Motorboot-fahrer kauft sich für millionen-summe frei

München - Rund viereinhalb Monate nach dem tödlichen Motorboot-Unfall vom Gardasee haben sich Hinterbliebene der zwei Opfer mit den beiden mutmaßlichen deutschen Bootslenkern nach Anwaltsangaben auf eine Entschädigungszahlung geeinigt.

Das sagte Raimondo Dal Dosso, der Anwalt eines der im Juni getöteten Italiener, der Deutschen Presse-Agentur am Montag. "Wir haben eine gute Übereinkunft erzielt", berichtete der Jurist, ohne eine Summe zu nennen. Diese werde wohl erst zum Prozessauftakt am Mittwoch (9.00 Uhr) in Brescia bekannt werden. Zuletzt war in italienischen Medien von einer Forderung von neun Millionen Euro die Rede gewesen.

Münchner Motorbootfahrer bemerkten Unfall angeblich nicht

Die zwei Münchner hatten den Ermittlungen zufolge in der Nacht von 19. auf 20. Juni mit ihrem Motorboot auf dem Gardasee den kleinen Kahn des italienischen Paares gerammt. Der 37 Jahre alte Mann starb auf der Stelle, seine 25 Jahre alte Begleiterin wurde vom Boot geschleudert und ertrank. Auf Überwachungsvideos ist zu sehen, wie das Boot mit hoher Geschwindigkeit regelrecht über das Holzboot springt. Die Deutschen gaben an, den Unfall nicht bemerkt zu haben.

Lesen Sie auch

Motorboot-fahrer kauft sich für millionen-summe frei

Motorboot-fahrer kauft sich für millionen-summe frei

Zwei Tote bei Gardasee-Unfall: Prozessbeginn am 10. November

X

Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.

zur Merkliste

X

Hier können Sie interessante Artikel speichern, um sie später zu lesen und wiederzufinden. Jetzt registrieren / einloggen

Der 52 Jahre alte Münchner, der am Steuer des Sportbootes gewesen sein soll, stellte sich Anfang Juli den Behörden in Italien und kam in Haft. Inzwischen ist er im Hausarrest. Er solle bei der ersten Anhörung am Mittwoch, die vor allem organisatorische Fragen behandelt und noch ohne Aussagen oder Zeugenbefragungen geplant ist, im Gerichtssaal anwesend sein, sagten seine Anwälte auf dpa-Anfrage. Der zweite Angeklagten wird unterdessen nicht in Italien erwartet.

Durch die Entschädigungszahlungen würden die Familien der zwei Opfer nicht mehr als Nebenkläger in dem Prozess auftreten, sagte Anwalt Dal Dosso. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Deutschen unter anderem fahrlässige Tötung vor. Auf Antrag der Anklage steigt der Prozess sofort in die Hauptverhandlung ein. Das lässt darauf deuten, dass die Beweislage klar ist. Ein Urteil könnte schnell fallen.

Im Prozess nach dem tödlichen Bootsunfall auf dem Gardasee in Italien hat das zuständige Gericht in Brescia die beiden angeklagten Deutschen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Das Gericht in der norditalienischen Stadt fällt am Montag seine Entscheidung im Verfahren gegen zwei Männer aus München im Fall eines tödlichen Bootsunglücks auf dem Gardasee. Ein junges italienisches Paar aus der Umgebung kam bei dem Crash auf dem beliebten See am 19. Juni 2021 kurz vor Mitternacht ums Leben.

Der Bootslenker erhalte vier Jahre und sechs Monaten und der Bootsbesitzer zwei Jahre und elf Monate, erklärte Richter Mauroernesto Macca am Montag in der norditalienischen Stadt.

Die Deutschen sagten Ende Februar vor Gericht aus, in der Nacht nicht bemerkt zu haben, mit einem Boot kollidiert zu sein. Stattdessen gingen sie von Treibgut aus. Die Männer waren wegen fahrlässiger Tötung und unterlassener Hilfeleistung angeklagt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Bootsunglück am Gardasee: Anwalt der Familie des Verstorbenen zufrieden

Mit dem Urteil sei er zufrieden, sagt der Anwalt der Familie des verstorbenen Umberto Garzarella (37). Der Richter habe die beiden Deutschen damit zur Verantwortung gezogen, denn sie hätten in ihrem Zustand nicht über den See fahren dürfen. Den Eltern von Greta Nedrotti (25), die ebenfalls ums Leben kam, schien die Entscheidung zu milde zu sein. „Wir haben uns schon darauf vorbereitet“, sagte Raffaele Nedrotti vor Medienvertretern nach der Verhandlung. „Wir haben getan, was wir konnten. Jetzt müssen wir nach vorne schauen. Leider haben wir unser Kind nicht mehr.“

Die Staatsanwaltschaft forderte sechs Jahre und sechs Monate Haft für den Steuermann und vier Jahre und zwei Monate für den Besitzer. Die beiden wurden unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und unterlassener Hilfeleistung angeklagt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Damit müssen sie ihre Strafen zunächst nicht antreten.

