Wann wurde der Film Ich bin dann mal weg gedreht?

Waren Sie selbst schon vom Pilgerfieber infiziert, als das Angebot kam, das Buch zu verfilmen?

Ich war zwar immer Kerkeling-Fan, hatte das Buch aber nicht gelesen, weil ich nicht gläubig bin. Ich hatte auch nie über das Pilgern nachgedacht. Es gab aber für mich genug darin, mit dem ich wirklich etwas anfangen konnte: Damit, dass ein Mensch in eine Krise gerät, dass er sich fragt, wer bin ich. Was ist mein Lebenssinn. Und sich dieser Situation aussetzt.

Hape Kerkeling wollte sich nicht selbst spielen - was hat das für Sie bedeutet?

Er sah einfach keinen Reiz darin, als 51-Jähriger sein jüngeres Selbst darzustellen. Es kann sein, dass sich viele Leute den Film ohne ihn gar nicht angucken wollen - das wusste ich von Anfang an. Als Regisseurin war ich aber sogar ganz froh: Wenn es etwa um Szenen geht, wo er zusammenbricht und weint, will das ja auch gelernt sein als Schauspieler. Und er fand Devid Striesow im Film dann auch selbst fast gespenstisch gut, wie er gesagt hat. Das war für mich das Wichtigste.

Fünf Millionen Exemplare wurden von "Ich bin dann mal weg" verkauft - worin liegt für Sie der Grund dieses Erfolgs?

Ich denke, die meisten Leute interessiert dieser Glauben neben der Kirche. Sie waren wahnsinnig dankbar, dass da einer auf Augenhöhe sagt: Ich glaube, und das ist meine Form. Die Menschen haben sich darin wiedergefunden und "durften" plötzlich auch wieder gläubig sein.

Gleichzeitig wird es bei Kerkeling natürlich auch lustig, etwa wenn er lakonisch in Badeschlappen zu einer Bergetappe aufbricht.

Das war für uns ein großes Thema, Kerkeling steht ja immer auch für Unterhaltung und Leichtigkeit. Wie sehr zeigt man da, wenn er zwischendurch an einen Tiefpunkt kommt? Ich wollte auf keinen Fall nur die Comedy-Fans bedienen. Wir nehmen die Geschichte sehr ernst - in dem Maß, wie der Weg ihn ergriffen hat, verliert sich die Komödie.

Sie haben an den Originalschauplätzen am Jakobsweg gedreht, dem legendären Camino Francés mit seinen fast 800 Kilometern Länge. Was haben Sie da erlebt?

Es war mir wichtig, den ganzen Weg zu zeigen. Der Name Kerkeling hat uns unterwegs oft Türen geöffnet. In der Kathedrale von Santiago de Compostela durften wir zum Beispiel nachts drehen. Viele Pilger hatten das Buch sogar bei sich und freuten sich, dass sie als Komparsen mitspielen durften!

Fühlt man sich mit so einem Filmtross auf dem Camino nicht auch oft als Eindringling, schließlich ist es den meisten Pilgern ernst mit der Kontemplation?

Es gab einmal eine Situation am Cruz de Ferro, einem wirklich wichtigen Punkt am Camino. Wir mussten absperren, und ich habe gemerkt, jetzt zerstöre ich den Menschen, die so lange gewandert sind, um dort etwas abzulegen, den Moment. Aber es gab auch da genug, die das spektakulär fanden und Selfies gemacht haben.

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Apropos: Nach dem Erscheinen des Buchs im Jahr 2006 wanderten 71 Prozent mehr deutsche Pilger den Jakobsweg als zuvor, man spricht seitdem vom "Kerkeling-Effekt". Haben Sie keine Angst, den neu zu befeuern?

Das vermute ich, leider ja. Denn es ist schon hart, die ganzen Verkaufsbuden, das Merchandising, an den billigen Herbergen stehen Trauben von Leuten zur Übernachtung an. Ich wüsste überhaupt nicht, wie ich da zur Ruhe kommen sollte. Und doch spürt man an vielen Stellen die Bedeutung, die dieser Weg und die Tradition seit Jahrhunderten für die Pilger haben. Das wollte ich zeigen.

