Krankgeschrieben Wann muss ich zuhause sein

Ja, denn eine Krank­schreibung ist kein Arbeits­verbot. Der Arzt nennt auf der Bescheinigung lediglich die voraus­sicht­liche Dauer der Arbeits­unfähigkeit. Wenn Sie sich früher wieder fit fühlen, dürfen Sie arbeiten gehen. Dann sollten Sie Ihrem Chef aber lieber die ärzt­liche Diagnose mitteilen, damit er Risiken abschätzen kann. Er hat Ihnen und auch Ihren Kollegen gegen­über eine Sorgfalts­pflicht: Wer krank zur Arbeit geht, riskiert, Kollegen anzu­stecken und sich selbst nicht genügend auszukurieren.

Ist für Ihren Arbeit­geber klar erkenn­bar, dass Sie nicht in der Lage sind, Ihre Leistung zu erbringen, sollte er Sie nach Hause schi­cken. Sonst haftet er bei einem Schaden unter Umständen mit.

Der Schutz der gesetzlichen Unfall­versicherung ist dagegen grund­sätzlich nicht gefährdet, wenn Sie krank­geschrieben arbeiten.

Eine „Gesund­schreibung“ gibt es nicht. Es schadet jedoch nicht, wenn Sie einen Arzt beur­teilen lassen, ob Sie wirk­lich wieder arbeits­fähig sind. Wenn Sie gegen den Rat des Arztes wieder arbeiten gehen und dann einen Rück­fall erleiden und länger als nötig ausfallen, kann das sogar ein Verstoß gegen arbeits­vertragliche Pflichten darstellen.

Jedes Jahr fragen sich zahlreiche Arbeitnehmer aufs Neue: Muss ich an Heiligabend und Silvester eigentlich arbeiten? Rein rechtlich lautet die kurze Antwort auf diese Frage: Ja! Mehr dazu in unseren Rechtsnachrichten.

Sie dürfen nichts machen, das als «genesungswidriges Verhalten» gilt. Bei dieser Vorgabe kommt es auch auf die Umstände an. Das Treffen mit einem Freund im Café ist nicht zwangsläufig als genesungswidriges Verhalten einzustufen, der Besuch eines Clubs inklusive exzessivem Alkoholkonsum jedoch schon. Gehen Sie mit einer Grippe kurz spazieren, dürfte dies in Ordnung sein. Wollen Sie jedoch an einem Marathon teilnehmen, sollten Sie warten, bis Sie wieder vollständig genesen sind. Bevor Ihr Arbeitgeber Sie aufgrund genesungswidrigen Verhaltens kündigen kann, muss er Sie zuerst abmahnen. Eine Kündigung ohne Abmahnung ist nur dann zulässig, wenn Sie sich in extremer Weise genesungswidrig verhalten, zum Beispiel, wenn Sie einer Extremsportart mit einer physischen Verletzung nachgehen.

Kündigungsgrund: Vortäuschen der Arbeitsunfähigkeit

Wenn Sie krankgeschrieben sind, sollten Sie bei Ihren Freizeitaktivitäten dennoch vorsichtig sein. Die Durchsetzung einer fristlosen Kündigung aufgrund genesungswidrigen Verhaltens ist für den Arbeitgeber zwar schwierig, bei vorgetäuschter Arbeitsunfähigkeit sieht die Sachlage allerdings anders aus. Sollten Sie diesbezüglich beschuldigt werden, ist es in der Regel empfehlenswert, sich von einem Anwalt beraten zu lassen.

Krankschreibung und Kündigung: Besonderer Kündigungsschutz bei Krankheit und Unfall

Gemäss Artikel 336c OR sind Arbeitnehmer nach Ablauf der Probezeit in besonderem Masse vor einer Kündigung während Krankheit oder Unfall geschützt. So beläuft sich die Sperrfrist, in der eine Kündigung ausgeschlossen ist, im ersten Dienstjahr bereits auf 30 Tage. Vom zweiten bis zum fünften Jahr geniessen sie diesen Schutz 90 Tage lang, anschliessend erhöht sich die Anzahl auf 180 Tage. Ausgenommen von diesem Schutz ist eine arbeitsplatzbezogene Arbeitsunfähigkeit mit physischem Zusammenhang. Trotzdem kann ein Arbeitgeber nur in seltenen Ausnahmefällen kündigen, etwa bei vorsätzlichem Vortäuschen von Arbeitsunfähigkeit.