Tat sorgte für große mediale Aufmerksamkeit in Italien

Die beiden 52 Jahre alten Münchener prallten am 19. Juni kurz vor Mitternacht in der Nähe des Westufers des Sees mit dem Holzboot eines italienischen Pärchens aus der Umgebung zusammen. Der 37-jährige Umberto Garzarella und seine Freundin Greta Nedrotti (25) starben.

Der Fall sorgte in Italien für große mediale Aufmerksamkeit. Aufnahmen einer Überwachungskamera kursierten, auf dem der Bootslenker beim Anlegen nach dem Unfall ins Wasser plumpste und dann torkelnd an Land ging. Schnell lautete die Vermutung: Der war doch total betrunken. Der 52-jährige Bayer widersprach dem. Die Aufnahmen seien aus dem Zusammenhang gerissen gewesen.

 

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

  • Einigung auf Maßnahmen für heute geplant - Hohe Energiekosten: So wollen die Ampel-Parteien die Verbraucher entlasten

Die Ampelkoalition will die deutschen Bürger und Unternehmen angesichts der hohen Energiepreise entlasten. Dafür wird momentan das "Maßnahmenpaket zum Umgang mit hohen Energiekosten" verhandelt. Doch ein Blick in das Arbeitspapier offenbart, dass die Koalitionsparteien dabei unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

  • 132 Menschen stürzten ab - China Eastern Airlines: Was bisher über Unglücksflug MU5735 bekannt ist

Mit 132 Menschen an Bord stürzte eine Boeing 737-800 von China Eastern ab. Ein Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse rund um Flug MU5735.

  • Kristian Tangermann - CDU-Politiker und Ehemann von NRW-Ministerin stirbt mit 45 Jahren

Die niedersächsische CDU trauert um Kristian Tangermann. Der Bürgermeister der Gemeinde Lilienthal und Ehemann der nordrhein-westfälischen Verkehrsministerin Ina Brandes starb am Dienstag im Alter von nur 45 Jahren. Die CDU zeigt sich "tief erschüttert".

 

Angler zieht 600 Pfund schweren "Urzeit-Fisch" aus dem Wasser

Motorboot-fahrer kauft sich für millionen-summe frei

PCP Angler zieht 600 Pfund schweren "Urzeit-Fisch" aus dem Wasser

bhi/dpa

Zum Thema

Motorboot-fahrer kauft sich für millionen-summe frei

Heldenhafter Retter

Rettungsaktion der anderen Art: Tierarzt bringt Hunde und Katzen aus der Ukraine in Sicherheit

Motorboot-fahrer kauft sich für millionen-summe frei

Lichtblicke im Schatten des Krieges

Kampf gegen Nahrungskrise: Deutsche Bahn hilft bei Getreideausfuhren aus Ukraine

Motorboot-fahrer kauft sich für millionen-summe frei

Zum 1. Juli

Deutliche Steigerung! Renten-Boost in Ost- und Westdeutschland um bis zu 6,1 Prozent

Vielen Dank! Ihr Kommentar wurde abgeschickt.

Im Interesse unserer User behalten wir uns vor, jeden Beitrag vor der Veröffentlichung zu prüfen. Als registrierter Nutzer werden Sie automatisch per E-Mail benachrichtigt, wenn Ihr Kommentar freigeschaltet wurde.

Artikel kommentieren Logout | Netiquette | AGB

Bitte loggen Sie sich vor dem Kommentieren ein Login

Überschrift Kommentar-Text

Sie haben noch 800 Zeichen übrig
Benachrichtigung bei nachfolgenden Kommentaren und Antworten zu meinem Kommentar Abschicken

Leser-Kommentare (22)

Bei den folgenden Kommentaren handelt es sich um die Meinung einzelner FOCUS-online-Nutzer. Sie spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider.

Mittwoch, 23.03.2022 | 09:31 | Florian Mayer


Es waren Mitglieder der Schickeria, die in ihrem unbeschwerten Ausleben ihres Luxuslebens dachten, der See gehöre ihnen und sie müssen auf niemanden aufpassen oder Rücksicht nehmen. Erinnert mich an den Straßenverkehr, da sind es auch immer dieselben Automodelle und Städtekennzeichen, die sich aufführen als gehöre ihnen die Straße. Dann noch zu behaupten, man hätte nix vom Zusammenstoß gemerkt (man betrachte das Loch im anderen Boot) ist nur noch dreist und sollte mit einem Extrajahr härter bestraft werden. Erst Unfallflucht, und inzwischen erwischt versucht man sich noch immer so fadenscheinig rauszureden. Verantwortung für seine Tat übernehmen, warum auch.

Antwort schreiben

Weitere Kommentare (10)

Dienstag, 22.03.2022 | 10:10 | Renald Netzel


kann gar nicht genug geahndet werden. Für mich ist das Totschlag!! und kein unabwendbares Ereignis. Leider haben die Reichen und Schönen immer gute Anwälte. Zum Glück haben sie eine angemesse??? Strafe erhalten. Evtl. ist ja noch eine Revision möglich??? Ich hoffe nicht!!!!