Der Film zum Glaubenlernen läuft Heiligabend an. Hilfe von oben?

Ich finde, das passt. Da ist ja erst mal ein schwuler Mann, der sich eng mit zwei Frauen anfreundet. Das kann doch Menschen, die vielleicht alleine mit sich sind in der Zeit, zeigen, wie viele beglückende Beziehungen möglich sind, wenn man sich dafür öffnet.

Drehbeginn Für Pilger-Film

Ich bin dann mal Hauptdarsteller

Wann wurde der Film Ich bin dann mal weg gedreht?

Devid Striesow träumte schon beim Lesen des Bestsellers „Ich bin dann mal weg“ von einer Rolle. Nun geht sein Wunsch in Erfüllung. Auf der Zitadelle in Spandau begannen die Dreharbeiten.

Berlin Mit den Dreharbeiten zum Pilger-Film „Ich bin dann mal weg“ geht für Hauptdarsteller Devid Striesow (40) ein großer Traum in Erfüllung. Nachdem er den 2006 erschienenen Bestseller von Entertainer Hape Kerkeling (49) gelesen habe, habe er sofort den „ganz, ganz großen Wunsch“ gehabt, bei einer eventuellen Verfilmung mitzuspielen, sagte Striesow am Montag. Jetzt ist es soweit. In Berlin begannen die Dreharbeiten für die Geschichte, in der Kerkeling seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg in Spanien verarbeitete.

Zur Vorbereitung auf die Rolle als Hape Kerkeling habe er sich nicht mit Kerkeling selbst ausgetauscht, so Striesow am Rande der Dreharbeiten auf der Zitadelle Spandau, in der das Filmteam unter anderem eine spanische Pilgerherberge nachbaute. Striesow will der Rolle eine ganz eigenständige Prägung geben.

An der Seite von Striesow pilgern im Film Martina Gedeck als mitfühlende, aber etwas unnahbare Schwedin Stella und Karoline Schuch als skeptische, kratzbürstige Journalistin Lena aus England. Katharina Thalbach spielt Kerkelings Omma Bertha und Annette Frier seine resolute Managerin. Regie führt Julia von Heinz („Hannas Reise“, „Hanni & Nanni 2“).

Gedreht wird noch bis Ende September in Berlin, Brandenburg und an Originalschauplätzen entlang des Jakobswegs in Spanien, wie Produzent Nico Hofmann sagte. 2015 kommt „Ich bin dann mal weg“ in die Kinos.

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Warum spielt Hape sich nicht selbst?

Und sich dieser Situation aussetzt. Hape Kerkeling wollte sich nicht selbst spielen - was hat das für Sie bedeutet? Er sah einfach keinen Reiz darin, als 51-Jähriger sein jüngeres Selbst darzustellen. Es kann sein, dass sich viele Leute den Film ohne ihn gar nicht angucken wollen - das wusste ich von Anfang an.

Wo wurde gedreht Ich bin dann mal weg?

Das Filmteam drehte in Berlin, Brandenburg sowie an Originalschauplätzen entlang des Jakobsweges: Roncesvalles, Saint-Jean-Pied-de-Port, Pamplona, Picos, León, Ponferrada, Castrillo, Acebo und Santiago de Compostela.

Wann war Hape auf dem Jakobsweg?

Im Sommer 2001 ging Hape Kerkeling zu Fuß 600 Kilometer von Frankreich bis nach Santiago de Compostela. 2006 erschien der Bericht seiner Pilgerreise, wurde zum Kultbuch und Bestseller-Phänomen, der Titel zum geflügelten Wort. Bis heute ist die Faszination der Lektüre ungebrochen.

Wie lange war Hape Kerkeling auf dem Jakobsweg unterwegs?

Mit seinem knallroten, elf Kilo schweren Rucksack lief Hape von St. -Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela rund 600 Kilometer in sechs Wochen. Und er besiegte dabei seinen „inneren Schweinehund“. Namensgeber der Route ist der Apostel Jakob, der im Jahre 44 nach Christus hingerichtet wurde.