Was passiert, wenn ich während meines Urlaubs krankgeschrieben werde?

Sollten Sie im Urlaub krank werden, lassen Sie sich ein Arztzeugnis ausstellen. Denn nur nach dessen Vorlage beim Arbeitgeber dürfen Sie sich diese Tage anrechnen lassen, um sie dann zu einem anderen Zeitpunkt als Urlaub zu nehmen. Der Grund liegt darin, dass Urlaub gemäss Gesetz zur Erholung dient und dieser Zweck nicht erfüllt ist, wenn Sie krank sind.

Verreisen trotz Krankheit

Die Frage, ob Sie eine geplante Urlaubsreise antreten dürfen, obgleich Sie krankgeschrieben sind, kommt auf den Einzelfall und die Art der Erkrankung an. Grundsätzlich gilt, dass Ihre Ärztin dies befürworten muss. In einigen Fällen kann eine Reise sogar als genesungsfördernd anerkannt werden, zum Beispiel bei einem Burnout. Haben Sie lediglich eine leichte Erkrankung und treten Ihre Reise an, ist es möglich, dass Ihnen die entsprechenden Tage jedoch nicht gutgeschrieben werden, da sich in diesem Fall Krankheit und Erholung nicht mehr grundsätzlich ausschliessen.

Wer krank ist, muss zu Hause bleiben – das stimmt nur bedingt. Im Grunde kann ein Arbeitnehmer zunächst selbst entscheiden, ob er zur Arbeit gehen kann oder nicht. So kommt es, dass manch einer mit Kopfschmerzen zu Hause bleibt und ein anderer sich wiederum mit einer Grippe zum Arbeitsplatz schleppt.

Der juristischen Definition nach ist ein Arbeitnehmer dann arbeitsunfähig erkrankt,

Richtig krank sein – so sollte man sich während der Krankschreibung verhalten/ Bild: Pöppel Rechtsanwälte

wenn er aufgrund seiner Erkrankung seine bis dato ausgeführte Tätigkeit nicht mehr oder nur unter Verschlimmerung seines Gesundheitszustandes ausführen kann. Dies sagt aber nichts darüber aus, ob man darüber hinaus auch in seiner Freizeitgestaltung krankheitsbedingt eingeschränkt sein muss – und das ist auch ganz bewusst so.

Ist ein Arbeitnehmer von einem Arzt krankgeschrieben worden, erlaubt ihm das deutsche Arbeitsrecht grundsätzlich alles, was keinen negativen Einfluss auf den Heilungsprozess hat. Man da

rf daher während der Arbeitsunfähigkeit all das machen, was einer Genesung nicht im Wege steht. Pauschale Verbote sollte der Arbeitgeber daher nicht aussprechen. Es kommt stets auf die individuelle Krankheit an. So leuchtet es jedem ein, dass man mit einem gebrochenem Fuß, einer Magen-Darm-Erkrankung oder einer Depression anders krank ist.

Krankschreibung ist kein Beschäftigungsverbot

Diese Freiheit geht sogar so weit, dass der Arbeitnehmer auch trotz Krankschreibung zur Arbeit gehen kann. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vom Arzt beinhaltet nur eine Prognose über die voraussichtliche Dauer der Erkrankung. Es besteht während des angegebenen Zeitraums kein Beschäftigungsverbot.

Fühlt sich der Arbeitnehmer wieder fit, muss er die Krankschreibung nicht vollkommen ausschöpfen. Solange man beispielsweise nicht an einer ansteckenden Krankheit leidet, darf man auf eigenen Wunsch auch an einer Betriebsversammlung teilnehmen und danach direkt wieder nach Hause gehen.

