möchte, dass das, was es tut, einen Effekt hat. Es möchte Selbstwirksam sein, also wichtig.

Darum hört dein Kind dann nicht: es hat sein Bedürfnis zu lange weg geschoben und kann einfach nicht mehr! 

Botschaft: „Ich habe mich wirklich bemüht, lange bemüht, auch wenn du es nicht siehst. Aber jetzt kann ich nicht mehr!“

4. Deine Worte und deine Gedanken passen nicht zusammen (Kinder sind kleine Hellseher)

Das ist kein Witz. Wenn du denkst: “Ach, ist doch eigentlich gar nicht so schlimm” oder “naja, ist halt ein Kind” – und gleichzeitig verlangst: “Iss mit Messer und Gabel und nicht mit den Fingern”, spürt dein Kind das.

Es spürt also, dass da zwei widerstreitende Anweisungen in dir sind. Einmal, dass du es gar nicht so unverständlich findest, dass dein Kind mit den Fingern isst. Und dann deine eigene Erziehung, die verlangt, dass man nicht mit den Fingern isst.

Auf was soll es also hören? Auf dein Gefühl (nicht so schlimm) oder auf deine Worte? Kinder sind kleine Hellseher, du kannst sie nicht veräppeln. Sie merken das! Oder um Bellatrix Lestrange aus Harry Potter zu zitieren: “Du musst es auch wirklich wollen!”

Botschaft: „Jetzt bin ich verwirrt. Was soll ich tun?

5. Könntest du das bitte aufräumen? Okay?

“Nicht fragen, sondern Anweisen!” (Das sagt sich auch Hera Lind in “Superweib” ständig)

Kind hört nicht und provoziert 7 Jahre
Bildnachweis: Pixabay: Ben_Kerckx

“Könntest du bitte aufhören, deine Schwester zu hauen? Okay?” Hm. Nö. Keine Lust. Danke der Nachfrage:-)

Wenn du unsicher, dünn oder fragend klingst, dann ist das ähnlich wie bei den Worten, die nicht zu deinen Gedanken passen: dein Kind bekommt verschiedene Informationen von dir. Einmal die unsichere Haltung, das Fragen, einmal die Worte.

Wonach soll es sich jetzt richten?

Botschaft: „Das verunsichert mich. Was willst du von mir? Soll ich die Führung übernehmen?“

5. Das Wort “Nicht” hört ein Kind nicht

Negierungen verarbeitet dein Gehirn nicht gut. Und das von Kindern erst recht nicht. (Diese Information stammt aus “Das Gewünschteste Wunschkind aller Zeiten, treibt mich zum Wahnsinn”).

Du sagst: “Nicht den Ofen anfassen!”

Dein Kind hört: “Den Ofen anfassen!”

Klar, was es macht? Es hört. Und fasst den Ofen an. Autsch!

Besser ist also: “Komm her!” oder: “Geh ins Wohnzimmer zu deinem Bagger!”

6. Dein Kind hat die Manipulation durchschaut und fühlt sich betrogen

Ich weiß, es gibt Erzieher oder Pädagogen, die manipulieren. “Du bist doch schon groß und stark, oder..? Dann kannst du doch den Müll schon raustragen”  oder: “Oma würde es total freuen, wenn du ihr einen Kuss geben würdest!” Es funktioniert vielleicht. Solange dein Kind das nicht durchschaut.

Aber in meinen Augen ist es ein Betrug, der deine Beziehung zu deinem Kind belastet. Und damit dein Kind auf dich hört brauchst du eine saubere und unbelastete Beziehung.

Kinder sind keine Idioten. Sie spüren versteckte Manipulationen und fühlen sich betrogen. Irgendwann werden sie darauf nicht mehr hereinfallen oder sich sogar stark verletzt fühlen. Allerspätestens in der Pubertät fliegt euch das um die Ohren.

Botschaft: „Ich spüre, dass da eine Lüge ist. Das verletzt mich sehr!“

7. Die andere Motivation ist gerade extrem stark

Ähnlich wie mit den Grundbedürfnissen nach Selbstbestimmung gibt es Motivatoren, die sehr stark ziehen. Eis. Ferngesteuertes Auto. Babykatze. Dem Bruder eine reinhauen.

Es kann sein, dass diese Motivation gerade so stark ist, dass sie dein Rufen gerade einfach ausschaltet. Das Gehirn eines Kindes arbeitet noch längst nicht so kontrolliert wie unseres. Hier ist die emotionales Seite sehr viel stärker (Der Präfrontale Kortex ist noch nicht fertig ausgebildet).

Und selbst bei uns gibt es doch Motivationen, die stärker ziehen als die Stimme der Vernunft. Die Schokolade. Der Liebesfilm. Das Ausschlafen.

Botschaft:Tut mir leid. Aber das MUSS ich jetzt tun

8. Deine Worte sind nicht glaubhaft

“Wenn du nicht sofort aufhörst, dann dreht der Pilot um und fliegt zurück!” Michael Mittermayer, der Kabarettist machte sich schon vor Jahren über uns Eltern lustig.