Antwort schreiben

Dienstag, 22.03.2022 | 07:13 | Günter Korf  | 1 Antwort


Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie sich Hobby Juristen hier äußern. Vermutungen, Unterstellungen und zweifelhafte Behauptungen, führen zu ihrem Urteil.

Antwort schreiben

  • Mittwoch, 23.03.2022 | 09:26 | Florian Mayer

    Es ist auch immer wieder erstaunlich

    wie man darüber erstaunt sein kann, dass persönliches (emotionales) Rechtsempfinden von der fachlichen Rechtsprechung selbstverständlich abweichen kann.

Montag, 21.03.2022 | 15:19 | Hans Schwab  | 2 Antworten


Für zwei junge Menschenleben die für immer beendet wurden sind die Haftstrafen zu gering. Aber in Deutschland hätten diese zwei Mörder noch weniger bekommen! Hier wird man für Steuerhinterziehung härter bestraft als für so eine schreckliche Tat! Wir brauchen eine Justizreform!

Antwort schreiben

  • Mittwoch, 23.03.2022 | 09:32 | Florian Mayer

    Schulze

    wer nicht verstehen will, der versteht auch nicht, egal wie gut die Erklärung war. Vielleicht einfach nochmal LANGSAM lesen, dann kommen Sie sicher dahinter.

Alle Antworten (1)

Montag, 21.03.2022 | 14:53 | Walter Miller


wie andere auch schon schrieben: In Deutschland max. eine kurze Bewährungsstrafe. Rasen egal ob mit Motorboot oder Auto ist in Deutschland ein Kavaliersdelikt. Kann man täglich in deutschen Städten und besonders an den Zufahrtsstraßen zu den Hot-Spots wie dem Nürburgring erleben.

Antwort schreiben

Montag, 21.03.2022 | 14:34 | Rachel Farkas


weil damit klar wird, dass „Möchtegern und Geld“ seine Grenzen hat. Ich finds richtig, richtig, richtig gut, wenn man solche übertrieben agierenden Partytypen mal gewaltig eine vor den Latz knallt! Klasse, super!

Antwort schreiben

Montag, 21.03.2022 | 14:18 | Lutz Keidel


So schrecklich dieser Bootsunfall ist, erlaube ich mir die Frage nach dem Strafmaß des Kapitäns der Concordia zu stellen. Hier sehe ich keine Verhältnismäßig.

Antwort schreiben

Montag, 21.03.2022 | 14:16 | leonhard wolter


Gutes Urteil , nix mit Freikaufen………………,,,,,,,……………………,…,……,………………………………………………………………………………………………………..

Antwort schreiben

Montag, 21.03.2022 | 13:23 | Siegfried Hübschmann  | 3 Antworten


Der deutsche Motorbootfahrer sagt aus, nichts von einem Boot bemerkt zu haben. Da stellt sich jedem mit Sicherheitsmaßnahmen auf See Vertrauten die Frage, ob das italienische Pärchen kurz vor Mitternacht, also in der Dunkelheit, nicht möglicherweise in einem unbeleuchteten Boot unterwegs war. Für diesen Fall wäre dann wohl im Urteil eine Mitschuld bei der Strafzumessung berücksichtigt worden.

Antwort schreiben

  • Montag, 21.03.2022 | 16:06 | Armin Weber

    Hallo Frau Korn,

    das italienische Boot war unbeleuchtet und der Motor abgestellt (was auf dem Gardasee verboten ist). Sie können das nachlesen im Print Focus,der vor zwei Wochen erschienen ist. Dort wird der gesamte Vorgang detailliert dargestellt....

Alle Antworten (2)

Montag, 21.03.2022 | 13:02 | Christian Kross  | 1 Antwort


mit welchen Maßstäben eigentlich die Justiz hantiert. Da fahren zwei offenbar auch noch besoffene Möchtegernplayboys mit Höchstgeschwindigkeit zwei Menschen tot, verdünnisieren sich auch noch anstatt zu helfen und am Ende gibts eine Strafe, die nicht annähernd der Schwere des Vergehens entspricht. Wahrscheinlich verziehen die beiden sich ins Ausland. Achja: ich habe grade einen Strafzettel bekommen, weil ich mit zwei Reifen um etwa 10cm auf einem weißen Parkplatzstreifen stand. Rechts waren ungefähr 15m Platz bis zur Mauer, aber ich habe einen "Rettungsweg" behindert... 55 Euro. Na denn...

Antwort schreiben

  • Montag, 21.03.2022 | 16:10 | Armin Weber

    Bitte mit dem Fall

    richtig auseinander setzen und nicht einfach losschreiben ohne fundierte Recherche. Das italienische Boot war unbeleuchtet und der Motor abgestellt (beides im Dunkeln auf dem Gardasee verboten). Es hat sich herausgestellt,daß das deutsche Boot viiiieeeel langsamer untzerwegs gewesen ist, als in den Medien beschrieben. Das ist Fakt! Nachzulesen im Print Focus vor zwei Wochen.