Alltägliche Erledigungen

Ordnet der Arzt strikte Bettruhe an, sollte man dies auch einhalten. Trotzdem darf man aber sogenannte Versorgungsgänge unternehmen, also beispielsweise zur Apotheke, zu Ärzten und einkaufen gehen. Wenn es sein muss, geht auch der Einkauf im Bekleidungsgeschäft. Ein ausgiebiger Shoppingausflug in die Innenstadt ist allerdings nicht mit einer verordneten Bettruhe zu vereinbaren.

Abmahnung (1400 x 724)

Abmahnung/ Pöppel Rechtsanwälte

Reisen, Ausflüge, Bettenwechsel

Fliegt man während einer akuten Erkrankung in den Urlaub, erntet man schnell Zweifel an der Arbeitsunfähigkeit. Aber auch hier sollte wieder differenziert werden. Einige Tage in einem Luftkurort oder am Meer wirken bei einigen Erkrankungen wahre Wunder. Ein Urlaub am Ballermann wohl eher weniger. Hat man sich die Hand gebrochen oder ist man wegen eine Burn-Out krankgeschrieben, kann hingehen selbst der alljährliche Spanien-Urlaub einer Genesung nicht im Wege stehen. Um an dieser Stelle aber Konflikte zu vermeiden, empfiehlt es sich, dies sowohl mit dem Arzt als auch mit dem Arbeitgeber abzusprechen. Wohnt man alleine, kann es durchaus auch sinnvoll sein, während der Krankschreibung vorübergehend zum Partner oder zu den Eltern zu ziehen.

Restaurants, Feste, Sport

Sieht der Chef, dass man während der Krankschreibung ausgelassen im Restaurant sitzt oder mit dem Fußballverein trainiert, ist ein Konflikt vorprogrammiert. Dabei kann sowohl der Besuch einer Gaststätte, eines Konzertes als auch der Besuch im Schwimmbad förderlich für die eigene Genesung sein. Auch hier kommt es wiederum auf die Art der Erkrankung an. Gleiches gilt für Familien- oder sonstige Feierlichkeiten. In manchen Fällen ordnen Ärzte sogar ganz bewusst derartige Freizeitaktivitäten an. Wer hier das Gespräch mit dem Arbeitgeber sucht und die Situation erklärt, kann drohendes Gerede im Büro vermeiden.


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Wann muss man zuhause sein bei Krankschreibung?

Das regelt Ihr Arbeits- oder Tarifvertrag. Ist darin nichts festgelegt, gilt das Entgeltfortzahlungsgesetz. Danach dürfen Sie ohne ärztliches Attest drei Kalendertage zu Hause bleiben. Sind Sie länger krank, benötigen Sie eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) vom Arzt.

Was darf man wenn man krankgeschrieben ist nicht machen?

Die wichtigste Regel lautet: Alles, was Ihre Genesung nicht beeinträchtigt, ist während einer Krankschreibung erlaubt. Als Arbeitnehmer müssen Sie sich also so verhalten, dass Sie möglichst bald wieder einsatzfähig sind – das gilt mit Blick auf Konzertbesuche genauso wie für Sport oder andere Aktivitäten.

Was heißt ab dem dritten Tag?

Sind Sie als Arbeitnehmer beispielsweise ab Mittwoch krank und arbeiten normalerweise von Montags bis freitags, dann müssen Sie die AU bei fortdauernder Erkrankung erst am darauffolgenden Montag abgeben.

Wann gilt ein Tag als gearbeitet?

Mir geht es nicht gut – darf ich meinen Arbeitsplatz vorzeitig verlassen? Die Stunden, die bis zum regulären Arbeitsende fehlen, müssen nicht nachgearbeitet werden. Der Tag zählt als gearbeitet. Der erste Krankheitstag ist der Tag danach – ab hier sollte dann die Krankmeldung gelten.