Natürlich sind wir Eltern in diesen Augenblicken einfach hilflos und uns ist nicht nach Lachen zumute, aber wann immer wir Eltern uns hier diesen Satz sagen “…und der Pilot dreht um und fliegt zurück”, dann müssen wir ein bisschen lachen und können diesen Pädagogenscheiß wieder zurück nehmen.

Botschaft: „Meinst du das jetzt ernst? Willst du mir Angst machen?“

Besser: “Oh man, ich weiß grad einfach nicht weiter. Wie soll ich dich davon abbringen, das zu machen? Verkitzeln?” Mein größter Sohn würde mir inzwischen grinsend vorschlagen das Taschengeld zu erhöhen oder ihm ein Eis zu kaufen. Aber die Liebe zu uns ist groß genug: er hört dann trotzdem damit auf.

9. Zu viel Blabla

“Lass das endlich mal sein, mich nervt das so, dein Bruder bekommt schon Kopfweh davon, ich kann es einfach nicht leiden, außerdem wird deine Hose davon ganz schmutzig, dann muss ich wieder waschen, dazu habe ich keine Lust, dann lasse ich ab jetzt dich die Wäsche aufhängen und außerdem reicht das Geld nicht um stäääändig neue Hosen zu kaufen…”

Blabla.. was?

Dein Kind hat wahrscheinlich Erfahrung mit diesen verbal-Ergüssen von dir und schaltet nach dem 2. Wort ab.

Botschaft: „Ähm.. was?

Besser: “Hör auf. Jetzt”.

Kind hört nicht und provoziert 7 Jahre
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10. Nur über meine Leiche!

Es gibt “Neins” oder Ansagen, die sind uns unheimlich wichtig. Wirklich, wirklich wichtig. Nach und nach finden wir heraus, was uns wichtig ist.

Mir ist es zum Beispiel wichtig, dass meine Kinder lernen, ihre Sachen aufzuräumen. Nicht mal unbedingt das Spielzeug, sondern Kleinigkeiten wie einen Pullover, der ihnen gerade nicht mehr gefällt und einfach, ganz frisch rausgezogen und in eine Ecke gepfeffert wird.

Hier bestehe ich darauf, dass dieser Pullover aufgeräumt wird. Und zwar mit einer Überzeugung die in meinem Inneren ungefähr so klingt: “du wirst diesen Pullover aufräumen und wenn es das Letzte ist, was wir heute tun! Was wir jemals tun!”

Du kannst nach und nach diese Dinge, die dir wichtig sind, zu den Wenigen machen, auf die dein Kind wirklich hören muss. Und dafür ein paar läppische und halblebige: “Sowas macht man aber nicht”-Blablas weglassen.

Mein Kind hört nicht und provoziert – oder merke ich es nur nicht?

Kind hört nicht und provoziert 7 Jahre
Bildnachweis: Pixabay: sasint

Oft hören Kinder nicht sofort. Machen aber trotzdem, was gesagt wurde.

Oft hören Kinder nicht genau auf die Weise, wie wir sie uns vorstellen!

Achte genau auf dein Kind, beobachte es, schreibe vielleicht sogar mal einen Tag lang auf: finde eine Situation, in der es auf dich gehört hat. Und freue dich daran!

Erwarte nicht, dass dein Kind wie ein Automat funktioniert. Denn das tun nur Kinder, die geschlagen werden und das ist schlimm und macht dein Kind kaputt.

Beobachte mit Liebe: du wirst garantiert mindestens eine Sache am Tag finden, wo dein Kind macht, was du sagst. Und dann erhöhe auf Zwei!

Deine Susanne

Bildnachweis: Titelbild: TheoRivierenlaan / 187 Bilder

Was tun wenn 7 Jährige nicht hören?

Wie reagiere ich am besten, wenn mein Kind nicht hört?.
Setze dich auf Augenhöhe neben deinen Nachwuchs..
Bitte dein Kind, mit dem, was es gerade tut, kurz aufzuhören..
Schaue deinem Kind in die Augen und sprich ruhig und deutlich..
Frage dein Kind, ob es verstanden hat und bitte es, das Gesagte zu wiederholen..

Was mache ich wenn ich mit meinem Kind nicht mehr klar komme?

Sorge dafür, dass dein Kind nicht das Gefühl haben muss, kämpfen zu müssen, um nicht übersehen zu werden. Es ist nicht wichtig, dass du meinst, dein Kind käme nicht zu kurz. Wichtig ist, was bei deinem Kind ankommt und was tatsächlich wahrgenommen und empfunden wird. Lerne die Sprache deines Kindes kennen.

Wann ist die schwierigste Zeit mit Kindern?

Die Faktoren, aufgrund derer die befragten Eltern das Alter von fünf Jahren als „das Schwierigste“ einstufen, stehen in deutlicher Relation zum Eintritt in die Schule. Bei den 2000 Befragten handelt es sich nämlich um Eltern von in Großbritannien lebenden Kindern, die bereits im fünften Lebensjahr eingeschult werden.

Welche Konsequenz wenn Kind nicht hört?

Oft hilft das schon, den richtigen Ton zu finden, Verständnis zu formulieren oder Angebote zu machen: „Ich sehe, dass du gerade ganz toll spielst. Wenn wir zurück vom Einkaufen sind, darfst du weiterspielen. Oder ich lese dir eine Geschichte vor“.