Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung. Zitate der Woche (20 bis 26)Juni bis September 2001Zitat Nr. 26: 26. August 2001 Prinzipien der Kriegspropaganda Die Prinzipien der Kriegspropaganda sind zum ersten Mal 1871 von dem britischen Diplomaten Lord Ponsonby systematisch dargestellt worden. Danach gelten folgende Regeln:
"Wenn wir wissen, dass die Serben es getan haben, sagen wir, dass die Serben es getan haben. Wenn wir nicht wissen, wer es getan hat, sagen wir, dass die Serben es getan haben. Und wenn wir wissen, dass die Serben es nicht getan haben, sagen wir, dass wir nicht wissen, wer es getan hat." Zitat Nr. 25: 15. August 2001 Im "Wörterbuch" der Frankfurter Rundschau wird täglich ein Begriff, der gerade in aller Munde ist, ethymologisch-kritisch und nicht selten humorvoll unter die Lupe genommen. Am 15. August widmete sich das Wörterbuch den "Waffen". Waffen Gespannt blickt die Welt auf den angepeilten Entwaffnungsprozess in Mazedonien, während
die IRA in Nordirland ihr Entwaffnungsangebot zurückgezogen hat. Wären doch nur alle schwedischen Sinnes. Denn dort heißt's sprichwörtlich: "Waffen sind die schlechtesten Argumente." Aus: Frankfurter Rundschau, 15.08.2001 Zitat Nr. 24: 1. August 2001 Amtgericht Köln Der Kölner EXPRESS (28.07.01) und der Kölner Stadtanzeiger (28./29.07.01) wussten folgendes zu berichten: "Die Belegung eines Urlaubshotels mit bewaffneten Soldaten ist als Reisemangel anzusehen." (Erhalten von der Infostelle der DFG-VK. Vielen Dank dafür!) Zitat Nr. 23: 5. Juli 2001 Martin Luther King Vor wenigen Tagen brachte die US-Regierung ihren Haushaltsplan im Kongress ein. Die Verteidigungsausgaben, die in diesem Jahr bereits die 300 Mrd. US-Dollar-Grenze überschreiten, sollen danach im kommenden Jahr um 18 Mrd. Dollar erhöht werden. Der Rüstungswahnsinn, den wir noch vor wenigen Jahren für überwindbar gehalten haben, ist also noch steigerungsfähig. Dabei erkannte schon der 1968 ermordete Bürgerrechtler, Vietnam-Kriegsgegner und Friedenskämpfer Martin Luther King: "Die Vereinigten Staaten sind der größte Verursacher von Gewalt in der Welt unserer Tage. Eine Nation, die Jahr für Jahr mehr Geld für Militär ausgibt als für sozialen Fortschritt, nähert sich dem geistigen Tod." (Ein Dankeschön an Elke für das gefundene Zitat!) Zitat Nr. 22: 11. Juni 2001 Karl Valentin Karl Valentin auf der Homepage des Friedensratschlags? Jetzt seid ihr wohl ganz verrückt geworden!? Ansprache an die UN: Karl Valentin, mit bürgerlichem Namen Valentin Ludwig Fey, lebte von 1882 bis 1948 und war einer der bedeutendsten Komiker und Kabarettisten des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit Liesl Karlstadt schuf er unvergessene Filmszenen und Dialoge (z.B. Orchesterprobe, Der Firmling, Im Schallplattenladen). Bert Brecht zählte sich zu den größten Fans Karl Valentins. Unser Textausschnitt ist in der Werkausgabe nicht datiert, aber er kann unschwer in die Zeit zwischen 1945 und 1948 eingeordnet werden - obwohl es Karl Valentin zuzutrauen ist, dass er auch noch nach seinem Ableben Hohn über die von ihm verachtete Politikerkaste ausschüttete. - Ein Dankeschön an Ralph für die Fundstelle! Zitat Nr. 21: 27. Mai 2001 Patrice Lumumba Wenn US-Außenminister William Powell dieser Tage seine Antrittsbesuche in ein paar afrikanischen Staaten macht und wohlfeile Reden über Demokratie und westliche Werte hält, sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass es vor allem das Erbe des Kolonialismus ist, das den schwarzen Kontinent in extremster Abhängigkeit und Armut hält. Powell wird auf wichtige Fragen passen müssen, z.B. auf die Frage des Menschenrechtlers Wafula Buke von der "Afrikanischen Befreiungsinitiative" in Nairobi nach der Verwicklung des CIA in den Mord von Kongos erstem Präsidenten Patrice Lumumba 1961. Unser Zitat stammt diesmal aus dem letzten erhaltenen Brief von Lumumba, das dieser kurz vor seiner Ermordung an seine Frau Paulie schrieb: Ich schreibe diese Worte ohne zu wissen, ob sie dich erreichen werden, wann sie dich erreichen werden und ob ich noch am Leben sein werde, wenn du sie liest. In der ganzen Zeit meines Kampfes für die Unabhängigkeit meines Landes habe ich keinen Augenblick daran gezweifelt, dass unsere heilige Sache, der meine Gefährten und ich unser ganzes Leben geweiht haben, zuletzt triumphieren wird. Aber das, was wir für unser Land wollten - das Recht auf ein ehrenhaftes
Leben, unangetastete Würde, uneingeschränkte Unabhängigkeit - wollten der belgische Kolonialismus und seine westlichen Alliierten, die direkte und indirekte Unterstützung, bewusst und unbewusst, bei hohen Funktionären der Vereinten Nationen gefunden haben, jenem Organismus, auf den wir unser ganzes Vertrauen setzten, als wir um seine Hilfe baten, nie. Sie haben einige unserer Landsleute korrumpiert, andere gekauft und sie haben dazu beigetragen die Wahrheit zu verdrehen und unsere Unabhängigkeit
zu beflecken. ... Zitat Nr. 20: 17. Mai 2001 Erich Fried Eure Toten Die Palästinenser an die Zionisten Eure Toten Ihr habt eure Toten verloren Jetzt aber seid ihr Machtanbeter und Mörder geworden Glaubt ihr denn eure Toten würden euch wiedererkennen Darum beruft euch lieber
nicht mehr auf eure Toten Eure Toten sind nun zu Gast bei unseren Toten Erich Fried Zum neuesten Zitat der Woche Zu den vorangegangen "Zitaten der Woche" Zurück zur Homepage |